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Salafismus und Geschlechtertrennung: Uni Kiel lässt Islamwoche „eskalieren“

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Die Christian-Albrechts-Universität in Kiel gerät in die Kritik, nachdem eine studentische Veranstaltung extremistische Redner einlud und Frauen im Hörsaal nach hinten verwies. Antisemitische Vorfälle und die Rechtfertigung von Gewalt gegen Frauen verschärfen den Skandal, während die Uni-Leitung untätig bleibt.
Zusammengefasst

An der Christian-Albrechts-Universität (CAU) in Kiel sollte eine Veranstaltungswoche den Islam in den Fokus rücken. Doch statt Aufklärung bot die „Islamwoche“ im Mai 2025 ein Schaufenster für rückständige Ideologien, fragwürdige Redner und eine Universität, die ihre Kontrollpflichten ignoriert. Geschlechtertrennung, salafistische Einflüsse und antisemitische Untertöne – die Vorfälle werfen ein grelles Licht auf die Naivität akademischer Eliten und die Gefahren unreflektierter Toleranz.

Geschlechtertrennung im Hörsaal: Ein „Experiment“ der Schande

Die Kieler Nachrichten berichten, dass die Islamische Hochschulgruppe (IHG) Kiel, Organisatorin der Islamwoche, eine Sitzordnung einführte, die Männer und Frauen strikt trennte. Augenzeugen berichteten, dass Frauen durch separate Eingänge in den hinteren Teil des Hörsaals dirigiert wurden, während Männer die vorderen Plätze einnahmen.

„Nach Informationen der Kieler Nachrichten wurde bei den Vorträgen der Islamwoche unter anderem auf eine strikte Geschlechtertrennung geachtet. Augenzeugen berichten, dass Männer und Frauen dazu aufgerufen wurden, unterschiedliche Eingänge zu nutzen und getrennt voneinander Platz zu nehmen. Frauen sollten sich nach hinten setzen, Männer nach vorne.“

»Kieler Nachrichten«

Die IHG sprach von einem „freiwilligen Angebot“ für religiös motivierte „räumliche Distanz“ und betonte, es habe keinen Zwang gegeben.

„In Wirklichkeit handelte es sich um ein freiwilliges Angebot für Teilnehmende, die sich aus religiösen Gründen eine gewisse räumliche Distanz wünschten.“

»Vorstand IHG / Kieler Nachrichten«

Doch die Realität spricht eine andere Sprache: Wer sich einer solchen Aufforderung widersetzt, spürt den sozialen Druck. Die Behauptung, dies sei ein einmaliges „Experiment“, wirkt wie ein zynischer Versuch, die Kritik zu entschärfen. Eine Universität, die sonst bei jedem falschen Pronomen in Alarmbereitschaft gerät, ließ diese Demütigung von Frauen unwidersprochen passieren. Wo bleibt der Aufschrei derer, die sonst „Mikroaggressionen“ anprangern?

Salafismus auf dem Campus: Ein Redner mit Agenda

Unter den Vortragenden war im Mai schon Sertac Odabas, Chef der österreichischen Organisation „IMAN“, die in Bayern und Baden-Württemberg vom »Verfassungsschutz« als salafistisch eingestuft wird. Sein Thema: „Der Quran: Die ewige Herausforderung“.

»odabasoffiziell / Instagram«

„Nach der Islamwoche haben uns kritische Informationen zur inhaltlichen Ausgestaltung der Veranstaltung erreicht“, sagt CAU-Kanzlerin Claudia Ricarda Meyer. „Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst und prüfen sie derzeit.“

»Vorstand IHG / Kieler Nachrichten«

Die IHG behauptet, nichts von Odabas’ Hintergrund gewusst zu haben, und beteuert, seine Vorträge hätten keine extremistischen Inhalte gehabt. Wie glaubwürdig ist diese Unwissenheit?

Der Verfassungsschutz beschreibt „IMAN“ als Organisation mit „modernisiertem Missionierungsstil“, die gezielt unauffällig agiert, um Einfluss zu gewinnen.

