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Griff nach Grönland
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Der Griff nach Grönland – die Welt als Selbstbedienungsladen?

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Grönland? „Wir brauchen es.“ – Bescheidenheit gilt nicht als Trumps Stärke. Was steckt dahinter?
Zusammengefasst

Gebietsansprüche und „Fischen in fremden Gewässern“

In einem »Interview mit NBC« vom 4. Mai 2025 sagte US-Präsident Trump, er schließe militärische Gewalt zur Übernahme Grönlands völlig aus: „It could happen, something could happen with Greenland.“ Der US-Präsident wiederholte sein immenses Interesse an Grönland: „We need it, we need Greenland very badly.« (Wir brauchen es, wir brauchen Grönland sehr dringend). Er erklärte, dass es für die internationale Sicherheitsarchitektur wichtig sei, dass Grönland unter US-Kontrolle sei, da russische und chinesische Schiffe, Flugzeugträger und Geschützboote, die Küste Grönlands auf und ab befahren würden. Als würde es sich bei den Grönländern um irgendwelche exotischen Tiere oder Welpen handeln, äußerte Trump, in Grönland lebten nur wenige Leute, „we´ll take care of them and we´ll cherish them and all of that“ (wir werden uns um sie kümmern und sie hegen und pflegen und all das). Auf Nachfrage, ob er militärische Gewalt ausschließe, sagte Trump, er bezweifle, dass die Umstände so weit führen würden, es könne aber dazu kommen, er schließe es nicht kategorisch aus: „I don´t rule it out“.

Trump ist nicht der erste Amerikaner, der Grönland ins Visier nimmt. 1946 scheiterte US-Präsident an dem Versuch, Grönland von Dänemark zu erwerben, obwohl er »100 Millionen US-Dollar in Gold« als Kaufpreis angeboten hatte. 1951 kam es aber zu einem bilateralen »Verteidigungsabkommen«, in dessen Folge der US-Militärstützpunkt Thule Air Base auf der Insel errichtet wurde (seit April 2023 Pituffik Space Base).

Unter Trump nahm dieses Begehren wieder Fahrt auf: Bereits Ende letzten Jahres hatte er gepostet, dass er den Mit-PayPal-Gründer und Tech-Milliardär Ken Howery zum »Botschafter für Dänemark« ernennen werde und dass der Besitz und die Kontrolle über Grönland durch die USA absolut notwendig seien. Der US-Präsident hatte im Januar seine Zuversicht geäußert, dass es zwischen Grönland und den USA zu einer freiwilligen Einigung über einen Anschluss kommen werde. Er »„wisse nicht wirklich, welchen Anspruch Dänemark auf die Insel habe. Aber es wäre ein „unfreundlicher Akt“«, wenn Dänemark einer Einigung nicht zustimmen werde.

Die Reaktionen der Betroffenen

Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen betonte, dass Grönland »nicht zum Verkauf stünde und es auch in Zukunft nicht sein werde«, das habe auch der grönländische Premierminister Múte Egede deutlich erklärt. Frederiksen betonte die Wichtigkeit, als Alliierte zusammenzuhalten, und ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Aber sie lasse sich nicht unter Druck setzen: „You cannot annex another country. Not even with an argument about international security.“


Diese Aussage traf Frederiksen in einem Fernsehinterview, nachdem Trumps Sohn nach Grönland geflogen war, was Trump mit den Worten gepostete hatte, dass die „freie Welt Sicherheit, Schutz, Stärke und Frieden bräuche und dieses Geschäft zustandekommen müsse. (a deal that must happen)


Was Trump nicht erwähnt und was für Spott sorgte, ist die Tatsache, dass sein Sohn keine Politiker getroffen hatte und sein Sohn privat für einen Tagesausflug auf die Insel geflogen war, um ein paar »„lustige Inhalte für einen Podcast“« zu drehen.

Die Unabhängigkeit Grönlands

Das Bestreben Grönlands nach Autonomie ist nicht neu, das Dänische lernen Kinder in der Schule. »„2003 sprachen rund 25 % nur schlecht Dänisch, knapp 40 % sprachen gut Dänisch“«. Der damalige grönländische Premierminister, Múte B. Egede, bekräftigte in seiner »Neujahrsrede 2025«,dass sein Land den nächsten Schritt gehen und die „Ketten der Kolonialzeit“ ablegen werde. Volle Gleichberechtigung und Unabhängigkeit von Dänemark seien noch nicht geschaffen. Es sei an der Zeit für den nächsten Schritt, zwar in enger Zusammenarbeit mit Dänemark zu bleiben, aber doch eigenständige Handelspolitik zu treiben. Das Parlament und die Regierung Grönlands hätten Schritte unternommen, eine eigene Verfassung zu gründen, die die „Grundlage für die Abspaltung von Dänemark“ sei. Auch der neue Flughafen in Nuuk erlaube es Besuchern, Grönland direkt zu besuchen, ohne vorher über Dänemark reisen zu müssen

