Erstveröffentlichung tkp: Dejan Lazić und Felix Feistel
In der heutigen globalisierten Welt wird der Kapitalismus oft als ein System präsentiert, das sich an Werten wie Diversität, Gleichberechtigung und Multikulturalismus orientiert. Doch hinter dieser Fassade verbergen sich tief verwurzelte Machtstrukturen, die auf Ausbeutung und Rassismus beruhen. Der moderne Kapitalismus, getarnt unter einem progressiven Anstrich, basiert weiterhin auf den Mechanismen des Kolonialismus und der Unterdrückung. Antikapitalistische Bewegungen und linke Ideale wurden von diesem System vereinnahmt und auf den Kopf gestellt.
Der Kapitalismus braucht Rassismus, um überhaupt bestehen zu können, denn er geht von einem weißen Europa aus und ist mit dem Kolonialismus eng verbunden. Kapitalismus in seiner heutigen Form ist ohne Kolonialismus nicht denkbar, denn einerseits ist er auf billige Ressourcen angewiesen. Kupfer, Eisen, Baumwolle, Gold, Diamanten, Tee, Kaffee, Zuckerrohr – all das hat den imperialen Kapitalismus angetrieben. Diese Ressourcen sind jedoch vielfach nur außerhalb Europas aufzufinden gewesen, also in Regionen, die bereits von anderen Menschen bewohnt waren.
Der Zusammenhang von Kapitalismus und Rassismus
Diese Menschen mussten entrechtet und degradiert werden, um ihnen den Grund und Boden wegnehmen zu können. Besonders brutal sind die Kolonialmächte dabei in Amerika vorgegangen, wo die lokale Bevölkerung zu einem großen Teil in ausgedehnten Völkermorden vernichtet wurde. Gleichzeitig war der imperialistische Kapitalismus auf billige Arbeitskräfte angewiesen, um die Ressourcen kostenschonend verwertbar zu machen. Zu diesem Zweck wurden schwarze Sklaven aus Afrika herangekarrt, um in den Minen und auf den Plantagen zu arbeiten. Auch die Versklavung der Schwarzen war nur durch Rassismus möglich, denn nur auf diese Weise konnte man die Schwarzen entmenschlichen und sie zu reinem Arbeitsvieh oder zu Gebrauchsgegenständen degradieren.
Der Rassismus des Kapitalismus konstruierte auf diese Weise eine als natürlich angenommene Ordnung der weißen Überlegenheit, welche wiederum die Rechtfertigung für die Ausbeutung lieferte. Kapitalismus ohne Rassismus ist daher nicht denkbar. Im krassen Gegensatz dazu steht der heutige Multikulturalismus des Westens, der sich einen integrativen, gleichberechtigten Anstrich gibt. Diese Entwicklung hat ihren Ursprung in antikapitalistischen Kreisen, die den, dem Kapitalismus inhärenten, Rassismus bekämpften und für eine Entkolonialisierung eintraten. Der Neoliberalismus hat sich dieser Vorstellungen bedient und sie in eine neue Form des Kapitalismus integriert, nämlich einem globalistischen Multikulti-Kapitalismus, der zumindest vorgeblich keine Unterschiede nach Hautfarben, Religionen und Geschlecht mehr macht.
Auswirkungen des Multikulti-Kapitalismus
Das hatte zweierlei Effekte. Einerseits wurde auf diese Weise die antikapitalistische Opposition gegen das herrschende System um ihre wichtigsten Argumente gebracht und dem System gefügig gemacht. Das geschah nicht nur, aber gerade an dieser Front. Das Ergebnis war die vollkommen systemhörige Linke, die nur noch in Slogans gegen Staat und Kapital auftrat. Gleichzeitig sah sie sich in einer symbiotischen Opposition zu Staat und Kapital gefangen. Versuche Staat und Kapital durch Proteste von ihren Vorstellungen zu überzeugen und den Kapitalismus im besten Falle ein wenig zu zähmen, waren zu Scheitern verurteilt.
