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Gefangene Kindheit in Spanien
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Corona-Extremisten sperrten eigene Kinder ein – jahrelang

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Macht wankt – Krise regiert
Nina Warken
Wohlstand für alle?
Spanien: Ein deutsches Paar isolierte seine drei Kinder aus Angst vor Corona in einem Haus voller Dreck, zwang sie, Masken und Windeln zu tragen, und ließ sie nie hinaus. Die Polizei beendete den Albtraum und brachte die Kinder in Sicherheit.
Zusammengefasst

In einem heruntergekommenen Haus am Rande von Oviedo, Spanien, hat sich ein Albtraum abgespielt, der selbst gestandene Ermittler sprachlos machte. Drei Kinder, darunter achtjährige Zwillinge und ein zehnjähriger Junge, wurden von ihren eigenen Eltern, einem 53-jährigen Deutschen und einer 48-jährigen Deutschamerikanerin, seit Oktober 2021 wie Gefangene gehalten.

Kein Schulbesuch, kein Arztbesuch, kein Schritt vor die Tür. sie durften nicht einmal in den Garten. Das Haus, ein Hort aus Müll und Exkrementen, war ihre ganze Welt. Die Kinder mussten Masken und Windeln tragen, schliefen in zu kleinen Gitterbetten und waren von der Außenwelt komplett abgeschottet.

»WeLT YouTube«

Ein Hilferuf aus der Nachbarschaft

Wie »La Nueva Espana« berichtet, klingelte Mitte April 2025 bei der Polizei in Oviedo das Telefon. Eine Nachbarin, alarmiert durch verdächtige Geräusche und flüchtige Blicke auf Kinder hinter heruntergelassenen Jalousien, meldete ihre Bedenken beim städtischen Familien- und Kinderschutzdienst. Ihre Beobachtung: In dem Haus in Fitoria lebten vermutlich Kinder, die nie das Haus verließen, nie zur Schule gingen.

La mujer dijo que estaba casi segura de que en la casa vivían niños porque a veces escuchaba voces y los había visto por las ventanas, pero que nunca salían al exterior y que, por lo tanto, no iban al colegio.“

„Die Frau sagte, sie sei fast sicher, dass Kinder im Haus lebten, weil sie manchmal Stimmen hörte und sie durch die Fenster gesehen hatte, aber dass sie nie nach draußen gingen und daher nicht zur Schule gingen.“

»La Nueva Espana«

Im Rahmen ihrer Zuständigkeit für die Schulpflichtkontrolle nahm die Polizei diskret Ermittlungen auf. Über einen Zeitraum von zwei Wochen observierten die Beamten das Haus – ohne sichtbare Lebenszeichen. Keine Kinder, kein reges Kommen und Gehen, lediglich ein Mann, der gelegentlich die Tür öffnete, um Lebensmittelpakete in Empfang zu nehmen. Auffällig war dabei weniger sein Verhalten als vielmehr die Menge der gelieferten Waren: deutlich zu umfangreich für den Bedarf einer Einzelperson. Der wachsende Verdacht mündete schließlich in einer richterlichen Anordnung, deren Ziel es war, die Identität sowie die Lebensumstände möglicher Kinder im Haus aufzuklären.

„No se veía movimiento, las persianas siempre estaban bajadas. En la casa solo estaba censado el hombre, pero tampoco lo vimos salir en ningún momento. Solo abría la puerta para recoger los pedidos de comida de los supermercados. No había ni vehículos“

„Es war keine Bewegung zu sehen, die Rollläden waren immer heruntergelassen. In dem Haus war nur der Mann gemeldet, aber wir haben ihn auch nie rausgehen sehen. Er öffnete die Tür nur, um die Lebensmittellieferungen von den Supermärkten entgegenzunehmen. Es gab auch keine Fahrzeuge.“

»Inspector del cuerpo municipal / La Nueva Espana«

»Screenshot / LaSexta«

Der Sturm auf das Horrorhaus

Am Montag, dem 28. April 2025, kurz vor einem landesweiten Stromausfall, standen sieben Polizisten der Policía Local, unterstützt von Sozialarbeitern, einer Dolmetscherin und einer Jugendanwältin, vor der Tür des Hauses. Der Vater, barfuß und ungepflegt, öffnete und bestätigte sofort, dass Kinder im Haus seien.

