Cotar hatte, nachdem die Bundesregierung Bitcoin im Wert von „vielen Millionen Dollar an verschiedene Krypto-Börsen transferiert“ hatte, versucht, verantwortlichen Regierenden nahezubringen, warum, „eine umfassende Bitcoin-Strategie sinnvoller ist, als diese zu veräußern“.
Wir berichteten über die genauen Hintergründe am 05. Juli.
In einem Interview mit Forbes drückte die Bundestagsabgeordnete Cotar ihre Besorgnis über das Fehlen einer klaren Strategie der Regierung aus. Sie äußerte Zweifel daran, ob man sich der Konsequenzen der Bitcoin-Verkäufe bewusst sei.
„‘It is really frustrating to have to watch politicians who have no idea about the matter squander a great opportunity,‘ Cotar reflected.“
Forbes.com /Joana Cotar
„I can only speculate as to why the government is selling right now. As we have massive budget shortfalls in Germany at the moment, that could be one of the reasons. The upcoming elections may also play a role“
„‚Es ist wirklich frustrierend, zu sehen, wie Politiker, die wenig Fachwissen haben, eine große Chance verpassen‘, äußerte sich die Bundestagsabgeordnete Joana Cotar gegenüber Forbes.“
„Ich kann nur spekulieren, warum die Regierung gerade jetzt verkauft. Angesichts der massiven Haushaltsdefizite in Deutschland könnte das einer der Gründe sein. Auch die bevorstehenden Wahlen könnten eine Rolle spielen.“
Haushaltsdefizite Deutschland
Die Probleme, die die Regierung mit dem Bundeshaushalt hat, sind de facto offenkundig. Investor Talk verweist auf einen t-online-Artikel vom 3. Juli zum Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung, in dem es heißt: „Seit Jahren scheitern die Regierenden daran, der Mehrheit der Deutschen gute Lebensumstände zu ermöglichen.“
Entsprechend habe die deutsche Politik ein „massives Glaubwürdigkeitsproblem“. Die Ergebnisse des ersten Gleichwertigkeitsberichts der Bundesregierung zeigen eine große Diskrepanz „zwischen [politischen] Versprechungen und der Realität“. Der Bericht, der Daten aus allen 400 Landkreisen und kreisfreien Städten umfasst, offenbart erhebliche Defizite: Über 80% der Bürger finden bezahlbaren Wohnraum schwer zugänglich, nur 44% sind mit den Verkehrsverbindungen zufrieden, 41% sehen eine Verschlechterung der Gesundheitsversorgung und nur 43% halten die Schulqualität für gut. Die Ergebnisse sind eine deutliche Kritik an die Regierungen der letzten drei Jahrzehnte.
Hat die deutsche Regierung finanziell überhaupt keinen Plan?
Das Vorgehen in Bezug auf die Bitcoin-Veräußerungen legen die Vermutung nahe, die deutsche Regierung sei auch diesbezüglich nicht allzu kompetent.
Cotar vermutet, sie habe möglicherweise nicht gewusst, dass solche Transfers eher außerbörslich (Over-the-Counter (OTC)) abgewickelt werden. Auf dem OTC-Markt können Krypto-Währungen über ein Netzwerk aus Brokern möglichst marktneutral gehandelt werden.
Cotar betonte die Notwendigkeit eines strategischen Ansatzes und wies auf verpasste Gelegenheiten hin. Sie sagte: „Ich befürchte, dass die Regierung überhaupt keine Strategie hat, wie sie mit Bitcoin umgehen will. Deshalb habe ich in meinem Brief an die Regierung eine solche Strategie gefordert. Wir müssen unser Treasury diversifizieren und Bitcoin endlich als strategische Reservewährung betrachten und halten.“
Bitcoin-Transaktionen belaufen sich bereits auf 390 Millionen US-Dollar
Die deutsche Regierung hat allerdings mit den jüngsten Veräußerungen ihre Bitcoin-Verkäufe noch verstärkt und dabei etwa 75 Millionen US-Dollar auf Börsen wie Coinbase, Kraken und Bitstamp transferiert. Diese Aktion ist offenbar Teil einer größeren Strategie, bei der seit Mitte Juni Bitcoins im Wert von 315 Millionen US-Dollar transferiert wurden, entgegen Cotars Vorschlag. Insgesamt belaufen sich die Veräußerungen somit auf über 390 Millionen US-Dollar in weniger als einem Monat. 40.359 Bitcoins verbleiben noch in Reserve, das heißt, dass es sich aktuell noch um einen geringen Teil handelt.
Erstaunliche Kehrtwende?
Laut Daten von Arkham Intelligence (Analyse-Dienstleister) kaufte die deutsche Regierung nun 1.915 BTC im Wert von 111,5 Millionen US-Dollar von den großen Börsen Kraken, Bitstamp und Coinbase zurück. Diese Umkehr hat weitere Fragen und Skepsis ausgelöst. Sofort kursierten Meldungen, die die Crypto-Community wieder hoffen ließen.