Deutlich wird dies an den als „links“ bezeichneten Parteien wie den Grünen, der SPD oder der Linken. Echte Systemopposition wurde im Gegenzug für geringfügige und meist nur temporäre Zugeständnisse vollkommen aufgegeben. Die Klimaideologie und der Coronafaschismus haben diesen Vorgang dann abgeschlossen. Seit der Staat, und damit auch das Kapital, die Klimaideologie übernommen und versprochen haben, „den Klimawandel zu bekämpfen“ und seit eine Coronapandemie ausgerufen wurde, hat die Mehrheit der vormaligen antikapitalistischen Kämpfer sich auf die Seite von Staat und Kapital gestellt, unterstützte den Coronafaschismus, in dem der Staat seine Macht massiv ausgebaut und das Kapital kräftig abkassiert hat. Dasselbe geschieht bei der Klimaideologie.
Das System gibt sich als antirassistisch und weltoffen, jeder soll hier gleichberechtigt sein, doch dabei handelt es sich um nichts als einen humanistischen Anstrich. Denn der Rassismus ist diesem System weiterhin tief eingeschrieben, nur dass die vorgeblich antirassistischen Linken die großen Erzählungen des Systems tragen und dazu ihren Beitrag zur rassistischen Ausbeutung leisten. So hat der Coronafaschismus gerade in den ärmeren Ländern in Afrika und Asien Hungersnöte verschärft. Die Maßnahmen wie Lockdowns haben die Welt in eine schwere Rezession geschleudert und dabei gerade die nicht-weiße Bevölkerung schwer getroffen. Hinzu kommt die Umweltverschmutzung gerade in Afrika und Asien durch die Masken und die Tests, ebenfalls ein steter Begleiter des Kapitalismus. Denn er entsorgt seine Abfälle und testet seine Gifte gerade in diesen Ländern, die das Ziel des kapitalistischen Rassismus sind.
Westliche Klimaideologie und Ausbeutung
Auch die Klimaideologie der Industriestaaten setzt weiterhin auf die Ausbeutung afrikanischer und südamerikanischer Länder und ihrer Einwohner. Denn die angeblich erneuerbaren Energien sind im höchsten Maße angewiesen auf Rohstoffe wie Coltan, die beispielsweise im Kongo gefördert werden. Die Gewinnung ist hochgradig gesundheits- und umweltschädlich und wird oftmals unter lebensbedrohlichen Umständen von Kinderarbeitern durchgeführt. Gleichzeitig ist der Kongo ein Bürgerkriegsland, was dem westlichen Profit sogar zuträglich ist. Denn das Kapital arbeitet mit den lokalen Warlords zusammen, was eine billige Plünderung der Ressourcen unter Umgehung aller sozialen und arbeitsrechtlichen Standards ermöglicht. Die Corona- und Klimaideologie zementieren also Ungleichheit, Ausbeutung und Rassismus, bemänteln sie aber mit einem guten Gefühl und einem moralischen Anspruch, den sich gerade Linke auf die Fahne geschrieben haben. Dies ist eine direkte Folge des Multikulturalismus, der die Ideale der Linken verwirrt und sie ihrer Systemopposition beraubt hat.