„Für Außenstehende ist nicht unmittelbar zu erkennen, dass es sich um salafistische Akteure handelt, die ein extremistisches Weltbild vermitteln wollen. Außerdem wurden die Akteure geschult, ihre Botschaft möglichst niedrigschwellig zu vermitteln, damit ihre Ideologie beim Gesprächspartner Wirkung entfalte.“

»Verfassungsschutzbericht S.71«

Dass eine Hochschulgruppe einen solchen Redner einlädt, ohne seine Verbindungen zu prüfen, zeugt von erschreckender Fahrlässigkeit oder bewusster Ignoranz. Die Universität selbst gab an, lediglich Räume bereitgestellt zu haben, und zwar ohne inhaltliche Kontrolle – ein bequemes Alibi, das die Frage nach Verantwortung offenlässt.

Antisemitismus und Gewaltrelativierung: Die dunklen Schatten der Veranstaltung

Neben der Geschlechtertrennung sorgten weitere Vorfälle für Empörung. Besucher berichteten von »antisemitischen Aufklebern«, die während der Veranstaltung auch auf Laptops sichtbar waren. Ein Referent soll zudem erläutert haben, unter welchen Umständen ein Mann seine Frau „züchtigen“ dürfe, und verwies dabei auf Sure 4, Vers 34 des Korans, der zum Schlagen von „widerspenstigen“ Frauen aufruft.

»Screenshot / Deutschlandfunk«

Die IHG wiegelte ab: Der Vers sei missverstanden, der Redner habe lediglich auf Nachfrage geantwortet. Doch solche Relativierungen sind inakzeptabel. In einem Land, das sich für Gleichberechtigung einsetzt, ist jede Diskussion über „legitime“ Gewalt gegen Frauen ein Skandal – erst recht an einer Universität, die sich als Hort der Aufklärung versteht.

„Ein Referent – so der Vorwurf – habe darüber gesprochen, wann ein Mann eine Frau gegebenenfalls züchtigen dürfe. Außerdem hätten Besucher antisemitische Aufkleber auf den Laptops einzelner Studierender entdeckt.“

»Kieler Nachrichten«

Ein weiterer Redner, Sheikh Ashiqur Rahman Azhari aus England, verstärkt die Zweifel an der Auswahl der IHG. Als Absolvent der Al-Azhar-Universität, die als sunnitische Autorität gilt, aber auch als Schutzwall gegen radikale Strömungen kritisiert wird, trat Rahman bei Anti-Israel-Demonstrationen in London auf.

»Shaykh Ashiq / 𝕏«

Ein Blick auf seinen »Instagram-Account« lässt keinen Zweifel an seiner ideologischen Ausrichtung.
Er teilt Inhalte, die sich auf die Vergänglichkeit des Lebens und das Jenseits konzentrieren oder traditionelle Vorstellungen von Ehe preisen, in denen Segen mit möglichst geringen Verpflichtungen verknüpft wird, oft unter Berufung auf islamische Quellen und Autoritäten. Die IHG feierte ihn vorab auf Instagram, löschte jedoch alle Beiträge zur Islamwoche nach der öffentlichen Kritik. Ein Schuldeingeständnis oder bloße Schadensbegrenzung?

Universitätsleitung: Verantwortungslosigkeit als Prinzip

Die Reaktion der CAU-Leitung unter Kanzlerin Claudia Ricarda Meyer war ein Musterbeispiel bürokratischer Ausflüchte. Man distanziere sich von Inhalten, die den „Grundwerten“ der Universität widersprechen. Gleichzeitig gab Meyer zu, dass die Raumvergabe für Hochschulgruppen Schwachstellen aufweist.

„Die Vorwürfe basierten auf aus dem Zusammenhang gerissenen Einzelaspekten der Aktionswoche.“

»Kieler Nachrichten«

Warum wurden diese Schwachstellen nicht früher erkannt? Die CAU wusste von den Themen der Islamwoche, ignorierte aber die Auswahl der Redner. Dazu heißt es in ihrer Pressemitteilug:

„Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) hat weder bei der Auswahl von Rednerinnen und Rednern mitgewirkt, noch bei der inhaltlichen Organisation. Eine Information darüber, welche Rednerinnen und Redner berücksichtigt werden sollten, hatten wir nicht.“

»Pressemitteilung / CAU«

»Die Universität betont« ihre „Weltoffenheit“ und ihr Bekenntnis zu „Demokratie und Vielfalt“. Diese Worte wirken allerdings hohl, wenn »antisemitische Demonstrationen auf dem Campus« toleriert werden. Im Winter 2024 fanden drei solcher Kundgebungen statt, bei denen Israel als Völkermörder verleumdet und die Hamas als „Widerstandsgruppe“ gefeiert wurde.