„Nos abrió la puerta de la finca, estaba desaliñado y descalzo. […] Desde el primer momento nos dijo que en la casa había menores. […] También nos pidió que todos nos pusiésemos mascarilla antes de entrar y que guardásemos las distancias.“

„Er öffnete uns das Tor zum Grundstück, wirkte ungepflegt und war barfuß. […] Schon im ersten Moment sagte er uns, dass sich in dem Haus Minderjährige befänden. […] Außerdem bat er uns, vor dem Eintreten eine Maske aufzusetzen und Abstand zu halten.“

»Policía / La Nueva Espana«

Die Mutter gab an, ihre Kinder litten an schweren Erkrankungen – ein Vorwand, der durch medizinische Unterlagen aus Deutschland aus dem Jahr 2019 klar widerlegt wurde. Die Zustände im Haus waren erschütternd: Überall stapelten sich Abfälle, sogar unter den Betten. Eine offensichtlich schwer kranke Katze lag apathisch in ihren eigenen Exkrementen. Die Kinder, sichtbar verwahrlost, unterernährt und nur in Schlafanzüge gehüllt, schliefen in engen Gitterbetten oder auf einem niedrigen Gestell am Boden. Sie trugen Windeln. Nicht als Notlösung, sondern als Dauerlösung. Die Eltern erklärten das für „normal“. Die Mutter habe sie regelmäßig gewechselt. Die Fenster des Hauses waren verriegelt, die Luft im Inneren stickig und schwer.

Die Befreiung: Kinder entdecken die Welt

Als die Kinder das Haus verließen, spielte sich eine Szene ab, die selbst erfahrene Beamte nicht unberührt ließ: Einer der Jüngsten kniete nieder und strich ehrfürchtig über das Gras, als würde er es zum ersten Mal sehen. Alle drei atmeten tief ein, als sei die frische Luft für sie etwas völlig Unbekanntes. Während der Fahrt im Polizeiwagen blickten sie staunend aus dem Fenster, hinaus auf eine Welt, die ihnen über drei Jahre lang verschlossen geblieben war.

„Uno de ellos tocaba la hierba sorprendido. En cuanto los sacamos, se pusieron a respirar profundamente como si nunca hubiesen estado al aire libre […] Cuando se desplazaron en el vehículo (policial) estaban sorprendidos por todo lo que iban observando.“

„Einer von ihnen berührte erstaunt das Gras. Kaum hatten wir sie nach draußen gebracht, atmeten sie tief durch, als wären sie noch nie an der frischen Luft gewesen. […] Während der Fahrt im Polizeifahrzeug zeigten sie sich von allem, was sie sahen, überrascht.“

»Policía / La Nueva Espana«

Die Kinder wurden zunächst in ein Krankenhaus gebracht. Dort stellte sich heraus, dass sie keine passenden Schuhe mehr besaßen – die letzten stammten aus dem Jahr 2019. Ihre Bewegungskoordination war auffällig eingeschränkt, ihr Verhalten gehemmt und von Unsicherheit geprägt. Anschließend übergaben die Behörden die Geschwister in die Obhut einer Einrichtung der Regionalregierung Asturiens, wo sie seither betreut werden. „Wir haben drei Kindern das Leben zurückgegeben“, sagte Einsatzleiter Javier Lozano, sichtlich bewegt.

»EL PAÍS / 𝕏«

Die Regionalbeauftragte für Soziales und Wohlergehen, Marta del Arco, teilte mit, dass die Generaldirektion für Kindheit und Familie die gesetzliche Obhut über die drei Kinder übernommen habe. Derzeit seien die Minderjährigen in einer Einrichtung der Regionalregierung in stationärer Betreuung, wo laut del Arco „ihr bestmögliches Wohlergehen sichergestellt“ werde.