Multikulturalismus und globale Konkurrenz
Der andere Nutzen des multikulturellen Kapitalismus und des Globalismus ist die Ausweitung der Konkurrenzgesellschaft auf die ganze Welt. Wenn sich Kapital und Waren rund um den Globus verbreiten können, ebenso wie Arbeitskräfte, können die Kapitalisten die Menschen weltweit in einen Kampf aller gegen alle stürzen, indem sie ihre Produktionsstätten in jene Länder mit geringen Löhnen und ohne Umweltauflagen verlagern. Auf diese Weise können nationale Sozialsysteme und arbeitsrechtliche Bestimmungen ausgehebelt werden, die so ihre Wirkung und auch ihre Funktion als klassenkämpferisches Mittel gegen die Kapitalisten verlieren. Wenn es in Deutschland einen hohen Mindestlohn und Umweltauflagen gibt, können Unternehmen eben in andere Weltregionen, etwa Indien, Bangladesch oder lange Zeit auch China abwandern, wo die Arbeitskräfte billig und in Scharen vorhanden sind und sich für die Umwelt niemand interessiert. Auf diese Weise können die Kosten niedrig gehalten und müssen keine Zugeständnisse an die ausgebeutete Klasse gemacht werden. Man hält diese stattdessen in einem Zustand des Kampfes aller gegen alle, in welchem sie um Arbeitsplätze konkurrieren, und das weltweit. So zwingt man auch die Staaten, die auf ihren Standort setzen, zu Zugeständnissen und zu einer Schleifung des Sozialsystems, wie es in Deutschland seit den 90er Jahren zu beobachten ist.
Gleichzeitig führen der Multikulturalismus und der Globalismus zu einem Zustrom an billigen Arbeitskräften in die westlichen Länder, die vergleichsweise einen hohen Lebensstandard und auch einen hohen Sozialstandard aufweisen. Auf diese Weise wurden massive Ströme von Arbeitsmigranten in Bewegung gesetzt, die als billige Arbeitskräfte in Konkurrenz zu der heimischen Bevölkerung gesetzt werden können, um so Mindestlöhne auszuhebeln und echte gewerkschaftliche Betätigung zu verhindern. Denn diese Migranten sind zu einem übergroßen Teil nicht gewerkschaftlich organisiert und können so als Streikbrecher eingesetzt werden, was dazu führt, dass Streiks ihre Schlagkraft verlieren.
Auswirkungen von Antidiskriminierungsgesetzen
Durch Antidiskriminierungsgesetze können diese Migranten sogar bevorzugt eingestellt werden. Denn die Gesetzeslage hilft zu rechtfertigen, warum Migranten und nicht deutsche Arbeiter eingestellt werden, und dient daher ebenfalls der Zerstörung von sozialen Errungenschaften und der Vorbeugung von einer Organisation der Arbeiter. Da der Multikulturalismus vor allem in die selbsternannt linken Organisationen eingesickert ist und damit eben auch in die Gewerkschaften, wurde auf diese Weise ein Widerstand gegen diese Form des Klassenkampfes unmöglich gemacht. Denn als selbsternannter Linker will man weltoffen und multikulturell sein, und kann daher diese Verhältnisse nicht kritisieren, ohne sich verdächtig zu machen, von der anderen Seite zu kommen. Die Linke wurde daher zwischen Desorganisation und Multikulturalismus-Ideologie vollkommen zerrieben, ihrer fundamental oppositionellen Rolle beraubt und in das System eingemeindet, das sie nun stützt und verteidigt.
Gleichzeitig werden die billigen Arbeitskräfte aus dem Ausland nicht so leicht gegen ihre Umstände aufbegehren wie die einheimischen Arbeitskräfte. Sie sind froh, überhaupt eine Arbeit zu haben, die sie in ihrem Heimatland nicht finden konnten, und lassen daher mehr mit sich machen. Multikulturalismus dient also auch dazu, das Versagen des Systems zu kaschieren. Besonders deutlich wird das im Bereich der Pflege und immer mehr des Gesundheitssystems. Diese Arbeiten werden von immer weniger einheimischen Menschen gemacht, weil die Zustände in diesem Bereich immer unhaltbarer werden. Den Wegfall der einheimischen Arbeitskräfte kompensiert der Zustrom billiger Arbeitskräfte aus dem Ausland. So hat sich der Anteil der ausländischen Pflegekräfte von 2017 bis 2022 von 8 auf 14 Prozent beinahe verdoppelt. Daher werden immer mehr Osteuropäer in diesem Sektor beschäftigt, aber auch ein immer größerer Teil der Ärzte stammt aus dem Ausland, da die deutschen Ärzte auswandern. Grund dafür sind die hiesigen, untragbaren Arbeitsbedingungen und die bessere Bezahlung im Ausland. In Deutschland sind daher beinahe 15 Prozent der Ärzte aus dem Ausland.
