Die aktuelle Entwicklung bei Volkswagen ist alarmierend und spiegelt das fortschreitende Versagen der politischen Führung unseres Landes wider. Die geplanten Werksschließungen, massiven Gehaltskürzungen und Verlagerungen ganzer Abteilungen ins Ausland deuten auf eine anhaltende strukturelle Krise hin, die ihren Ursprung sowohl in politisch forcierten Transformationszwängen als auch in strategischen Fehlentscheidungen des Managements hat. Besonders schwerwiegend ist dabei die Politik der sogenannten Agenda 2030, die, anstatt den Strukturwandel in der Automobilbranche realistisch zu fördern, den Wirtschaftsstandort Deutschland ausbluten lässt.
Schließungen und Stellenabbau bedrohen zehntausende Arbeitsplätze in deutschen Werken
Laut VW-Betriebsrat sind in Deutschland mindestens drei der zehn Werke zur Schließung vorgesehen, darunter auch das Werk in Osnabrück, das nach dem Verlust eines Porsche-Auftrags akut gefährdet ist. Zusätzlich soll die Produktion an verbleibenden Standorten heruntergefahren werden. Die Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo beschreibt die Pläne als Ausblutung ganzer Regionen und macht deutlich, dass keiner der VW-Standorte in Deutschland sicher sei. Mit etwa 120.000 Beschäftigten in Deutschland, von denen die Hälfte in Wolfsburg arbeitet, hätte ein solch drastischer Stellenabbau potenziell katastrophale Folgen für Arbeitsmärkte und lokale Gemeinschaften.
„Alle deutschen VW-Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher!“
„Es ist das feste Vorhaben, die Standortregionen ausbluten zu lassen und die klare Absicht, zehntausende Volkswagen-Beschäftigte in die Massenarbeitslosigkeit zu schicken.“
Daniela Cavallo / BILD
Abkehr vom Tarif: Lohnkürzungen und Auslagerungen
Neben den Werksschließungen plant VW eine Senkung der Gehälter um 10 Prozent und die Streichung sämtlicher tariflicher Zulagen für zwei Jahre. Boni und Jubiläumszahlungen sollen ebenfalls abgeschafft werden. Diese Maßnahmen summieren sich zu einem Verlust von rund 18 Prozent des Einkommens für die meisten Arbeitnehmer außerhalb des Managements. Der Betriebsrat spricht von einer „Eskalation“ und kritisiert das Fehlen jeglicher Wertschätzung gegenüber der Belegschaft. Der Sparkurs trifft nicht nur die Lohnstruktur, sondern auch die Art der Beschäftigung: Ganze Abteilungen sollen ins Ausland verlagert werden. Dies betrifft nicht nur Arbeitsplätze mit niedrigem Qualifikationsniveau, sondern auch hochqualifizierte Positionen.
IG Metall warnt vor sozialem Kahlschlag
Eine weitere Eskalation der Krise bei Volkswagen liegt in der jüngsten Entscheidung, die seit mehr als 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufzukündigen. Diese Maßnahme öffnet ab 2025 die Türen für betriebsbedingte Kündigungen und ist ein beispielloser Bruch mit den bisherigen Sozialstandards in der Deutschen Industrie. Die IG Metall, Deutschlands mächtigste Gewerkschaft, hat sich gegen die geplanten Maßnahmen positioniert. Thorsten Gröger, Verhandlungsführer der IG Metall, spricht von „Kahlschlagfantasien“ seitens des Managements und fordert statt destruktiver Sparmaßnahmen tragfähige Zukunftskonzepte.
„Diese Rabiatpläne des Vorstandes sind in keiner Weise hinnehmbar und ein Bruch mit allem, was wir in den letzten Jahrzehnten im Unternehmen erlebt haben.“
Thorsten Gröger / Welt
Auch die Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, verurteilte den Sparkurs scharf und warnte davor, den sozialen Frieden zu gefährden. Sie betonte, dass solche Maßnahmen das Vertrauen der Belegschaft in die Konzernführung dauerhaft zerstören könnten und die Glaubwürdigkeit des Unternehmens aufs Spiel setzten. Benner argumentiert zudem, dass die Krise bei VW nicht auf Fehlverhalten der Arbeitnehmer, sondern auf Managementversäumnisse zurückzuführen sei. Die Gewerkschaft habe seit Jahren darauf hingewiesen, dass der Konzern günstigere Elektrofahrzeuge für den Massenmarkt entwickeln müsse, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Forderungen seien ignoriert worden. Stattdessen habe eine teure Fokussierung auf Hochpreis-Modelle zu Marktanteilverlusten insbesondere in wichtigen Wachstumsmärkten wie China geführt. Benner gab bekannt, dass sie entschieden gegen die Vorhaben der Unternehmensleitung eintreten werde.
