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Angela Merkel und Winfried Kretschmann
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Bden-Württemberg Staatsministerium

Kretschmann zeichnet Merkel für Corona-Politik aus

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Die höchste Auszeichnung Baden-Württembergs wird zur nachträglichen Absolution für Schulschließungen, Maskenskandale und psychische Verwüstung einer ganzen Generation.
Zusammengefasst

»Am 9. Dezember 2025 überreicht Winfried Kretschmann« der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel die Große »Staufermedaille« in Gold. Das ist die höchste Auszeichnung Baden-Württembergs, eine rein persönliche Entscheidung des Ministerpräsidenten, ohne jede parlamentarische Kontrolle, ausdrücklich für ihre Corona-Politik. Was auf den ersten Blick wie eine harmlose Ehrung unter alten Weggefährten wirkt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als klassischer Akt autoritärer Selbstlegitimation.

Macht, die sich selbst vergoldet und die Kritik erstickt

Die Staufermedaille ist kein Volksorden und kein Parlamentsbeschluss. Sie ist das exekutive Spielzeug eines einzelnen Regierungschefs. Jeder darf vorschlagen, einer entscheidet. In diesem Fall entscheidet ein Grünen-Ministerpräsident, eine CDU-Kanzlerin für eine Politik auszuzeichnen, die Grundrechte außer Kraft setzte, Kinder in die Verzweiflung trieb und das Land in eine bis heute anhaltende Spaltung stürzte.

„Die Staufermedaille ist eine besondere, persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten für Verdienste um das Land Baden-Württemberg. Die Ehrung mit der Staufermedaille ist mit einer Urkunde des Ministerpräsidenten verbunden, in der er seinen Dank und seine Anerkennung für die Verdienste des Geehrten/ der Geehrten um das Land Baden-Württemberg zum Ausdruck bringt.“

»Stadt Heidelberg«

Auszeichnungen für autoritäre Systeme und für Leute, die daran Gefallen finden, kennt man noch aus der Deutschen Demokratischen Republik. Die DDR hatte ihre „Helden der Arbeit“, die Sowjetunion ihre Leninorden, und wir haben jetzt die Staufermedaille für die Architektin einer Politik, deren wissenschaftliche Grundlage durch die veröffentlichten RKI-Protokolle als weitgehend haltlos entlarvt wurde.

Der präventive Schlag gegen jede echte Aufarbeitung

Diese Auszeichnung erfüllt eine klare Funktion: Sie soll die notwendige Aufarbeitung »präjudizieren«, bevor sie überhaupt begonnen hat. Während der »Bundestag eine sogenannte Enquete-Kommission« bis 2027 einsetzt, während die RKI-Protokolle offenlegen, dass wesentliche Maßnahmen nicht auf Wissenschaft, sondern auf politischem Kalkül und schlichter Machtausübung beruhten, während Gerichte Ausgangssperren und andere Verbote nachträglich als unverhältnismäßig kassierten, wird die Hauptverantwortliche bereits zur unantastbaren Heldin erklärt.


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Der Orden ist ein weiterer Ablassbrief in Gold gegossen, ein Versuch, die Geschichte umzuschreiben, bevor die Opfer überhaupt zu Wort kommen.

Die Entlarvung der angeblichen Wissenschaftlichkeit

Kretschmann lobt Merkel als Naturwissenschaftlerin. Mit diesen Worten leitete der Baden-Württembergische Ministerpräsident seine Würdigung der ehemaligen Bundeskanzlerin ein. In Stuttgart zeichnete er ein Bild von Führung in der Krise, von Abwägen unter Druck und von politischer Verantwortung in einer der umstrittensten Phasen der jüngeren deutschen Geschichte.