Die CAU verwies auf das Hausrecht, das nur für Gebäude gelte, und ließ die Veranstaltungen gewähren. Erst im April 2025, nach massivem Druck von Studierenden und jüdischen Organisationen, »untersagte die Universität« eine palästinensische Veranstaltung, die von Gruppen wie „Students for Palestine Kiel“ organisiert wurde. Offenbar braucht es öffentlichen Druck, um die CAU zum Handeln zu zwingen.

Politische Untätigkeit: Bildungsministerium schweigt

Die Vorfälle in Kiel sind kein lokales Problem, sondern Teil eines bundesweiten Musters. Die politische Aufarbeitung bleibt aus. Als die Islamwoche stattfand, war Karin Prien, heute Bundesfamilienministerin, noch Bildungsministerin in Schleswig-Holstein. Anstatt die schleichende Unterwanderung des akademischen Betriebs zu bekämpfen, setzte Prien auf »Dialog mit muslimischen Verbänden« wie Schura, VIKZ, DITIB und AMJ. Zwar warnte sie gelegentlich vor Parallelgesellschaften, aber konkrete Maßnahmen gegen radikale Einflüsse an Hochschulen blieben aus.

„Mit diesen Treffen in vertrauensvoller und offener Atmosphäre sei nach Ansicht aller Beteiligten ein Weg bereitet worden, um zunächst über zu verständigende Eckpunkte auf dem Weg zu möglichen Vereinbarungen zwischen dem Land und einzelnen muslimischen Verbänden zu kommen.“

»Gemeinsame Erklärung von Schura, VIKZ, DITIB, AMJ mit Kulturministerin Karin Prien«

Ihre Nachfolgerin Dorit Stenke zeigt ebenfalls wenig Initiative. Der Bildungsausschuss des Landtags wird sich am 10. Juli 2025 auf »Antrag der FDP« mit dem Skandal befassen. FDP-Fraktionschef Christopher Vogt nannte die Vorwürfe einen „handfesten Skandal“. Ob diese Debatte Konsequenzen nach sich zieht, bleibt allerdings fraglich.

„Sollten sich die Vorwürfe auch nur teilweise bewahrheiten, wäre dies ein handfester Skandal.“

»Christopher Vogt / ntv«

Die IHG: Ein Wolf im Schafspelz?

Die Islamische Hochschulgruppe Kiel präsentiert sich als harmloser Zusammenschluss muslimischer Studierender. Ihr Verhalten spricht jedoch eine andere Sprache. Ihre Rednerauswahl und die „experimentelle“ Geschlechtertrennung deuten auf eine konservative oder sogar reaktionäre Ausrichtung hin. Die Löschung aller Social-Media-Beiträge zur Islamwoche verstärkt den Eindruck, dass die IHG weniger an Transparenz als an Schadensbegrenzung interessiert ist. Ihre Beteuerungen, Antisemitismus und Gewalt zu verurteilen, wirken wie leere PR-Floskeln, solange die Taten das Gegenteil belegen.

Die Islamwoche an der CAU Kiel ist ein Lehrstück über die Gefahren blinder Toleranz. Eine Universität, die ihre Kontrollpflichten vernachlässigt, eine Hochschulgruppe, die rückständige Praktiken testet, und eine politische Führung, die lieber dialogisiert als handelt, schaffen ein Klima, in dem extremistische Ideologien Fuß fassen können. Die Geschlechtertrennung, die salafistischen Einflüsse und die antisemitischen Untertöne sind keine Ausrutscher, sondern Symptome eines tieferliegenden Problems: der Weigerung, klare Grenzen zu ziehen. Wenn Hochschulen ihre Werte nicht verteidigen, werden sie zum Spielplatz für jene, die diese Werte verachten. Die CAU muss jetzt handeln oder riskieren, dass der Campus endgültig zur Bühne für Intoleranz wird.

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Janine Beicht

Janine Beicht ist gelernte Kommunikationsdesignerin, arbeitet aber seit 2020 im Gesundheits- und Sozialwesen. Als Aktivistin engagiert sie sich besonders auf dem Gebiet der Psychologie unter dem Aspekt der jeweiligen politischen Machtinteressen.

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