„Ich verstehe nicht, warum VW diesen Konflikt vom Zaun gebrochen hat. Das wirkt auf mich wie eine unkontrollierte Sprengung.“
„Wir werden Werksschließungen bei VW nicht akzeptieren! Und mit uns gibt es auch keine Massenentlassungen!“
Christiane Benner / FOCUS
Das Managementversagen bei Volkswagen: Sparen am falschen Ende
VW befindet sich seit Jahren in einer strategischen Krise. Die hohe Abhängigkeit vom chinesischen Markt, der Konkurrenzdruck im Bereich Elektromobilität und ein unzureichend diversifiziertes Produktportfolio stellen das Unternehmen vor immense Herausforderungen. Doch anstatt durch innovative Konzepte gegenzusteuern, reagierte die Unternehmensführung bislang mit fehlender strategischer Weitsicht. Eine überzogene Gewinnorientierung hat den Konzern in diese schwierige Lage manövriert. Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht die Problematik: Trotz der angekündigten Einsparungen erwartet VW für das laufende Jahr einen Rückgang bei den Auslieferungen und beim Umsatz. Die jüngste Prognosekorrektur zeigt eine Rendite von lediglich 5,6 Prozent statt der ursprünglich prognostizierten 7 Prozent an. Besonders bezeichnend ist dabei, dass die Gewinne bei der kriselnden Automarke VW PKW, den leichten Nutzfahrzeugen und der Komponentensparte unerwartet schwach ausfallen. Das ist das Ergebnis jahrelanger Misswirtschaft und unzureichender Innovationsbereitschaft.
Politische Fehlsteuerung und die Ideologie der „Transformation“
Es wäre jedoch zu kurz gegriffen, die Schuld alleine bei der Unternehmensführung zu suchen. Die deutsche Politik setzt Unternehmen wie Volkswagen unter großen Druck, die Elektrifizierung und den Übergang zu sogenannten „nachhaltigen Technologien“ so schnell wie möglich voranzutreiben. Der ökologische Wandel in der Automobilbranche wird zwar als wichtiges Ziel propagiert, doch die Art und Weise, wie diese Agenda vorangetrieben wird, ignoriert die wirtschaftlichen Realitäten. Die Abkehr vom Verbrennungsmotor und die damit verbundene Konzentration auf E-Mobilität sind vollkommen irrational, zumal Länder wie China und die USA in diesem Bereich eine weitaus bessere Infrastruktur und Ressourcen vorweisen können. Diese einseitige Ideologie gefährdet das wirtschaftliche Rückgrat Deutschlands und wird verheerende Auswirkungen auf die gesamte Branche haben. Anstatt eine durchdachte Strategie zu entwickeln, wird der Druck auf Unternehmen erhöht, ohne Rücksicht auf die bestehenden Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Stabilität. Die Strukturdefizite, die sich aus diesen Entwicklungen ergeben, werden die deutsche Industrie über viele Jahre hinaus schwächen, während Arbeitsplätze und Wissen aus dem Land abwandern. Letztlich wird dadurch nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Autoindustrie beeinträchtigt, sondern es werden auch erhebliche soziale und ökonomische Verwerfungen verursacht. Es entsteht ein Schaden, der kaum mehr rückgängig gemacht werden kann, sobald er einmal eingetreten ist.
Staatliche Reaktionen und öffentliche Kritik
Die Bundesregierung hat sich zurückhaltend, aber dennoch kritisch zu den Entwicklungen bei VW geäußert. Bundeskanzler Olaf Scholz betonte, dass Managementfehler nicht zulasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen dürfe. Gleichzeitig wird von Seiten der Regierung gefordert, Arbeitsplätze zu erhalten und nachhaltige Lösungen für den Konzern zu finden.
Diese Perspektive macht deutlich, dass die Politik selbst Teil des Problems ist. Anstatt eigene Versäumnisse zu reflektieren und Verantwortung zu übernehmen, sucht sie einen Sündenbock im VW Management. Diese Haltung erweckt den Eindruck, dass die Politik ihre eigenen Fehlentscheidungen zu verschleiern versucht, während die vielfältig zugrunde liegenden Ursachen des Skandals unadressiert bleiben.
Aus volkswirtschaftlicher Perspektive ist die Kritik am Management allerdings berechtigt. Massenentlassungen und Werksschließungen treffen nicht nur die direkte Belegschaft, sondern haben auch negative Auswirkungen auf die Zulieferbetriebe und die gesamte Wirtschaftsstruktur der betroffenen Regionen. Insbesondere in Niedersachsen und Sachsen, wo sich mehrere VW-Standorte befinden, würde ein solcher Stellenabbau die regionalen Arbeitsmärkte empfindlich treffen.
Für Kanzler Olaf Scholz und seine Regierung kommt die Bekanntgabe der Abbaupläne von Volkswagen allerdings zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Während Scholz und die Minister Habeck und Lindner diese Woche verschiedene Wirtschaftskrisengipfel ankündigten, offenbart sich das gewohnte Chaos der Ampel-Koalition: Es herrscht eine erstaunliche Unkoordiniertheit, bei der kein Regierungsmitglied über die Absichten des anderen informiert ist.