Die Verbindungen zwischen Politik und militärisch-industriellem Komplex, ein Begriff, der die gefährliche Nähe zwischen Regierung und Rüstungsindustrie umschreibt, sind auch in der potenziellen Trump-Regierung ein relevantes Thema, was sich konträr zu der von Trump angestrebten Friedenspolitik verhalten dürfte.
Die enge Beziehung des Tech-Milliardärs Peter Thiel zu J.D. Vance, der von Trump als Vizepräsident auserwählt wurde, ist hier der Dreh- und Angelpunkt. Beide Männer stehen nicht nur politisch Seite an Seite, sondern teilen auch eine Vision, in der wirtschaftlicher Erfolg und militärische Aufrüstung eng verknüpft sind. Ein Vizepräsident Vance könnte diese Interessen künftig bis in die höchsten politischen Ämter tragen und den Einfluss des militärisch-industriellen Komplexes in der US-Regierung weiter verstärken.
Investmentfonds setzt auf geopolitische Eskalation
Ein zentrales Element in diesem Netz ist der American Frontier Fund (Tech-Investmentfirma). Dieser Venture-Capital-Fonds, mitgegründet von Peter Thiel, wird vom ehemaligen CIA-Risikokapitalexperten Gilman Louie geleitet. Louie, der enge Verbindungen zu den Geheimdiensten der USA hat und dafür mehrfach ausgezeichnet wurde, prahlte öffentlich damit, wie Krisen wie ein potenzieller Konflikt zwischen China und Taiwan die Renditen des Fonds „über Nacht verzehnfachen” könnten.
“It turns out, according to audio published by Poulson, that a war in the Pacific would be tremendous for AFF’s bottom line.”
„Laut den von Poulson [Jack, Leiter der Überwachungsgruppe Tech Inquiry] veröffentlichten Tonaufnahmen stellt sich heraus, dass ein Krieg im Pazifik enorme Auswirkungen auf den Gewinn der AFF haben würde.”
The Intercept
Der Investmentfonds setzt damit auf geopolitische Spannungen und sieht diese als wirtschaftliche Chance, ein Profit, der sich aus der Eskalation internationaler Spannungen speist. Dass der enge Vertraute Thiels, Gilman Louie, im Geheimdienstbeirat von Präsident Biden sitzt, zeigt, wie breit die Machtbasis dieses Netzwerks reicht. Der American Frontier Fund ist dabei nicht allein, prominente Unterstützer wie der ehemalige Google-CEO Eric Schmidt tragen zu seinem Einfluss bei und stärken die Verflechtung von Technologie und militärischen Interessen in der US-Regierung.
Indem Thiel und Vance die potenziellen Gewinne einer eskalierten Außenpolitik fördern, wächst die Gefahr, dass persönliche Profitinteressen die US-Außenpolitik zunehmend prägen.
Tech-Milliardär zieht Strippen im Weißen Haus
Peter Thiel machte sich einen Namen als CEO des Zahlungsdienstleisters PayPal, bis das Unternehmen 2002 für 1,5 Milliarden US-Dollar an eBay verkauft wurde. Er galt als „Pate“ der sogenannten „PayPal-Mafia“ – einer exklusiven Gruppe von Silicon-Valley-Unternehmern, die durch ihre Vielseitigkeit und Innovationskraft berühmt wurde. Dieser selbstgewählte Spitzname erhielt globale Aufmerksamkeit durch einen Forbes-Artikel aus dem Jahr 2007, der die 13 Männer in stilisierten Gangster-Outfits zeigte. Aus den Reihen dieser Clique entstanden Unternehmen wie YouTube, Yelp, Yammer, LinkedIn und Tesla.
Thiels ehemaliger PayPal-Partner Levchin ist heute als Regierungsberater und offener Unterstützer der NSA aktiv. Nosek, ebenfalls ein PayPal-Alumnus, wurde zum ersten institutionellen Investor in Elon Musks SpaceX und ist Vorstand von ResearchGate. Er blieb Thiel außerdem als Mitgründer des Founders Fund verbunden, der seit 2005 insgesamt 12 Milliarden US-Dollar verwaltet und Investments in Unternehmen wie Airbnb, Spotify, Facebook, Stripe und Neuralink tätigte. Der Begriff „Mafia” lässt sich rückblickend also auch auf die enorme Marktmacht dieser Projekte beziehen: Airbnb war schon 2017 größer als die fünf größten Hotelketten zusammen, ohne eigene Hotels. Spotify, Marktführer im Musik-Streaming, kontrollierte 2020 bereits 83 Prozent des US-Marktes und sorgte für ein radikales Umdenken in der Musikindustrie, indem es traditionelle Vertriebswege durch niedrige Künstlervergütungen verdrängte.
Thiel selbst nutzte die Gewinne aus dem PayPal-Verkauf zur Gründung von Clarium Capital, einem mäßig erfolgreichen Hedgefonds, der 2013 geschlossen wurde. Wichtiger jedoch war seine Gründung von Palantir Technologies im Jahr 2003, heute ein führender Konzern für Überwachung, Big Data und präventive Verbrechensanalyse.
“Government agencies are big buyers of the technology. The FBI, CIA, Department of Defense and IRS have all been customers.”
