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Staatenbotschafter von Palästina Riyad Mansour (Symbolbild)
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Palästinas Streben nach UN-Vollmitgliedschaft

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Die Palästinensische Autonomiebehörde erneuert ihren Antrag auf UN-Vollmitgliedschaft, ein entscheidender Schritt für die Anerkennung der Staatlichkeit Palästinas. Israel und die USA betonen weiterhin die Notwendigkeit bilateraler Verhandlungen. Wird dieser Vorstoß die langjährigen Spannungen im Nahen Osten beeinflussen?
Zusammengefasst

Erneutes Begehren auf dem internationalen Parkett

Nach einem gescheiterten Versuch im Jahr 2011 hat die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) ihre Ambitionen, Vollmitglied der Vereinten Nationen zu werden, neu belebt. Ein solcher Schritt würde die Anerkennung der Staatlichkeit Palästinas bedeuten, was von Israel abgelehnt wird.

Ein historischer Antrag

Am Dienstag veröffentlichte der ständige Bevollmächtigte der Palästinensischen Autonomiebehörde bei der UN, Riyad Mansour, eine Nachricht auf X, in der er bekannt gab, dass auf Anweisung der palästinensischen Führung ein Brief an den Generalsekretär geschickt wurde, um die erneute Berücksichtigung ihres Mitgliedsantrags zu erbitten. Seit 2012 besitzt der Staat Palästina den Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen, doch eine Vollmitgliedschaft würde eine offizielle Anerkennung der palästinensischen Staatlichkeit bedeuten.

Regionale Unterstützung

In einem separaten Schreiben an UN-Generalsekretär Antonio Guterres bekundeten die Arabische Gruppe, die Organisation für Islamische Zusammenarbeit und die Bewegung der Blockfreien Staaten ihre Unterstützung für Mansours Anfrage. Unter der Verwaltung der PA beansprucht der Staat Palästina Souveränität über Gebiete, die vor dem Ausbruch des Sechstagekrieges 1967 als palästinensisch galten. Dazu gehören Gaza, das gesamte Westjordanland und Ostjerusalem. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat wiederholt die Idee eines palästinensischen Staates zurückgewiesen.

Eine Frage der Zustimmung

Anträge auf UN-Mitgliedschaft müssen zunächst vom Generalsekretär genehmigt und dann dem 15-köpfigen UN-Sicherheitsrat zur Abstimmung vorgelegt werden. Der PA-Antrag von 2011 wurde nie dem Sicherheitsrat vorgelegt, da die USA, eines der fünf ständigen Mitglieder des Rates, ihr Veto einlegen wollten. Im folgenden Jahr wurde der Status des Staates Palästina von einer „Nichtmitgliedsbeobachter-Entität“ zu einem „Nichtmitgliedsbeobachterstaat“ aufgewertet.

Wandel in der US-Politik?

Trotz der anhaltenden militärischen Unterstützung Israels durch die USA deutet eine kürzliche Enthaltung der USA bei einer Abstimmung, die eine sofortige Waffenruhe in Gaza forderte, auf eine mögliche Abkehr von der bisherigen Politik hin, jegliche Entscheidungen des Sicherheitsrates, die israelischen Interessen zuwiderlaufen, mit einem Veto zu belegen. Diese Entwicklung könnte ein Zeichen für wachsende Spannungen zwischen Netanjahu und dem US-Präsidenten Joe Biden sein.

Globale Anerkennung

Bereits 140 UN-Mitgliedstaaten haben den Staat Palästina anerkannt. Die erneute Initiative der Palästinensischen Autonomiebehörde, Vollmitglied zu werden, stellt einen bedeutenden Schritt in ihrem langjährigen Streben nach internationaler Anerkennung und legitimer Staatlichkeit dar.

Rückblick: Der Erstantrag

Der erste Antrag Palästinas auf UN-Mitgliedschaft im Jahr 2011 markierte einen entscheidenden Moment in der internationalen Diplomatie. Trotz der Unterstützung von zahlreichen Staaten und internationalen Gruppierungen scheiterte der Versuch vor allem an der Ankündigung der USA, ihr Veto einzulegen. Diese Entscheidung führte zu einem Stillstand, der erst jetzt, mehr als ein Jahrzehnt später, erneut in Bewegung kommt.

Israels Position

Zwischenstaatliche Verhandlungen als Schlüssel

Israel hat lange argumentiert, dass die Gewährung des Vollmitgliedstatus an die Palästinensische Autonomiebehörde unabhängig von Gesprächen zwischen den Parteien die Verhandlungen über einen zukünftigen palästinensischen Staat effektiv gefährden würde. Diese Position reflektiert die Bedenken Israels, dass einseitige Aktionen auf internationaler Ebene den mühsamen Prozess bilateraler Verhandlungen untergraben könnten.

Abkehr von der Zwei-Staaten-Lösung

In den letzten Jahren, insbesondere unter Premierminister Benjamin Netanjahu, hat sich Israel jedoch deutlich von der Idee einer Zwei-Staaten-Lösung entfernt, wodurch diese Verhandlungen für die Staatlichkeit Palästinas weniger relevant geworden sind. Diese strategische Verschiebung lässt vermuten, dass Israel weniger Interesse an einer Kompromisslösung hat, die zuvor als Grundlage für den Friedensprozess im Nahen Osten angesehen wurde.

