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Iran zwischen Konflikt und Perspektiven
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Die große Säuberung
Der Pseudokonflikt Iran – Warum auch Teheran die Kooperation braucht, um frei zu werden. Ein Beitrag von Kevin Eßer.
Zusammengefasst

Am 13. Juni 2025 änderte sich alles. In den frühen Morgenstunden startete Israel unter dem Codenamen Operation Rising Lion eine der umfassendsten Militärkampagnen der letzten Jahrzehnte. Über 200 Kampfjets trafen iranische Ziele. Nuklearanlagen, Kommandozentralen, Residenzen hochrangiger Revolutionsgardisten. General Bagheri. General Salami. Tot. Teheran antwortete mit über hundert Drohnen, doch das Signal war klar. Die Zeit der roten Linien ist vorbei. Was folgt, ist kein Krieg. Es ist ein geopolitischer Systembruch, der mehr verschieben könnte als alle Konferenzen der letzten Jahre.

Denn während die Welt auf Raketen starrt, verändert sich im Hintergrund das Kräfteverhältnis. Nicht nur zwischen Israel und Iran. Sondern innerhalb des Irans. Das Regime verliert Kontrolle. Nach außen blamiert, nach innen zerrissen. Die Elite spaltet sich. Zwischen ideologischen Hardlinern und pragmatischen Technokraten, die längst wissen, dass die Zukunft nicht mehr in Moskau oder Peking liegt. Dort gibt es Waffen, aber keine Hilfe. Geld, aber keine Entwicklung.

BRICS war Irans Hoffnung auf Unabhängigkeit vom Westen. Doch was folgte, war Abhängigkeit in neuer Verpackung. China kauft Öl mit Rabatt. Russland nutzt iranisches Territorium als Umgehungskanal für Sanktionen. Indien bremst. Brasilien zögert. Kein ernstzunehmender Partner baut Brücken. Kein Staat liefert Maschinen, Märkte oder Modernisierung. Iran bleibt isoliert. Außenpolitisch und wirtschaftlich.

Gleichzeitig verfolgt China ein stilles Ziel, nämlich die vollständige Einbindung Irans in seine eurasische Achse. Als Gaslieferant, Transitland und geostrategisches Puzzlestück. Wer Iran hält, kontrolliert den Korridor zwischen Kaspischem Meer, Persischem Golf und Mittelmeer. Wenn Iran jedoch kippt oder sich öffnet, bricht diese Achse. Nicht mit einem Knall, sondern mit einem Bruch der Systemlogik. Für China wäre das nicht nur ein Rückschlag, sondern ein strategischer Verlust von Kontinentalrang.

Und das iranische Volk? Ist längst weiter. Jung, klug, urban. Aber eingesperrt. Die Proteste gegen das Kopftuchregime waren kein Kulturkampf, sondern der Schrei nach Würde, nach Zukunft, nach Anschluss. Die Menschen wollen nicht westlich sein. Sie wollen endlich wieder Iraner sein. Freie, stolze, souveräne Menschen in einem modernen Staat.

Genau dort liegt das Zeitfenster. Denn während das Regime taumelt, entsteht für den Westen eine seltene strategische Option. Keine Invasion. Kein Regimewechsel. Aber ein Angebot mit Wirkung. Geordnet, bedingt, real. Der Deal lautet: begrenzte Sanktionslockerungen, Investitionsrahmen, Zugang zu Hochtechnologie, gekoppelt an klare Auflagen. Kontrolle des Atomprogramms, Rückbau paramilitärischer Strukturen, ein Signal zur Öffnung. Keine Gefälligkeit, sondern ein strategischer Tausch.

Die USA stehen dabei vor einer Dreifachentscheidung. Erstens: Sie lassen Iran in Richtung China und Russland abdriften, was ein dauerhaft blockiertes eurasisches Zentrum schafft. Zweitens: Sie destabilisieren Iran weiter und lösen einen Flächenbrand im gesamten Raum zwischen Kaukasus und Rotem Meer aus. Oder drittens: Sie schaffen ein neues Gleichgewicht, in dem Iran zwar nicht westlich wird, aber integrierbar bleibt. Nur dieser dritte Weg erhält amerikanischen Einfluss ohne Truppenbindung, sichert See- und Landkorridore und schwächt die Gegenspieler, ohne offene Eskalation.

