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Magdeburger Weihnachtsmarkt vorerst abgesagt: Landesverwaltungsamt kritisiert Sicherheitskonzept

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Mit Beginn des Prozesses gegen den Attentäter wurde der Markt abgesagt, um potenzielle Gefahren zu minimieren. Veranstalter und Stadt streiten über Zuständigkeit und Umsetzung von Schutzmaßnahmen.
Zusammengefasst

Die Stadt Magdeburg hat dem diesjährigen Weihnachtsmarkt vorerst keine Genehmigung erteilt. Grund ist ein Schreiben des Landesverwaltungsamts Sachsen-Anhalt, das erhebliche Mängel im Sicherheitskonzept feststellt. Die Entscheidung fiel am Montag, dem Tag des »Prozessbeginns gegen den Attentäter« vom 20. Dezember 2024 namens Taleb al-Abdulmohsen. Dieser tötete sechs Menschen, darunter ein Kind, und verletzte mehr als 300 Personen, als er mit einem Mietwagen in die Menge fuhr.

Screenshot »Deutschlandfunk«

Kritik des Landesverwaltungsamts an Sicherheitsvorkehrungen

Das sieben Seiten umfassende Schreiben des Landesverwaltungsamts, das am Freitag an die Stadt ging und der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, kritisiert unter anderem den Zufahrtsschutz, die Organisation der Sicherheitskräfte sowie den Zugang zum Marktgelände. Es fordert Einlasskontrollen und zertifizierte Sperren bis 7,5 Tonnen. Der Veranstalter, die Weihnachtsmarkt GmbH, schaffe durch die Durchführung ein potenzielles Anschlagsziel und unterschätze seine Pflichten erheblich.

Das Amt stuft die Mängel als so drastisch ein, dass eine Zustimmung zum Konzept derzeit nicht möglich sei. Es handelt sich um fachaufsichtliche Hinweise, keine Allgemeinverfügung, die Nachbesserungen ermöglichen sollen.

Position der Stadt und der Oberbürgermeisterin

Oberbürgermeisterin Simone Borris informierte den Stadtrat in einer Sondersitzung am Montagabend über die Weisung. Sie erklärte, die Mitteilung habe sie überrascht, da zuvor niemand die Unsicherheit des Marktes allein durch seinen Betrieb thematisiert habe. Borris betonte jedoch, die Sicherheit habe absolute Priorität.

„Der Inhalt des Schreibens und die vom Landesverwaltungsamt bezeichneten Mängel des Sicherheitskonzeptes sind auch aufgrund der möglichen Auswirkungen so gravierend, dass es meine Pflicht war, heute umgehend den Stadtrat darüber zu informieren […]. Bislang hatte uns niemand in dieser Form mitgeteilt, dass der Magdeburger Weihnachtsmarkt in diesem Jahr allein durch seinen Betrieb zu einem potentiellen Anschlagsziel wird. Diese Aussage werden wir sehr ernst nehmen, da die Sicherheit absolute Priorität hat. Gleichwohl wurde uns nicht begründet, worauf diese neue Einschätzung konkret beruht.“

»Simone Borris | Magdeburg«

Trotz abweichender Rechtsauffassung folge die Stadt der Anweisung und erteile vorerst keine Genehmigung. Sie hoffe jedoch, den Markt durch Zusammenarbeit mit dem Land am 20. November auf dem Alten Markt noch zu ermöglichen.

Streit um Verantwortlichkeiten für Terrorabwehr

Borris und die Weihnachtsmarktgesellschaft sehen die konkrete Terrorabwehr als staatliche Aufgabe.

„Alle Experten sind sich einig, dass konkrete Terrorabwehr eine staatliche Aufgabe ist, für die nicht der Veranstalter eines Weihnachtsmarktes verantwortlich sein kann. Selbst die Polizei hat uns am vergangenen Freitag schriftlich mitgeteilt, dass die Verfolgung von Straftaten und die Abwehr konkreter Gefahren eine staatliche Aufgabe ist.“

»Simone Borris | Magdeburg«

Der Veranstalter ist bereit, viele der Hinweise umzusetzen, lehnt jedoch Forderungen wie eine vollständige Einzäunung des Geländes oder die pauschale Übernahme der Verantwortung für Anschläge ab. Eine solche Übernahme würde eine Kapitulation der Stadtgesellschaft vor dem Anschlag darstellen, erklärte Borris. Die GmbH argumentiert, dass Schutz vor Terror und Amok in der Zuständigkeit von Polizei und Behörden liege.

