Am Donnerstagmorgen hat die Münchner Polizei in der Innenstadt einen bewaffneten Mann erschossen, nachdem dieser das Feuer auf Beamte eröffnet hatte. Der Vorfall ereignete sich in unmittelbarer Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des israelischen Generalkonsulats, wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bestätigte. Der Tatverdächtige erlag noch am Tatort seinen Verletzungen. Über seine Identität und sein Motiv liegen bislang keine gesicherten Informationen vor, die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.
Schusswechsel mit der Polizei
Der Schusswechsel begann, als der Täter gezielt auf die vor Ort stationierten Polizisten schoss. Diese erwiderten das Feuer und trafen den Mann tödlich. Nach Polizeiangaben waren fünf Beamte an dem Einsatz beteiligt. Trotz der Gefahrenlage gab es keine Verletzten unter der Bevölkerung oder den Einsatzkräften. Ein Sprecher der Polizei gab an, dass die Sicherheitskräfte durch ihr schnelles Eingreifen Schlimmeres verhindern konnten.
Der Täter war mit einer Repetierwaffe älteren Baujahrs, vermutlich einem Karabiner, bewaffnet. Noch immer wird ein Fahrzeug untersucht, das dem Mann zugeordnet werden könnte. Dabei schließen die Behörden nicht aus, dass sich im Fahrzeug Sprengsätze oder andere gefährliche Gegenstände befinden könnten. Die Polizei sicherte den Tatort großflächig ab und setzte einen Hubschrauber ein. Gegen Mittag gab sie schließlich Entwarnung für die Bevölkerung: Es bestehe keine weitere Gefahr.
Videos und Augenzeugenberichte
Augenzeugen beschrieben den dramatischen Ablauf des Vorfalls. Sie berichteten von mindestens 25 Schüssen, die in rascher Folge abgefeuert wurden. In den sozialen Medien kursieren mehrere Videos, darunter eines, das den mutmaßlichen Täter mit einer Langwaffe zeigt, wie er in der Nähe des israelischen Generalkonsulats umherläuft. Das Video, das aus einiger Entfernung aufgenommen wurde, zeigt einen schlanken Mann in roter Hose und schwarzem Oberteil.
Unklar ist bislang, ob es sich tatsächlich um den Täter handelt, der später von der Polizei erschossen wurde. Die Echtheit des Materials wird derzeit von den Behörden geprüft. Der SZ-Redakteur Ronen Steinke teilte auf 𝕏 ein Video, in dem Sirenengeräusche und zahlreiche Schüsse zu hören sind.
Ein weiteres Video dokumentiert, wie die Polizei in Schutzanzügen das Gebiet rund um das Generalkonsulat absichert. Mehrfach sind laute Schüsse zu hören, während Einsatzkräfte die Lage unter Kontrolle bringen. Ein Polizeisprecher warnte die Bevölkerung davor, ungeprüfte Informationen oder Spekulationen über den Vorfall zu verbreiten. Auf der Plattform 𝕏 forderte die Polizei dazu auf, Falschinformationen zu vermeiden und die offiziellen Kanäle zu nutzen, um sich über den aktuellen Stand der Ermittlungen zu informieren.
Motive unklar – Reaktionen aus der Politik
Bislang gibt es keine offiziellen Informationen zum Motiv des Täters. Spekulationen über einen möglichen politischen oder antisemitischen Hintergrund wurden weder bestätigt noch dementiert. Der Vorfall ereignete sich jedoch am Jahrestag des Olympia-Attentats von 1972, bei dem elf israelische Sportler von palästinensischen Terroristen in München ermordet wurden. Ob ein Zusammenhang besteht, ist Gegenstand der laufenden Untersuchungen.
Die israelische Generalkonsulin für Süddeutschland, Talya Lador-Fresher, dankte der Münchner Polizei für ihr schnelles Eingreifen und sprach von einer gefährlichen Eskalation des Antisemitismus. In einem Statement auf der Plattform X schrieb sie: „Dieses Ereignis zeigt, wie wichtig es ist, dass die breite Öffentlichkeit ihre Stimme gegen Antisemitismus erhebt.“
Der israelische Präsident Isaac Herzog bezeichnete den Vorfall als „Terroranschlag“ und äußerte in einem Gespräch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seine Bestürzung über die Tat.
Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen in der Innenstadt
Unmittelbar nach dem Vorfall erhöhte die Münchner Polizei ihre Präsenz in der Innenstadt. Rund um die Brienner Straße und den Karolinenplatz wurden Verkehrssperren eingerichtet, die auch Stunden nach dem Vorfall noch bestanden. Die Einsatzkräfte gingen mit äußerster Vorsicht vor, um jede weitere Gefahr für die Bevölkerung auszuschließen.
Nancy Faeser, Bundesinnenministerin, äußerte sich am späten Vormittag in Berlin. Sie nannte den Vorfall „schwerwiegend“ und betonte die Notwendigkeit erhöhter Schutzmaßnahmen für jüdische und israelische Einrichtungen. Sie dankte den Münchner Sicherheitskräften für ihren professionellen Einsatz und betonte, wie wichtig es sei, in solchen Situationen besonnen zu handeln und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.
„Der Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen, das wissen Sie, hat oberste Priorität.“
Nancy Faeser / Bild
Unruhige Stunden im Herzen Münchens
Der Vorfall begann um 9:10 Uhr, als die ersten Schüsse in der Münchner Innenstadt fielen. Zahlreiche Anwohner und Passanten gerieten in Panik, als sie die Schüsse hörten und die Polizei mit einem Großaufgebot anrückte. Die Lage blieb über Stunden angespannt, bis die Polizei gegen Mittag schließlich Entwarnung gab. Videos in den sozialen Netzwerken zeigen bewaffnete Beamte, die den Täter verfolgten, bevor er auf einem Grünstreifen hinter einem Gebäude gestellt und schließlich erschossen wurde.
Die Ermittlungen dauern an, und die Polizei München wird in den kommenden Tagen weitere Details zum Täter und möglichen Hintergründen des Angriffs bekanntgeben.