Die „SuperReturn International 2025“ in Berlin ist keine gewöhnliche Finanzkonferenz, sondern ein Symbol für die skrupellose Ausbeutung von Menschen und Ressourcen durch globale Investmentfirmen. Während prominente Gesichter den zynischen Glamour aufrechterhalten, offenbart sich hinter der Fassade ein perfider Kreislauf von sozialer Spaltung, Fluchtursachen und Kapitalverwertung, bei dem die echten Verlierer immer die Gleichen sind.
Es gibt Partys, auf die man nicht eingeladen ist, und es gibt Partys, bei denen man dankbar ist, keine Einladung erhalten zu haben. Die »„SuperReturn International 2025“« im Berliner Hotel Intercontinental gehört definitiv zu letzterer Kategorie. Stellen Sie sich einen Jahrmarkt vor, auf dem man nicht Zuckerwatte oder gebrannte Mandeln, sondern Wohnblocks, Krankenhäuser, Wälder und ganze Volkswirtschaften feilbietet. Willkommen auf dem Rummelplatz der Heuschrecken, auf dem die Attraktionen Namen wie Blackstone, Carlyle oder Nordic Capital tragen.
SuperReturn – hört sich super an, auf Deutsch könnte man wohl sagen: Nichts geben, alles haben – eine Einbahnstraße der Rendite, eine Profit-Extraktions-Maschine, bei der die Gesellschaft bis aufs Mark ausgeblutet wird. Eine 100 Prozent Veranstaltung. Dennoch beschreibt die »Börsen-Zeitung« die Stimmung der Teilnehmer zurückhaltend als leicht gedämpft – schließlich sorgen hohe Zinsen dafür, dass auch bei Heuschrecken der Appetit nicht mehr ganz so gierig ist. Die Stimmung mag getrübt sein, aber das Geschäftsmodell bleibt simpel: Man investiert in alles, was für andere Menschen wichtig oder sogar lebensnotwendig ist, und presst daraus Renditen wie Zitronensaft, bis nur noch ausgequetschte Schalen zurückbleiben.
Glamour und Gier
Während sich die Massenmedien auf die Stars der Konferenz fokussieren – Bono, Serena Williams oder Nico Rosberg, die dem Event einen bizarren Glamour verleihen – stellt das »Overton Magazin« treffend fest, worum es hier wirklich geht: eine Kriegserklärung an die städtische Gesellschaft. Die »NachDenkSeiten« beschreiben die Veranstaltung als „Gala der Skrupellosen“, bei der finanzielle Eliten weltweit Ressourcen ausbeuten und soziale wie ökologische Schäden verursachen. Die Immobilienbranche hat längst entdeckt, dass es lohnender ist, mit Wohnraum zu spekulieren als mit ehrlicher Vermietung. Da wird die Oma von nebenan kurzerhand zur Nebenkosten-Optimierungsmasse. Und die Pflegeheime, die nun in Private-Equity-Hand sind? Die Bewohner werden eher zu Inventarstücken degradiert, die Rendite generieren sollen, statt in Würde altern zu dürfen.
Zynischer Profitkreislauf
Auf diesem Investment-Basar gilt ein einziges Gesetz: Je schlechter es den Vielen geht, desto besser geht es den Wenigen. Diese Gleichung ist so zynisch wie einfach. Wenn beispielsweise afrikanische Bauern nicht mehr mit subventionierten europäischen Tiefkühlhähnchen konkurrieren können, bleibt ihnen nur noch der Gang in die nächste Großstadt – oder gleich die Flucht über das Mittelmeer. Dasselbe gilt, wenn Kinder in kongolesischen Kobaltminen für unsere Smartphones ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Die Folge: Menschen fliehen. Doch genau diese Flüchtlinge werden nun zum nächsten großen Geschäft: vom privaten Betreiber der Flüchtlingsunterkunft bis hin zum deutschen Spargelbauern, der billigste Saisonarbeiter sucht.
