Ein satirischer Beitrag in Anbetracht der Absurdität unserer Zeit
„Eine Zigarette rauchen auf dem Weg zum Bahnhof oder bei einem Spaziergang im Park?“ Damit ist bald Schluss, so die Frankfurter Rundschau in der gewohnt abgemilderten Wortwahl gängiger Medienvertreter.
Natürlich könnten die Abgeordneten des Europaparlaments sich auch der unter den geopolitischen Krisen ächzenden Weltwirtschaft widmen oder beizeiten einmal die Kriegsproblematik angehen, aber zunächst gibt es wohl weitaus Wichtigeres. Glücklicherweise haben die Oberen der EU sich nun entschieden, ihre Prioritäten sinnvoll zu setzen und uns mit den wahren Herausforderungen des Lebens zu konfrontieren; dem Zigarette-rauchenden Nachbarn im Park!
Sozialschädlinge, es gibt eben immer noch viel zu viele davon. Wieder wollen sie den braven Bürger mit ihren Aerosolen verseuchen. Sie sind die wahre Bedrohung für unsere Zivilisation!
Aber dem soll zeitnah ein Ende gesetzt werden. Die EU will sie komplett eliminieren, zumindest aber auf 5% reduzieren. Dank dieses neu-geplanten EU-Verbots wird es bald nicht mehr reichen, vor den Eingängen der Bars rumzulungern oder sich in vier-Quadratmeter großen Glasvitrinen zu verlustieren. Der Raucher wird schon bald gar keine Existenzberechtigung mehr haben, denn es ist geplant, „ein Rauchverbot fast überall im Freien“ umzusetzen. Endlich kann der Gutbürger wieder nach Herzenslust das Ordnungsamt verständigen, wenn er einen Delinquenten aufgetan hat.
Ungeimpfte sind Geschichte, Muslime taugen auch nicht wirklich als echtes Feindbild, beißt es sich doch zu sehr mit unserer propagierten Weltoffenheit.
Dank der EU haben wir einen alten Sündenbock wiederentdeckt, den wir wunderbar unter gesellschaftlicher Anerkennung zum Wohle unser aller Gesundheit ächten können: den Raucher.
Viel zu lange verstaubte dieses kostbare Feindbild hinter anderen Gesundheitsschädlingen wie Putintrollen und Impfleugnern.
Dank der EU können wir sie nun nach Herzenslust für ihr schändliches Verhalten an den Pranger stellen. Die Argumentation funktioniert wunderbar. Wir greifen einfach auf die üblichen Muster zurück und nutzen vulnerable Gruppen und wissenschaftliche Studien als Untermauerung der Wichtigkeit unseres Anliegens.
Schließlich möchte man doch seine Kinder schützen.
Nein, nicht vor der Rekrutierung durch Jungoffiziere an öffentlichen Schulen.
Nein, nicht vor acht Stunden Sauerstoffentzug und auch nicht vor einer experimentellen Gentherapie oder gar vor dem Entzug sozialer Kontakte.
Das ist alles nichts im Vergleich dazu, dass diese kleinen Wesen ständig Gefahr laufen, von Zigarettenrauch gestreift zu werden beim Sandburgen-Bauen an der Playa de Palma. Vorausgesetzt natürlich, dass das in den nächsten Sommerferien noch möglich ist und Putin nicht bis dahin die ganze Welt nuklear verseucht hat.
Na ja, dieses Szenario überlassen wir getrost denen, die ihr Handwerk verstehen, wie den Strack-Zimmermanns, Kiesewetters oder Hofreiters. Die werden es schon mit ordentlichen Waffen schaffen, den Frieden herbeizubomben.
Dann können wir uns als gute Bürger ganz in Ruhe unserer Pflicht zuwenden und der Regierung dabei helfen, dass man sich auch an ihre Verordnungen hält. Was wären wir schließlich ohne Verbote?
Da würde wohl jeder machen, was er wollte, und wo kämen wir da hin? Womöglich käme der ein oder andere noch auf die Idee, unbeschwert seinen zahlreichen Lastern zu frönen, ohne sich zu fragen, ob vielleicht drei Cafés weiter jemand sitzt, dessen Gesundheit dadurch beeinträchtigt werden könnte.
Fokussieren wir uns also auf den wirklich wichtigen Auftrag unserer Zeit: die Ächtung und Verfolgung des rauchenden Schädlings.
Eine Antwort
Handelt es sich hierbei etwa um die Selbe EU, die es seit vielen Jahren nicht einmal schafft das vollkommen sinnfreie hin- und herschalten zwischen Sommer- und Winterzeit abzuschaffen? Woher sollen denn plötzlich Mehrheiten für ein solches Rauchverbot kommen? Und warum? Ich fühle mich als Nichtraucher vollkommen ausreichend geschützt, alles Weitere ist Privatsache.