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Freude über die Freilassung
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Die Geiselbefreiung im Gazastreifen hat begonnen

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Die ersten Geiseln kehren nach über zwei Jahren Gefangenschaft endlich zurück, ein Moment der Erleichterung für Familien und ganze Nationen. Diplomatische Bemühungen zeigen Wirkung, auch wenn noch Herausforderungen bestehen, die auf weitere Fortschritte warten.
Zusammengefasst

Heute Morgen, am 13. Oktober 2025, begann im Gazastreifen die Freilassung der ersten Geiseln, die seit über zwei Jahren von der Hamas gefangen gehalten wurden. Der Vorgang markiert einen bedeutenden, wenn auch fragilen Moment in einem Konflikt, der seit Jahrzehnten die Region prägt. Doch hinter den Jubelbildern aus Tel Aviv und den vollmundigen Friedensankündigungen aus Washington lauern unbeantwortete Fragen: Ist dies wirklich der Beginn eines dauerhaften Friedens oder nur ein weiteres Kapitel in einer endlosen Abfolge von Gewalt und Verhandlungen?

Die Übergabe: Erste Schritte in einem komplexen Deal

Um 7 Uhr deutscher Zeit »startete die Freilassung« der ersten sieben Geiseln durch die Hamas. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) übernahm die Männer am Netzarim-Korridor im Gazastreifen.

»Vivid | 𝕏«

Später soll eine zweite »Gruppe von 13 weiteren Geiseln« in Khan Younis folgen. Insgesamt sollen 20 lebende Geiseln freikommen, gefolgt von der Übergabe der Überreste von 26 getöteten Personen sowie zwei ungeklärten Fällen. Die Freigelassenen wurden an israelische Streitkräfte übergeben, medizinisch untersucht und in Krankenhäuser gebracht.

»Screenshot | Tagesschau«

Die Geiseln waren seit dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 in Gefangenschaft. Die Übergabe erfolgt im Rahmen einer Waffenruhe, die am Wochenende vereinbart wurde. Im Gegenzug verpflichtet sich Israel, rund 1.900 palästinensische Gefangene freizulassen, darunter »laut Deutschlandfunk« hochrangige Anführer wie Marwan Barghuti, der wegen tödlicher Anschläge mehrfach lebenslang verurteilt wurde.

Die Geiseln: Gesichter eines brutalen Konflikts

Die 20 lebenden Geiseln, deren Namen die Hamas Stunden vor der Freilassung veröffentlichte, sind Männer mit unterschiedlichen Hintergründen, die beim Überfall 2023 verschleppt wurden.

»JinxXed | 𝕏«

Wer genau wurde am 7. Oktober 2023 bei dem Überfall islamistischer Terrorgruppen auf Israel gefangen genommen? »Deutschlandfunk« bietet dazu einen umfassenden Überblick: Gali und Ziv Berman, 28-jährige Zwillinge, wurden aus einem Grenzort entführt und getrennt gefangen gehalten. Alon Ohel, ein 24-jähriger Pianist, floh vom Nova-Festival, geriet aber in einem Schutzraum in die Hände der Hamas. Matan Zangaukers Mutter, Einav Tsangauker, wurde zur prominenten Kritikerin der israelischen Regierung. Ariel und David Cunio, Brüder im Alter von 28 und 35 Jahren, wurden mit Familienangehörigen, darunter Davids fünfjährige Töchter, verschleppt. Omri Miran, Eitan Horn, Guy Gilboa-Dalal, Eviatar David, Avinatan Or, Bar Kuperstein, Rom Braslavski, Josef-Chaim Ohana, Elkana Bohbot, Nimrod Cohen, Maxim Herkin, Matan Angrest und Segev Kalfon, sie alle tragen Geschichten von Leid und Überleben. Viele wurden beim Nova-Festival entführt, einige halfen anderen, bevor sie selbst gefasst wurden.

Die Bedingungen der Gefangenschaft waren grausam. Ehemalige Geiseln berichteten von Folter und Misshandlungen. Mehrere Social-Media-Posts zeigten Eviatar David deutlich abgemagert in einem engen Tunnel.

»Michael Dickson | 𝕏«

Am Tag der Freilassung erlaubte die Hamas einigen Geiseln wie Matan Zangauker, »kurze Videotelefonate« mit ihren Familien zu führen, ein Akt, der als Propaganda kritisiert wird, um die Organisation als „menschlich“ darzustellen.

»Eylon Levy | 𝕏«

Politische Architektur

Die Freilassung markiert einen wichtigen Fortschritt des von US-Präsident Donald Trump gestarteten Friedensplans, dem „Gaza-Plan“. Bei seinem Besuch in Tel Aviv am Montag betonte Trump im Gespräch mit Geiselfamilien und der Knesset den historischen Charakter des Erfolgs.


