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Der Gaza-Deal: Trump gibt Einigung bekannt

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Nach jahrelangen Verhandlungen wurde ein Abkommen über die Freilassung von Geiseln und den Zugang humanitärer Hilfe erzielt. Die Umsetzung in den kommenden Wochen wird zeigen, wie belastbar diese Vereinbarung tatsächlich ist.
Zusammengefasst

Die Nachricht kam überraschend: Nach zwei Jahren Konflikt im Gazastreifen wurde am 9. Oktober 2025 eine Einigung über die erste Phase eines Friedensplans erzielt. Geplante Freilassungen von Geiseln und der Zugang zu Hilfsgütern lassen auf Entspannung hoffen. Gleichzeitig bleiben viele Fragen offen: Wie belastbar ist das Abkommen wirklich und welche Herausforderungen könnten seinen Erfolg gefährden? Der Fortschritt wirkt zerbrechlich, und die kommenden Wochen könnten entscheidend dafür sein, ob er Bestand hat oder wieder ins Wanken gerät.

Die Verhandlungen in Scharm el-Scheich

Die erste Phase des Abkommens, ausgehandelt in Scharm el-Scheich unter Vermittlung der USA, Katars, Ägyptens und der Türkei, sieht Folgendes vor: Die Hamas soll alle verbliebenen Geiseln, »laut israelischen Angaben 48, von denen 20 noch leben«, innerhalb von 72 Stunden nach Unterzeichnung freilassen bzw. übergeben, voraussichtlich »ab Samstag oder Montag«. »Im Gegenzug verpflichtet sich Israel«, rund 250 zu lebenslanger Haft verurteilte palästinensische Gefangene sowie etwa 1700 seit dem 7. Oktober 2023 Inhaftierte freizulassen. »Die israelische Armee« soll sich auf eine „vereinbarte Linie“ zurückziehen, während humanitäre Hilfsgüter den Gazastreifen erreichen sollen. »Die Unterzeichnung des Abkommens« ist für heute, den 9. Oktober 2025 in Ägypten geplant, gegen 11:00 Uhr MESZ, wie die Nachrichtenagentur AFP aus Verhandlungskreisen erfuhr. Donald Trump teilte auf seiner Plattform Truth Social mit:

„Dies bedeutet, dass sehr bald alle Geiseln freigelassen werden und Israel seine Truppen auf eine vereinbarte Linie zurückziehen wird, als erste Schritte zu einem starken, dauerhaften und ewigen Frieden. […] Alle Parteien werden fair behandelt.“

»Donald Trump | Truth Social«

»Die Hamas bestätigte die Einigung« und betonte, dass sie ein Ende der Kampfhandlungen, einen vollständigen Rückzug Israels und Zugang für Hilfsgüter umfasse. »Sie forderte jedoch Garantien« von Trump und den Vermittlern, dass Israel die Waffenruhe einhält, da frühere Vereinbarungen gebrochen wurden.

„Wir vertrauen der Besatzungsmacht nicht, nicht einmal für eine Sekunde.“

»Chefunterhändler der Hamas | Chalil al-Hajja | Tagesschau«

Israel bereitet sich militärisch auf „jedes Szenario“ vor, wie der Generalstabschef ankündigte, und plant, die Rückkehr der Geiseln logistisch zu sichern. »Premier Benjamin Netanjahu« sprach von einem „großen Tag für Israel“ und dankte Trump für sein „Engagement bei dieser heiligen Mission.“

»Benjamin Netanyahu | 𝕏«

Ein Krieg mit tiefen Wunden

Der Gaza-Krieg begann »am 7. Oktober 2023 mit einem Überfall der Hamas« auf Israel, bei dem etwa 1200 Menschen getötet und über 250 als Geiseln verschleppt wurden. Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde, deren Zahlen nicht unabhängig verifiziert sind, »starben seither über 67.000 Palästinenser«. Berichte über Folter und Misshandlungen an Geiseln auf beiden Seiten, (Israel) (Palästina) sowie »Videos von abgemagerten Gefangenen« zeugen von der Brutalität des Konflikts. Für Aufsehen sorgte der Fall von Evyatar David, dessen erschütternde Bilder sich in Windeseile über Social Media verbreiteten und weltweit Aufmerksamkeit erregten.

»Julian Reichelt | 𝕏«

Frühere Versuche, den Krieg zu beenden, scheiterten wiederholt, da beide Seiten auf ihren Positionen beharrten: Die Hamas forderte Garantien für ein dauerhaftes Kriegsende, Israel lehnte dies ohne Zugeständnisse wie die Entwaffnung der Hamas ab.

Trumps kürzlich in Washington vorgestellter »20-Punkte-Plan« markiert einen neuen Ansatz. Neben der Geiselfreilassung und dem Gefangenenaustausch sieht er langfristig einen „Friedensrat“ unter US-Leitung (Punkt 9), eine internationale Schutztruppe mit muslimischen Kontingenten und den Wiederaufbau Gazas vor. Kontroverse Punkte wie die Entwaffnung der Hamas und eine mögliche palästinensische Selbstbestimmung bleiben jedoch ungeklärt.

„Gaza wird von einem technokratischen, unpolitischen palästinensischen Komitee regiert, das für die alltäglichen öffentlichen Dienste und die kommunalen Aufgaben der Bevölkerung in Gaza verantwortlich ist. Dieses Komitee setzt sich aus qualifizierten Palästinensern und internationalen Experten zusammen und wird von einem neuen internationalen Übergangsgremium, dem »Board of Peace«, beaufsichtigt. Präsident Donald J. Trump wird den Vorsitz führen.“

»20-Punkte-Plan | Jüdische Allgemeine«

Die Hamas zeigte sich bereit, schweres Gerät an eine arabisch-palästinensische Truppe zu übergeben, besteht aber auf dem Besitz persönlicher Waffen und will sich nicht an einer künftigen Gaza-Regierung beteiligen.