Globalismus und der Verlust staatlicher Souveränität
Die globalistische Ideologie macht auch jeden Widerstand gegen die Ausbeutung der Menschen und die Konkurrenzgesellschaft zunichte. Einerseits löst sie jeden Nationalstaat in einem globalistischen Geflecht aus internationalen Institutionen auf, welche die Nationalstaaten ihrer Souveränität berauben und von Oligarchen und Konzernen beherrscht werden. Auf diese Weise wird nationaler Widerstand gegen ein global agierendes Kapital unmöglich gemacht. Staaten, die sich diesem Trend entgegenstellen, werden mit Farbrevolutionen, Anschlägen auf die Regierungen oder Krieg überzogen. Dieser Trend hat sich seit 2020 massiv verschärft. Institutionen wie die WHO oder die EU üben massive Macht über die Mitgliedsstaaten aus und werden ihrerseits von Oligarchen, Lobbyisten und Konzernen wie Bill Gates und Blackrock beherrscht, indem sie ideologisch indoktriniert, finanziert und von eigenem Personal durchsetzt werden.
Dadurch wird eine Überführung der staatlichen Souveränität in private Hände forciert. Private Akteure konzentrieren immer größere Teile der gesellschaftlichen Strukturen in ihren Händen. Sie bestimmen nicht nur die Gesundheitspolitik und beherrschen immer größere Teile der Infrastruktur, sondern greifen nun auch nach der Lebensmittelversorgung, die sie in ihren Händen zu zentralisieren streben. Der Staat wird nach und nach abgeschafft, höchstens auf seine scheindemokratischen Aspekte reduziert, die jede Entscheidung mit einem Anstrich von politischer Willensbildung versehen, aber letztlich aus den Konzernzentralen heraus implementiert wurden. Zudem dient der Staat weiterhin als Gewaltapparat, um den Willen der Konzerne und Oligarchen durchzusetzen.
Links, das neue Rechts der woken Linken
Zum anderen löst der Globalismus jede Bezugsgröße der Menschen vollkommen auf. Der Staat, die Heimat, die Nation, all diese Identifikationsmöglichkeiten gehen als Teilaspekte eines Globalismus in eine Weltbürgergemeinschaft auf, die auf Lokalpatriotismus oder Identitäten, die sich aus lokalen Bezügen schöpfen, bestenfalls verachtungsvoll herabblickt. Zugleich werden diese Identifikationsmöglichkeiten mit dem Ruch des rückwärtsgewandten Ausländerfeindes und potenziellen Nationalsozialisten versehen, dem wirkungsvollsten Instrument der Delegitimierung von Meinungen und Fakten. Wer auf nationale Souveränität besteht, einen Bezug zu seiner Heimat pflegt und sich wünscht, lokale Eigenheiten und den Willen der Bürger bei der Entscheidungsfindung zu berücksichtigen, der gilt schnell als „rechts“, ein Begriff, der potenziell alles umfasst, was der globalistischen Ideologie im Wege steht. Dieses „rechts“, das zumindest im Gefühl mit einer dunklen Vergangenheit assoziiert und mit allem Negativen aufgeladen wird, das dem pseudoprogressiven Weltbürger verachtenswert erscheint, wird dann als neues Feindbild installiert, um auch die Pseudolinken in Stellung für das System und gegen jede Opposition zu bringen. So wird jede Form von Opposition zu einem Teil dieses „rechts“ erklärt, und die Pseudolinken und Gutbürger springen wie konditioniert auf diesen Begriff an und wähnen sich im Kampf gegen den neuen Faschismus, während sie ihn in Wahrheit verteidigen und sich als schützende Hilfstruppen der globalistischen Ausbeutung betätigen. In einer „Teile und Herrsche“-Strategie werden auf diese Weise verschiedene Bevölkerungsteile gegeneinander ausgespielt und der Blick von Machtstrukturen und Ausbeutungsverhältnissen fortgelenkt.
