Haintz.Media

Bild:
Interview mit Yair Biran
Quelle:
Foto: ©Ehrlich

Interview mit dem israelischen Anwalt und Grundrechtsaktivisten Yair Biran

Bild:
Quelle:

Beitrag teilen:

Mehr aus der Kategorie:

Böhmermannkomplott
Proteste in Indonesien
Klimaschützer
Vom 20.-26.08.2025 fand in Demopoly (Region Vetrino, Bulgarien) eine Oppositionellenkonferenz mit Teilnehmerinnen aus ganz Europa statt, ausgerichtet von der Partei Velichie und organisiert von Alexander Ehrlich. Dort entstand dieses Interview mit Yair Biran.
Zusammengefasst

Yair Biran (Anwalt aus Israel) im Gespräch mit Alexander Ehrlich (Grundrechtsaktivist aus Österreich)

Alexander Ehrlich: Danke für Deine Teilnahme an unserem Forum Demopoly 2025. Bevor wir in die Themen einsteigen, wüsste ich gerne, als was Du Dich definierst bzw. in welche „Schubladen“ wir Dich einordnen dürfen?

Yair Biran: Danke, Alexander, und danke an alle. Ich bin ein Hebräer, und ich bete Gott an. Und so stelle ich mich auch vor: Ich bin ein Hebräer, und ich bete Gott an. Ich würde hinzufügen, dass ich ein Vater bin, was ebenso wichtig für meine Definition ist. Darüber hinaus kann ich sagen, dass ich auch ein Anwalt bin. Ich habe an der Hebräischen Universität Rechtswissenschaften studiert, der besten juristischen Fakultät in Israel. Ich stand auf der Dekansliste, erfolgreich. Mein Praktikum absolvierte ich im Justizministerium auf höchster Ebene. Ich arbeitete mit dem Obersten Gerichtshof zusammen, besuchte den Obersten Gerichtshof regelmäßig bereits als Praktikant. Später war ich Assistent eines Richters, sodass ich das Justizsystem wirklich von innen sah.

Alexander Ehrlich: Während der „Pandemie“ warst Du auf der Straße aktiv. Was hat Dich dazu gebracht?

Yair Biran: Ich hatte schon früher das Vertrauen in das Justizsystem verloren, und dann kam COVID. 2020 war ein großes Ereignis für mich und für viele von uns in Israel, weil wir uns zu sehr bemühten zu warnen. Jetzt sehen wir, was passiert ist. Viele Menschen wissen, was während COVID-19 geschah und was die Impfstoffe bewirkten. Und viele der Menschen, die geimpft wurden, taten es wegen des Impfpasses. Nur deshalb. Viele Menschen riskierten, ihren Job zu verlieren, nur um irgendwohin fliegen zu können. Sie hätten es sonst nicht getan. Sie sagten uns: „Ich hätte es nicht getan, aber wissen Sie, ich musste es für die Arbeit tun“. In Tel Aviv gab es tatsächlich Bänke, auf denen stand: „Nur für Geimpfte“. Also hat der Zwang Menschen zur Spritze gebracht, die das nicht wollten, und das hat schreckliche, schreckliche Dinge verursacht. Mein Ziel war es, so viele Informationen wie möglich, die ich unabhängig recherchierte, an die Menschen weiterzugeben. Und es gab einige von uns, die versuchten, das zu tun, aber es ist sehr, sehr schwierig, weil die Medien alles vollständig zensieren, und es ist schwer, eine Anhängerschaft zu bekommen.

Alexander Ehrlich: Was hast Du konkret unternommen, um diese Zensurmauer zu durchbrechen und „raus aus der Blase“ zu kommen?

Yair Biran: Meine erste Idee im Jahr 2020 war: „Menschen mögen Musik“. Ich schrieb ein Lied, ein Rap-Lied. Worte darüber, was 2020 tatsächlich geschieht. Ich wusste nicht, was damit passieren würde. Ich stellte es auf Facebook, und es war ziemlich erfolgreich. Aber dann bekam ich aus dem Nichts eine Einladung von Menschen, die mit der Organisation der World Wide Demonstration, zu deren Initiatoren ja auch Du gehörst, verbunden waren. Die erste fand im März `21 statt, glaube ich. Und sie sagten: „Wir haben eine Kundgebung, wir brauchen Leute, die singen. Hast du ein Lied?“ Also ging ich und trat auf. Und später schrieb ich weitere Lieder und begann regelmäßig aufzutreten.

Alexander Ehrlich: Hast Du nur gesungen? Oder warst Du auch als Anwalt aktiv?

