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Gejagt von der US-Justiz
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Roger Ver / YouTube Ver; Bildelemente / KI-Generiert

Roger Ver im Visier: US-Staatsmacht gegen den Bitcoin-Pionier

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Wahrheit geimpft, Freiheit gespritzt
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Roger Ver, bekannt als „Bitcoin Jesus“, kämpft in Spanien um seine Freiheit – ein spektakulärer Fall, der Krypto-Welt und Politik erschüttert.
Zusammengefasst

Roger Ver steckt nun seit etwa acht Monaten in Spanien fest und wartet auf die Entscheidung, ob er am 3. Februar 2025 an die Vereinigten Staaten ausgeliefert wird. Die erhobenen Vorwürfe sind äußerst gravierend.

Ver, besser bekannt als „Bitcoin Jesus“, wurde im Mai 2023 auf einer Krypto-Konferenz in Barcelona verhaftet. Mit über 746.000 Followern auf 𝕏 zählt Ver zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Kryptowährungsbranche. Die US-Regierung wirft ihm vor, fast 50 Millionen US-Dollar an Steuern auf einen Bitcoin-Verkauf im Jahr 2017 hinterzogen zu haben. Dies betrifft Erlöse in Höhe von 240 Millionen US-Dollar. Die Anklage umfasst acht strafrechtliche Punkte, darunter Steuerhinterziehung, Postbetrug und die Abgabe falscher Steuererklärungen.

Die Reaktionen der Krypto-Community kamen prompt: Viele betrachteten die Anklage als weiteren Akt im „Krieg gegen Krypto“, den man der Biden-Regierung zuschreibt.

Kern der Anklage: Steuerhinterziehung und falsche Vermögenswerte

Im Jahr 2014 gab Ver seine US-Staatsbürgerschaft zugunsten einer karibischen Staatsangehörigkeit auf. Ihm wird vorgeworfen, seine Bitcoin-Bestände absichtlich unterbewertet zu haben, als er diesen Schritt vollzog. Das US-Steuerrecht sieht in solchen Fällen die sogenannte „Exit-Steuer“ vor, bei der unrealisierte Kapitalgewinne zum Zeitpunkt der Ausbürgerung besteuert werden. Diese Steuer dient als endgültige Begleichung der Steuerschuld bei der Ausreise. Ver wird beschuldigt, gegenüber der US-Steuerbehörde IRS falsche Werte für seine Bitcoin-Bestände angegeben zu haben, die er über seine Unternehmen MemoryDealers und Agilestar hielt.

„Die Steuer wird so berechnet, als hätte die Person am Tag vor der Ausbürgerung ihr gesamtes weltweites Vermögen zum Marktwert verkauft. Das bedeutet im Wesentlichen, dass Gewinne aus ihrem Vermögen anerkannt werden, auch wenn sie tatsächlich nichts verkauft haben.“

doola.com

Die Anklage wirft Ver vor, im Jahr 2017 Bitcoin-Bestände im Wert von 240 Millionen US-Dollar verkauft zu haben, ohne die daraus resultierenden Kapitalgewinne ordnungsgemäß zu versteuern. Dieses Vorgehen wird als vorsätzlicher Betrug eingestuft. Besonders gravierend ist der Vorwurf, dass Ver absichtlich falsche Informationen an Steuerberater und Gutachter weitergegeben haben soll, um seine tatsächlichen Vermögenswerte zu verschleiern.

