„Warum schläfert Kanada die Armen ein?“ lautet der Titel des meistgelesenen Artikels des Jahres 2022 im Spectator. Er bezieht sich auf das seit 2016 bestehende Gesetz zur medizinisch-assistierten Sterbehilfe (MAID, Medical Assistence in Dying) in Kanada, das im März Erweiterungen erfahren hatte. Kanadas neues Eugenik-Programm weitet die Fälle, die für Euthanasie (wenn der Arzt das Tötungsmedikament verabreicht) und assistierten Selbstmord (wenn der Patient das Mittel erhält, aber selbst einnimmt) qualifizieren, massiv aus. Was ursprünglich für Menschen mit extremen Schmerzen an der Grenze zum Tod gedacht war, wird auch auf psychische Erkrankungen und alle weiteren medizinischen Leiden angewendet. Selbst Drogenmissbrauchsprobleme, Armut oder generell das Gefühl, kein „würdevolles“ Leben zu führen, reichen als legale Gründe aus. Im Klartext zielt das Programm auch auf Menschen ab, die nach Ansicht der Regierung eine Belastung für die Gesellschaft (und die Staatskasse) darstellen. Finanzielle Angebote, um sich selbst umzubringen, werden geboten, finanzielle Hilfen für Therapien oder zum Weiterleben nicht.
Alarmierend ist, dass im Zeitraum von 2016 bis 2021 bereits eine Verzehnfachung der Tötungsfälle, von 1018 auf 10 064, zu verzeichnen war. Menschenrechtsanwälte und Behindertengruppen kritisieren die Praxis des Trudeau-Programms scharf. Der Autor Charles Camosi nennt sie „medicalised violence“ (medikalisierte Gewalt) und „diabolic“ (teuflisch):
Besonders schockierend und beunruhigend sind dann auch die Ergebnisse von Befragungen, die ergeben, wie schnell Euthanasie genehmigt wird: die am häufigsten genannten Gründe, den Antrag zu stellen, waren nicht unerträgliche Schmerzen und bevorstehender Tod, sondern der Verlust der Fähigkeit, an sinnerfüllenden Aktivitäten teilzunehmen oder die Aufgaben des täglichen Lebens durchzuführen, unzureichende Kontrolle der Schmerzen, Verlust der Würde, vermeintliche Bürde für die Familie, Freunde oder Pfleger, Vereinsamung, emotionaler Stress, Armut, Verlust von Autonomie, Kontrolle und Unabhängigkeit.
Schnelle Hilfe zum Einschläfern statt Therapie
Diese Ergebnisse zeigen das klare Versagen eines Staates, der nicht in der Lage ist, sich angemessen um seine Bürger zu kümmern. Die Hilfsangebote in der Gesundheitsvorsorge sind chronisch unterfinanziert. Aber während auch in Kanada Millionen für Rüstungs- und Kriegsindustrie ausgegeben werden, wird im Gesundheitssektor weiter gespart und statt adäquater, aber kosteninstensiver Therapien wird die schnelle Hilfe zum Einschläfern geboten.
Nur Einzelfälle schaffen es manchmal in die Medien. So das Beispiel einer Frau, die das Angebot der Euthanasie in Anspruch nahm, weil sie an Long Covid litt, und die ihre anhaltenden Symptome und der Mangel an finanzieller Unterstützung zu diesem Schritt brachten. Es waren soziale, nicht gesundheitliche Gründe, die hinter ihrer Entscheidung standen, die Frau äußerte selbst, dass sie gar nicht unbedingt sterben wolle:
„I’m very happy to be alive. I still enjoy life. Birds chirping, small things that make up a day are still pleasant to me, they’re still enjoyable. I still enjoy my friends (…) There’s a lot to enjoy in life, even if it’s small.”