Yair Biran: Als Anwalt war ich einige Jahre nicht im Beruf gewesen, aber immer auf der Suche nach Gerechtigkeit. Ich nahm Kontakt auf und vernetzte mich mit vielen der führenden Persönlichkeiten in der Rechtswelt in Israel, die versuchten, für die Freiheit zu kämpfen. Ich organisierte eine Anwaltskundgebung in Tel Aviv, mit mehr als 50 Anwälten. Jeder hatte nur eine Minute Zeit, um zu sagen, was er zu sagen hatte. Ich sagte auch meine Worte und sang auch ein Lied. Später habe ich auch begonnen, Menschen vor Gericht zu vertreten, die durch die Pandemiemaßnahmen Unrecht erlitten hatten.

Alexander Ehrlich: Hast Du dabei einen Schwerpunkt gesetzt? Gibt es eine bestimmte Art von Unrecht, gegen die Du juristisch am meisten vorgehst?

Yair Biran: Es gab so viele verschiedene rechtliche Fragen, die man aufgreifen konnte. Und so viele Menschen kamen mit Anliegen. Sie wollten Klagen wegen Schadenersatz oder Verfassungsbruch einreichen. Das alles hätte man machen können. Ich sagte mir: „Die Kinder sind das, was Gott am nächsten ist“, und kümmerte mich um die Anliegen der Kinder. Wie Du weißt, gab es während COVID viele, viele Beschränkungen an Schulen und in Bezug auf Bildung. Und die Kinder mussten durch Isolation gehen. Es gab schreckliche, schreckliche Situationen. Die Depression nahm stark zu. Einige der Eltern, die verantwortungsbewussten Eltern, sagten: Wir tun das unseren Kindern nicht an. Sie behielten sie zu Hause und sagten: „Sie gehen nicht mehr zur Schule. – Bis ihr mit eurem Wahnsinn von Isolation, von Tests in der Schule, von all dem fertig seid, unterrichten wir unsere Kinder selbst“. Ich stimmte ihnen absolut zu: Es ist das Beste, was man tun kann. Dann kam die Regierung und klagte sie wegen einer Straftat an – wegen Verstoßes gegen das Gesetz zur Pflichtschulbildung. An dieser Stelle wurde ich aktiv und kämpfte für das Recht der Eltern, ihre Kinder selbst zu unterrichten.

Alexander Ehrlich: Wie legst Du Deine Argumentation vor Gericht an, wenn es um das Recht auf Heimunterricht geht?

Yair Biran: Wir haben keine offizielle Verfassung, aber in dem, was dem am nächsten kommt, der Unabhängigkeitserklärung Israels, ist das Recht auf freie Bildung garantiert. Ein Teil des Grundes, warum es dort steht, ist, dass Juden in vielen Generationen Einschränkungen hatten, wie sie ihre Identität an ihre Kinder weitergeben konnten. Eine Einschränkung der Bildung. Das geschah z. B. im kommunistischen Russland. Es gibt eine berühmte Geschichte über einen Rabbiner, der bereit war, den Tod zu riskieren, und an einen Ort ging, wo die Leute ihm sagten: „Hör zu, dort werden russische Spione sein. Sag nicht, was du sagen willst“. Und er sagte: „Nein, genau dorthin werde ich gehen“. Und er ging dorthin, wissend, dass dort Spione sind, und er fragte die Juden: „Wenn die Regierung euch sagt: ‚Entweder müsst ihr ins Feuer springen oder eure Kinder in ihre Schule schicken – was werdet ihr tun?‘, und dann sagte er: ‚Ich hoffe, ihr wisst, dass ihr ins Feuer springen müsst. Denn ihr werdet eure Kinder nicht in die Schule schicken‘. Verstehst Du den Zusammenhang? Das sind die Dinge, mit denen Juden sich auseinandersetzen mussten. Und deshalb haben wir die Freiheit der Bildung in unserer Unabhängigkeitserklärung. Dort setze ich an.

Alexander Ehrlich: Wie läuft ein solches Verfahren ab? Vor welchen Gerichten wird es geführt?

Yair Biran: Mein Plan und Wunsch ist es, das Thema vor den Obersten Gerichtshof zu bringen, weil es ein Strafprozess ist. Es ist ein Strafverfahren. Es geht nicht direkt an den Obersten Gerichtshof. Es beginnt am Amtsgericht, aber wir haben einen Weg bis zum Obersten Gerichtshof, wenn nötig. Dort wollen wir hin.

Alexander Ehrlich: Wie soll es weitergehen, wenn Du Deine Verfahren vor den Obersten Gerichtshof gebracht und vielleicht sogar gewonnen hast?