Quelle: coinedition.com
Kurz darauf dann folgende Nachricht, die neue Verwirrung aufkommen ließ:
Es lohnt sich entsprechend noch einmal Schritt für Schritt aufzuschlüsseln, was sich in den letzten Tagen auf dem Bitcoin-Markt in Bezug auf die Transaktionen der deutschen Regierung ereignet hat, um dann den Versuch einer Analyse vornehmen zu können, die etwas mehr Licht in das Dunkel bringt.
Zusammenfassung und Analyse
Folgendes passierte seit Anfang Juli:
Die Bundesregierung hat von Arkham Intelligence, die deren Transaktionen verfolgen, gedeckt, Bitcoins an Börsen transferiert, von der Presse als Verkäufe bezeichnet. Streng genommen wäre hier zu unterscheiden zwischen tatsächlichen Verkäufen und dem davor liegenden Schritt des Transfers an die Börse, wo sie lagern, bis sie einen Käufer finden. Natürlich aber bringt jemand seine Coins nur dann von der Wallet an die Börse, wenn er sie verkaufen möchte. Nun wurden diese Coins am vergangenen Wochenende wieder zurück auf die Wallet transferiert, von der Presse als Rückkauf bezeichnet.
Kurz darauf veröffentlichte Glassnode einen Chart (der Grafik), der zeigt, es werden nach wie vor Coins seitens der Bundesregierung an Börsen übertragen. Glassnode kann durchaus als seriöser Dienstleister bezeichnet werden, dennoch ist nicht nachvollziehbar, woher diese Daten kommen, im Unterschied zu Arkham.
Die Vorgänge sind verworren, von Joana Cotar zurecht als Bitcoin-Chaos bezeichnet. Welches Spiel spielt also die Bundesregierung? Weiß sie gar nicht, was sie tut. Das kann man angesichts dieses Vorgehen durchaus annehmen.
Nachricht von Rückkäufen verbreitete sich sofort
Der Effekt, der augenscheinlich erzielt wird, ist die offensichtliche Verwirrung der Trader.
Interessant dazu ist ein Post vom 7. Juli. RobynHD macht darin darauf aufmerksam, wie schnell sich die Nachricht bezüglich der „Rückkäufe“ verbreitete. Die Hoffnung seitens der Trader ist nachvollziehbar, können die „Marktauswirkungen solch hoher Verkäufe innerhalb eines kurzen Zeitfensters [doch] gravierend sein“, wie wir am 5. Juli berichteten. Die Transaktionen führten zu einer erheblichen Volatilität (Schwankung).
RobynHD stellt sich die Frage, ob es möglich ist, dass die deutsche Regierung die Bitcoin verkauft und sich kurz darauf wieder entscheidet, sie doch zu behalten und zurückkauft.
Sein Fazit ist: unwahrscheinlich.
Es sei wahrscheinlicher, dass das Bundeskriminalamt andere Wege gefunden hat, diese Bitcoin zu einem besseren Kurs zu verkaufen oder den Verkauf aufgrund eines Kursrückgangs vorübergehend eingestellt hat.
In den letzten Tagen hat das BKA vor allem über Coinbase, Kraken und Bitstamp verkauft, aber kürzlich auch Transfers zu Flowtrader vorgenommen. Flowtrader ist ein Market-Maker, der Bitcoin OTC (over-the-counter/außerbörslich) kauft/verkauft.
Für große Verkäufer bedeutet das, dass sie die Bitcoin in einer Transaktion zu einem guten Kurs verkaufen können, ohne den Marktpreis negativ zu beeinflussen und somit ihre eigene Rendite zu schmälern.
Es ist also naheliegender, dass das BKA beschlossen hat, vorerst keine weiteren Bitcoin zu verkaufen, oder dass sie lieber Market-Maker nutzen oder auf einen besseren Kurs warten:
„Für große Verkäufer bedeutet dies einfach, dass sie die $BTC auf einen Schlag zu einem guten Kurs verkaufen können, ohne den Preis negativ zu beeinflussen und damit die ‚eigene Rendite‘ zu reduzieren.“
RobynHD auf 𝕏
Daher sollte man vorsichtig sein bei solchen Schlagzeilen und zweimal überlegen, ob die deutsche Regierung „wirklich auf einmal Bitcoin für über 100 Millionen kauft, nachdem sie einen Tag zuvor Bitcoin für mehrere hundert Millionen verkauft haben. Auch wenn […] Deutschland manchmal ein bisschen sehr verwirrt ist, so verwirrt kann man gar nicht sein“, so das Fazit des Nutzers.
Eine Antwort
Dieter Sordon von krisenfrei . com
vermutet, dass die USA Sanktionen gegen Dollar-Aussteiger erwägen könnten — weltweit. Wo kann man bitte nicht nur in diesem Zusammenhang schnellstmöglichst, zumutbarst und rechtssicher erfahren, ob das Verbot von Russia Today in der EU noch gültig ist und wenn ja, in welcher konkreten Form bzw. in welchem Umfang?