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„Der Krieg ist zu Ende“, erklärte er an Bord der Air Force One. Seine Berater Jared Kushner und Steve Witkoff verhandelten den Deal, wobei Kushners Verbindungen in die arabische Welt, etwa nach Katar und Saudi-Arabien, eine Schlüsselrolle spielten. Nach einem fehlgeschlagenen israelischen Angriff auf Hamas-Führer in Katar nutzte Kushner die Krise, um den Golfstaat zur Distanzierung von der Hamas zu bewegen. »Netanjahu entschuldigte sich daraufhin bei Katar«, ein ungewöhnlicher Schritt.

Doch die Friedensbekundungen stoßen auch auf Skepsis. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu widersprach Trump:

„Morgen ist der Beginn eines neuen Weges. Ein Weg des Aufbaus, ein Weg der Heilung. […] Der Kampf ist noch nicht vorbei. […] Es liegen noch große Sicherheitsherausforderungen vor uns.“

»Benjamin Netanjahu | n-tv«

Nahost-Experte Peter R. Neumann betont «gegenüber BILD«, dass zentrale Fragen ungelöst bleiben, insbesondere die Entwaffnung der Hamas und die Sicherheit im Gazastreifen.

„Die wahrscheinlich schwierigste ist die Frage der Entwaffnung der Hamas. Wie genau soll das funktionieren? Und wer sorgt im Gazastreifen langfristig für Sicherheit? Wenn es tatsächlich dauerhaft Frieden geben soll, muss Trump sich langfristig engagieren. Hat er dafür die Geduld?“

»Peter R. Neumann | BILD«

Die Hamas spricht Israel weiterhin das Existenzrecht ab, »während Netanjahu und seine rechtsextremen Koalitionspartner die vollständige Zerschlagung der Hamas anstreben«. Die Freilassung von 1.900 palästinensischen Gefangenen, darunter verurteilte Terroristen, sorgt in Israel für Kontroversen. Netanjahu sprach von einem Tag der Freude, aber auch der Trauer über „die Freilassung der Mörder“.

Jubel und Zweifel: Die Reaktionen in Israel und international

In Tel Aviv versammelten sich Tausende auf dem „Platz der Geiseln“, um die Freilassung zu feiern. Familien machten sich auf den Weg zum Militärstützpunkt Re’im, um ihre Angehörigen nach 738 Tagen Gefangenschaft wiederzusehen.

»The White House | 𝕏«

Die Freude wird allerdings auch von Unsicherheit überschattet. Israel kontrolliert weiterhin etwa die Hälfte des Gazastreifens, und die Hamas konnte nicht alle 28 toten Geiseln innerhalb der vereinbarten 72-Stunden-Frist übergeben. Die Lage in Gaza bleibt verzweifelt: Nach zwei Jahren Krieg ist das Gebiet eine Trümmerlandschaft. Hunderttausende Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, die seit der Waffenruhe verstärkt eingeführt wird, laut UN-Angaben mindestens 600 Lastwagen täglich. »n-tv berichtet«:

„Seit Beginn der Waffenruhe hat Israel die Einfuhr von mehr Hilfsgütern in das Gebiet erlaubt: Täglich sollen rund 600 Lastwagen einfahren. Das ist nach UN-Angaben die Mindestmenge, um die Bevölkerung zumindest mit dem Nötigsten zu versorgen.“

»n-tv«

International wird der Deal mit einer »„Nahost-Friedenszeremonie“ in Sharm El-Sheikh gefeiert«, an der über 20 Staats- und Regierungschefs, darunter Bundeskanzler Friedrich Merz, teilnehmen. Deutschland hat zugesagt, »den Wiederaufbau in Gaza zu unterstützen«. Doch die Zeremonie wirkt wie ein symbolischer Akt, während die Kernkonflikte, nämlich die Entwaffnung der Hamas, der vollständige Rückzug Israels und die Frage nach langfristiger Sicherheit, ungelöst bleiben.

Ausblick: Frieden oder nur eine Atempause?

Die Freilassung der Geiseln markiert einen bedeutsamen Fortschritt und schenkt Hoffnung inmitten eines langwierigen Konflikts. Der „Gaza-Plan“ von US-Präsident Trump zeigt, dass diplomatische Initiative Ergebnisse erzielen kann. Die Jubelbilder aus Tel Aviv sowie die feierlichen Zeremonien in Sharm El-Sheikh unterstreichen die historische Tragweite dieses Moments. Trotzdem bleiben zentrale Herausforderungen bestehen: Die Entwaffnung der Hamas, ein vollständiger Rückzug Israels und die langfristige Sicherheit der Region sind nach wie vor ungelöst. Der Deal ist ein wichtiger Schritt, doch ohne kontinuierliches Engagement könnte er lediglich als ein weiteres Kapitel in einem schwierigen Konflikt in Erinnerung bleiben. Die Freilassung der Geiseln ist ein Erfolg, der zugleich mahnt, dass die tieferliegenden Probleme noch adressiert werden müssen.

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Janine Beicht

Janine Beicht ist gelernte Kommunikationsdesignerin, arbeitet aber seit 2020 im Gesundheits- und Sozialwesen. Als Aktivistin engagiert sie sich besonders auf dem Gebiet der Psychologie unter dem Aspekt der jeweiligen politischen Machtinteressen.

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