Israels UN-Botschafter äußert sich

Am Montag zog Israels UN-Botschafter, Gilad Erdan, Verbindungen zwischen der palästinensischen Staatlichkeit und der Überlebensfähigkeit seines Landes. In Anspielung auf die Gründung der UN sagte er, dass „die gleiche völkermörderische Ideologie, gegen die dieser Körper gegründet wurde, unter den Palästinensern immer noch vorherrscht“. Diese Aussage spiegelt eine tiefe Skepsis Israels gegenüber den Absichten und dem politischen Kurs der palästinensischen Führung wider.

Die Haltung der USA

Auch die Vereinigten Staaten zeigten sich unnachgiebig. „Die Frage der vollständigen Mitgliedschaft Palästinas ist eine Entscheidung, die zwischen Israel und den Palästinensern ausgehandelt werden sollte“, erklärte Wood gegenüber Reportern. Diese Position unterstreicht die US-Perspektive, dass bilaterale Verhandlungen der einzige Weg zu einer dauerhaften und gerechten Lösung des Konflikts sind.

Die komplexen Positionen Israels und der USA zu Palästinas erneutem Antrag auf UN-Vollmitgliedschaft verdeutlichen die Schwierigkeiten und politischen Hürden, die eine Lösung des langjährigen Konflikts im Nahen Osten begleiten. Während die Palästinensische Autonomiebehörde internationale Anerkennung und Legitimität sucht, betonen Israel und die USA die Notwendigkeit direkter Verhandlungen und einer ausgewogenen Lösung, die die Sicherheitsinteressen und politischen Realitäten beider Seiten berücksichtigt.

(Ein Beitrag von Vicky Richter)

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Eine Antwort

  1. Was sind „politische Realitäten“?

    Ist z. B. die tägliche Vergewaltigungs- und Messergewalt, die es vor 2015 nicht in jetziger Ausprägung gab, eine tragische, unvorhersehbare, alternativlose, neue Normalität und pol. Realität die auf keinen Fall mit Remigration, sondern nur durch Transformation Restdeutschlands in ein Gefängnislager gemildert werden kann bzw. darf?

    Zur befriedend zügigen Eingrenzung dieser multithematischen Definitionsunklarheit ein ganz konkretes Prüf- und Übungsbeispiel für den Volkskunde-, den Staatsbürgkunde- und den Sozialkundeunterricht:

    „Angesichts der in diesem Buch dokumentierten, bis heute nicht nur im Hinblick auf Religion, Sittlichkeit und Seelenheil vom Rabbinismus ausgehenden großen Gefahren (siehe 11. September 2001*, Weltmachtpolitik Israels und der USA!) wird die Lektüre dieses Buches insbesondere den politischen Verantwortlichen, …“

    https://z-versand.shop/produkt/das-christentum-nach-rabbinischer-lehre-teil-1-pranaitis-deckert/

    Macht Israel eine Weltmachtpolitik [besonders im P-Zusammenhang]? Fragen wir die, die es wissen müssen:

    „Mit der Unabhängigkeitserklärung Israels am 14. Mai 1948 wird das politische Programm des Zionismus Wirklichkeit: Auf Teilen des britischen Mandatsgebiets Palästina entsteht der jüdische Nationalstaat Israel. Mit dem anschließenden Einmarsch verschiedener arabischer Armeen in das Staatsgebiet Israels beginnt ein blutiger Konflikt, der mit der Flucht und Vertreibung Hunderttausender palästinensischer Araber aus Israel und Hunderttausender nahöstlicher Juden aus der arabischen Welt endet. Arabischer Nationalismus und islamischer Fundamentalismus mobilisierten weltweit gegen den Zionismus als angebliche Form von „Rassismus“ und „Siedlerkolonialismus“. Viele dieser Vorstellungen leben bis heute in verschiedenen Formen des israelbezogenen Antisemitismus fort. …“

    zentralratderjuden.de/presseerklaerungen/konferenz-zionismus-von-der-bewegung-zum-staat // archive.is/Dn59Z

    Wann kommt dazu die weltoffene, demokratisch-transparente, befriedende Aktualisierung mit den Diskussionsergebnissen und Antworten?
    Wenn sie nicht ausreichend nachvollziehbar und glaubwürdig kommt, dann würde nicht nur der obige, supervorsichtige, sehr entgegenkommende [1] Satz

    „Diese strategische Verschiebung lässt vermuten, dass Israel weniger Interesse an einer Kompromisslösung hat, die zuvor als Grundlage für den Friedensprozess im Nahen Osten angesehen wurde.“

    verdachtshärtend im Raum stehen bleiben, sondern es wäre auch ein zusätzlich den Zentralrat belastender Widerspruch zur eigenen Forderung „Schweigen ist keine Option“.

    [1] Härtere Bewertung von
    Sicht-vom-hochblauen.de/?s=Pal%C3%A4stina+Zionisten // archive.is/mwVaj

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