Wie del Arco weiter erläuterte, sei es „noch zu früh“, um die psychischen und physischen Folgen der jahrelangen Isolation abschließend zu beurteilen. Die Kinder befänden sich aktuell in einer umfassenden Eingangsuntersuchung, in der sowohl körperliche als auch psychische, soziale und zwischenmenschliche Aspekte bewertet würden, um die Auswirkungen der erlittenen Situation einzuschätzen. Desweiteren unterstrich del Arco die Bedeutung der Ermittlungsarbeit der örtlichen Polizei von Oviedo bei der Aufklärung des Falls.

„Después de todos los esfuerzos realizados para visibilizar la violencia contra la infancia, tanto por acción como por omisión, ha sido posible identificar la situación de estos tres niños y ofrecerles las experiencias de vida que merecen, como el resto de menores de nuestro país.“

„Nach all den Anstrengungen, die unternommen wurden, um Gewalt gegen Kinder, sowohl durch aktives Handeln als auch durch Unterlassung sichtbar zu machen, war es möglich, die Situation dieser drei Kinder zu erkennen und ihnen die Lebenserfahrungen zu bieten, die sie verdienen, wie jedes andere Kind in unserem Land.“

»Ayer la consejera. / La Nueva Espana«

Justiz schlägt zu: Eltern in U-Haft

Die Eltern wurden noch am selben Tag festgenommen und einer Ermittlungsrichterin vorgeführt. Nach der Anhörung entschied die Richterin auf Antrag der Staatsanwaltschaft, gegen beide Untersuchungshaft ohne Möglichkeit auf Kautionsfreilassung anzuordnen. Zudem wurde das Sorgerecht der Eltern ausgesetzt und der Regionalregierung von Asturien übertragen, wie das Oberste Gericht Asturiens (TSJA) mitteilte. Ein Verfahren wegen häuslicher Gewalt, regelmäßigem psychischem Missbrauch und Kindesvernachlässigung wurde eingeleitet. Zudem wird geprüft, ob auch der Tatbestand der Freiheitsberaubung vorliegt. Die Festgenommenen sollen umgehend in das Strafvollzugszentrum von Asturien überführt werden. Diese Informationen wurden auf Anfrage von der Justiz bestätigt.

„Después de tomarles declaración durante varias horas, la magistrada titular del Juzgado de Instrucción número 3, en funciones de guardia y de acuerdo con la petición del ministerio fiscal, dictó un auto de prisión provisional, comunicada y sin fianza, para la pareja. Begoña Fernández acordó también la suspensión de la patria potestad y de la custodia de los pequeños, que ahora ha pasado a manos del Principado.“

„Nachdem sie die Beschuldigten mehrere Stunden lang vernommen hatte, erließ die zuständige Richterin des Untersuchungsgerichts Nummer 3, die im Dienst war und gemäß der Anordnung der Staatsanwaltschaft, einen Haftbefehl gegen das Paar. Begoña Fernández beschloss außerdem die Aussetzung des Sorgerechts und der Obhut der Kinder, die nun in die Verantwortung der Region übergegangen ist.“

»La Nueva Espana«

Die Wurzeln des Wahns: Angst und Kontrolle

Was führt Eltern dazu, ihre Kinder auf solch grausame Weise zu misshandeln? Die Mutter behauptete, die Kinder litten an „schweren Pathologien“, doch die letzte ärztliche Untersuchung war bereits sechs Jahre her. Ein besonders aufschlussreiches Detail kommt aus Deutschland: Dort hatte die Mutter versucht, ihre Kinder vom Schulbesuch zu befreien, was ihr jedoch verweigert wurde.