Grönland möchte seine Unabhängigkeit aber sicher nicht erlangen, um sie straks darauf an die USA abzugeben. Für Schadenfreude im Netz sorgte ein »Kurzbesuch« von JD Vance am 29. März in Grönland, der bereits nach 3 Stunden abgebrochen wurde. Anders als geplant musste der Besuch in Nuuk ausfallen und Vance verließ die Militärbasis nicht. Die User feierten die Grönländer für ihre Wikingern gleiche Stärke, da Vance keine offizielle Unterkunft angeboten und Proteste organisiert wurden. Als Gäste sind die Amerikaner willkommen, als Eroberer nicht. 

Profilneurose oder Übergriffigkeit?

Thema des »jüngsten Interviews« war auch, dass Trump auch auf Kanada als Kandidaten für einen 51. US-Bundesstaat ein Auge wirft. Das Verhältnis der eigentlich engen Partner hatte sich deutlich abgekühlt, als Trump Kanada mit höheren Zöllen belegte. Gegen Kanada führt Trump abwechselnd »drei Gründe« ins Feld: Er wolle die illegale Migration stärker kontrollieren, die illegale Einfuhr der Todesdroge Fentanyl unterbinden, mit der die USA von Kanada und Mexiko aus überschwemmt werden, und die Zollpolitik fairer gestalten.

Justin Trudeau hatte auf die Aussagen hin empör bekräftigt, dass es nicht den Hauch einer Chance gebe, dass Kanada Teil der Vereinigten Staaten werde.

Auch Trudeaus Nachfolger im Amt, »Mark Carney«, ist entschlossen, das nicht zuzulassen. In dem »Interview mit NBC« erklärt Trump, dass er im Gegensatz zu Grönland bei Kanadas „Annexion“ nicht glaube, dass es je so weit kommen würde. Er führt ins Feld, dass die USA Kanada mit 200 Milliarden Dollar jährlich subventionieren würden. Die USA bräuchten weder Autos noch Energie noch Bauholz aus Kanada. Diese 200 Milliarden Dollar Subventionen wären nicht notwendig, wenn Kanada ein US-Staat werden würde, und er könne die Ausgaben nicht vor den Bürgern rechtfertigen. Trump führt an, dass Kanada extrem wenig an die NATO zahle und sich mit seinen geringen Militärausgaben darauf verlasse, dass die USA das Land im Zweifel verteidigen würden, was diese auch tun würden. Da profitiert Kanada eindeutig von seiner geopolitischen Lage als „Puffer“, in dem die USA keine feindliche Macht stationiert sehen möchten. Doch mit solchen Aussagen legt Trump eine Respektlosigkeit gegenüber der Souveränität anderer Länder an den Tag, und indem er sich verbal wie die Axt im Walde verhält, gefährdet er das internationale diplomatische Klima.

Unverschämte Trump`sche Ansprüche

Donald Trump hat den Golf von Mexiko am ersten Tag seiner Amtszeit in einem Dekret in »Golf von Amerika« umbenannt, Google zeigt die Meeresbucht jetzt als „Gulf of America“ an. Nutzer der USA bekommen weiter den traditionellen Namen und in Klammern den neu angeordneten Namen zu sehen. Dass einzelne Länder von der internationalen Gepflogenheit abweichen, ist an sich nicht unbekannt. So verwenden einige arabische Anrainerstaaten auch für den seit vorchristlicher Zeit so genannten »Persischen Golf« inzwischen den Namen „Arabischer Golf“. Als weitere Namensänderung machte Trump die Umbenennung des Berges »Mount McKinley« in Alaska wieder rückgängig, den Obama 2015 in den traditionellen Namen der Ureinwohner, in Denali, umbenannt hatte. 

