Deutschland ist ein Land der ökonomischen Kernverblödung. So feiert eine Gemeinde in Bayern ein Volksfest, weil ein vollumfänglich abgeschriebenes, sicheres und im Übrigen, falls es jemanden wichtig ist, de facto klimaneutrales Kernkraftwerk gesprengt wird. Man feiert, dass die Bürger mehr für ihre Energie zahlen, dass das Land von Anrainerstaaten abhängiger wird und dass dadurch Wohlstand zerstört wird. Wie sehr muss man sich und seine Heimat hassen, selbstverletzendes Verhalten als progressive Errungenschaft zu feiern? Selbst für mich, der einmal der antideutschen Linken nahestand und auch heute noch der Bewegung das eine oder andere abgewinnen kann, ein absolutes Rätsel.
Die ökonomische Kernverblödung in Verbindung mit selbstverletzendem Verhalten gehört in diesem Land zum guten Ton. So wird der gesetzliche Mindestlohn wie geplant ab dem kommenden Jahr »angehoben«. Ab Januar steigt er auf 13,90 Euro, ein Jahr später folgt die zweite Stufe auf 14,60 Euro. Eine historische Erhöhung um 13,9 Prozent – die größte seit Einführung des Mindestlohns vor zehn Jahren. Gleichzeitig bleiben die Arbeitslosenzahlen hoch. Im Oktober waren laut »Bundesagentur für Arbeit« 2,911 Millionen Menschen ohne Job – 120.000 mehr als im Oktober 2024. Die offizielle Quote liegt bei 6,2 Prozent, um 0,2 Punkte höher als im Vorjahr. Und das sind nur die geschönten Zahlen. Rechnet man all jene hinzu, die in Weiterbildungsmaßnahmen, Teilzeit-Zwang oder „stiller Reserve“ verschwinden, liegt die tatsächliche Arbeitslosigkeit deutlich höher. Ich schätze doppelt so hoch.
Dieser himmelschreiende Widerspruch wird ihnen von einem Bundeskanzler präsentiert, der allen Ernstes für seine ökonomische Kompetenz bekannt geworden ist. Die Wahrheit sieht freilich anders aus.
Arbeitsplätze werden verschwinden
Denn ökonomisch betrachtet ist ein Mindestlohn, der über dem Gleichgewichtspreis liegt – also über dem Lohn, den Angebot und Nachfrage natürlicherweise bestimmen würden – nichts anderes als ein staatlich verordneter Arbeitsplatzvernichter. Die Denklogik ist so einfach wie eine Partie Uno: Wenn Arbeit teurer wird, wird sie weniger nachgefragt. Unternehmen reagieren auf steigende Lohnkosten mit Rationalisierung, Automatisierung oder Produktionsverlagerung. Sie müssen es – oder sie gehen unter. Besonders betroffen sind jene Branchen, in denen die Gewinnmargen niedrig und der Anteil einfacher Tätigkeiten hoch ist: Gastronomie, Einzelhandel, Gebäudereinigung, Sicherheitsdienste, Logistik.
Gerade in diesen Bereichen ist der Mindestlohn längst kein Auffangnetz für Ausgebeutete mehr, sondern eine sozialistische Abrissbirne. Ein Bäckermeister, der 20 Mitarbeiter beschäftigt, rechnet heute mit Personalkosten, die über 60 Prozent seiner Gesamtausgaben ausmachen. Eine Lohnerhöhung um fast 14 Prozent bedeutet nicht, dass er mehr Geld in der Kasse hat – sondern, dass er die Brötchen teurer verkaufen muss. Doch wenn das Brötchen plötzlich 70 Cent statt 50 kostet, sinkt die Nachfrage. Am Ende verschwinden nicht die Gewinne der Großkonzerne, sondern die Arbeitsplätze der kleinen Leute. Es hat also niemand etwas davon, außer Arbeitsverhinderungsministerin Bärbel Bas, die bloß mal ihre Heimatstadt Duisburg ansehen sollte, um zu wissen, wie Städte nach jahrzehntelanger Linkspolitik aussehen. Spoiler: Gar nicht mal so schön.
Ökonomen nennen das eine Preisuntergrenze – eine Maßnahme, die den Preis (in diesem Fall: den Lohn) künstlich über dem markträumenden Niveau fixiert. Sie führt zwangsläufig zu einem Überschuss an Arbeitsangebot: Mehr Menschen wollen arbeiten, als Arbeitsplätze existieren. Arbeitslosigkeit ist also keine Panne, sondern die logische Folge politischer Ignoranz gegenüber ökonomischer Realität.
Moralische Selbstüberhöhung beschleunigt den wirtschaftlichen Abschwung
Dabei hat die Maßnahme eine zweite, oft übersehene Folge: Sie treibt eine Lohn-Preis-Spirale an, die genau jene Kaufkraft auffrisst, die man zu schützen vorgibt. Denn höhere Löhne bedeuten höhere Produktionskosten – und diese werden denknotwendig in Form steigender Preise weitergegeben. Das Resultat ist eine flächendeckende Kosteninflation, die vor allem kleine und mittlere Einkommen trifft. Gleichzeitig verschlechtern sich die internationalen Wettbewerbsbedingungen, da deutsche Produkte im Export teurer werden. Die Folge: Aufträge wandern ab, Investitionen bleiben aus, Produktivität stagniert. Die Lohnpolitik wird so zur Anti-Standortpolitik – in einem Land, das ohnehin schon durch Energiekosten, Stichwort „Abrissbirnen-Party“, Bürokratie und Steuerlast geschwächt ist.
Im Hinblick auf die schlechte Arbeitsmarktlage ist es geradezu grotesk, jetzt den Mindestlohn historisch zu erhöhen. Produkte werden teurer, während Menschen ihre Jobs verlieren. Gefühlt im Tagestakt kündigen Unternehmen an, Mitarbeiter zu entlassen: von den großen Industriekonzernen über Mittelständler – die Rezession mag offiziell beendet sein, doch die Deindustrialisierung schreitet in Siebenmeilenstiefeln voran.
Doch das scheint im Land der ökonomischen Kernverblödung wenig zu stören. Lieber organisiert man ein Volksfest, um dabei zuzusehen, wie der industrielle Standort politisch gewollt abgewickelt wird. Die Politik spricht von „sozialer Gerechtigkeit“, während sie den sozialen Aufstieg unmöglich macht. Diejenigen, die am Mindestlohn hängen, verlieren ihre Arbeit; diejenigen, die knapp darüber verdienen, sehen ihre Kaufkraft schwinden. Was bleibt, ist ein Land, das sich in moralischer Selbstüberhöhung an seiner wirtschaftlichen Selbstzerstörung berauscht. Deutschland ist das erste Land der Welt, das glaubt, Armut zu bekämpfen, indem es Reichtum verbietet. Traumschön.
 
													 
						 
						 
						 
						 
						 
						 
						 
						 
						 
						 
													 
                                                                                                                                                                                                                 
				 
                                                                                                                                                                                                                 
   
    
   
    
   
    
				 
															 
															 
   
    
   
    
   
    
   
   