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Das Autopen-Bild: Trump macht sich im Weißen Haus über Biden lustig

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Die Nutzung des Autopens durch ein Staatsoberhaupt für wichtige Unterzeichnungen kann umstritten sein, die Art, wie Trump damit umgeht, ist eher infantil.
Zusammengefasst

Donald Trump hat im September 2025 eine neue Galerie mit Portraits der amerikanischen Präsidenten in chronologischer Reihenfolge im Westflügel des Weißen Hauses eröffnet, den sogenannten „Presidential Walk of Fame“. Statt des Portraits von Joe Biden, das zwischen den zwei Trump-Portraits hängen sollte, hängt das Bild einer Biden-Unterschrift, die mit einem Autopen gezeichnet wird:

Ein Autopen ist eine Maschine, die die Unterschrift eines Menschen speichert und beliebig mit einem Stift, der in einer Halterung plaziert ist, reproduzieren kann, so dass man auch mit dokumentenechter Tinte Unterschriften herstellen kann. Der Druck ist stets gleichmäßig und die Wiederholungen sind identisch. Prominente und Politiker, die viel unterschreiben müssen, nutzen gerne den Autopen. Diskutabel ist in der Tat, ob auch staatsentscheidende Dokumente per Autopen unterzeichnet werden dürfen. 

Der erste US-Präsident, der sogar ein Gesetz per Autopen unterzeichnen ließ, war Barack Obama, als er 2011 eine Verlängerung des Patriot Acts (Providing Appropriate Tools Required to Intercept and Obstruct Terrorism Act) per Autopen autorisierte. In »Artikel 1 Abschnitt 7« der amerikanischen Verfassung heißt es, der Präsident müsse ein Gesetz „unterzeichnen“ (sign it). Eine Unterschrift durch ein Gerät oder eine benannte Person ist also nicht vorgesehen. Deswegen wurden Dokumente des Weißen Hauses bei Terminenge auch schon mal in andere Länder dem Präsidenten hinterhergeflogen, damit er sie unterzeichnen kann. 

»2005« kam das US-Justizministerium dann zu dem Schluss, es würde reichen, wenn der Präsident die Entscheidung zur Unterzeichnung selbst treffen würde, müsse das aber nicht physisch selbst erledigen. Insofern dürften den Behauptungen von Donald Trump, dass diese Autopen-Begnadigungen von Joe Biden nichtig seien und nicht anzuerkennen, wohl keine Konsequenzen folgen.

Joe Biden erließ am 19.1.2024, einen Tag vor Ende seiner Amtszeit, eine Reihe von Begnadigungen, so für Gen. Mark Milley, Dr. Anthony Fauci, mehrere von »Bidens Familienmitgliedern«, Kongressabgeordnete und Parlamentarier. Der Immunologe Fauci war als oberster Corona-Berater der Regierung immer wieder wegen seiner Rolle bei den Corona-Maßnahmen in Bezug auf Einschränkung von Grundrechen und Durchsetzung von Zwangsimpfungen ins Visier geraten. Fauci äußerte sich „dankbar“ für die Begnadigung, die aber keinem Schuldeingeständnis folgte, sondern präventiv erfolgte, um Fauci vor möglichen Untersuchungen zu schützen. 

„Laptop from hell“

Besonders kontrovers wurde die Tatsache der Begnadigung von Joes Bidens eigenem Sohn Hunter diskutiert. Hunter Biden war in mehrere Skandale verwickelt. Er hatte 2014 einen Posten im Aufsichtsrat von Burisma, dem größten Gasproduzenten der Ukraine, übernommen. Aufgrund dieser Verflechtungen sah Russland die USA als »Drahtzieher der politschen Verwerfungen in der Ukraine« und der dortigen Maidan-Revolution an. Die Begnadigung seines eigenen Sohnes durch Joe Biden kam zu einem Zeitpunkt, an dem Hunter sich bereits »schuldig bekannt hatte«, das Strafmaß aber noch nicht festgesetzt worden war.

Der Fall Hunter Biden ist seit vielen Jahren bekannt. Als Hunter sein Laptop zur Repatatur gebracht hatte, meldete der Landebesitzer darauf gefundene Dokumente beim FBI. Der Inhalt ist in den sozialen Medien bereits ausgebreitet (Drogenkonsum, Sexspiele, auch mit Minderjährigen). Die Aufarbeitung der vielen Dokumente des auch als „Laptop from hell“ bekannten Falls zog sich über mehrere Jahre hin, bis die Thematik irgendwann weiter im Mainstream ankam. Das FBI hatte zwischenzeitlich die Dokumente komplett verloren, doch die an der Strafverfolgung Interessierten hatten Kopien und konnten diese dem schlampig arbeitenden FBI nochmals zur Verfügung stellen. Insgesamt wurden über 10 000 Fotos gefunden, ein 630 Seiten langer Bericht dokumentiert 191 Sexdelikte, 128 Drogendelikte und 140 Wirtschaftsdelikte.