Flüchtlinge als Kapitalanlage
Es gibt kaum ein besseres Beispiel für die Perversion moderner Kapitalverwertung als diesen ewigen Kreislauf von Vertreibung und Verwertung. Erst werden ganze Regionen mit Kriegen überzogen, Märkte durch Freihandelsabkommen zerstört oder Ressourcen gnadenlos ausgebeutet. Danach klopfen sich die Politiker stolz auf die Schulter, weil sie mit Milliarden Flüchtlingshilfe betreiben – Geld, das wiederum an private Unternehmen fließt, die an der Flüchtlingsversorgung kräftig verdienen. Ganz nebenbei werden Kommunen in den Ruin getrieben und privatisiert. Ein ewiges Karussell der Gier, das sich beständig dreht und dabei menschliche Schicksale wie unerwünschte Nebenwirkungen billigend in Kauf nimmt.
Flüchtlinge als gesellschaftliche Blitzableiter
Flüchtlinge taugen zudem hervorragend als gesellschaftliche Blitzableiter. Während sich die Nachkommen der Wohlstandsgeneration mit stagnierenden Löhnen, prekärer Beschäftigung und immer größeren Zukunftssorgen herumschlagen müssen, lenkt die Debatte um Migration und Sicherheit geschickt von diesen eigentlichen Problemen ab. Statt über explodierende Mieten, schwindende Renten oder miserable Arbeitsbedingungen zu sprechen, debattiert man lieber hitzig darüber, wer Zugang zum europäischen Verwertungsmarkt erhält – oder treffender formuliert: Welches Schaf zuerst zur Schlachtbank geführt werden darf. Ein perfides, aber effektives Spiel: Jene, die ohnehin kaum etwas besitzen, werden gegeneinander ausgespielt, während die tatsächlichen Urheber sozialer Missstände unbehelligt bleiben.
Protest als Nebengeräusch
Natürlich »protestierten Mieterverbände und Gewerkschaften« vor dem Hotel Intercontinental. Doch für die Damen und Herren auf der SuperReturn sind solche Proteste nicht mehr als ein leichtes Hintergrundrauschen. Es ist, als würden Ameisen gegen den Elefanten rebellieren, der gerade ihren Bau zertrampelt. Unbequem vielleicht, aber letztlich bedeutungslos für die Marschroute des Dickhäuters.
Invasion der Superreichen
Unfreiwillig komisch beschreibt das »Manager Magazin« treffend das Event als eine „Invasion der Superreichen“. Ein Satz, der wie der Titel einer schlechten Netflix-Serie klingt. Leider beschreibt er exakt die Realität: Ein geschlossener Kreis von Profiteuren, die mit Milliarden jonglieren, während sie von einer Wirtschaft träumen, in der Menschlichkeit und Ethik bestenfalls dekorative Funktionen haben.
Zeit für einen „SuperExit“?
Wir lassen uns nicht täuschen von glamourösen Gästen und PR-wirksamen Wohltätigkeitsaktionen. Was hier verhandelt wird, ist nicht weniger als die Zukunft ganzer Gesellschaften, die immer weiter aufgespalten werden: in jene, die Renditen einfahren, und jene, deren Lebensgrundlagen dafür geopfert werden. Die „SuperReturn International“ ist die Hochmesse eines Kapitalismus, der seine Grenzen endgültig verloren hat und munter weiter auf einen Abgrund zusteuert – aber Hauptsache, die Rendite stimmt.
Was wir brauchen ist eine Gegenveranstaltung – nennen wir sie „SuperExit International“. Ein Ort, an dem nicht mehr die Profite, sondern die Menschen zählen, an dem Wohnraum nicht verspekuliert, sondern zur Verfügung gestellt wird, an dem Ressourcen nicht geplündert, sondern geschützt werden. Ein naiver Gedanke? Vermutlich. Aber angenehmer als der zynische Albtraum, der uns aktuell serviert wird.
2 Antworten
Wer die selben Leute wählt kriegt das selbe Ergebnis. Weiter so.
Herrlich böser Kommentar, sehr schön, danke.