Die Alternative für Deutschland (AfD) plant eine umfassende Neuausrichtung ihrer Jugendorganisation, der Jungen Alternative (JA). Zuerst hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) über diesen Schritt berichtet. Der Bundesvorstand der Partei hat am Montagabend eine Satzungsänderung beschlossen, die den Weg für eine neue, enger an die Mutterpartei angebundene Jugendstruktur ebnen soll. Ziel der Reform ist es, organisatorische Effizienz und strukturelle Kontrolle zu verbessern.
Automatische Mitgliedschaft für junge Parteimitglieder
Kernpunkt der Neuausrichtung ist die Einführung einer automatischen Mitgliedschaft in der neuen Jugendorganisation für alle AfD-Mitglieder im Alter von 16 bis 35 Jahren. Dieses Modell orientiert sich an der Praxis der SPD-Jugendorganisation, den Jusos. Anders als bisher soll die neue Jugendorganisation enger mit der Partei verzahnt sein.
Die derzeitige JA agiert als unabhängiger Verein mit eigener Satzung, Programmatik und Finanzhoheit. Dies ermöglicht zwar eigenständiges Handeln, erschwert aber die direkte Einflussnahme durch die Partei. Nur etwa 50 Prozent der Mitglieder der JA sind auch Mitglied der AfD. Die neue Struktur soll diesen Zustand verändern und eine klarere Verknüpfung zwischen Partei und Jugendorganisation herstellen.
Hintergrund der Reform
Innerhalb der AfD gab es wiederholt Diskussionen über die Positionierung und Ausrichtung der Jungen Alternative. Einige Mitglieder der JA stehen im Verdacht, extremistische Tendenzen zu vertreten oder Kontakte zu Gruppierungen zu pflegen, die als verfassungsfeindlich eingestuft werden. Besonders im Fokus stehen dabei einige regionale Landesverbände und deren Funktionäre.
Ein weiterer Anlass für die Reform war die jüngste Verhaftung von Mitgliedern der sogenannten „Sächsischen Separatisten“, einer Gruppe, gegen die wegen Terrorverdachts ermittelt wird. Unter den Verdächtigen befinden sich zwei ehemalige Funktionäre der JA Sachsen.
Durch die stärkere Anbindung der Jugendorganisation an die Partei erhofft sich die AfD eine verbesserte Kontrolle und Regulierung der Strukturen. Dies könnte dazu beitragen, die Organisation vor möglichen rechtlichen Konsequenzen zu schützen, da eine parteiinterne Struktur rechtlich schwerer anzugreifen ist als ein unabhängiger Verein.
Der Reformprozess: Zustimmung der JA erforderlich
Die Umsetzung der Reform ist jedoch von der Zustimmung der JA abhängig. Laut Satzung müsste sich die Organisation auf einem Bundeskongress mit einer 90-Prozent-Mehrheit für die Selbstauflösung aussprechen. Dies stellt eine erhebliche Hürde dar und könnte dazu führen, dass die aktuelle JA und die geplante neue Jugendorganisation zeitweise parallel existieren.
Der Vorsitzende der JA, Hannes Gnauck, der auch Mitglied im AfD-Bundesvorstand ist, sieht in der geplanten Struktur Vorteile. Er betonte gegenüber dem RND, dass die Reform darauf abziele, die Jugendorganisation organisatorisch zu stärken und gleichzeitig die Verbindung zur Partei zu vertiefen.
„Es ist Konsens in der AfD, dass wir die Jugendorganisation stärker an die Partei binden wollen. Das neue Modell […] hat zwei Vorteile: Die Partei bestimmt, wer aufgenommen wird. Und sie hat das Recht zu Parteiordnungsmaßnahmen.“
Hannes Gnauck / RND
Chancen und Herausforderungen
Die Neuausrichtung der Jugendorganisation bietet der AfD tatsächlich mehrere potenzielle Vorteile. Eine engere Anbindung an die Mutterpartei könnte die politische Kohärenz und die Effizienz in der Nachwuchsarbeit verbessern. Gleichzeitig birgt die Reform Herausforderungen, insbesondere wenn es um die Zustimmung der bisherigen Mitglieder geht.
Ob die geplante Strukturänderung langfristig erfolgreich sein wird, hängt davon ab, wie die Partei den Übergangsprozess gestaltet und ob es gelingt, eine breite Akzeptanz innerhalb der Mitgliederbasis zu schaffen.