Eine größere Einmischung betreibt Trump hinsichtlich des Panamakanals. Dieser ist, genau wie der Suezkanal, entscheidend für den weltweiten Handel. Wie sich ein Ausfall oder eine Störung an diesen Nadelöhren auf die Lieferketten auswirkt, wurde deutlich, als 2022 die „Ever Given“ im Suezkanal havarierte. Trump begann Ende 2024 davon zu reden, die USA würden sich den Panamakanal „zurückholen“. Er kritisiert Chinas gesteigerte Aktivitäten dort, das in seinen Augen der eigentliche Betreiber des Kanals sei, da sich die großen Containerterminals auf beiden Seiten des Kanals in chinesischer Hand befinden. »„Wir haben ihn nicht an China gegeben, wir haben ihn an Panama gegeben“«.Er kritisiert weiterhin überteuerte Passagegebühren für US-Handelsschiffe, was Panama von sich weist. 

Trump bezieht sich darauf, dass die USA die volle »Kontrolle über den Panamakanal« erst 1999 an Panama abgegeben hatten. Die Besitzrechte hatten die USA 1903 im Hay-Burnau-Varilla-Vertrag erhalten, nachdem Panama 1903 mit Unterstützung der Vereinigten Staaten seine »Unabhängigkeit von Kolumbien« durchgesetzt hatte. Ein US-Ingenieurkorps baute den Kanal von 1904 bis 1914.

Der US-Präsident kritisierte den zu großen Einfluss Chinas auf den Kanal. Als Reaktion auf die Drohungen Trumps erlaubt Panama für 3 Jahre die erneute »Stationierung von US-Truppen am Panamakanal«, nicht aber die Einrichtung eines Militärstützpunktes. International betonen alle Staaten, dass die USA die Souveränität Panamas nicht verletzen dürfen. Ausgerechnet Annalena Baerbock pflichtet Trump in einem Punkt bei, nämlich, dass es ihm wohl nicht um die Übernahme des Kanals, sondern um die Dominanz Chinas in der Region ginge: „Wir sehen, dass China weltweit massiv in Häfen und andere wichtige Infrastruktur investiert“, »sagte die Grünenpolitikerin.« „Wir haben da lange einfach blind zugeschaut, auch das war ein Fehler.“

In diesem Zusammenhang sei an den umstrittenen Kauf von Anteilen des Hafen-Terminals in Hamburg an China von 2022 erinnert. Diesen Deal schloss die Regierung ab, obwohl Juristen vor einem »erhöhten strategischen chinesischen Einfluss« warnten sowie vor der Gefahr, dass die chinesische Regierung dies als »Druckmittel zur Durchsetzung politischer Ziele« einsetzen könnte. Mahnendes Beispiel ist hier der Hafen von Hambantota in Sri Lanka, der mit chinesischen Mitteln gebaut wurde. Der Hafenbetrieb konnte keine Gewinne erwirtschaften, Sri Lanka die Kredite nicht bedienen und musste die Hafennutzung und den »Hafenbetrieb für 99 Jahre an China abtreten«

Rohstoffe als Objekte der Begierde

Bei der Frage nach den Beweggründen für Trumps Griff nach Grönland stößt man schnell auf die „üblichen Verdächtigen“, die Rohstoffe. Grönland verfügt über ein »reiches Angebot an Rohstoffen«, darunter Gold, Platin, Juper, Zink, Nickel, Molybdän und Eisen, Rubine, Diamanten, Uran und Seltene Erden. Die Ressourcen der Insel erfahren weltweit gesteigerte Aufmerksamkeit.

Im November 2023 haben 8 baltische Staaten in Neu-Delhi über eine Zusammenarbeit konferiert, bei der Indien »Interesse« an den Seltenen Erden Grönlands bekundete. Das kanadische Unternehmen Neo Performance hat bereits den Zuschlag für den Abbau eines Seltenerdenvorkommens in Grönland erhalten. Bevor Grönland aber gänzlich der Gier internationaler Bergbaukonzerne zum Opfer fällt, hat die Regierung dem einen Riegel vorgeschoben. 2021 verabschiedete die in dem Jahr gewählte Ataqatigilt-Partei, die mit diesem Thema Wahlkampferfolge erzielt hatte, ein Gesetz, das »Grenzwerte« für das beim Abbau anfallende Uran festlegte und dem schon Abbau von Uran quasi ein Ende setzte. China hat bereits Investitionen auf Grönland im Bereich des Rohstoffabbaus getätigt und ist an einer »Zinkmine im Zitronenfjord« beteiligt.

