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Zensur-Petition: Wie Kulturschaffende künstlerische Freiheit abschaffen wollen 

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Nukleare Ambitionen
Die „Deepfakes verbieten!“-Petition von Marc-Uwe Kling & Co. entlarvt sich als Zensurangriff auf die Satire – ein Totalverbot soll Kreative knebeln, während die Kulturschaffenden-Elite ihre eigene Freiheit längst genossen hat. Wer Spott kriminalisiert, öffnet die Tür für einen linken Polizeistaat.
Zusammengefasst

Manchmal reicht »ein einziges Video«, um den ganzen Irrsinn einer Forderung zu entlarven. Vor kurzem veröffentlichte ein Twitter-Nutzer, der mit Vornamen so heißt wie ich, einen Clip, in dem einige der Erstunterzeichner einer Petition aufs Korn genommen werden. Die Petition trägt den Titel »„Deepfakes verbieten“«. In dem Video sieht man keine Täuschung oder Manipulation mit dem Ziel, das Publikum in die Irre zu führen, sondern schlicht eine digitale Verballhornung der Erstunterzeichner, die sogar noch kenntlich gemacht wurde. Ein bisschen Spott, ein wenig Überzeichnung, das, was man seit Jahrhunderten Satire nennt. Und genau das will Marc-Uwe Kling, der Erfinder der Känguru-Chroniken, einer infantilen Buchreihe linksliberaler Erwartbarkeiten, der Oberpetitionär dieser Forderung, verbieten lassen. Willfährig wollen sogenannte Kulturschaffende den Witz kriminalisieren, vermutlich, weil sie dieser Technik kraft fehlender Kompetenz und Ignoranz nicht mächtig sind und ganz bestimmt, weil ihr Weltbild ein autoritäres Weltbild ist.

Die Petition selbst ist schnell zusammengefasst. Eine Handvoll Kulturschaffender und »sogenannter Intellektueller« fordern, dass Deepfakes in Gänze untersagt werden. Sie lassen dabei keinen Zweifel, dass sie es ernst meinen. Zitat: „Um Wirkung zu entfalten, muss das Verbot allgemein und absolut sein. Auch für die Satire darf es keine Ausnahmen geben, denn sonst ließe sich immer behaupten, eine Fälschung sei doch nur Satire.“ Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe Angst, wenn ich so einen Satz lese. Denn in diesen Sätzen steckt nicht der Wunsch nach Schutz, sondern die nackte Furcht vor Freiheit. Wer Satire verbieten will, will Kritik verbieten. Wer Ausnahmen ausschließt, will keine Grenzen ziehen, sondern einen Käfig des politisch Linkskorrekten errichten.

Das erinnert mich in erschreckender Weise an historische Vorläufer. In der Reichsschrifttumskammer durfte ein Werk nur erscheinen, wenn es staatlich genehmigt war. Heute soll es genau andersherum laufen, jedoch in derselben Denklogik: Werke sollen von vornherein verboten sein, wenn sie nicht dem Weltbild einer links-moralischen Elite entsprechen. Die Methoden ändern sich, der Geist bleibt der gleiche. Damals verbrannte man Bücher, heute will man Dateien löschen. Beides geschieht im Namen einer angeblich höheren Moral. Und beides ist nichts anderes als Zensur.

Zensur als diktatorisches Werkzeug

Besonders perfide ist, dass die Forderung von Menschen kommt, die selbst von der Freiheit der Satire gelebt haben. Oliver Kalkofe zum Beispiel. Ohne seine derben Parodien, ohne seine gnadenlose Übertreibung wäre er nie bekannt geworden. Heute will er genau diese Form des Ausdrucks anderen verwehren. Warum? Weil er die Technik nicht versteht. Aber Software lässt sich nicht, so sehr es die Protagonisten auch wünschen, aus der Welt schaffen, schon gar nicht global. Open Source ist zwar nicht grenzenlos, jedoch kann man in den gesetzten Grenzen durchaus arbeiten, und jeder, der über ein Mindestmaß an technischer Kompetenz verfügt, weiß das. Kalkofe und Konsorten jedoch nicht. Und so rufen sie nach Zensur, anstatt sich zu fragen, warum ein Künstler die Werkzeuge der Kunst bekämpfen sollte.

