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Machtkampf im Thüringer Landtag: AfD droht mit Verfassungsklage nach Sitzverteilungsänderung

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Die neue Geschäftsordnung schwächt die Position der AfD. Die Partei prüft nun, ob sie ihre parlamentarischen Möglichkeiten mit einer Klage verteidigen kann.
Zusammengefasst

Im Thüringer Landtag sorgt eine Neuregelung der Sitzverteilung in den Ausschüssen für politischen Zündstoff. Die AfD, die bei den letzten Wahlen die stärkste Fraktion im Plenum stellte, verliert durch die Änderung der Geschäftsordnung ihre Sperrminorität in den Ausschüssen. Die Partei sieht darin einen massiven Eingriff in ihre parlamentarischen Rechte und erwägt nun eine Klage vor dem Thüringer Landesverfassungsgericht wie die Junge Freiheit berichtet.

Neue Berechnungsmethode benachteiligt größte Fraktion

Die Änderung wurde von einem breiten Bündnis aus CDU, SPD, der Linkspartei und der neu gegründeten Partei Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) vorangetrieben. Das angebliche Ziel der Neuregelung ist es, kleinere Parteien in den Ausschüssen stärker zu repräsentieren. Die Einführung des sogenannten Rangmaßzahlverfahrens ersetzt das bisherige d’Hondtsche Höchstzahlverfahren, welches größere Fraktionen bevorzugt hatte. Künftig wird die Anzahl der Mitglieder in den Ausschüssen auf zwölf begrenzt, wodurch die AfD nur noch vier Sitze erhält. Dies ist zu wenig, um ihre Sperrminorität aufrechtzuerhalten, die sie bisher für strategisch wichtige Entscheidungen hätte nutzen können.

Hintergrund und Bedeutung der Sperrminorität im Kontext der Demokratie

Eine Sperrminorität bezeichnet man als die Möglichkeit einer Minderheit innerhalb eines Gremiums, die zwar nicht die Mehrheit hat, aber genügend Stimmen besitzt, um bestimmte Entscheidungen zu blockieren. Diese Funktion gewährleistet, dass bedeutende Beschlüsse nur dann gefasst werden, wenn sie auf eine umfassendere Zustimmung stoßen. So wird verhindert, dass eine einfache Mehrheit allein über wesentliche Angelegenheiten entscheiden kann. Dies ist besonders in demokratischen Systemen oder Organisationen mit komplexen Entscheidungsprozessen relevant.

In demokratischen Strukturen wie Parlamenten oder Unternehmen, ist das Mehrheitsprinzip zentral. Entscheidungen werden grundsätzlich von der Mehrheit getroffen. Aber in einigen Fällen, besonders bei grundlegenden Fragen wie Verfassungsänderungen oder Änderungen der Unternehmensstrategie, reicht eine einfache Mehrheit nicht aus. Hier kommt die Sperrminorität ins Spiel. Sie stellt sicher, dass eine qualifizierte Mehrheit (z. B. 2/3 der Stimmen) erforderlich ist, um die Rechte und Interessen von Minderheiten zu schützen. Dieser Mechanismus unterstützt vor allem die demokratische Idee, dass wichtige Entscheidungen im Konsens oder zumindest mit einer breiteren Unterstützung getroffen werden sollten. Er verhindert die „Tyrannei der Mehrheit“, bei der die Interessen kleinerer Gruppen übergangen werden könnten.

AfD sieht demokratische Grundsätze verletzt

Die AfD-Fraktion kritisiert die Neuregelung als eine gezielte Schwächung ihrer Position im parlamentarischen Prozess. Linda Winzer, Pressesprecherin der AfD-Fraktion, erklärte, dass der „Wählerwille konterkariert“ werde und die Änderung „jeglicher Gesetzeslage widerspreche“. Die Sperrminorität, die der Partei bisher die Möglichkeit gab, Entscheidungen maßgeblich zu beeinflussen oder zu blockieren, sei ein zentraler Bestandteil ihres parlamentarischen Wirkens gewesen. Der Verlust dieser Position in den Ausschüssen wird von der AfD als eine Verzerrung des demokratischen Prozesses wahrgenommen.

Verfassungsrechtliche Fragen

Ein zentraler Aspekt der Kritik ist der Grundsatz der Spiegelbildlichkeit. Dieser besagt, dass die Zusammensetzung der Ausschüsse die Kräfteverhältnisse im Plenum widerspiegeln muss. Obwohl die AfD im Plenum mit 32 von 88 Sitzen die größte Fraktion ist, ändert die neue Berechnungsmethode die Mehrheitsverhältnisse in den Ausschüssen zu ihren Ungunsten. CDU, SPD, Linke und BSW haben nun gemeinsam eine Zweidrittelmehrheit in den Ausschüssen, eine Machtstellung, die sie im Plenum nicht besitzen. Es ist bisher unklar, ob diese neue Regelung mit dem Prinzip der repräsentativen Demokratie vereinbar ist. Der parlamentarische Geschäftsführer der AfD Torben Braga deutete an, dass die Partei eine Klage vor dem Thüringer Verfassungsgerichtshof einreichen könnte, um die Rechtmäßigkeit der Sitzverteilung prüfen zu lassen.

Die aktuelle Neuregelung im Thüringer Landtag verdeutlicht, wie etablierte Parteien durch taktische Anpassungen versuchen, den Einfluss der AfD zu begrenzen. Die AfD sieht die Änderung der Geschäftsordnung als einen Eingriff in das demokratische Miteinander im Thüringer Landtag. Sie befürchtet, dass die anderen Fraktionen ihre Mehrheit in den Ausschüssen ausnutzen könnten, um Entscheidungen ohne Berücksichtigung der größten Fraktion durchzusetzen. Aus Sicht der AfD stellt dies einen gezielten Versuch dar, ihren politischen Einfluss zu beschneiden.

Demokratische Prinzipien basieren darauf, dass Wahlergebnisse respektiert und die Kräfteverhältnisse entsprechend repräsentiert werden – sowohl im Plenum als auch in den Ausschüssen, die einen zentralen Bestandteil der parlamentarischen Arbeit darstellen. In einem demokratischen System muss es allen Parteien, auch denen mit kontroversen Positionen, möglich sein, im Rahmen ihrer Wahlergebnisse Einfluss zu nehmen. Wird durch eine Änderung der Geschäftsordnung die Stellvertretung einer bedeutenden Oppositionsfraktion erheblich geschwächt, kann dies als Manipulation demokratischer Prozesse betrachtet werden. Solche Maßnahmen werden das Vertrauen in die parlamentarische Demokratie untergraben.

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Janine Beicht

Janine Beicht ist gelernte Kommunikationsdesignerin, arbeitet aber seit 2020 im Gesundheits- und Sozialwesen. Als Aktivistin engagiert sie sich besonders auf dem Gebiet der Psychologie unter dem Aspekt der jeweiligen politischen Machtinteressen.

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