Denn ein kollabierender Iran destabilisiert nicht nur die Region. Er öffnet Räume für islamistische Bewegungen, für russische Militärarchitektur in Syrien und für chinesische Rohstoffkorridore durch Zentralasien. Ohne Iran bleibt der Irak ein Vakuum, Syrien ein Protektorat, Afghanistan ein Rückfallraum. Iran ist der einzige Staat im Nahen Osten, der trotz aller Schwäche über Bevölkerung, Zivilisationsbindung und industrielle Grundlage verfügt, um Ordnung zu ermöglichen und nicht nur Chaos zu verwalten. Washington erkennt das. Deshalb gibt es keine öffentliche Offensive. Aber sehr wohl einen strukturellen Plan. Iran soll nicht gebrochen, sondern gebunden werden. Durch Verflechtung. Durch Investitionen unter Bedingungen. Durch Öffnung, die nicht naiv ist, sondern kontrolliert. Ein berechenbarer, wirtschaftlich teilintegrierter und geopolitisch neutralisierter Iran wäre kein Freund. Aber er wäre das, was der Westen braucht. Einen blockierten Krisenstaat kann man nicht ordnen. Einen offenen, aber kontrollierten Übergangsstaat sehr wohl.

Auch Europa spielt eine Rolle. Es war einst Irans größter Exportpartner. Es könnte wieder ein Anker werden. Nicht als moralischer Mahner, sondern als wirtschaftlicher Brückenstaat. Die Infrastruktur dafür existiert. Was fehlt, ist die Entscheidung, den Raum nicht China zu überlassen, sondern selbst zu gestalten.

Ein solcher geopolitischer Pivot ist möglich. Iran kann sich bewegen. Weil es sich bewegen muss. Und der Westen kann gestalten, wenn er erkennt, dass diese Konstellation nicht ewig bleibt. Die Welt wartet nicht. Und wenn der Westen sie nicht strukturiert, tut es jemand anderes.

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein solcher Schritt die Ordnung verändert. 1972 erkannte Nixon, dass die Öffnung Chinas ein größerer Gewinn ist als der Machterhalt in Vietnam. Die Reise nach Peking war kein PR-Gag, sondern ein Bruch mit der Konfrontationslogik. Aus der Isolation wurde Integration. Und daraus wurde Kontrolle.

Vielleicht, steht der Westen, in aller Stille, heute wieder an einem solchen Punkt. Nur ist es diesmal nicht Peking. Es ist Teheran.

Die israelischen Angriffe markieren mehr als eine Eskalation. Sie markieren das Ende einer alten Ordnung und das mögliche Signal einer neuen. Wer darin nur Gefahr sieht, reagiert. Wer es als Gelegenheit erkennt, gestaltet. Vielleicht wird man sich in Jahren nicht an den Angriff erinnern, sondern an die Entscheidung, wie er genutzt wurde.

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Kevin Eßer ist ein deutscher Wirtschaftsliberaler und politisch aktiv. Er engagiert sich sowohl in der WerteUnion als auch in der Atlas-Initiative. In seinen Beiträgen möchte er komplexe Zusammenhänge aus freiheitlicher Perspektive überparteilich verständlich machen.

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2 Antworten

  1. „Der Deal lautet [des Westens]: begrenzte Sanktionslockerungen, Investitionsrahmen, Zugang zu Hochtechnologie, gekoppelt an klare Auflagen. Kontrolle des Atomprogramms, …“

    Huh, wer ist jetzt plötzlich dieses Nebelwort „der Westen“? Das Steuerzahlvieh, die relevant werktätigen Bürger, das völkische und das antivölkische Restvolk + Import-Mischpoke (BILD: Jeder zweiter Häftling ist Ausländer)? Kampf gegen die neoliberale Great-Reset-Kaste aufgegeben?

    Laut meinen Quellen ist der Iran nicht so schwach, wie es hier dargestellt wird.
    Ist sie jetzt da, die Staatsräson? Die „historische Pflicht“: Für Israel (rund um die Uhr?) arbeiten, liefern und (am Brandenburger Tor) sterben, wenn der Bedarfsbefehl kommt? So, wie bis zum letzten Ukrainer auch bis zum letzten Deutschen?

    „Die Bundesregierung muss …“, fordert der Josef S. vom Zentralrat, er bittet nicht. Denn er ist hier kein Gast, sondern viel mehr. Und was, wenn die hier schon länger Lebenden ohne Wanderhintergrund nicht spuren? Wenn also die Mikrogruppe innerhalb der 0,2-Prozent-Minigruppe (Pauschaljuden weltweit) nicht bekommt, was sie will? Kommt dann der Martin mit dem roten Knopf um zur Freude Satans die Apokalypse mit dem nuklearen Winter durchzuziehen?

