Der gebührenfinanzierte Rundfunk inszeniert sich gern als neutrale Plattform der sogenannten „Demokratie“. In Wahrheit liefert er seit Jahren ein Lehrstück in gezielter Meinungssteuerung. Zwei Sendungen innerhalb weniger Tage zeigen das exemplarisch: In »Die 100« wird Friedrich Merz für seine „Stadtbild“-Aussage kollektiv ausgepfiffen, in der »Arena« darf er plötzlich Selbstkritik üben und wird dafür als staatsmännisch gefeiert. Beides dient demselben Zweck: Die politisch korrekte Linie durchzusetzen und jede abweichende Position als menschenverachtend zu brandmarken.
„Die 100“: Ein Publikum, das nur eine Meinung kennt
Die ARD-Sendung „Die 100 – Was Deutschland bewegt“ präsentierte erneut ein Publikum, das offensichtlich nach Gesinnung gecastet wurde. Beim Thema Migration durften die Zuschauer zwischen zwei Positionen wählen. Anna Planken lobte zunächst, dass sich die Asylerstanträge 2025 bislang auf etwa 106.000 halbiert hätten, Merz habe also geliefert. Till Nassif konterte mit dem Vorwurf, dass Friedrich Merz die Gesellschaft spalte.
Das Publikum tobte vor Begeisterung. 79 von 100 stimmten Nassif zu. Nur 17 hielten Merz’ Politik für richtig, vier enthielten sich. In der anschließenden Debatte verstärkte sich der Eindruck einer geschlossenen Veranstaltung. Eine ehrenamtliche Flüchtlingshelferin, die sich an der gesellschaftlichen Spaltung störte, erhielt für ihre Worte stehenden Applaus:
„Es gibt nicht die Flüchtlinge, es gibt nicht die Migranten, es gibt Menschen.“
»Kandidatin | Die 100«
Eine zweite Helferin nannte die Unterscheidung zwischen Asyl und Arbeitsmigration „pervers“. Ein ehemaliger Grenzpolizist bezeichnete die aktuelle Debatte als „unmenschlich“ und schob alle Probleme auf die Deutschen, die von vornherein Nein gesagt haben sollen. Selbst die wenigen Merz-Verteidiger distanzierten sich sofort von der „Stadtbild“-Formulierung. Eine Position, die Merz’ Kurs für zu lasch hält, kam überhaupt nicht vor. Das ist keine Bürgerbeteiligung, das ist kollektive Umerziehung.
„Die Arena“: Der gleiche Merz, aber plötzlich der der guten Miene
Nur wenige Tage später saß derselbe Friedrich Merz in der »ARD-Arena« vor 135 Bürgern, unter ihnen natürlich »auch erneut Politiker«, die befragt wurden, ohne als solche kenntlich gemacht zu werden, und zeigte sich plötzlich selbstkritisch. Auf die Frage einer jungen Frau mit Migrationshintergrund, die ihre Ängste schilderte, antwortete er und betonte fast im selben Atemzug:
„Ich möchte das Gegenteil von dem erreichen, was Sie empfinden. […] Ich hätte vielleicht früher sagen sollen, was ich konkret damit meine. […] Das würde ich heute anders machen. […] Wir brauchen Migration, wir brauchen Einwanderung, der ganze medizinische Sektor, der Pflegebereich, viele andere Bereiche. Und ohne diejenigen, die aus anderen Ländern kommen, geht es einfach nicht mehr.“
»Friedrich Merz, ARD | Die Arena«
Er sagte, Städte würden völlig verwahrlosen, und machte deutlich, dass genau dies seine ursprüngliche Aussage gewesen sei. Die ursprüngliche Oktober-Äußerung lautete jedoch, man habe im Stadtbild noch immer dieses Problem, weshalb der Bundesinnenminister nun in großem Umfang Rückführungen ermögliche und durchführe. Später ergänzte er auf Nachfrage, man solle einmal die eigenen Töchter fragen, was er damit gemeint haben könnte. In der Sendung machte jedoch auch unmissverständlich deutlich:
„Diejenigen, die in unserem Land leben wollen, müssen sich an die Regeln halten. Und wenn sie es nicht tun, müssen sie gehen.“
»Friedrich Merz, ARD | Die Arena«
Die Botschaft des Staatsfunks ist klar
Wer sagt, dass Deutschland kontrollierte Zuwanderung und konsequente Rückführung von Straftätern und Nicht-Integrationswilligen braucht, spaltet und verängstigt Menschen. Wer exakt dasselbe sagt, aber vorher Reue heuchelt und betont, wie sehr wir doch alle Migranten bräuchten, der ist plötzlich der verantwortungsvolle Kanzler.
