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Schuldbekenntnis eines faschistoiden „Vaters“

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Kein Mensch geht durchs Leben, ohne schuldig zu werden. Ich habe am 10.06.2024 erkannt, dass ich eine große Sünde begangen habe. Welche? Ich hatte bisher angenommen, dass sexuelle Aufklärung von Kindern Sache der Eltern sei. Nun weiß ich: sie ist Sache des Staates. Da die Voraussetzung für Vergebung der Sünden aufrichtige Reue ist, verfasse ich dieses Bekennerschreiben, in welchem ich meine Schuld vollumfänglich eingestehe, in der Hoffnung auf Erlangung von Vergebung durch die Hohepriester*innen der neuen Weltreligion und ihrer Vollstrecker.
Zusammengefasst

Zum besseren Verständnis beginne ich mit einer Vorgeschichte: Ich selbst bin unter heutzutage unvorstellbar verstockten moralischen Bedingungen aufgewachsen:

Meine Kindheit unter zurückgebliebenen Faschisten

  • Meine Elternteile haben mich – obwohl meine Mutter der 68er Bewegung angehört hatte – nicht kindeswohlgemäß schon im Alter von vier Jahren darüber aufgeklärt, dass es 293 Geschlechter gibt, dass man sein Geschlecht selbst bestimmen kann, dass es notwendig ist, die eigene sexuelle Identität zu hinterfragen und durch mannigfaltiges Experimentieren herauszufinden, welchem Geschlecht man sich zugehörig fühlt.
  • Sie haben mir nicht mit fünf Jahren die Freuden der Selbstbefriedigung erklärt, mich nicht dazu ermutigt, mit sechs Jahren unbedingt schon erste sexuelle Erfahrungen zu sammeln und mit sieben Jahren meine Jungmännlichkeit zu verlieren. Sie haben mich auch nicht dabei zusehen lassen, wie sie miteinander intim waren und mich auch nicht zu zertifizierten Expert*innen für Sexualität und körperpositive Frühsexualisierung gebracht, wo ich das außer Haus hätte beobachten und erlernen können.
  • Auch meine Volksschule (= Grundschule) hat nichts dazu beigetragen, mir rechtzeitig und altersgemäß all diese wichtigen Informationen nahezubringen. Es gab keine Masturbationsräume, keinen Anschauungsunterricht, und meine Lehrer*innen haben sich nie vor mir entblößt.

Meine weiblich bzw. männlich gelesenen Elternteile und meine Lehrer*innen haben einfach gewartet, ob mich ein bestimmtes Thema interessiert und ich sie etwas dazu frage. Wenn ich es getan habe, haben sie meine Fragen klar und verständlich beantwortet, mir aber darüber hinaus kein weiterführendes Wissen aufgedrängt. Als ich z.B. danach fragte, wie Kinder gemacht werden, haben sie mir nur den altbackenen Zeugungsakt erklärt, nicht aber alle Varianten künstlicher Befruchtung bis hin zu Samenspende und Eizellenspende. Als ich danach fragte, wie das mit der Erektion ist, haben sie mir nur ein einziges, langweiliges Gedankenmodell angeboten, mir aber nichts über Penispumpen, Penisringe und potenzsteigernde Medikamente erzählt. Heute würde man sagen: Sie haben mich durch bewusste Auslassung indoktriniert.

Vielleicht liegt es daran, dass ich später zu einem so verstockten Faschisten wurde, der die Segnungen unserer Demokratie nicht erkennt und für sich annimmt, egal ob es um Genspritzen, Laborfleisch, Insektennahrung oder Weltklimarettung durch Kinderarbeit in den Kobaltminen des Kongo geht. Vielleicht laufe ich deshalb nicht auf „Demos gegen Rechts“ mit und schaue täglich abends den Staatsfunk, sondern organisiere Demonstrationen für die Rechtsstaatlichkeit und blogge für den Querdulli und Bauschaumanwalt Markus Haintz. Wer weiß, vielleicht wäre mein Leben anders verlaufen und ich wäre jetzt EU-Kommissar für Spritzenbeschaffung, Volksbelehrung oder Aufrüstung, wenn meine Kindheit anders gewesen wäre.