Noch schwerer wiegt jedoch der Mechanismus dahinter. Es geht nicht um links oder rechts, nicht um Ideologien im klassischen Sinn. Es geht um faschistische Strukturen: Kontrolle, Ausschluss, Entwertung. Die Unterzeichnerin Sarah Bosetti hat Rechte einmal »als „Blinddärme“ bezeichnet« die für das Überleben nicht nötig seien. Das ist die Sprache der Entmenschlichung, der Herabsetzung, das klassische Vokabular der autoritären Denke. Und es ist bezeichnend, dass gerade diejenigen, die sich gern als moralische Instanz inszenieren, solch abstoßende Bilder verwenden. Wer andere zum Blinddarm erklärt, der kann sich auch vorstellen, ihn operativ zu entfernen. Faschismus funktioniert immer so: nach unten treten, nach oben buckeln.

Hinzu kommt, dass die meisten der Unterzeichner finanziell längst ausgesorgt haben. Sie sitzen warm und trocken, ihre Karrieren sind etabliert, ihre Honorare sicher. Für sie ist Zensur kein Risiko, sondern ein Werkzeug. Die Gefahr trifft nicht sie, sondern die Jungen, die Unabhängigen, die Kreativen, die noch nicht in der komfortablen Blase der etablierten Kulturbetriebe schweben. Genau dort soll die Klinge ansetzen. Man will die Konkurrenz kleinhalten, man will den Nachwuchs entmutigen, indem man ihm von Anfang an sagt: Spielt nicht mit den falschen Mitteln, spielt nicht mit den Schmuddelkindern. Letzteres wusste schon Franz-Josef Degenhardt. Wie wahr doch »ein Lied von 1965« heute noch so ist.

Wer Satire verbietet, verbietet Freiheit

Dabei verstehen die Petitionäre nicht, dass juristisch bereits alles geregelt ist. Wer andere beleidigt, verleumdet oder in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt, kann schon heute belangt werden. Niemand braucht ein Totalverbot. Denn es stellt nicht auf das Verhalten des Einzelnen ab, sondern setzt alle unter Generalverdacht. Jeder Satiriker, jeder Künstler, einfach jeder, der KI zum Zwecke des Spottes nutzt, steht plötzlich, wenn diese Forderung zum Gesetz wird, unter dem Banner des Verdächtigen.

Stellen wir uns den denknotwendigen Endpunkt vor. Nach der Logik der Erstunterzeichner müsste der Urheber des satirischen Videos über die Petition mit einem Besuch der Polizei rechnen, wenn die Forderung der Kulturschaffenden zum Gesetz wird. Denn so steht es in ihrem eigenen Text: „Alle Anbieter von Deepfake-Tools müssen ihre Produkte dementsprechend einschränken. Das vorsätzliche Verbreiten von nicht erlaubten Deepfakes muss ebenfalls strafrechtliche Konsequenzen haben. (Think before you share!) Hierbei müssen auch die Plattformen in die Pflicht genommen werden.“ Man beachte die Arroganz in der Klammer. „Think before you share!“ Das ist nicht ein Hinweis, das ist ein diktatorischer Befehl. Es ist die Sprache der Bevormundung, des erhobenen Zeigefingers eines prügelnden Polizeistaates. 

Wer so etwas fordert, möchte eine Gesellschaft des totalen Gehorsams. Und er will die Plattformen gleich mit in die Pflicht nehmen, also die Infrastruktur selbst, damit gar nicht erst ein Rest an Freiheit durchschlüpfen kann. Dies wäre das endgültige Ende dieser Demokratie, die sich in einen faschistischen Verwaltungsstaat der Kulturpolizei verwandelt.

Freiheit lebt von Spott, von Übertreibung, von der Möglichkeit, die Mächtigen lächerlich zu machen. Wenn wir diese Möglichkeit verlieren, verlieren wir nicht nur ein bisschen Humor. Wir verlieren unsere Würde als freie Bürger. Wer Satire verbietet, verbietet Freiheit. Und wer Freiheit verbietet, öffnet die Tür für Faschismus, der heute ganz grün und ganz links daherkommt, in persona einer adretten Sarah Bosetti und eines smart wirkenden Marc-Uwe Kling. 

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Julian Marius Plutz

Julian Marius Plutz ist 1987 geboren und Publizist, u.a. für Ansage, Weltwoche, Sandwirt und die Jüdische Rundschau. Zu seinen Themenschwerpunkten gehören neben dem politischen Zeitgeschehen: Ökonomik, jüdisches Leben und die LGBTQ-Ideologie.

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