„Regierungsbehörden sind große Abnehmer der Technologie. Das FBI, die CIA, das Verteidigungsministerium und das Finanzamt sind allesamt Kunden.”
CNBC
Bereits 2017 beschrieb der britische Guardian, Palantir sei in der physischen Welt genauso mächtig wie Google, Microsoft oder Amazon in der digitalen, nur weit diskreter. Palantirs Kundenliste ist ein Who’s Who der Machtzentren: CIA, FBI, NSA, CDC, Marine Corps, IRS, Morgan Stanley, Merck, Airbus, die Vereinten Nationen, um nur einige zu nennen. Bloomberg titelte im April 2018 treffend: “Palantir knows everything about you.” / „Palantir weiß alles über Sie.“
Die Macht von Palantir
Die CIA investierte bereits in der Gründungsphase über ihren Venture-Ableger In-Q-Tel in Palantir, wodurch das Unternehmen heute umfassend im Auftrag der US-Geheimdienste agiert. Palantir überwacht, sammelt und analysiert Daten zu fast jedem, ob Betrüger, Aktivist oder Dissident und erstellt damit detaillierte Profile. Die Daten sind durch Blockchain-Technologie gesichert, und digitale Zugänge sind auf mehrere, per Blockchain geschützte Parteien verteilt.
Seit 2013 setzt die Polizei in Los Angeles auf Palantirs prädiktive Software, um Tumulte im Voraus zu verhindern und „Hotspots“ zu überwachen. Diese Algorithmen militarisieren die Polizeiarbeit. Palantir spielte auch eine Rolle bei den Snowden-Enthüllungen, die die weltweite Nutzung der Software durch Geheimdienste und Polizei offenbarten. In Deutschland setzte 2017 die Hamburger Polizei auf Palantir zur Überwachung. Die Software „Gotham“ analysiert Netzwerke, etwa durch Social Media und Telefongespräche.
2022 bot Palantir das System „Vera“ der bayerischen Polizei an, trotz Datenschutzbedenken. Einige Bundesländer, darunter Bayern, NRW und Hessen, setzen auf die Software, auch wenn das Bundesinnenministerium eine unabhängige Lösung favorisiert. Palantirs Technik wird als flexibles Werkzeug zur Analyse großer Datenmengen beschrieben, ursprünglich für Geheimdienste entwickelt. Ein Palantir-Handbuch zeigt, wie einfach die Polizei mit einem Namen private Daten und Bewegungen rekonstruieren kann.
Das Unternehmen unterstützt auch Projekte wie Pegasus, eine Spionagesoftware, die verschlüsselte Apps ausnutzt, und ClearView AI, das Gesichter aus sozialen Netzwerken identifiziert.
KI-Kriegsführung
Diese Technologien beeinflussen den Alltag, auch in Kriegsgebieten: Palantir hilft der Ukraine, russische Truppenbewegungen zu überwachen.
Das israelische Militär nutzt Palantirs KI, um Ziele im Gaza-Streifen auszuwählen, basierend auf Metadaten wie E-Mails, Gesprächen und Social Media. Das Ziel ist die präzise Kriegsführung, doch die Realität zeigt Tausende Tote und Verletzte. Entweder ist die Software fehlerhaft oder die angebliche „Präzision“ eine Illusion. Peter Thiel, hinter Palantir, bleibt unbeeindruckt und verfolgt in Projekten wie der „Privatstadt“ Próspera in Honduras seine Visionen. Dort gelten nicht die Gesetze von Honduras, sondern die des Betreibers. Thiel nutzt internationale Schiedsgerichte, um seine Interessen durchzusetzen und den Staat Honduras zu gefährden. Diese Praktiken sind Teil seiner Strategie, den globalen Finanzmarkt von staatlicher Kontrolle zu befreien und private Monopole zu etablieren.
Fazit: Subtile KI-gesteuerte Überwachung und Kriegsführung gewinnt an Einfluss innerhalb US-Politik
Peter Thiel unterstützt also u.a. das israelische Militär im Gazastreifen bei Überwachung und gezielten Angriffen auf Palästinenser wie auch ukrainische Kriegslogistik. Thiels Big-Data-Technologien zerstören weltweit Privatsphäre, ermöglichen Verfolgung und setzen auf das Konzept der „Präkriminalität“. Auch in den USA nutzt die Einwanderungsbehörde ICE Palantir-Software für Überwachung und Kontrolle. Thiel pflegt enge Verbindungen zur CIA und der Rüstungsindustrie und baut seit Jahren seine politische Macht aus.
Thiel, der als Trumps „Schattenpräsident“ bekannt ist, steuerte 2016 maßgeblich zu Trumps Wahlsieg bei und hat seitdem noch größeren Einfluss gewonnen. Nun setzt er auf den republikanischen Senator J.D. Vance als Vizepräsidenten, den er seit Studienzeiten fördert. Thiel unterstützte Vances Karriere mit Millionen und half ihm persönlich dabei, Trump für sich zu gewinnen. Jetzt, da Donald Trump erneut zum Präsidenten gewählt wurde, ist Thiels Einfluss im Weißen Haus gesichert.