Mein großer Rechtsirrtum und Rollenirrtum

Wie dem auch sei: Ich geriet, wie ich jetzt weiß, in einen unverzeihlichen Trugschluss über die Bedeutung der Rolle männlich gelesener Elternteile (das faschistoide Wort „Vater“ benutze ich selbstverständlich nicht mehr, seit mir meine frühere Verblendung klar geworden ist!). Ich bin nämlich davon ausgegangen, dass es die Aufgabe eines männlich gelesenen Elternteils sei, die eigenen Kinder davor zu schützen, frühzeitig mit Sexualität, Pornographie und Prostitution sowie mit allen anderen Dingen, die erst ab einem gewissen Schutzalter freigegeben sind, konfrontiert zu werden. Ich dachte auch, dass es meine Aufgabe sei, meinen Kindern unaufdringlich, aber zuverlässig als Vertrauensperson gegenüberzustehen, wenn sie so weit sind, sich mit dem einen oder anderen Thema befassen zu wollen. Und ich dachte sogar, dass der Staat sich nicht in die Erziehung meiner Kinder in Fragen des Glaubens, der Weltanschauung und der Moral einmischen dürfe.

Meine Erleuchtung am 10.06.2024

In einer Gerichtsverhandlung in Obsorgefragen vor dem zuständigen Bezirksgericht wurde ich am 10.06.2024 eines Besseren belehrt. Ich weiß nun, dass es einen überwältigenden Konsens in der Wissenschaft darüber gibt, dass Kinder Expert*innen benötigen, um kindeswohlgerecht und altersentsprechend aufgeklärt zu werden. Dass diese – und nur diese – in Übereinstimmung mit den Richtlinien der WHO darüber zu entscheiden haben, in welchem Alter welches Kind sich mit welchem Thema befassen muss.

Ich weiß nun, dass es eine unvorstellbare Hybris war, meiner Rolle als männlich gelesenem Elternteil dabei irgendeine Bedeutung beizumessen. Ich weiß nun, dass mein rechtmäßiger Platz der eines „ausführenden Organs der wissenschaftlichen Staatsdoktrin“ ist und man mir schlimmstenfalls meine Kinder wegnehmen muss, wenn ich diese mir zustehende Rolle nicht ordentlich ausfülle. Natürlich im Interesse des Kindeswohls.

Ich weiß nun, dass ich mich nicht dagegen wehren darf, wenn vor den Augen meiner Kinder (im Grundschulalter) durch Dritte Zungenküsse getauscht oder Geschlechtsverkehr ausgeübt wird. Dass ich nicht darauf warten darf, bis sie sich erstmals für Geschlechtlichkeit interessieren, um ihnen zu erklären, dass man heterosexuell, homosexuell, bisexuell, asexuell, polysexuell, omnisexuell, pansexuell, sapiosexuell, transgender, queer, genderfluid, genderneutral und vieles mehr sein kann. Dass sie das unbedingt jetzt schon alles lernen und wissen müssen, und mein Bestreben, sie davor zu schützen, ihre freie Entfaltung gefährdet.

Ich weiß nun auch, dass es eine Kindeswohlgefährdung ist, wenn ich meine Kinder auf eine Demonstration der Außerparlamentarischen Opposition für die Rechtsstaatlichkeit mitnehme, dass es aber kindeswohlentsprechend ist, wenn sie – auch unbeaufsichtigt – an einer „Pride“ Demonstration teilnehmen.

Ich weiß nun sogar, dass ich mir nicht herausnehmen darf, die Lektüre meiner Kinder einer „Zensur“ zu unterwerfen und ihnen z.B. im Alter von 8 Jahren noch nicht zu erlauben, explizit für 12-jährige geschriebene LGBTQIA+ Aufklärungsbücher von Dritten zu bekommen und/oder zu lesen.