Sexuelle Orientierung als Ersatzidentität im globalen Kontext
Der diverse Globalismus bietet als Ersatz für den Wegfall der Identifikationen Ideologien an, die das System stützen und potenziell Geschäftsfelder eröffnen. So ist die pseudolinke Identitätspolitik als Ersatz für eine nationale oder kulturelle Identität zu betrachten. Statt Deutschland oder der eigenen heimatlichen Kultur, aus der die Menschen hervorgehen und die sie prägt, werden das Geschlecht und die sexuelle Orientierung in den Vordergrund gerückt und so zur allein identitätsbildenden Ideologie, die jedoch international und globalistisch verteidigt wird. So gibt es die LGBTQ-Bewegung nicht nur in Deutschland, sondern sie hat sich über den gesamten Westen ausgebreitet und zu Bilderstürmereien und dem Sturz von Denkmälern ebenso geführt, wie sie die Spaltung der Gesellschaft vertieft und zementiert hat. Sie stellt zudem eine Ablenkung von Macht- und Herrschaftsverhältnissen dar und bietet zudem durch Hormonbehandlungen, Geschlechtsumwandlungen und eine ausgedehnte Merchandise-Industrie neue Absatzmöglichkeiten für das global agierende Kapital. Identitätspolitik wird zu einem internationalen Geschäft.
Daher werden Globalismus, Multikulturalismus und Diversität von den globalistischen Organisationen wie dem WEF und über diese durch die Young Global Leaders auch gefördert und sickern von dort in die nationale Politik ein. Sie bieten einen Vorwand, den internationalen Konkurrenzkampf auf eine neue Stufe zu heben, die Ausbeutung der Menschen zu intensivieren und diese gleichzeitig von wirkungsvollem Widerstand abzuhalten und sie in einer dauernden Beschäftigung miteinander und gegeneinander zu halten, um den Blick von den wahren Machtverhältnissen abzulenken. Der Globalismus zerstört jede Bezugsgröße, die eine flächendeckende Identifikation erlaubt und auf diese Weise Widerstand zu organisieren in der Lage wäre, und schließlich überführt er die reale Macht in ein diffuses Netzwerk aus internationalen Organisationen, das immer undurchschaubarer wird.
Die Verkleidung des Kapitalismus in progressiver Rhetorik
Gleichzeitig wird diese Ideologie in den Mantel des Guten und Schönen gekleidet, gibt sich sozial und progressiv, um die Unterstützung des größeren Teils der Bevölkerung zu gewinnen und die wahren Ausbeutungs- und Machtverhältnisse zu verschleiern und damit Kritik am Kapitalismus gar nicht erst aufkommen zu lassen, da er sich einen menschlichen Anstrich gibt, der aber schon bei einem kurzen Blick hinter die Kulissen vollkommen entzaubert wird. Nach wie vor setzt auch der globalistische Kapitalismus auf Rassismus, Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt, nur jetzt eben bemäntelt mit einer grünen und diversen Ideologie.
Der links-woke Einfluss auf die kapitalistische Entwicklung
Der Begriff „woke“ hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen und beschreibt eine Haltung, die sich für soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und das Bewusstsein über gesellschaftliche Ungerechtigkeiten einsetzen soll. Ursprünglich aus den Bürgerrechtsbewegungen der USA stammend, wurde „woke“ zu einem Synonym für ein progressives, antirassistisches und inklusives Denken, das sich gegen die traditionellen Machtstrukturen stellt. Diese Haltung fand besonders in linken Bewegungen und Parteien Anklang, die sich für soziale Reformen und eine gerechtere Gesellschaft einsetzen.