    „Our armed forces, however, are not the thirtieth strongest in the world, but rather the second or third. We have the capability to take the world down with us. And I can assure you that that will happen before Israel goes under.“
    (Martin van Creveld, archive.md/goybz)

    archive.md/ocTRI identisch mit en.wikipedia.org/wiki/Samson_Option#Martin_van_Creveld 16. Juni 2025, 15:09:40 UTC.

    Moment mal …ich muss zuerst gucken, ob der Autor für die grünbunte … von der Neostasi greifbar ist … ja, ist er laut Internetz in 34065 Kassel. Ich hoffe, daß das keine Fake-Falle von der Correctiv-Taskforce ist. Nun das Zitat zu dem ich mir _ keine _ eigene Meinung öffentlich getraue / aneigne:

    „Das ist schon ein starkes Stück was derzeit mit Unterstützung der Regierungseliten in den USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland und vielen anderen Ländern des Kollektiven Westens abläuft:
    Der nuklear bis an die Zähne bewaffnete Schurkenstaat Israel,
    der als einziger Atomwaffenstaat den Nicht-Weiterverbreitungs-Vertrag nicht unterschrieben und auch seine Atomwaffen nicht der Internationalen Atomenergie-Agentur der UNO unterstellt hat, dieser Terrorstaat, gegen den der Internationale Gerichtshof wegen des akuten Verdachts des Völkermords ermittelt, schwingt sich auf und behauptet, der vom ihm begonnen Krieg gegen Iran sei ein Akt der Selbstverteidigung.
    Das erinnert an die sarkastische Redewendung: „Woran merkt man, wann ein zionistischer Rassist und Kriegstreiber lügt? – Wenn er die Lippen bewegt!“ “

    https://freedert.online/meinung/247913-schurkenstaat-zeigt-sein-wahres-gesicht/

    Juden gegen Juden, es gibt sie noch; israel-kritische Nichtjuden dürfen heimlich im Keller ein kleines bischen aufatmen:
    „Der Vorwurf der Veranstaltungsgegner ist altbekannt: Antizionismus sei verkappter Antisemitismus. Dass dieser Vorwurf ausgerechnet gegen Shoah-Überlebende, Rabbiner, und israelische Dissidenten erhoben wird, offenbart, wie hohl er geworden ist.“
    Globalbridge.ch/die-gute-nachricht-es-gibt-die-juden-die-israel-zu-kritisieren-wagen/

  2. Ich staune gerade gewaltig, aber nicht gewalttätig, wie auf Internet-Seiten, die ich bisher für sehr kritisch oder zumindest gerecht und ausgewogen hielt, die heikle Gründung Israels (ich verbitte mir Existenzrechtablehnungsunterstellung!) und die diesbezügliche Kontra-Wut

    _ von _ Juden _

    komplett ausgeblendet wird! Ich empfehle den Pro- und den Kontrajuden untereinander die Beachtung ihrer eigenen Forderungen zur weltoffenen, lückenlosen, unverdunkelten Diskurs- und Streitkultur. Eine Motivation dazu ohne Kommentar von mir:

    „Israel hat schon immer Besatzung und Vorherrschaft über Frieden und Sicherheit gestellt.
    […]
    Hassan und Levy stützen sich auf den Grundsatz, dass „man die Menschlichkeit und Gleichheit aller Menschen ohne Diskriminierung oder Unterscheidung akzeptiert“. Israel hat diesen Grundsatz seit seiner Gründung ausdrücklich abgelehnt.“

    publiziert die Jüdin Frau Evelyn Hecht-Galinski auf https://www.sicht-vom-hochblauen.de/die-wurzeln-von-israels-ethnischer-saeuberung-in-gaza-von-aaron-mate/ ,“selbstverständlich“ ohne dafür eine jur. Verurteilung wegen Judenhass (offizielles Vereinnahmungs- und Falschsprech: Antisemitismus) befürchten zu müssen.

    Wenn auch nur ein Bruchteil dieser Pauschalaussagen aus Sicht-vom-Hochblauen wahr ist, dann muss mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch für den Iran-Konflikt ein differenzierteres Bild (jur. Gesamtzusammenhang) publiziert werden, als das im obigen im Artikel.

    Zusatzmaterial, ebenfalls innerjüdisch, für nichjüdische BRD-Bürger würde man es Volksleugnung nennen und vermutlich auch kriminalisieren:

    Shlomo Sand: Die Erfindung des jüdischen Volkes,
    Israels Gründungsmythos auf dem Prüfstand
    archive.org/details/dieerfindungdesj0000sand

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