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ZDF goes Schule
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Bildkomposition; ZDF goes Schule; Norbert Himmler | RND

Das ZDF dringt ins Klassenzimmer ein und tarnt Propaganda als Bildung

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Hinter harmlosen Quizzen und Workshops versteckt sich ein System subtiler Einflussnahme, das Schüler an vorgegebene Informationsquellen bindet. Kritisches Denken wird ersetzt durch linientreue Bewertungen, während alternative Perspektiven verschwinden.
Zusammengefasst

Das ZDF verkauft seine Initiative „ZDF goes Schule“ als edlen Beitrag zur Bildungsförderung, tatsächlich verbirgt sich dahinter der kalkulierte Versuch, den öffentlich-rechtlichen Einfluss tief in die Klassenzimmer hinein auszudehnen. Mit dem Slogan „Bildung für alle“ intensiviert der Sender sein Engagement für Kinder und Jugendliche, bündelt Inhalte auf seiner Internetseite »schule.zdf.de« und deckt Bereiche wie politische Bildung, Medienkompetenz sowie Geschichtswissen ab. Lehrkräfte und Schüler sollen auf kuratierte Produktionen aus der gesamten ZDF-Markenwelt zugreifen können, ergänzt durch herunterladbares Unterrichtsmaterial. Das klingt zunächst harmlos, bis man erkennt, wie der Sender Schulen in ein Netz subtiler Einflussnahme verstrickt und dabei vorgibt, weltanschaulich neutral zu vermitteln.

Partnerschaften als Trojanisches Pferd

Über fünfzig Schulen in ganz Deutschland, »eine Auflistung findet sich hier«, traten im Schuljahr 2025/26 in direkten Austausch mit dem ZDF ein, »inklusive Schulbesuchen von Programmmachenden, exklusiven Newslettern und einem Sounding Board zur Projektentwicklung«. Dazu schreibt das ZDF:

„Mit dem Start des Partnerschulprogramms beginnt das ZDF eine neue Phase der Bildungsinitiative „ZDF goes Schule“: Mehr als 50 Schulen aus ganz Deutschland gehen im Schuljahr 2025/26 in den direkten Austausch mit dem Sender. Die Resonanz auf die Ausschreibung im Frühjahr war groß, fast 500 Schulen bewarben sich mit kreativen Einsendungen und großem Engagement.“

»ZDF« 

Backstage-Angebote und Mitmachaktionen aus verschiedenen Redaktionen sollen das Programm abrunden, während Erfahrungen aus der Pilotphase 2025/26 die Zukunft diktieren sollen. Bewerbungen liefen bis zum 11. Mai 2025, und weiterführende Schulen konnten sich den Sender direkt ins Klassenzimmer holen. ZDF-Intendant Norbert Himmler preist dies als Chance, mit jungen Zielgruppen ins Gespräch zu kommen und zu erfahren, welche Themen sowie Formate Jugendliche erwarten. Er beruft sich dabei auf eine Bildungsstudie, die den Bildungsauftrag des ZDF als wichtig für die Bevölkerung hervorhebt.

„Die Initiative ‚ZDF goes Schule‘ ist auch eine Chance für uns, mit jungen Zielgruppen ins Gespräch zu kommen. […] Die Bildungsstudie hat gezeigt, wie wichtig der Bildungsauftrag des ZDF für die deutsche Bevölkerung ist. ‚ZDF goes Schule‘ leistet hier einen wichtigen Beitrag“

»Norbert Himmler | ZDF-Intendant | ZDF«

Solche Kooperationen tarnen sich als Dialog, dienen aber der Festigung von Senderinteressen in den Köpfen der nächsten Generation.

Kooperationen mit institutioneller Macht

»Das ZDF schmiedet zeitgleich Allianzen« mit Organisationen wie »Journalismus macht Schule«, »UsetheNews«, eine Vereinigung die sich für „Nachrichtenkompetenz und Demokratieförderung“ einsetzen will, »Klicksafe«, „Die EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz“, sowie dem »Verband der Geschichtslehrerinnen und -lehrer Deutschlands«. Das Ziel dieses Netzwerkes ist klar:

„Einer der Schwerpunkte von „ZDF goes Schule“ ist es, Jugendliche fit zu machen gegen Fakenews und Desinformation. Vor allem in diesem Bereich baut das ZDF mit verschiedenen Partnern aus dem Bildungsbereich seine Zusammenarbeit aus.“

»ZDF«

Unter dem harmlos klingenden Schlagwort der „Bekämpfung von Fake News und Desinformation“ werden seit Jahren Strukturen der Meinungskontrolle errichtet. Was als Schutz vor „Hass und Hetze“ verkauft wird, dient längst als Vorwand für Meldestellen, in denen Bürger überwacht und kritische Stimmen erfasst werden. Parallel dazu erlässt die EU Gesetze, die den Meinungskorridor immer enger ziehen und nun wird diese Agenda über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk direkt in die Klassenzimmer getragen.