Sexualpädagogische Konsequenzen

Da ich immer noch faschistoid genug bin, meine Kinder nicht der wohlwollenden Fürsorge des Staates aushändigen zu wollen, und immer noch die Rolle des männlich gelesenen Elternteils für sie beibehalten möchte, habe ich die Notwendigkeit eines Umdenkens erkannt und bin sehr tief in mich gegangen. Ich habe aus meinen Verfehlungen gelernt und mein Unrecht erkannt und bereue zutiefst.

Folgende konkrete Änderungen in meinem Denken und Verhalten kann ich der liebenden Staatsgewalt hiermit zusichern:

  1. Ich werde ab sofort auftragsgemäß eine zertifizierte sexualpädagogische Schulung absolvieren, wo ich lernen werde, was ich meinen Kindern mit welchen exakten Worten und zu welchem genauen Zeitpunkt im Hinblick auf Sexualität erklären, sagen oder beibringen darf.
  2. Selbstverständlich werde ich bei dieser Maßnahme voll kooperieren, alle Inhalte, ohne sie zu hinterfragen, in mein Gedankengut übernehmen und keinen Widerstand leisten.
  3. Ebenso selbstverständlich werde ich meiner Staatsbürgerpflicht nachkommen, die erlernten Inhalte zum mir angeordneten Zeitpunkt in der mir vorgeschriebenen Form an meine Kinder weiterzureichen.
  4. Und genauso selbstverständlich werde ich umgehend alle veralteten Bücher aus meinem Bestand, die kindeswohlgefährdende Inhalte (Liebe, Treue, Ehe, Zweigeschlechtlichkeit) haben oder faschistische Wörter („Mutter“ / „Vater“) benutzen oder die in sonst einer Weise Kindern ein rückständiges Familienmodell anbieten oder nahelegen, öffentlich verbrennen. Das gilt z. B. für alle Liebesromane von Georgette Heyer, die Artus-Sage, jede pädagogische Fachliteratur vor 2020 und die Bibel.

Zur Ablegung einer staatlichen Prüfung über mein erfolgreiches Umdenken und zum Nachweis darüber, dass ich alle mir verordneten sexualpädagogischen Inhalte der Moderne auftragsgemäß erlernt habe, erkläre ich mich hiermit freudig bereit.

„Wer Böses tut oder seine Seele quält, dann bei Allah um Barmherzigkeit bittet, der wird Allah als vergebend und barmherzig vorfinden“ (Sure 4, Vers 110). 

Niederösterreich, am 12.06.2024

Mag. Alexander Ehrlich

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Alexander Ehrlich ist Vater von vier Kindern zwischen 8 und 19 Jahren und Stiefvater von zwei weiteren im selben Alter. Er hat sich Zeit seines Lebens – sowohl im eigenen Umfeld, als auch als Arbeitgeber, als auch öffentlich – für Entkriminalisierung von Homosexualität, Gleichberechtigung homosexueller Paare in Hinblick auf Partnerschaft und Kinderwunsch, Nichteinmischung des Staates ins Privatleben und gesellschaftliche Toleranz für alle Lebens- und Liebensformen eingesetzt. Er hat 14 Mal an der „Vienna Pride“ teilgenommen (bis er am 20.06.2021 nach seinem vehementen Auftreten gegen #Impfpflicht dort durch einen Unbekannten niedergeschlagen und erheblich verletzt wurde) und selbst Vorträge über die „LesBiSchwule Geschichte der Stadt Wien“ gehalten (u. a. auch für die Parteispitze der österreichischen „Grünen“). Man kann ihm bestimmt keine Homophobie oder Intoleranz andichten.

Am 10.06.2024 wurde ihm durch das zuständige Familiengericht bzw. dessen beigezogene Sachverständige unmissverständlich klargemacht, dass seine Sexualmoral in Bezug auf Kinder veraltet ist, er hinsichtlich der Pflichten und Rechte eines Vaters im Irrtum sei und die sexuelle Aufklärung seiner Kinder durch staatlich zertifizierte Expert*innen zu erfolgen habe.

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Alexander Ehrlich

Grundrechtsaktivist und Demoorganisator in 🇩🇪, 🇦🇹 und 🇪🇺. Christ, Antifaschist, Pazifist, Anhänger Voltaires. Gegen Kapitalismus, Korruption, Hetzer und Nazis.

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