Es geht nicht um die Sache selbst – also um die Forderung nach gesteuerter Zuwanderung mit klaren Regeln und Rückführungen –, sondern um die Art und Weise, wie sie präsentiert wird. Zwei Menschen können exakt dasselbe sagen, aber die Reaktion des Publikums fällt völlig unterschiedlich aus, abhängig von Haltung, Tonfall und Unterordnung unter die gesellschaftlich akzeptierte Sprachregelung:
- „Direkt und ungeschönt“ formuliert = sofort als menschenverachtend oder spalterisch gebrandmarkt, selbst wenn die inhaltliche Forderung vernünftig ist.
- „Demütig, entschuldigend, reuevoll“ formuliert = über Nacht als differenziert, empathisch und verantwortungsbewusst gefeiert, obwohl die Inhalte identisch sind.
Die doppelte Moral besteht also darin, dass nicht die inhaltliche Botschaft zählt, sondern die Rituale der Selbsterniedrigung, der Entschuldigung und der verbal signalisierten Unterwerfung unter die politisch korrekte Ausdrucksweise darüber entscheiden, ob jemand Applaus oder Empörung erhält. Die gleiche Substanz wird je nach Verpackung entweder kriminalisiert oder glorifiziert.
Merz’ Kapitulation in Zeitlupe
Friedrich Merz hätte die perfekte Gelegenheit gehabt, dem Staatsfunk die Maske vom Gesicht zu reißen. Er hätte das offensichtlich nach Gesinnung sortierte Publikum der Sendungen bloßstellen können, das jede kritische Silbe zu Migration mit Pfiffen und jede Willkommensfloskel mit Jubelstürmen quittierte. Er hätte die dreiste Doppelmoral der ARD entlarven können, die ihn für dieselbe Position einmal als Unmenschen diffamiert und Tage später als Staatsmann hofiert, sobald er nur kleinlaut „Das würde ich heute anders machen“ murmelt. Stattdessen knickt er ein, liefert exakt die rituelle Selbstkritik, die von ihm erwartet wird, und darf dafür gnädig weiterregieren. Merz ist ein Kanzler, der sich nicht nur in das enge Korsett der politisch korrekten Sprachregelung zwängen lässt, sondern sich dort auch noch wohlzufühlen scheint, solange am Ende ein bisschen Applaus abfällt. Statt das System bloßzustellen, perfektioniert er seine Rolle als dressierter Regierungschef, der lieber jeden vorgegebenen Rahmen ausfüllt, als auch nur einen einzigen zu sprengen.
Das eigentliche Stadtbild
Das wahre Stadtbild, das sich derzeit in deutschen Innenstädten zeigt, wird in keiner der beiden Sendungen ernsthaft thematisiert: messerbewaffnete Banden überfallen Passanten, Dealer-Clans kontrollieren ganze Viertel, Sozialsysteme kollabieren unter der Last von Hunderttausenden ohne Bleibeperspektive. Stattdessen wird ein Kanzler, der zunächst Rückführungen in großem Stil durchsetzen wollte, für eine klare Formulierung wochenlang an den Pranger gestellt, während die tatsächlichen Verursacher der Verwahrlosung als Opfer verhätschelt werden. Auch der gebührenfinanzierte Rundfunk hat seine Rolle gefunden: Nicht in der Aufklärung, sondern der Dressur. Und Friedrich Merz macht brav mit, solange er am Ende doch noch von einer ausgewählten Minderheit ein bisschen Zustimmung kassiert