Yair Biran: Mein Plan ist, alle Menschen zusammenzubringen, die sich um die Bildung ihrer Kinder kümmern und die an Gott glauben und die an den Geist glauben. Wenn wir diese beiden Dinge zusammenführen und ihnen sagen: „Wir werden euch nicht erlauben, unsere Kinder auf eine Weise zu erziehen, an die wir nicht glauben. Als Prinzip, als etwas, für das Menschen bereit sind, ins Feuer zu springen!“, dann denke ich, können wir beginnen, Wellen der Inspiration auszusenden und mehr Wirkung zu entfalten. Und das größte Potenzial sehe ich, wenn wir dies international tun. Ich kenne die Situation mit den Bildungsgesetzen in anderen Ländern nicht. Ich habe von Freunden gehört, die ich aus Deutschland getroffen habe, dass es in Deutschland nicht einmal erlaubt ist, zu Hause zu unterrichten. In Israel dürfen wir das, aber sie machen den Menschen trotzdem Schwierigkeiten. Wenn man ein wenig nicht genau so ist, wie sie es wollen, dann bekommt man keine Genehmigung, seine Kinder zu Hause zu unterrichten – und genau das bekämpfen wir auch.

Alexander Ehrlich: Kannst Du am Ende dieses Gesprächs in ein paar knappen Worten zusammenfassen, was Deine wichtigsten Anliegen sind?

Yair Biran: Wir müssen unsere Freiheiten schützen, und diese Freiheiten beginnen mit der Freiheit der Bildung. Es hat mit Souveränität zu tun, Souveränität über unseren Körper, Souveränität über unsere Familie. Viele der Menschen hier sprechen über die Familie als Einheit, aber es beginnt beim Individuum. Wenn wir souverän über unseren eigenen Körper sind, können sie uns nichts einpflanzen. Wenn wir souverän über unsere Familien sind, können sie unseren Kindern keine Ideen in den Kopf setzen, denen wir nicht zustimmen. Und dann sind wir souverän über unsere Gemeinschaften.

_________________________________________________
Zum Hintergrund des Interviews
Das Forum Demopoly, initiiert von Alexander Ehrlich und Ivelin Mihaylov, ist eine Institution, die ab 2025 jeden August im „unbeugsamen bulgarischen Dorf“ Demopoly (www.demopoly.info) in der Nähe von Varna, Bulgarien, stattfindet. Dabei tauschen sich Oppositionspolitiker, Aktivisten und Medienschaffende über Grundsatzthemen rund um die Verteidigung der Rechtsstaatlichkeit aus, schließen Kooperationen und bilden Synergien.
Im Jahr 2025 nahmen neben Yair Biran aus Israel und Alexander Ehrlich aus Österreich u. a. auch Mads Palsvig aus Dänemark, Heiko Schöning und Klaus Weber aus Deutschland, Armin R. Elbs aus Österreich, Ladislav Vrabel aus der Tschechischen Republik, David Kurten aus dem Vereinigten Königreich sowie fünf bulgarische Parlamentsabgeordnete der Partei Velichie an dem Strategie- und Vernetzungstreffen in Bulgarien teil.
Regelmäßige Berichte über die Ergebnisse und ganzjährigen Aktivitäten des Forum Demopoly veröffentlicht Alexander Ehrlich in seinem Telegram-Kanal https://t.me/ehrlichalexander.

 

Beitrag teilen:

Unterstützen Sie uns!

Helfen Sie mit, freien Journalismus zu erhalten

5

10

25

50

No posts found
Picture of Alexander Ehrlich

Alexander Ehrlich

Grundrechtsaktivist und Demoorganisator in 🇩🇪, 🇦🇹 und 🇪🇺. Christ, Antifaschist, Pazifist, Anhänger Voltaires. Gegen Kapitalismus, Korruption, Hetzer und Nazis.

Eine Antwort

  1. „… Strategie- und Vernetzungstreffen …“

    An ihren Taten sollt / werdet ihr sie erkennen, die Echten und die Unechten.
    Hier kommt Ihre Kommentar- und Kritikgelegenheit, Herr Ehrlich:

    15. November 2025: Der erste Kongress nach der Fusion von AUFGEWACHT und DEUTSCHER STIMME unter dem Motto „Spaltung überwinden – Widerstand organisieren!“
    https://aufgewacht-magazin.de/produkt/eintrittskarte-netzwerktag-2025/

    Zweite Chance:
    „… dass ich ein Vater bin, was ebenso wichtig für meine Definition ist.“
    Das glaube ich sofort. Dazu bekamen Sie beide soeben Post:
    Haintz.media/artikel/kommentar/weitergeben-weiterleben/#comment-2353

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

No posts found

Buch-Empfehlung

Die_Grosse_Taeuschung