Begnadigungen vor Regierungswechsel

Die Praxis, dass Präsidenten Personen begnadigen ist nicht neu. Auch Bill Clinton begnadigte als eine seiner letzten Amtshandlungen »140 Amerikaner, darunter seinen Bruder Roger und Amerikas bekannteste Kriminelle, Patty Hearst«, die entführte Tochter des Medien-Tycoons Hearst, die ihren Peinigern nur entkommen konnte, indem sie Banküberfälle für sie verübte. Nahezu jeder US-Präsident sprach Begnadigungen aus, die Spitze der Liste führt Franklin D. Roosevelt mit »3687 Begnadigungen« (Stand 2019) an. 

Im November 2025 begnadigte Donald Trump selbst mindestens »77 Personen«, unter ihnen den britischen Milliardär und früheren Tottenham Hotspur-Besitzer Joe Lewis, der sich der Weitergabe von Insiderinformationen schuldig bekannt hatte. Die Begnadigung eines Mannes mit diesen Verstrickungen analysiert »Whitney Webb«: „Es geht nicht um ,Amerika zuerst´, sondern um ,Kriminelle Banksyndikate zuerst´“ („It´s not ,America First´, it´s ,Criminal Banker Syndicate First´“). Der Guardian bezeichnet es als »„klassische autoritäre Taktik“«.

Natürlich bedeutet „unterschreiben“ (sign) in der Verfassung eine eigene Unterschrift per Hand, Geräte wie Autopens gab es damals ja noch nicht. Dennoch gibt es das »Rechtsgutachten von 2005«, dass diese mechanische Unterschrift auch für wichtige Dokumente zulässt. Trump stellt die Unterschriften allerdings darüber hinaus in einen Zusammenhang mit Gerüchten um die abfallende geistige Leistungsfähigkeit von Joe Biden und bezweifelt, dass Biden von der Nutzung des Autopens Kenntnis hatte. Der Autopen würde dann zu einem Instrument des Machtmissbrauchs verkommen, wenn nicht mehr nachvollziehbar sei, auf wessen Geheiß unterzeichnet würde, daher seien die Begnadigungen ungültig. Die Problematik besteht aber, nebenbei gesagt, ebenso bei eigenhändigen Unterschriften, wenn man den Unterzeichner für zu senil hält, kognitiv zu erfassen, was er jeweils unterschreibt. 

„Die ,Begnadigungen´, die Sleepy Joe Biden dem nichtgewählten Kreis von politischen Gangstern und vielen anderen gewährt hat, werden hiermit für nichtig, haltlos and ohne jegliche weitere Gültigkeit oder Wirkung erklärt, und zwar aus dem Grunde, dass sie mit einem Autopen durchgeführt wurden. Anders gesagt: Joe Biden hat sie nicht unterzeichnet, sondern, was noch wichtiger ist: er wusste nichts davon. Die notwendigen Begnadigungsunterlagen wurden ihm weder erklärt noch von ihm genehmigt.“

»Donald Trump on Truth Social«

Wäre die Unterzeichnung der Dokumente tatsächlich nicht von Biden, sondern von eiem seiner Mitarbeiter initiiert worden, hätte Trump Recht und die Dokumente tatsächlich ungültig, aber er kann keine Beweise für diese These bringen.

Infantile Aktion im Weißen Haus

Diese Aktion von Trump in einer offiziellen Bildergalerie im Weißen Haus ist der Würde des historischen Präsidentenamtes und des Ortes in keiner Weise angemessen. Als künstlerische Aktion wäre es eine Form, die satirisch beleuchtet und Kritik oder Fragen aufwirft. Als Staatsaktion aber fehlt der nötige Respekt vor dem Amt und es ist mehr Ausdruck einer persönlichen Fehde. In die politische Auseinandersetzung gehören solche Themen, in eine Portraitgalerie nicht. 