Eine Premiere stellt der »Vertrag mit dem Bundesarchiv« dar, das erstmals mit einem Medienanbieter zusammenarbeitet, um filmisches Material frei verfügbar zu machen. VGD-Bundesvorsitzender »Niko Lamprecht« nennt dies eine „wertvolle Ergänzung für den Unterricht“ und „eine Plattform der historisch-politischen Bildung in Zeiten von Fake News sowie Verschwörungstheorien“.

Diese Partnerschaften binden staatliche und verbandsnahe Strukturen ein, um ZDF-Inhalte als unverzichtbar zu etablieren und alternative Quellen zu marginalisieren.

Fake-News-Training als Meinungsdisziplin

Ein zentrales Element dieser neuen Umerziehungsprogramme ist die angebliche „Vorbereitung“ auf Fake News und Desinformation, verkleidet etwa als harmloses Quiz namens »Safe News statt Fake News«. Dort entscheidet ausgerechnet der Anbieter selbst, was als seriöse Quelle gilt und was als „Falschmeldung“ zu gelten hat. Mit pädagogischem Anstrich wird hier eine Deutungshoheit trainiert, die Schüler nicht zum kritischen Denken befähigt, sondern sie darauf konditioniert, nur jene Narrative für glaubwürdig zu halten, die dem offiziellen Kurs entsprechen. Das Quiz richtet sich nach eigener Aussage der Organisation „an Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren“.

Screenshot »Hier gehts zum Quiz«

Für Jüngere wurde mit logo! ein ebenso vermeintlich harmloses Quiz zu Deepfakes geschaffen, das vorgibt, gefälschte Fotos und Videos zu entlarven. »Mirko Drotschmann alias MrWissen2go warnt« im Zuge dessen vor der Gefahr, Falschmeldungen zu glauben und begrüßt diese Programme.

„Ich glaube, die Gefahr, einer Falschmeldung aufzusitzen, ist schon größer geworden. Deshalb ist es umso wichtiger, auch über die Mechanismen dahinter aufzuklären.“

»Mirko Drotschmann | ZDF«

Was jedoch als sogenannte Aufklärung verkauft wird, ist in Wahrheit eine Schulung im linientreuen Denken: Nur wer den „richtigen“ Quellen, sprich: denen des öffentlich-rechtlichen Apparats, vertraut, gilt als medienkompetent. Alles andere wird unterschwellig als gefährlich, verdächtig oder gar demokratiefeindlich markiert. Das ist keine Bildung, sondern narrative Konditionierung unter pädagogischem Deckmantel.

Screenshot »Hier gehts zum Logo-Quiz«

„Prominente“ Besuche und Schülerlob als Propaganda

Ein Beispiel: In der Gemeinschaftsschule Sonnenhügel in Völklingen ersetzt ein Besuch von »Mirko Drotschmann«, alias »MrWissen2go« und »Terra X«-Moderator, den Geschichtsunterricht, was Schulleiterin Valentina Trützschler als Riesen-Ereignis und Bereicherung feiert. Sie hebt hervor, dass Kontakt zu bekannten Medienfiguren Nähe schaffe und Vertrauen zu öffentlich-rechtlichen Sendern aufbaue.

„Das ist ein Riesen-Ereignis und eine große Bereicherung für meine Schülerinnen und Schüler. […] Es ist ein Gewinn, in Kontakt zu kommen mit Leuten, die man sonst nur aus den Medien kennt – da eine Nähe herzustellen, finde ich ganz wichtig, weil so auch ein Vertrauen entsteht zu den öffentlich-rechtlichen Sendern.“

»Valentina Trützschler |ZDF«

Schüler Mohamed Belkheir »äußert gegenüber dem ZDF«, viel gelernt zu haben, insbesondere über die Wichtigkeit der Demokratie, und vergibt eine glatte Eins. Trützschler fordert, dass Schüler lernen, welche Quellen zuverlässig sind, und diese auf Plattformen wie YouTube oder TikTok nutzen, wo öffentlich-rechtliche Angebote präsent sind.