„Ich bin sehr glücklich, am Leben zu sein. Ich genieße das Leben immer noch. Zwitschernde Vögel, die kleinen Dinge, die den Tag lebenswert machen, sind immer noch angenehm für mich, erfreuen mich immer noch. Ich freue mich über meine Freunde. (…) Es gibt im Leben viel zu genießen, auch wenn es kleine Freuden sind.“
Tracey Thompson / CTV NEWS
In einem anderen an die Öffentlichkeit getragenen Fall hatte ein Kriegsveteran, der an einer Hirnverletzung und einer posttraumatischen Belastungsstörung litt, eine Hilfsagentur für Kriegsversehrte kontaktiert. Statt einer Therapie und Hilfsangeboten zur Genesung wurde ihm angeraten, doch einen Euthanasie-Antrag zu stellen, obwohl er überhaupt keinen Todeswunsch geäußert hatte.
Inflationäre Handhabung
Was als letztes Mittel bei unheilbarer, schmerzhafter Krankheit gedacht war, wird also zunehmend missbraucht und führt zu einem schnellen Auslöschen des Lebens auch bei Menschen, die sich vielleicht nur kurz in einer suizidalen Phase befinden. Viele Menschen, die in einer solchen Phase oder bei Depressionen therapeutische Hilfe bekommen haben, leben danach ein lebensbejahendes Leben. Problematisch wird es auch, wenn jungen Leuten eingeredet wird, sie seien eine Belastung für andere Menschen oder z. B. – abstrakter – für die Umwelt. Wie empfänglich Jugendliche für dieses Thema sind, zeigte die ARD-Tatort-Folge „Borowski und das ewige Meer.“ Und wer definiert, wann jemand zu würdelos zum Leben ist? Wenn jemand durch Lockdowns gezwungen wurde, sein Geschäft aufzugeben, seinen Arbeitsplatz verloren hat und sich momentan auch würdelos fühlt? Der Artikel: „Kanada schläfert Menschen mit Autismus ein: ,Mengele wäre stolz gewesen“ berichtet von dem MAID-Fall einer jungen Frau mit Autismus, der offenbart, wie leicht die Genehmigungen für MAID ausgestellt werden und wie wenig durchschaubar sie sein können.
Ärzte und Pflegepersonal unter Druck
Ausgebildetes Pflegepersonal beklagt, dass das medizinisch-assistierte Sterben die Palliativpflege insgesamt verändert habe. Anstatt den Prozess des Sterbens teilnahmsvoll begleiten zu können, müssen die Pfleger zusehen, wie auch körperlich Kerngesunde ihr Leben beenden. Die Zeitspanne zwischen dem Angebot zur Euthanasie und der Einnahme des Medikamentes betrage zum Teil nur 24 Stunden. Die Patienten verschließen sich dann auch gegenüber anderen Hilfsangeboten wie schmerzlindernder Medizin, aus der Befürchtung heraus, ihr Entschluss könne dann wanken. MAID wird als „Fürsorge am Lebensende“ propagiert, Alternativangebote nicht mehr gemacht. Die Patienten äußern, dass es wohl eine gute Idee sein müsse, wenn ein vertrauenswürdiger Arzt ihnen das Sterben vorgeschlagen habe.
Erfreulicherweise regt sich auch Widerstand in der Ärzteschaft, viele lehnen das Mitwirken an der aktiven Sterbehilfe ab, da das assistierte Töten von ansonsten körperlich völlig gesunden Menschen wegen kleinerer, oft heilbarer Zustände wie Depression oder Traumata massiv gegen das ärztliche Ethos verstoße. In Kanada fanden sich glücklicherweise nicht genügend Ärzte, um das Programm flächendeckend durchzuziehen.
Sarco-Pod: Der vollautomatische, günstige Tod per Gas-Selbstmord-Kapsel
Die Idee der schnellen, preiswerten Hilfe beim Sterben hat sogar schon Gestalt aus dem 3D-Drucker angenommen, in Form der sogenannten „Sarco-Pods“, futuristisch anmutender Selbstmordkapseln. Im Rahmen der Debatte um (allzu) schnelle Hilfe beim Sterben sind diese Sarco-Pods aber auch sehr umstritten und sogar Gegenstand staatsanwaltlicher Ermittlungen geworden. Die Sarco-Pods stellen ein kostengünstiges, aber zutiefst menschenverachtendes Angebot dar. Die Todeswilligen steigen lebendig in eine Art Sarg, in einer völlig unmenschlichen Sterbesituation, komplett isoliert, ohne begleitende Unterstützung an ihrer Seite. Von einem würdevollen Tod kann bei dieser kalten, isolierten Art des Sterbens nicht gesprochen werden.