Die Eltern, vor allem der Vater, ein promovierter Philosoph, der von zu Hause aus arbeitete, schienen von einer tiefen paranoiden Angst ergriffen. Laut der Mutter begann alles mit der Pandemie: Zuerst die Angst vor einer Infektion, dann die Sorge vor Entdeckung. Sie gaben zu, sich von dieser Angst haben „mitreißen lassen“. Im Laufe der Zeit geriet jedoch jegliche Kontrolle aus den Händen. Deutsche Behörden hatten bereits deutlich gemacht, dass das Verweigern des Schulbesuchs rechtliche Folgen haben würde. War dies der Auslöser für die „Flucht“ nach Spanien? Möglicherweise. Eines ist jedoch sicher: Die Familie lebte in völliger Isolation, getrieben von Überzeugungen, Ängsten und einem zunehmenden Verlust des Realitätsbezugs.

„En un principio les dijo que la familia sólo llevaba tres meses en Oviedo, pero no tardó en derrumbarse y en contar la verdad. Reconoció que se habían mudado al chalé en diciembre del año 2021 y que el matrimonio tomó la decisión de no dejar salir a sus hijos de casa para protegerlos y evitar que su salud, según dijo „muy delicada“, empeorase. „Explicó que tenían previsto regularizar la situación pero que tenían miedo a salir y se dejaron llevar. Después, al ir pasando el tiempo, el miedo lo tenían a ser descubiertos por la policía por lo que estaban haciendo.“

„Zunächst sagte sie, dass die Familie erst seit drei Monaten in Oviedo sei, doch bald brach sie zusammen und gestand die Wahrheit. Sie gab zu, dass sie im Dezember 2021 in das Ferienhaus gezogen waren und dass das Ehepaar beschlossen hatte, die Kinder nicht aus dem Haus zu lassen, um sie zu schützen und zu verhindern, dass sich ihre „sehr empfindliche“ Gesundheit verschlechterte. Sie erklärte, dass sie vorhatten, die Situation zu regularisieren, aber Angst hatten, hinauszugehen, und sich von dieser Angst haben leiten lassen. Mit der Zeit wuchs jedoch die Angst, von der Polizei für das, was sie taten, entdeckt zu werden.“

»La Nueva Espana«

Mahnmal einer verfehlten Angstpolitik

Dieser Fall legt die eklatanten Schwächen von Systemen offen, die den Schutz von Kindern gewährleisten sollen. Wie konnte eine Familie über drei Jahre hinweg drei Kinder in völliger Isolation halten, ohne dass Schulbehörden, Ärzte oder Nachbarn eingriffen? In Deutschland hatte die Schulverwaltung reagiert, doch in Spanien blieb die Familie unbehelligt. Eine aufmerksame Nachbarin, die letztlich die Polizei alarmierte, war die Ausnahme in einer ansonsten gleichgültigen Umgebung. Dieser Fall zwingt uns, grundlegende Fragen zu stellen: Was verrät es über unsere Gesellschaft, dass Eltern unter dem Vorwand des „Schutzes“ ihre Kinder derart misshandeln können, ohne dass die Gemeinschaft reagiert?

Die Pandemie hat den Auslöser geliefert, doch die Wurzeln dieses Dramas reichen tiefer. Eine undifferenzierte Corona-Politik, die durch pauschale Angstbotschaften und rigide Maßnahmen irrationales Verhalten förderte, trägt eine erhebliche Mitverantwortung. Diese Politik, häufig geprägt von einseitiger Kommunikation und mangelnder Sensibilität für individuelle Lebensrealitäten, schuf ein Klima der Paranoia, in dem extreme Maßnahmen wie die Isolierung der drei Kinder möglich wurden. Hinzu kam eine Ideologie, die Kritik an staatlichen Regeln reflexartig abwehrte und das kollektive Wohl über das des Einzelnen stellte. Diese Umstände schufen einen gefährlichen Nährboden für diese Geschichte von Vernachlässigung und Missbrauch an eigenen Kindern.

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Janine Beicht

Janine Beicht ist gelernte Kommunikationsdesignerin, arbeitet aber seit 2020 im Gesundheits- und Sozialwesen. Als Aktivistin engagiert sie sich besonders auf dem Gebiet der Psychologie unter dem Aspekt der jeweiligen politischen Machtinteressen.

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