U.S. Department of Justice / Document 1

Ver’s Verteidigungsstrategie

Derzeit wehren sich Ver und seine Anwälte gegen die Vorwürfe. Sein Verteidigungsteam, bestehend aus Juristen der renommierten White-Shoe-Kanzleien Steptoe LLP und Kimura London & White, reichten am Dienstag einen Antrag auf Abweisung der Anklage ein. Dabei berufen sie sich auf verfassungswidrige Überschreitungen der staatlichen Befugnisse sowie auf die Verwendung irreführender Beweise. Sie hoffen, dass die kryptofreundliche Regierung unter Präsident Trump den Fall im Rahmen des Versprechens des zukünftigen Präsidenten fallen lassen wird und damit den regulatorischen Druck der vorherigen Regierung auf die Branche beendet. Ihr Hauptvorwurf: Die Biden-Regierung setze Steuergesetze gezielt ein, um Kritiker und prominente Krypto-Persönlichkeiten zu verfolgen.

Ver selbst äußerte sich unmissverständlich:

„I always knew I’d be a political target for the IRS and law enforcement after I expatriated. That’s why I made sure to hire the most reputable attorneys and accountants and gave them clear instructions to file everything perfectly — so there’d be no issues when the inevitable audit came. But of course, the IRS still found a way to make it a problem anyhow.“

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„Ich wusste immer, dass ich nach meiner Ausbürgerung ein politisches Ziel für den IRS und die Strafverfolgungsbehörden sein würde. Deshalb sorgte ich dafür, die renommiertesten Anwälte und Steuerberater zu engagieren und gab ihnen klare Anweisungen, alles perfekt einzureichen – damit es bei der unvermeidlichen Steuerprüfung keine Probleme geben würde. Aber natürlich fand der IRS trotzdem einen Weg, es zu einem Problem zu machen.“

Roger Ver / FOXBUSINESS

Die Verteidiger sowie zahlreiche Vertreter der Kryptobranche vertreten die Auffassung, dass Vers öffentliche Kritik an der US-Regierung und seine libertären Überzeugungen möglicherweise als treibende Faktoren hinter der Anklage gegen ihn fungieren. Sollte er für schuldig befunden werden, droht ihm eine erhebliche Freiheitsstrafe. Seine Anwälte argumentieren, dass er in gutem Glauben gehandelt habe, indem er sämtliche erforderlichen Steuererklärungen ordnungsgemäß eingereicht habe. Trotz dieser Vorkehrungen, so die Verteidigung, hätten die US-Behörden jedoch unvermindert darauf abgezielt, ihn zu kriminalisieren.

„As a former federal prosecutor, it is truly alarming to see that the criminal arm of the IRS can torment a former citizen, who actually paid millions in taxes based on a draconian ‚exit tax‘ and scrupulously followed the advice of his tax professionals.“

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„Als ehemaliger Staatsanwalt ist es wirklich alarmierend zu sehen, dass der kriminelle Arm der IRS einen ehemaligen Bürger quälen kann, der tatsächlich Millionen an Steuern auf der Grundlage einer drakonischen ‚Ausstiegssteuer‘ bezahlte und den Ratschlägen seiner Steuerexperten gewissenhaft befolgt hat.“

Lead Counsel Ashwin Ram / FOXBUSINESS

Die rechtlichen Argumente: Verfassungsbruch und übermäßige Staatsgewalt

Die Verteidigung führt mehrere zentrale rechtliche Argumente an:

  1. Verletzung des verfassungsrechtlichen Schutzes:
    Die Anklage verstoße gegen grundlegende Prinzipien der Verfassung, einschließlich des Rechts auf ein faires Verfahren und auf Privatsphäre. Es wird behauptet, dass die US-Regierung rechtswidrig auf vertrauliche Anwaltskorrespondenz zugegriffen habe, die durch das Anwaltsgeheimnis geschützt sei.
  2. Unklare steuerliche Leitlinien:
    Zum Zeitpunkt von Vers Auswanderung im Jahr 2014 war die steuerliche Behandlung von Kryptowährungen äußerst vage. Erst nach seinem Weggang aktualisierte der IRS seine Richtlinien und deklarierte Kryptowährungen als „Vermögenswerte“, die der Kapitalertragssteuer unterliegen. Vers Rechtsberater hätten nach damaligem Kenntnisstand rechtlich korrekt gehandelt.
  3. Unverhältnismäßige Exit-Steuer:
    Die Exit-Steuer wird von der Verteidigung als „verfassungswidrig und diskriminierend“ bezeichnet. Sie argumentieren, dass diese Steuer gezielt US-Bürger bestrafe, die ihre Staatsbürgerschaft aufgeben möchten, und dadurch gegen das Grundrecht auf Eigentum verstoße.