Kostengünstig, das ist das Stichwort. Laut einer Studie spart Kanada 136 Millionen Kanadische Dollar (knapp 92 Mio Euro) an Gesundheitsausgaben durch das Euthanasieren seiner Bürger nach dem Regierungsprogramm MAID. Zum Vergleich: eine einzige Taurus-Rakete, die Friedrich Merz, sobald er an die Macht kommt, an die Ukraine liefern will, damit sie auf Russland abgefeuert werden kann, kostet alleine schon 2-3 Millionen Euro. Merz selbst, jahrelang Aufsichtsrats-Chef der deutschen Abteilung von Blackrock, äußerte sich 2018, er gehe „jedenfalls nicht ,unter eine Million Euro´ nach Hause. ,Brutto´, wie er betonte.“ Das sind die Größenordnungen, mit denen hier jongliert wird. Ausgaben für Krieg und Vernichtung werden mit vollen Händen getätigt, während die Politik nicht nur in Kanada das Gesundheitssystem am langen Arm verhungern lässt.
Politiker in der Pflicht
Der Artikel des Spectator „Warum schläfert Kanada die Armen ein?“ nimmt zu Recht die Politik in die Pflicht:
„Since last year, Canadian law, in all its majesty, has allowed both the rich as well as the poor to kill themselves if they are too poor to continue living with dignity. In fact, the ever-generous Canadian state will even pay for their deaths. What it will not do is spend money to allow them to live instead of killing themselves.“
„Seit letztem Jahr erlaubt das kanadische Recht in all seiner Majestät, sowohl den Reichen als auch den Armen, sich umzubringen, wenn sie zu arm sind, ihr Leben in Würde weiterzuführen. Tatsächlich wird der ach so großzügige kanadische Staat sogar für ihren Tod bezahlen. Was er allerdings nicht tun wird, ist, Geld dafür auszugeben, dass sie leben können anstatt sich umzubringen.“
Yuan Yi Zu / THE SPECTATOR
Wofür die Steuergelder ausgegeben werden, gerät zunehmend in die Hände weniger Entscheidungsträger, die sich immer weniger dem Souverän, also dem Volk, verpflichtet fühlen. Anstatt sich um die Belange in aller Herren Länder zu kümmern, ist es Aufgabe des Staates, für die eigene Bevölkerung zu sorgen und den Bürgern hier ausreichende Hilfsangebote zu machen. Der genannte Spectator-Artikel weist darauf hin, dass kaum ein anderes Industrieland so wenig für Sozialfürsorge und Palliativangebote ausgebe wie Kanada und dass die Wartezeiten im öffentlichen Gesundheitswesen so unerträglich lang geworden seien, dass der Oberste Gerichtshof diese Wartenzeiten bereits 2005 als Verletzung des Rechts auf Leben erklärt habe. Woher weht denn jetzt also dieser Wind, der denselben Obersten Gerichtshof die Euthanasie so großzügig anwenden lässt?
Die Spuren führen zum WEF!
