Die Ergebnisse der jüngsten Wahlen in Brandenburg offenbaren signifikante Verschiebungen im politischen Gefüge, insbesondere unter den Erstwählern im Alter von 16 bis 24 Jahren. Diese Gruppe favorisiert mit deutlichem Abstand die Alternative für Deutschland (AfD). Die Politik der sogenannten etablierten Parteien erreicht die jungen Wähler häufig nicht, da ihre Ansätze und Entscheidungen oft nicht die Lebensrealität und die Anliegen der jüngeren Generation widerspiegeln. Statt auf die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen der Jugend einzugehen, bleibt die politische Ausrichtung in vielen Bereichen zu weit von deren Alltag und Zukunftsperspektiven entfernt.
Migration als Schlüsselthema
Eine aktuelle Studie, die vom Psychologen Rüdiger Maas durchgeführt wurde und in einem Artikel der WELT thematisiert wird, untersucht die Meinungen junger Wähler zu Themen wie Migration und innere Sicherheit. Über 1000 Jungwähler, darunter 104 aus Brandenburg, wurden befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass Migration für viele junge Menschen ein alltägliches, persönliches Problem darstellt. Anders als ältere Wähler, die häufig eine abstrakte Sicht auf Migration haben, seien junge Menschen durch ihre Erfahrungen in Schulen, Freizeitaktivitäten und sozialen Umfeldern direkt mit Migration konfrontiert. Diese unmittelbare Wahrnehmung präge ihre politischen Einstellungen und führe dazu, dass sie sich Parteien zuwenden, die diese Realitäten anerkennen und adressieren.
„Und natürlich spielt auch die Lebenswirklichkeit eine Rolle, die die Jungen vorfinden. Sie erleben zum Beispiel den Zuzug von Migranten viel unmittelbarer als Ältere, weil sie mit den Geflüchteten oft die gleichen Räume teilen, im Freibad, beim Weggehen oder in der Schule. Die Anschläge der letzten Wochen haben zusätzlich Ängste geschürt.“
Rüdiger Maas / Welt
Der Rückgang des Vertrauens in etablierte Parteien
Die negativen Reaktionen der etablierten Parteien und der Medien auf die Wählerpräferenzen der Jugend, insbesondere die Abwehr gegenüber der AfD, lassen das bereits geringe Vertrauen dieser Generation in die traditionellen politischen Strukturen zusätzlich schrumpfen. Anstatt die Sorgen der jungen Wähler ernst zu nehmen und in die politischen Debatten zu integrieren, werden diese oft einfach ignoriert. In der aktuellen politischen Landschaft zeigt sich, dass insbesondere die Grünen einen dramatischen Rückgang in der Wählergunst unter jungen Menschen verzeichnen mussten. Der Verlust von 20 Prozentpunkten lässt darauf schließen, dass viele Jugendliche die Grünen als nicht mehr authentisch empfinden und sich mit deren politischen Inhalten nicht identifizieren.
„Als Beispiel für Doppelmoral wird immer wieder Annalena Baerbock genannt, die den Regierungsflieger nimmt, statt Linie zu fliegen, und sehr viel Geld für Schminke ausgibt. Das enttäuscht viele Anhänger aus dem linken Spektrum.“
Rüdiger Maas / Welt
Mediennutzung und Wahrnehmung der AfD
Ein weiterer Aspekt, der in Maas’ Studie beleuchtet wird, ist die Rolle der sozialen Medien. Junge Menschen konsumieren zunehmend emotionale Inhalte, die ihre Wahrnehmung von Migration und Sicherheit beeinflussen. Die AfD werde von vielen Jugendlichen nicht als extrem wahrgenommen, sondern eher als rechtskonservativ, was sie als legitime politische Option erscheinen lasse. Diese Normalisierung führe dazu, dass die AfD in den politischen Diskursen der Jugend verankert ist und als Teil des politischen Alltags akzeptiert wird.
„Wir haben mehrfach gefragt, was die AfD denn machen müsste, um als extremistisch wahrgenommen zu werden. Die Antwort lautete, dass sie dafür schon terroristisch aktiv sein müsste.“
Rüdiger Maas / Welt
Woke Agenda verliert
Die Verschiebung der politischen Prioritäten hin zu Migration und innerer Sicherheit wird langfristig die politische Landschaft in Deutschland beeinflussen. Parteien, die ihren Fokus überwiegend auf woke Themen wie Klimapolitik und Genderfragen legen, werden verlieren. Sollte die Jugend weiterhin das Gefühl haben, dass ihre Sorgen unberücksichtigt bleiben, wird dies das Wahlverhalten zugunsten von Parteien verändern, die ihre Themen stärker ansprechen.
Die wachsende Distanz zwischen jungen Wählern und den etablierten Parteien ist das Ergebnis eines zunehmend wahrgenommenen Missverhältnisses zwischen Rhetorik und tatsächlichem Handeln. Junge Menschen, die von den direkten Auswirkungen politischer Entscheidungen in Bereichen wie Bildung, Arbeit, Wohnen und Migration betroffen sind, erleben oft, dass die Versprechen nicht in konkretes Handeln überführt werden. Diese Diskrepanz wird von der jüngeren Generation deutlich erkannt und führt zu einem Vertrauensverlust in die etablierten Parteien. Die gefühlte Stagnation und fehlende Fortschritte in wichtigen gesellschaftlichen Fragen lassen sie nach alternativen politischen Optionen suchen, die ihre Interessen und Anliegen deutlicher vertreten. Diese Suche nach einer wirkungsvolleren und greifbaren Politik führt immer mehr junge Menschen dazu, sich von den traditionellen Parteien abzuwenden und neue politische Wege zu beschreiten.