„Verhaltenskodex zur EM 2024: Wie Fans sich zu benehmen haben“, titelt die WAZ. Die Stadt Düsseldorf hatte vorab noch schnell ihre Regeln veröffentlicht, die bestimmen, welche Lieder nicht gesungen werden dürfen, welche Witze nicht gemacht werden dürfen und welches Kostüm nicht getragen werden darf, zumindest dann nicht mehr, wenn sich jemand berufen fühlt, unangemessenes Verhalten bei den „Awareness-Teams“ zu melden.
Deutschland lebt eben seine Agenda. Da ist völlig klar, dass man andere Personen nur anspricht, wenn man vorher gefragt hat, ob das deren Wünschen entspricht. Man achte dabei aber selbstverständlich auch darauf, zunächst nach den erwünschten Pronomen zu fragen und diese entsprechend zu verwenden, auch, wenn es in manchen Fällen etwas kompliziert werden mag im Rausch des Feierns, aber was tut man nicht alles für die deutsche Vielfalt.
„Wenn eine Person ein für dich unerwartetes Geschlecht angibt, verwende bitte dieses Geschlecht (sie/er/they etc.) oder ihren Namen, wenn du mit ihr oder über sie sprichst.“
Verhaltenskodex Düsseldorf zur EM
Der sog. „Code of Conduct“ wird u.a. „auf Großleinwänden in den Fanzonen angezeigt“, damit auch niemand übersieht, wie er sich zu benehmen hat und sich dessen bewusst ist, dass er jederzeit gemeldet werden kann, wenn sie/er/they ein Pronomen falsch verwendet oder die besser nicht schwarz-rot-gelbe Blumenkette zu sehr an hawaiianische Kleidung erinnert.
Kurz vor Beginn des Fußball-Events bringt die ARD einen Film über 2006, als die WM in Deutschland stattfand. Damals gab es keine solche Verhaltensregeln, dennoch oder vielleicht gerade deshalb ist die Zeit den meisten als ein tatsächlicher Sommer der Vielfalt in Erinnerung geblieben.
„Schwarz, rot gold; plötzlich stehen die deutschen Farben auch für unbeschwertes Feiern, Freude und Gastfreundschaft.“
ARD: „Unser Sommermärchen: Die WM 2006″ (10:40)
„Gemeinschaftsgefühl ist ja auch Nationalgefühl“, äußert eine Passantin völlig frei im Zusammenschnitt des Ersten Deutschen Fernsehens. (11:10)
Deutschland-Fahnen wurden nicht mit Narrativen belegt, man durfte sie wieder stolz tragen, im Ausland stand man so gut dar, wie noch nie. Die Besucher aus aller Welt haben mitgefeiert und fühlten sich willkommen. All das geschah einfach. Niemand diktierte es einem. Man könnte im Rückblick auf diese Zeit fast annehmen, deutsche Bürger hätten mal so etwas wie Mündigkeit und Eigenverantwortung besessen.
Was kann passieren, wenn man den Menschen die Mündigkeit aberkennt?
Schwarz-rot-gold war legitim in 2006; kaum jemand trug nicht die Nationalfarben.
Natürlich nur, „wenn man die Farben nicht den Falschen überlässt“, beendet die ARD 2024 gewohnt moralisierend ihren Bericht über 2006.
Zu der Zeit schien es keine Grenzen zu geben, die feiernden Menschen setzten sich keine. Heute werden sie gesetzt.
Wer wären denn heute also die Falschen? Diejenigen, die ihre Afro-Perücke nicht abnehmen wollen, wenn irgend jemand Wokes sie diesbezüglich beim „Awareness-Team“ verpfiffen hat? Jemand, der einen Witz macht, den irgend ein anderer nicht lustig findet?
Wer gehört in Deutschland 2024 nun nicht mehr zur Vielfalt dazu? Wer hat es verdient, bei diesem Volksfest wieder ausgeschlossen zu werden, wie Ungeimpfte im Kölner Karneval 2022?
Auch vor Nationalfarben wird gewarnt
Man solle nun auch mit der Fankleidung hinsichtlich nationaler Farben sensibel sein, warnt ntv unter dem Titel „Aus Anfeuern wird schnell Rassismus“.
Im Artikel wird man darüber aufgeklärt, dass sich die Zeiten selbstverständlich geändert haben, nicht hinsichtlich Framing und Feindbildern, nein, der „Rechtsruck“ macht Sorge. Da ist es ja völlig klar, dass man sich heute sensibler zu verhalten hat.
„Seit der WM 2006 hat sich politisch einiges verändert: Viele Staaten erlebten einen Rechtsruck, in Deutschland ist die AfD in drei Bundesländern auf kommunaler Ebene stärkste Kraft. Wie zeitgemäß ist es angesichts des wiedererstarkten Nationalismus noch, sich für Fußballspiele mit nationalen Symbolen zu schmücken?“
ntv
Ein Sommermärchen dürfte in Deutschland wohl der Geschichte angehören.