Politischer Kontext

Roger Ver war nicht nur ein erfogreicher Geschäftsmann. Im Jahr 2000 kandidierte er als libertärer Politiker für die kalifornische Staatsversammlung und setzte sich frühzeitig für eine staatsfreie Wirtschaftsordnung ein. In der Krypto-Szene wurde er durch massive Investments in Bitcoin und Blockchain-Projekte berühmt. Er gründete unter anderem Bitcoin.com und investierte in Unternehmen wie Ripple Labs, BitPay und Kraken.

Sein Engagement beschränkt sich jedoch nicht nur auf wirtschaftliche Interessen. In seinem Buch Hijacking Bitcoin: The Hidden History of BTC kritisiert Ver den Einfluss staatlicher Regulierungen auf Kryptowährungen und beschuldigt Regierungen, die Vision dezentraler Finanzsysteme systematisch zu zerstören.

hijackingbitcoin.com

Seine festen Überzeugungen in Bezug auf politische Freiheit und Autonomie sowie seine ablehnende Haltung gegenüber staatlichen Eingriffen könnten ihn zur Zielscheibe gemacht haben.

Der politische Ausblick: Hoffnung auf einen Regierungswechsel

Die Verteidigung hofft auf politische Veränderungen in den USA, die eine Einstellung des Verfahrens begünstigen könnten. Die kommende Regierung von Donald Trump wird als potenziell „krypto-freundlich“ eingestuft. Rechtsanwalt Robert Barnes, ein prominenter Bürgerrechtsanwalt,äußerte sich wie folgt:

“The Trump Administration will inherit the severe economic, political and regulatory toll of the Biden Administration’s war on crypto. It will implement a range of rollbacks, pardons, and dismissals necessary to stop the lawfare and selective harassment of defendants for political reasons. “

„Few actions could send a stronger message in this regard than pardoning Bitcoin Jesus.“

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„Die Trump-Administration wird die schweren wirtschaftlichen, politischen und regulatorischen Folgen des Krieges der Biden-Administration gegen die Kryptowirtschaft erben. Sie wird eine Reihe von Senkungen, Begnadigungen und Entlassungen durchführen, die notwendig sind, um den Gesetzeskampf und die selektive Schikanierung von Angeklagten aus politischen Gründen zu stoppen.“

„Nur wenige Maßnahmen könnten in dieser Hinsicht eine stärkere Botschaft aussenden als die Begnadigung von Bitcoin Jesus.“

Robert Barnes / FOXBUSINESS

Auch die mögliche Ernennung von Jay Clayton, einem ehemaligen SEC-Vorsitzenden mit Verbindungen zur Kryptoindustrie, als US-Staatsanwalt in Manhattan gibt der Verteidigung neue Hoffnung.

Freiheit versus Staatskontrolle

Der Fall Roger Ver ist mehr als nur ein juristischer Konflikt. Er symbolisiert den globalen Kampf zwischen individuellen Freiheitsrechten und staatlicher Regulierung. Der Ausgang des Verfahrens wird nicht nur die Zukunft eines Krypto-Pioniers bestimmen, sondern auch das regulatorische Umfeld für Kryptowährungen weltweit prägen.

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Janine Beicht

Janine Beicht ist gelernte Kommunikationsdesignerin, arbeitet aber seit 2020 im Gesundheits- und Sozialwesen. Als Aktivistin engagiert sie sich besonders auf dem Gebiet der Psychologie unter dem Aspekt der jeweiligen politischen Machtinteressen.

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