„Heute möchte ich die außerordentlichen Leistungen von Bundeskanzlerin a. D. Dr. Angela Merkel in der Pandemie würdigen: ihre entschlossene, umsichtige und effektive Führung als Bundeskanzlerin in dieser Krise. […] Sie hat als Naturwissenschaftlerin gedacht und intensiv abgewogen – und als politisch Verantwortliche in der Situation gehandelt. So hat sie es geschafft, Schaden vom Volk abzuwenden.“

»Winfried Kretschmann / Baden-Württemberg«

Die Realität sieht anders aus. Die RKI-Protokolle belegen inzwischen unmissverständlich: Viele der härtesten Einschränkungen wurden nicht evidenzbasiert beschlossen, sondern politisch durchgedrückt, oft gegen den Rat der eigenen Experten. Was als nüchterne Wissenschaft verkauft wurde, war in Wahrheit die Entdeckung einer politischen Klasse für das autoritäre Regieren, eine Liebe zum Kommando, die sich seit 2020 nahtlos in andere Bereiche fortsetzt.

Die Spaltung als bleibendes Erbe

Diese Ehrung ist ein Witz, wenn man bedenkt, wie sehr das Land seit Corona gespalten wurde. Kritiker wurden von höchster Stelle als Schwurbler, Leugner, Extremisten und Gefährder diffamiert. Sie wurden ausgegrenzt, sowohl beruflich als auch sozial ruiniert.

Screenshot »Verfassungsschutz Niedersachsen«

Familien zerbrachen an Impfzwang und Kontaktverboten. Kinder und Jugendliche wurden monatelang entrechtet, obwohl sie weder Infektionstreiber noch nennenswert gefährdet waren. »Die COPSY-Studie« des UKE Hamburg zeigt bis 2025 deutlich erhöhte psychische Belastungen, der IQB-Bildungstrend »massive Lernrückstände«. Der »Bundesrechnungshof« spricht von Milliardenverschwendung, »das Gastgewerbe« von existenziellem Kollaps. Und genau für diese Politik bekommt Angela Merkel jetzt Gold um den Hals gehängt.

Merkel rechtfertigt die „demokratische Zumutung“

In ihrer Dankesrede bei der Verleihung der Staufermedaille nutzt Angela Merkel die Bühne nicht etwa für ein Wort des Bedauerns oder der Selbstkritik. Stattdessen liefert sie eine nachträgliche Selbstrechtfertigung, die die massiven Einschränkungen bürgerlicher Freiheiten als unvermeidliche Prüfung darstellt und sich selbst als diejenige positioniert, die diese Prüfung mit Bravour bestanden habe. Die ehemalige Kanzlerin, die aus der DDR stammt, stellt dabei eine direkte Linie zwischen ihrer Biografie und den Corona-Maßnahmen her – als wäre die vorübergehende Aussetzung von Grundrechten eine Art historischer Ironie, die sie persönlich besonders qualifiziere, darüber zu urteilen. Sie sagt wörtlich:

„Die Pandemie war eine demokratische Zumutung. […] Wir haben von den Menschen verlangt, sich nicht menschlich zu verhalten. […]

Die Coronapandemie hat uns alle vor einzigartige Herausforderung gestellt. Ich bin dankbar dafür, dass bis auf wenige Ausnahmen ein Konsens der politisch Verantwortlichen sowie vieler Bürgerinnen und Bürger bestand. Sie haben uns und mir ganz persönlich ihr Vertrauen geschenkt und sind unseren Weg mitgegangen. Nur durch unser gemeinsames Handeln konnten wir die in der Geschichte der Bundesrepublik bis dato nicht gekannten Herausforderungen bewältigen.

Deshalb nehme ich diese besondere Auszeichnung auch stellvertretend für alle diejenigen an, die die Coronamaßnahmen mit uns getragen und umgesetzt haben.“

»Angela Merkel / Baden-Württemberg«

»Des Weiteren führte sie aus«, soziale Nähe sei jedoch wesentlich für den Menschen. Sie habe nicht erwartet, ausgehend von ihrer Erfahrung in der DDR, dass sie 30 Jahre nach dem Fall der Mauer zeitweilig bürgerliche Freiheiten außer Kraft setzen müsse. Eigentlich sei die Sache zu Beginn der Pandemie einfach gewesen, exponentielles Wachstum und Kontaktvermeidung. Leider sei dies etwas, das dem menschlichen Wesen zutiefst entgegenstehe. Die verheerenden Folgen ihrer eigenen Entscheidungen finden in ihrer Darstellung allerdings keinen Platz.

