Ein israelischer Luftangriff auf das christlich geprägte Dorf Aitou im Norden des Libanon hat die internationale Gemeinschaft in Aufruhr versetzt, wie der Guardian berichtet. Bei dem Angriff am Montag wurden offenbar mindestens 20 Menschen getötet, darunter Frauen und Kinder. Aitou liegt weit entfernt von den Machtzentren der Hisbollah in Beirut und im Süden und Osten des Landes. Das ZDF berichtet heute ebenfalls von Angriffen auf den Nordosten des Libanon, wo das israelische Militär nach eigenen Angaben eine Hisbollah-Zentrale aushob.
Der Angriff auf Aitou markiert eine Ausweitung des israelischen Konflikts auf Gebiete, die zuvor als sicher galten und keine Hisbollah-Hochburgen waren. Dies ist eine Ausnahme, da Israel seine Angriffe üblicherweise auf Hisbollah-Stellungen konzentriert, wie etwa in der Bekaa-Ebene oder in den südlichen Vororten von Beirut.
Nun fordert das UN-Menschenrechtskommissariat eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls, wie der Südkurier berichtet. Ein Sprecher der Organisation erklärte am Dienstag in Genf, die Ereignisse müssten „rasch, unabhängig und gründlich“ aufgeklärt werden. Dabei stehe die Frage im Raum, ob das Kriegsrecht sowie die Prinzipien der Verhältnismäßigkeit und Zielgerichtetheit eingehalten wurden.
Parallel dazu meldete die IDF, dass in der vergangenen Nacht zwei bewaffnete Angreifer im Westjordanland getötet und über 20 Personen festgenommen wurden. Gleichzeitig berichtet die UNO von der Vertreibung von über 400.000 Kindern im Libanon, die durch den Krieg heimatlos geworden sind. (HAARETZ)
Zusätzlich zu den zivilen Verlusten und der wachsenden humanitären Krise in der Region steht Israel nun auch vor einem internen Problem: Berichten zufolge mangelt es dem Land zunehmend an Abfangraketen, was seine Verteidigungsfähigkeit gefährdet. Trotz internationaler Kritik, insbesondere durch eine gemeinsame Erklärung von Italien, Großbritannien, Frankreich und Deutschland, die Israel aufforderten, Angriffe auf UN-Friedenstruppen einzustellen, weitet die israelische Armee ihre Operationen aus. Der Angriff auf Aitou, der weit von den bisherigen Kampfgebieten entfernt liegt, verdeutlicht den wachsenden Radius der Gewalt.
Während die UNO eine unabhängige Untersuchung des Luftangriffs fordert, wächst die Sorge, dass der Konflikt weiter eskaliert. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu bestritt unterdessen Vorwürfe, dass israelische Truppen absichtlich UN-Friedenstruppen schaden würden, und drängte darauf, dass diese sich von den Kampfgebieten fernhalten sollten, um ihre Sicherheit zu gewährleisten.
Der Druck auf Israel wächst, während sowohl im Gazastreifen als auch im Libanon die humanitäre Lage sich zunehmend verschlechtert. Die Luftangriffe auf den Gazastreifen, wo etwa 400.000 Menschen gefangen sind, werden fortgesetzt. Die Vereinten Nationen warnen erneut vor einer drohenden Hungersnot, da seit Anfang des Monats keine Nahrungsmittel in den Norden Gazas gelangen.
Menschenrechtsorganisationen, darunter B’Tselem und Physicians for Human Rights, appellierten an die internationale Gemeinschaft, Israel von einer möglichen „Aushungerung“ und Zwangsumsiedlung der Bevölkerung abzuhalten, was als Kriegsverbrechen angesehen werden könnte.