Yuval Noah Harari gilt als “rechte Hand“ von Klaus Schwab, dem Gründer und Vorsitzenden des Weltwirtschaftsforums (WEF), dem Ausbilder und geistigem “Ziehvater“ des Young Global Leaders Justin Trudeau:
Für Harari gibt es zwei Kategorien von Menschen, die reiche Elite, die über alle anderen Menschen herrscht und bestimmt, und die breite Masse der Bevölkerung, in seinen Augen die nutzlosen Esser, die mit der Entwicklung von Robotern und KI zunehmend überflüssig werden. In einem Interview mit Daniel Kahnemann aus dem Jahre 2015 legt er seine Ideen dar:
„Jeder Mensch hat einen Wert, hat einen politischen, einen wirtschaftlichen und einen militärischen Wert, schlicht, weil er oder sie ein Mensch ist. (…) Das Zeitalter der Massen ist vorbei. (…) und wenn die meisten Menschen nicht mehr wirklich für das Militär und die Wirtschaft gebraucht werden, ist die Vorstellung, dass es weiter Medizin für die Massen geben wird, nicht mehr so sicher. (…) Zum ersten Mal in der Geschichte gilt: Wenn ich reich genug bin, muss ich vielleicht nicht sterben.“
Yuval Noah Harari / Edge
In demselben Interview führt Harari weiter aus, warum es ihn im Grunde auch nicht weiter interessiert, ob die breite Masse ein lebenswertes Leben führt oder adäquate medizinische Versorgung bekommt, und spricht dort auch seine bekannten, hochgradig verachtenden Worte von der wertlosen Masse, „all diesen nutzlosen Menschen“ („all these useless people“) und dass es die größte Frage der nächsten Jahrzehnte sein wird:
„was wir mit all diesen nutzlosen Menschen [„useless people“] machen sollen. Wir haben dafür kein wirtschaftliches Modell. Meine beste Vermutung, nur eine Vermutung, ist, dass die Nahrung nicht das Problem sein wird. Mit dieser Art von Technologie kann genügend Essen für alle produziert werden. Das Problem ist vielmehr die Langeweile, und was man mit den Menschen machen soll und wie sie irgendeinen Sinn im Leben sehen, wenn sie im Grunde genommen bedeutungslos und wertlos sind [„when they are basically meaningless, worthless“].
Yuval Noah Harari / Edge
In dasselbe Horn stößt der Harvard-Professor Yusuke Narita, Jahrgang 1985, wie der Artikel „WEF-Ökonom: Es ist unsere Pflicht, Senioren in Selbstmordkapseln zu zwingen“ beschreibt:
„Als er [Narita] über die erzwungene Euthanasie der Älteren, um die Welt zu entvölkern, sprach, sagte Dr. Narita, dass, wenn die Senioren den Wink nicht verstehen und nicht in die Selbstmordkapseln steigen, die ihnen die Elite zur Verfügung stellt, die `Möglichkeit, das künftig zur Pflicht zu machen, diskutiert werden wird.´“
Baxter Dmitry / THE PEOPLES VOICE
Alte Menschen sind häufig ein Vorbild an Freundlichkeit, Zurückhaltung und Bescheidenheit und ein Quell langjährig erworbener Weisheit und Übersicht. Sie wissen viel, erinnern sich und können auch durch Vergleiche viele Dinge kritisch einordnen. Was alles auch Werte sind, die der Agenda des WEF nicht genehm sind. Baxter Dmitry schreibt in dem genannten, vollständig von Uncut-News übersetzten Artikel:
„Das wirft die Frage auf, warum der 84-jährige Klaus Schwab nicht mit gutem Beispiel vorangeht und selbst in eine Selbstmordkapsel steigt, wenn er die älteren Menschen zum Massenselbstmord zwingen will. Natürlich wird dies nie geschehen. Schwab hat nicht vor, nach denselben Regeln zu leben, die er dem einfachen Volk aufzwingen will.“
Baxter Dmitry / THE PEOPLES VOICE
Während der Zeit des Corona-Maßnahmen-Zwangs ist von Kritikern der Umgang der Gesellschaft mit den Kindern und den Alten angeprangert worden. Dass die Bürger und selbst Angehörige den unmenschlichen Umgang mit gerade diesen vulnerablen Gruppen akzeptieren, wirft ein Licht auf den Zustand der Gesamtgesellschaft. Auch beim Thema der medizinisch-assistierten Tötung gilt, was Helmut Kohl gesagt hat:
„Die Menschlichkeit einer Gesellschaft zeigt sich nicht zuletzt daran, wie sie mit den schwächsten Mitgliedern umgeht.“
Helmut Kohl / WirtschaftsWoche
Eine Antwort
Im Kontext
causa Bertrand Russel
*1872 Wales †1970
published 2022/11/06
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