Würde diese kindische Aktion im Weißen Haus Schule machen, könnte man alle Präsidentenportraits des jeweils gegnerischen Lagers durch lächerliche Accessoires ersetzen. Statt Bill Clinton würden Republikaner ein blaues Kleid mit Schatten oder ein Buch „Die Praktikantin“ aufhängen, statt Barack Obama eine Geburtsurkunde und statt Donald Trump Demokraten ein Bildnis einer knallroten Kappe oder ein Portrait von Stormy Daniels. Das wäre ein endloses Hin und Her, um Vorgänger lächerlich zu machen. 

Historische Dimension

Historisch gesehen ist das Auslöschen eines Portrais eine Form der Narrativkontrolle, ein Angriff auf Wahheit und Erinnerung. Die Praxis, einen Menschen aus der historischen Erinnerung auszulöschen ist seit dem alten Rom bekannt (damnatio memoriae), aber auch im 20. Jahrhundert war es gängige Praxis der Nationalsozialisten und der Stalinideologie, überhaupt aller Ideologien, die auf eine Meinung, einen Staatskult und eine staatlich “vorgeschriebene“ Wahrheit setzten, unliebsame Bilder, Texte und Kunstwerke mit anderer Meinung auszulöschen. Solche Praxis ist bewusste Geschichtsklitterung. 

Die Erinnerung an eine Person sollte jedem selbst überlassen werden. Welches Andenken ein Mensch in der Welt und Nachwelt genießt, soll jeder frei entscheiden dürfen. Es ist schlimm genug, dass die Geschichte immer von den Siegern (um-)geschrieben wird, in einem demokratischen Land sollte man sich nicht wie ein Alleinherrscher benehmen.

Politikerbilder als Menetekel

Welche Gefühle Menschen mit dem Anblick von Politikerportraits verbinden, hängt auch mit deren Wirken und Verhalten zusammen. Wie fühlen sich Menschen, die anderen durch ihre Politik Schlimmes angetan haben, nicht zum Wohle der Bürger gearbeitet haben, wenn sie am Ende ihres Lebens realisieren, dass ihr Bild und ihr Name für immer negative Gedanken, Abscheu oder Verachtung hervorrufen? Macht der irdische Lohn, das gescheffelte Geld und das Sonnen in politischem Einfluss es wett, wenn doch durch meine Maßnahmen Tausende zu Schaden gekommen sind und mein Bild die schlimmsten Erinnerungen wachruft? Das ist ein Vermächtnis, mit dem Übeltäter, die in der Öffentlichkeit stehen, über ihren Tod hinaus leben müssen. 

Selbst noch so offensive Propaganda wird an den Tatsachen nichts ändern. Ein Beispiel, wo ein Politiker das Bild über sich festlegen möchte, schlug gerade Wellen. Robert Habeck wird von seinem engen Freund Lars Jessen, in einem Film, der »200 000 Euro Steuergeld« bekam, in Szene gesetzt. Sehen wir hier den Versuch, eine Person auf ein majestätisches Podest zu heben und die Wirkichkeit auszublenden? Die Marschrichtung scheint klar, Habecks Inkompetenz wird als Scheitern seiner Hoffnung umgedeutelt: 

„Der Fakt, dass Habecks Wirtschaftspolitik etliche Unternehmen und das Fundament des Landes ruiniert hat, scheint in ,Wohin. Jetzt.´ nicht thematisiert zu werden. Stattdessen werden Kritiker offenbar als ,Enttäuschte´ hingestellt.“

»NiUS«

Man hat das Gefühl, dass Politkerbilder in Deutschland selten so viele negative Assoziationen mit sich brachten wie in den letzten Jahren, als bei vielen Menschen das Schlimmste zum Vorschein kam. An einer Person klebt der Makel „Fachkraft für Insolvenz und wirtschaftlichen Niedergang“, an einer anderen „Zerstörerin von Deutschland“, weitere wecken die Assoziation „Kriegstreiberei“, „Inkompetenz“ oder „Feind des eigenen Volkes“, bei einigen denkt man an das personifizierte gebrochene Versprechen, bei anderen an Lobbyismus oder Verrat deutscher Interessen. Man sagt, am Ende des Lebens werden Menschen demütig, und wenn solche Politiker auf ihr Vermächtnis zurückblicken, vielleicht würden sie selber gerne lieber ihr Bild aus der Öffentlichkeit ziehen als so in Erinnerung zu bleiben?

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Klara Blick

Klara Blick hat einen Magister Artium in Englischer Philologie und auch einen Abschluss in Geschichte. Sie plädiert für eine Bildungs- statt eine Schulpflicht und war für einen historischen Verlag tätig. Inzwischen arbeitet sie in der Erwachsenenbildung.

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