Das strategische Sicherheitsgefüge

Der andere „übliche Verdächtige“ hinter solchen Ansprüchen ist das militärische Interesse, das auch hier vorliegt. Wenn man Grönland nicht aus dem üblichen Blickwinkel westlicher Landkarten betrachtet, sondern aus der Perspektive, die z. B. die Flagge der Vereinten Nationen nutzt, sieht man, dass die »größte Insel der Welt« (Australien als Hauptlandmasse gezählt) nicht mehr so peripher liegt, sondern in zentraler Lage zwischen Russland, Amerika und Kanada und Nordeuropa:

Geografische Lage der Kontinente: Flagge der Vereinten Nationen / KI-repliziert

Seit 1952 haben die USA einen militärischen Stützpunkt im Nordosten von Grönland. Die Pituffik Space Base hat große Bedeutung für die globale Raketenabwehr und die Weltraumüberwachung. Die USA wollen den Machtkampf in der Arktis nicht verlieren. Die russischen Militärbasen innerhalb des arktischen Zirkels sollen inzwischen »die der NATO um ein Drittel übertreffen«

Strategische Bedeutung kommt in dieser Frage die »GIUK-Lücke« zu, die Linie zwischen Grönland, Island und dem Norden der UK). Sie bildet einen natürlichen Engpass an der Grenze zum Atlantik und spielt eine zentrale Rolle für die NATO-Überwachung, da die russische Flotte und russiche U-Boote sie auf dem Weg in den Atlantik durchqueren müssen.

Auch China erhebt Ansprüche. Es ist zwar kein direkter Anrainerstaat, weitet aber als „nahezu-Anrainer“ seinen Einfluss durch zivile Aktivitäten aus. Parteichef Xi Jinping tat Chinas Ambitionen als »„polare Großmacht“« kund. China führt etliche wissenschaftliche Expeditionen durch, chinesische Eisbrecher befahren das Nordpolarmeer, einer tauchte sogar »überraschend vor Nuuk« auf, also im Westen Grönlands. Seit 2004 betreibt China eine »Forschungsstation auf der Insel Spitzbergen«, seit 2018 gemeinsam mit Island das China-Iceland Arctic Science Observatory. China baut seine diplomatischen Beziehungen aus, unterhält in der isländischen Hauptstadt die »größte aller Botschaften«. Eine chinesisch-russiche Zusammenarbeit auf einer gemeinsamen Handelsroute durch das Nordpolarmeer sichert den Transitverkehr v. a. von Ölexporten Russlands nach China, ohne Gefahr zu laufen, dass der Seeweg über den Suezkanal, den Indischen Ozean und die Straße von Malakka irgendwo von anderen Mächten blockiert werden kann.

Seine »militärische Präsenz in der Region« hat China deutlich erhöht: Im September 2022 operierten chinesische und russische Kriegsschiffe 160 Kilometer von der amerikanischen Aleuteninsel Kiska, darunter ein Lenkwaffenzerstörer vom Typ 055 Nanchang, der mit 112 Marschflugkörpern oder hyperschallschnellen Angrifsraketen bewaffnet ist; Im Juli 2024 patrouillierten chinesische und russische Langstreckenbomber nahe Alaska. Welche Aktivitäten mit U-Booten in dem Raum stattfinden, scheint nicht vollständig überwachbar zu sein. 

Grönland, der Spielball der Interessen

Beide genannten Interessensfelder machen Grönland zu einem begehrten Objekt für Trumps Expansionsdrang und Übergriffigkeit. Die Rohstoffvorräte, insbesondere die Seltenen Erden sind für moderne Technik von zunehmendem Interesse und immer begehrter, das zunehmende militärische Säbelrasseln in der Region birgt Eskalationsgefahren. Grönland selbst, auf dem Weg in die Unabhängigkeit schon weit vorangeschritten, weiß um seinen Wert und verhandelt offen nach allen Seiten. Die finanziellen Unterstützungen durch das verwaltende „Mutterland“ Dänemark will man genauso wenig verprellen wie finanzkräftige Investoren, frei nach dem Motto: Ein Kapitalist ist ein Kapitalist, egal, welche Sprache er spricht.

„Idealerweise verteile man die Abhängigkeiten: ,So dass wir Sicherheitsbeziehungen mit den USA haben, einige Beziehungen zu Dänemark und zu Island. Dass wir von den Norwegern lernen, den Bergbau-Sektor zu regulieren, mehr mit unseren Inuit-Freunden in Kanada zu tun haben. Und ja, Investitionen aus China wären auch schön.´“

Ulrik Pram / »Der Farang«

Trump, ein Wikinger im Anzug?

Trumps geopolitische Manieren erinnern mehr an einen Eroberer als an einen Verhandler. Er macht Besitzansprüche geltend, die er gar nicht hat, und sieht über die Souveränität anderer Staaten hinweg. Sein Benehmen gleicht dem eines Trampeltieres auf dem diplomatischen Parkett und er verhandelt in der Sprache einer Person, die sich auf Beutezug befindet.

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