„Die Hamas hat erklärt, sie sei bereit, schweres Gerät an eine arabisch-palästinensische Truppe zu übergeben, bestehe jedoch darauf, persönliche Waffen zu behalten.“

»Bishara Bahbah | Vermittler | BILD«

Die Vermittlung: Machtpolitik und Medienshow

Die Verhandlungen in Ägypten, an denen hochrangige Vertreter wie der US-Sondergesandte »Steve Witkoff«, Israels Minister »Ron Dermer«, Katars Premier Scheich »Mohammed bin Abdulrahman Al Thani« und der türkische Geheimdienstchef »Ibrahim Kalin« beteiligt waren, wurden von Trump als diplomatischer Triumph inszeniert. »Eine handschriftliche Notiz von Außenminister Marco Rubio«, die Trump während einer Pressekonferenz zugeschoben wurde, enthüllte den Wunsch, den Deal als Erster auf Truth Social zu verkünden, ein Zeichen für die Bedeutung der medialen Kontrolle.

»Rapid Response 47 | 𝕏«

»Trump plant, am Wochenende« in die Region zu reisen, möglicherweise sogar nach Gaza, und wurde von Netanjahu eingeladen, vor der »Knesset« (Einkammerparlament des Staates Israel) zu sprechen.

Doch die Euphorie wird getrübt. Der palästinensisch-amerikanische »Vermittler Bishara Bahbah betonte gegenüber BILD«, dass die Hamas nicht kapitulieren werde. Die Forderung nach der Freilassung von Figuren wie »Marwan Barghuti«, einem prominenten palästinensischen Gefangenen, unterstreicht die politische Brisanz des Gefangenenaustauschs. »Zudem meldete der Hamas-Zivilschutz« nach der Verkündung des Abkommens weitere israelische Angriffe, insbesondere im Norden Gazas, was Zweifel an der sofortigen Umsetzung nährt.

Internationale Reaktionen: Jubel und Skepsis

Die Einigung wurde international begrüßt, doch die Begeisterung ist nicht ungetrübt. UN-Generalsekretär António Guterres nannte den Deal einen „dringend benötigten Durchbruch“ und forderte beide Seiten auf, die Vereinbarung vollständig umzusetzen. Die UN unterstütze die vollständige Umsetzung der Vereinbarung und die Bereitstellung nachhaltiger und prinzipientreuer humanitärer Hilfe, sowie die Wiederherstellungs- und Wiederaufbaubemühungen in Gaza.

»António Guterres | 𝕏«

»Italien signalisierte Bereitschaft, Friedenstruppen zu entsenden«, während Deutschland, Frankreich und Großbritannien den Wiederaufbauplan lobten. Der australische Premierminister Anthony Albanese und der deutsche Botschafter Steffen Seibert äußerten sich optimistisch, wobei Seibert von einem „Ende des Alptraums“ sprach.

»Steffen Seibert | 𝕏«

Israelische Stimmen schwanken zwischen Erleichterung und Vorsicht. Staatschef Isaac Herzog ging so weit, »Trump für den Friedensnobelpreis« vorzuschlagen, während Oppositionsführer Jair Lapid die Rückkehr der Geiseln mit „angehaltenem Atem“ erwartet.

„Wir warten mit angehaltenem Atem auf unsere Kinder.“

»Jair Lapid | Tagesschau«

»Die Familien der Geiseln« drückten eine Mischung aus „Aufregung, Vorfreude und Besorgnis“ aus und betonten, in einer Mitteilung eines Forums, dass ihr Kampf erst mit der Rückkehr der letzten Geisel ende.

Kritische Fragen: Was bleibt ungesagt?

Der Jubel über den Deal darf nicht die offenen Fragen überdecken. Erstens: Ist die Hamas bereit, ihre Macht in Gaza aufzugeben? Ihre Zusage, schweres Gerät abzugeben, aber persönliche Waffen zu behalten, deutet auf ein Festhalten an militärischer Kontrolle hin. Zweitens: Wird Israel den Rückzug tatsächlich vollziehen, oder nutzt es die Vereinbarung, um Zeit für weitere militärische Ooperationen zu gewinnen? Berichte über Angriffe nach der Deal-Verkündung nähren Misstrauen. Drittens: Wie glaubwürdig ist Trumps Rolle? Seine Drohung, Israel die Unterstützung zu entziehen, zwang Netanjahu zur Zustimmung, doch die Abhängigkeit von US-Druck könnte die Nachhaltigkeit des Abkommens gefährden.

Der Gaza-Deal ist in jedem Fall ein Schritt, der Hoffnung weckt, vor allem für die Geiseln und ihre Familien. Doch die Euphorie der Politiker, von Netanjahus „großem Tag“ bis zu Trumps Selbstbetrachtung als Friedensstifter, sollte nicht über die Realitäten hinwegtäuschen. Die Geschichte des Nahostkonflikts ist eine von gebrochenen Versprechen und wiederkehrender Gewalt. Ohne echte Garantien, klare Zeitpläne und den Willen, ideologische Gräben zu überwinden, droht dieser Deal ein weiteres Kapitel in einer langen Reihe vergeblicher Hoffnungen zu werden. Die Welt beobachtet und die Geiseln warten.

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Janine Beicht

Janine Beicht ist gelernte Kommunikationsdesignerin, arbeitet aber seit 2020 im Gesundheits- und Sozialwesen. Als Aktivistin engagiert sie sich besonders auf dem Gebiet der Psychologie unter dem Aspekt der jeweiligen politischen Machtinteressen.

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