„Unsere Schülerinnen und Schüler müssen lernen, wo sie zuverlässige Informationsquellen finden – und sie dann auch gerne nutzen. Etwa, wenn sie auf den Kanälen, die sie kennen – zum Beispiel Youtube oder TikTok – mit öffentlich-rechtlichen Angeboten in Berührung kommen. Aktionen wie der Besuch von MrWissen2go fördern das.“

»Valentina Trützschler |ZDF«

Diese inszenierten Erfolge dienen als Beweis für die Überlegenheit des Senders, doch sie kaschieren, wie Kinder lernen sollen, dem staatsnahen ÖRR als einzigen Maßstab zu akzeptieren.

Online-Portal als zentraler Kontrollpunkt

Zu den Unterrichtsmaterialien zählen zahlreiche ZDF-Sendungen, unter anderem Terra X. Der Relaunch von »schule.zdf.de« ordnet die Wissensangebote neu, ermöglicht eine detaillierte Suche nach Fächern und Themen und liefert gezielt Inspiration für Unterricht oder Referate, alles selbstverständlich innerhalb des Rahmens, den der Sender vorgibt.

Screenshot »ZDF | Unterichtsmaterial«

Viele Inhalte zielen auf weiterführende Schulen ab, doch auch für Jüngere gibt es Angebote, darunter Erklärvideos unter Creative-Commons-Lizenz, die weiterverarbeitet werden dürfen, wie das Schulministerium NRW auf seiner offiziellen Seite bestätigt:

„Ein Großteil der Angebote richtet sich an weiterführende Schulen, aber auch Inhalte für jüngere Zielgruppen sind verfügbar. Außerdem gibt es eine große Auswahl an Erklärvideos unter Creative-Commons-Lizenz, die weiterverarbeitet und verbreitet werden dürfen. Einige Angebote enthalten ergänzendes Unterrichtsmaterial. Das Online-Angebot greift auf kuratierte Bildungsinhalte der gesamten ZDF-Markenwelt zurück.“

»Schulministerium NRW«

Zuasätzliche Unterrichtsmaterial ergänzt kuratierte Produktionen aus der ZDF-Welt. Workshops und Vorträge von Programmmachenden sollen „Lehrende“ bei der Medienkompetenzvermittlung unterstützen. Dieses Portal positioniert den Sender als unverzichtbaren Lieferanten, der den Unterricht mit vorgefilterten Inhalten durchdringt.

Indoktrination statt Unabhängigkeit

Ein Rundfunk, der sich als parteipolitisches Sprachrohr versteht, hat in Schulen nichts zu suchen, denn Bildungseinrichtungen sollen Kinder zum selbstständigen Denken anleiten, nicht zu vorgegebenen Meinungen. Intendanten mit tiefen Verankerungen in Parteistrukturen üben Einfluss auf Programme, Materialien oder Projekte aus, was politische Indoktrination unter dem Deckmantel der Medienkompetenz darstellt.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk entstand zur unabhängigen Information, nicht zur Formung von Weltbildern oder Vermittlung ideologischer Linien. Genau das geschieht jedoch, wenn Vertreter in Klassenzimmern Workshops zu „richtigem Journalismus“ oder Fake-News-Erkennung bzw. Einordnung anbieten, immer mit dem Unterton, dass allein ihre Sicht seriös sei.

Das ergibt keinen Pluralismus, sondern Meinungshygiene. Schulen benötigen offene Debatten, kontroverse Perspektiven und ehrliche Diskussionen, keine Medienpädagogen, die als politische Missionare agieren. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss draußen bleiben und zunächst selbst Unabhängigkeit und den Kern echter demokratischer Vielfalt erlernen!

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Janine Beicht

Janine Beicht ist gelernte Kommunikationsdesignerin, arbeitet aber seit 2020 im Gesundheits- und Sozialwesen. Als Aktivistin engagiert sie sich besonders auf dem Gebiet der Psychologie unter dem Aspekt der jeweiligen politischen Machtinteressen.

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