Doch die Woke-Kultur wurde gezielt gefördert und gelenkt, um revolutionäre Bewegungen zu entschärfen und auf kulturelle Konflikte zu lenken, anstatt auf ökonomische Ungerechtigkeiten. So wurde die links-woke Bewegung im Interesse von Konzernen zunehmend in den kapitalistischen Mainstream integriert.
Der Kapitalismus, der stets auf der Suche nach neuen Märkten und Konsumenten ist, hat die Prinzipien des Wokeismus aufgegriffen und in seine Geschäftspraktiken eingebunden. Unternehmen präsentieren sich heute als sozial verantwortliche Akteure, die Diversität fördern und sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen. Sie bedienen sich dabei der Rhetorik der links-woken Bewegungen, um ihre Produkte und Dienstleistungen zu vermarkten und eine breitere Konsumentenbasis anzusprechen.
Dieser Prozess der Vereinnahmung hat zweierlei Effekte auf die kapitalistische Entwicklung. Einerseits wird der Druck auf Unternehmen erhöht, scheinbar gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und sich öffentlich zu sozialen Themen zu positionieren. Andererseits wird die ursprünglich radikale Kritik an den bestehenden Machtverhältnissen abgeschwächt und in eine Form gelenkt, die dem kapitalistischen System nicht gefährlich wird. Statt grundlegender struktureller Veränderungen bleibt es oft bei symbolischen Gesten und oberflächlichen Anpassungen, die den Schein von Fortschritt und Wandel wahren sollen.
Durch die Integration von Wokeismus in den Kapitalismus wird auch die antikapitalistische Opposition geschwächt. Viele linke Bewegungen und Parteien, die sich einst für tiefgreifende Veränderungen eingesetzt haben, sind heute in das System eingebunden und verfolgen eher reformistische als revolutionäre Ansätze. Sie tragen zur Legitimierung eines Kapitalismus bei, der sich progressiv und sozialverantwortlich gibt, während er weiterhin auf Ausbeutung und Ungleichheit basiert.
Linke humanistische Ideen und Gesellschaftskonzepte sowie Bewegung, die ursprünglich als Gegenpol zum kapitalistischen System gedacht waren, wurden somit in weiten Teilen in dessen Dienst gestellt. Anstatt das System grundlegend in Frage zu stellen, wird dessen äußere Erscheinung „humanisiert“ und reformiert, ohne die zugrunde liegenden Machtstrukturen zu verändern. Dieser Einfluss auf die kapitalistische Entwicklung zeigt, wie flexibel und anpassungsfähig das System ist, wenn es darum geht, potenzielle Bedrohungen in Chancen für sich selbst zu verwandeln.
Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Ansichten der fixen Autoren von TKP wider. Rechte und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.
Felix Feistel, Jahrgang 1992, studierte Rechtswissenschaften mit dem Schwerpunkt Völker- und Europarecht. Schon während seines Studiums war er als Journalist tätig; seit seinem Staatsexamen arbeitet er hauptberuflich als freier Journalist und Autor. So schreibt er für manova.news, apolut.net, multipolar-magazin.de sowie auf seinem eigenen Telegram-Kanal. Eine Ausbildung zum Traumatherapeuten nach der Identitätsorientierten Psychotraumatheorie und -therapie (IoPT), als der er auch arbeitet, erweiterte sein Verständnis von den Hintergründen der Geschehnisse auf der Welt.
Dejan Lazić, Sozialökonom und Wirtschaftsjurist, Hochschuldozent für Staats- u. Migrationsrecht (2002-2022), CEO einer internationalen Rechts- und Wirtschaftsberatungsgesellschaft.
Veröffentlichungen u.a. bei nachdenkseiten.de und norberthaering.de
Eine Antwort
Teil 2 ist schon vorbereitet:
die Rednecks und der „White Trash“ gehen den Bunten an den Kragen …
Nur was schlägt der Autor als Lösung vor?
Robespierre mit dem Fallbeil oder einen neuen Röhm-Putsch?
Gebt dem (nackten) Kaiser, was des Kaisers ist und gründet einen Bruderhof?