„In erster Linie aber wäre es eine Kapitulation der breiten Stadtgesellschaft vor dem Attentat vom 20. Dezember 2024. Dies stünde im Widerspruch zu unseren Traditionen und Kultur und wäre weit über die Grenzen Magdeburgs hinaus ein fatales Signal.“

»Simone Borris | Magdeburg«

Prozess gegen den Attentäter beginnt

Am Montag startete vor dem Landgericht Magdeburg »der Prozess gegen den 51-jährigen Taleb al-Abdulmohsen« aus Saudi-Arabien in einer extra errichteten Leichtbauhalle mit 17 Reihen für Nebenkläger und Anwälte.

Screenshot »ZDF«

Ihm werden sechsfacher Mord an fünf Frauen und einem neunjährigen Jungen sowie 338-facher versuchter Mord vorgeworfen. Der Anschlag erfolgte mit einem 340 PS starken Mietwagen, mit dem er 348 Meter bei bis zu 48 km/h durch die Menge fuhr, Schlangenlinien lenkte und Menschen mitriss oder schleuderte. Oberstaatsanwalt Matthias Böttcher verlas die Anklage mit detaillierten Verletzungen wie Frakturen, Platzwunden und Blutverlust. Der Angeklagte kündigte eine stundenlange Einlassung an, sprach von Vertuschungen der Polizei und kritisierte die Medien.

Beim Auftakt des Prozesses räumte der Angeklagte ein, am besagten Dezembertag gefahren zu sein. Über weitere Einzelheiten schwieg er zunächst. Kein Wort der Entschuldigung, kein Funken von Reue.

„Ich bin derjenige, der das Auto gefahren hat.“

»Taleb al-Abdulmohsen | NWZOnline«

Auswirkungen auf andere Weihnachtsmärkte

Die strengeren Sicherheitsauflagen nach Anschlägen haben bereits zu mehreren Weihnachtsmarktabsagen geführt. In Overath bleibt der Markt rund um die St.-Walburga-Kirche geschlossen, da der organisierende Verein die Kosten für Absperrmaßnahmen und zusätzliches Personal nicht tragen kann. Auch in Kerpen entfällt der traditionelle Markt auf dem Stiftsplatz. Haintz.media hatte bereits darüber berichtet.


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Ähnliche Entwicklungen könnten in weiteren Städten folgen, falls vergleichbare Auflagen nicht erfüllt werden.

Angstpolitik über Tradition

Die Entscheidung in Magdeburg legt die tiefen Defizite staatlicher Sicherheitslogik offen: Behörden verschieben Verantwortung, während Bürger und Veranstalter die Zeche zahlen sollen. Das Landesverwaltungsamt diktiert Maßnahmen, ohne konkrete Begründungen für die plötzliche Gefährdungslage zu liefern, und die Stadt folgt dieser Anweisung brav, obwohl die eigene Polizei die Terrorabwehr klar als staatliche Aufgabe sieht. Hier wird Sicherheitsideologie über Verhältnismäßigkeit gestellt. Traditionen sowie gesellschaftliche Selbstbestimmung werden als Kollateralschaden in Kauf genommen. Das Szenario offenbart, wie Angstpolitik und Überregulierung Kultur erstickt und die Bürgerrolle von Verantwortung zu Abhängigkeit degradiert, während Täter und Gefahrenszenarien den öffentlichen Alltag diktieren. Magdeburgs Weihnachtsmarkt wird auf diese Weise zum Symbol dafür, wie Behörden durch überzogene Vorsicht Realität ersetzen, anstatt sie zu schützen.

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Janine Beicht

Janine Beicht ist gelernte Kommunikationsdesignerin, arbeitet aber seit 2020 im Gesundheits- und Sozialwesen. Als Aktivistin engagiert sie sich besonders auf dem Gebiet der Psychologie unter dem Aspekt der jeweiligen politischen Machtinteressen.

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