Der zynische Höhepunkt: Kinder leiden, die Kinderlose wird geehrt

Nirgends wird der Zynismus deutlicher als bei den Kindern. Eine kinderlose Altkanzlerin erhält die höchste Auszeichnung eines Landes dafür, dass sie einer ganzen Generation monatelange Isolation, Masken im Unterricht und Schulschließungen zumutete – Maßnahmen, deren Nutzen bis heute nicht belegt ist, deren Schaden jedoch täglich sichtbar bleibt.

»Die Fakten« sprechen für sich. Die psychische Belastung manifestierte sich nicht nur in Unsicherheit und Stimmungsschwankungen, sondern auch in weitverbreiteter Einsamkeit, Reizbarkeit, Angst und Stress.

„Früher war ich echt gut in der Schule. Ich bin auch wirklich gerne hin gegangen, hatte viele Freunde dort, war in einem Sportverein aktiv. Doch durch den Lockdown und die Kontaktbeschränkungen waren alle diese Sachen auf einmal weg. Der Unterricht ging zwar online weiter. Aber das war nicht das gleiche. Mir fehlte die Motivation zu lernen, meine Leistungen wurden immer schlechter und ich verbrachte die meiste Zeit mit Zocken. Ich fühlte mich immer antriebsloser und ziemlich allein.“

»Leonie (16) über die Auswirkungen der Pandemie / Helden e.V.«

Und dennoch: Die Frau, die die politische Verantwortung trug, wird nun mit einer hohen staatlichen Auszeichnung geehrt. Eine Prämierung als Anerkennung für Regierungszeit, Entscheidungen und Richtlinien. Doch wie kann man auszeichnen, was vielen Menschen Jahre gestohlen hat? Eine solche Ehrung wirkt wie eine farblose Verneigung vor einer Politik, deren Konsequenzen in unzähligen Zimmern, Schulhöfen und Kinderzimmern nachhallen. Sie entkoppelt Macht und Verantwortung von der Belastung der tatsächlich Betroffenen, insbesondere den Kindern und Jugendlichen.

Dies ist kein Lob für eine Regierungsleistung. Es ist ein Kommentar auf politische Blindheit, eine Verleugnung des erlebten Leids einer ganzen Generation.

Der geschlossene Zirkel der gegenseitigen Weih

Kretschmann ist nur der neueste in einer langen Reihe. »Hendrik Wüst«, »Frank-Walter Steinmeier«, »Manuela Schwesig« und »Markus Söder«, sie alle haben Merkel seit ihrem Abgang mit Orden überhäuft. Ein geschlossener Kreis von Amtsträgern zeichnet sich gegenseitig aus, konvertiert politische Macht in symbolisches Kapital und dieses wieder zurück in Macht. Die Bürger, die den Preis bezahlt haben, bleiben außen vor.

Die Staufermedaille für Angela Merkel ist ein Machtinstrument und keinesfalls ein Dank. Sie signalisiert: Die politische Klasse lässt sich ihre Version der Geschichte nicht mehr nehmen, weder von Gerichten noch von Studien noch von den Millionen Betroffenen. Sie erklärt die Aufarbeitung für beendet, bevor sie begonnen hat, und brandmarkt jeden als rückwärtsgewandt, der weiter nachfragt.

Doch die Rechnung ist noch lange nicht beglichen. Die Spaltung sitzt tief, die Narben sind frisch, und die Wahrheit lässt sich nicht mit Gold übertünchen. Wir werden nicht vergessen!

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Janine Beicht

Janine Beicht ist gelernte Kommunikationsdesignerin, arbeitet aber seit 2020 im Gesundheits- und Sozialwesen. Als Aktivistin engagiert sie sich besonders auf dem Gebiet der Psychologie unter dem Aspekt der jeweiligen politischen Machtinteressen.

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