Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD und ZDF, finanziert durch die Zwangsgebühren und verpflichtet zur Neutralität, liefern uns erneut ein Meisterstück an fragwürdiger journalistischer Praxis. Statt der politischen Vielfalt gerecht zu werden, inszenieren sie ein Kanzler-Duell, das nur zwei Akteure kennt: Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU). Hierdurch wird die demokratische Realität auf ein Duopol reduziert, das nicht nur die Wähler, sondern auch die politischen Mitbewerber in absurder Weise ignoriert.
Ein Rückfall in die bipolare Nostalgie
Deutschland scheint für den öffentlichen Rundfunk offenbar nur zwei Optionen zu haben: Schwarz oder Rot. ARD und ZDF pflegen eine mediale Nostalgie, die an die guten alten Zeiten erinnert, in denen zwei Volksparteien das Land im Wechsel führten. Von der politischen Realität ist dies jedoch weit entfernt. Denn während Scholz und Merz prominent inszeniert werden, liegt die AfD in den aktuellen Umfragen konstant auf Platz zwei und damit vor der SPD, während die Grünen als Regierungspartei ebenfalls eine Rolle spielen. Hinzu kommt das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), dessen Kanzlerkandidatin zwar keine realistischen Chancen hat, aber mit einem klaren Wählerpotenzial von etwa acht Prozent eine nicht zu unterschätzende Kraft darstellt.
Diese real existierende Vielfalt wird von ARD und ZDF konsequent ignoriert – eine Art selektive Wahrnehmung, die fast schon an eine pathologische Fixierung erinnert. Man könnte von einer „bipolaren Störung“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sprechen, die ausschließlich zwischen Rot und Schwarz pendelt. Die Symptome sind der Verlust von Interesse sowie von Freude an demokratischer Vielfalt.
Politikinteresse: Ein Schatz, den ARD und ZDF verspielen
Währenddessen erfreut sich die Politik in Deutschland einer bemerkenswerten Aufmerksamkeit. Die Vertrauensfrage, die Olaf Scholz jüngst im Bundestag stellte, zog Millionen Zuschauer vor die Bildschirme. ARD, Phoenix und selbst Nachrichtensender wie ntv überboten an diesem Tag die Quoten vieler Unterhaltungssender. Anstatt dieses politische Interesse zu nutzen, reduzieren ARD und ZDF die Kanzlerdebatte auf ein elitäres Zwei-Mann-Schauspiel.
Hier zeigt sich die erste Zumutung, nämlich die Dreistigkeit, politische Alternativen einfach auszublenden. Das Argument, nur die „aussichtsreichsten“ Kandidaten einzuladen, ist an Zynismus kaum zu überbieten.
Der Niedergang des politischen Diskurses
Noch vor wenigen Jahren bemühten sich die Sender, zumindest den Schein der Fairness zu wahren. Damals wurden sogenannte Trielle inszeniert, bei denen neben Union und SPD auch die Grünen vertreten waren. Doch selbst dieses Minimalmaß an Inklusion wurde nun abgeschafft. Stattdessen planen ARD und ZDF ein Bundesliga-Duell ausschließlich zwischen Scholz und Merz, während Weidel und Habeck in eine Art Kreisklassen-Match abgeschoben werden. Diese Form der Ausgrenzung ist nicht nur taktisch durchschaubar, sondern auch zutiefst undemokratisch.
Die AfD wird so behandelt, als spiele sie keine Rolle. Dass der Kanzlerkandidat der Grünen Robert Habeck sich nicht einmal zu einem Duell mit Alice Weidel bereit erklärt, zeigt die Verflachung des politischen Diskurses. Offenbar ist man im grünen Lager nicht bereit, die inhaltliche Konfrontation mit einem politischen Gegner zu suchen, der inhaltlich wie rhetorisch vorbereitet ist. Der Rückzug in die Opferrolle wird stattdessen als moralische Überlegenheit verkauft.
„Wir hatten ein solches Duell im Vorfeld klar ausgeschlossen und auch mitgeteilt, dass wir eine Einladung nicht akzeptieren werden“
Die Grünen / Tagesschau
Ironie der Ausgrenzung
Aber wer braucht schon politische Neutralität, wenn man sich als mediales Sprachrohr der Regierung inszenieren kann? ARD und ZDF tragen mit ihrer Durchführung des Duells zur Polarisierung bei. Dass die AfD hier eine bestätigende Steilvorlage erhält, mag ironisch wirken, ist aber das Ergebnis eines gefährlichen Mediensystems, das keine echten Alternativen zulässt.
Man kann sich kaum vorstellen, dass die Zuschauer diese Dreistigkeit nicht als manipulative Bevormundung empfinden. Der Vorwurf, die Öffentlich-rechtlichen seien „reines Staatsfernsehen“, wird damit bekräftigt. Dass es sich dabei um gebührengedeckte Demokratieverachtung handelt, macht die Sache nur noch bitterer.
Die Grünen: Verlierer ihrer eigenen Strategien
Während die AfD von der Ausgrenzung profitiert, stehen die Grünen als die eigentlichen Verlierer da. Ihre Kritik an ARD und ZDF wirkt halbherzig und wenig überzeugend. Katharina Dröge und Britta Hasselmann beklagen auf Plattformen wie 𝕏 die „inakzeptable“ Behandlung ihres Kanzlerkandidaten Robert Habeck. Doch ihre Empörung wirkt nicht authentisch. Zu lange haben die Grünen selbst von der Ausgrenzung der AfD profitiert, als dass sie nun glaubwürdig die Fahne der Fairness hochhalten könnten.
Die politische Bühne gleicht einem Kindergarten, in dem persönliche Befindlichkeiten die Agenda dominieren. Die Fähigkeit, Debatten zu führen, ist einer Kultur des Schmollens gewichen. Politik auf höchster Ebene gleicht zunehmend dem Verhalten von Kleinkindern. Der Gedanke an Staatsmänner wie Helmut Schmidt oder Konrad Adenauer erscheint da fast wie ein ferner Traum.
Dasselbe gilt für den Grünen-Kandidaten Habeck, dessen Weigerung, mit Weidel zu debattieren, nicht nur politisch unklug, sondern auch zutiefst feige wirkt. Es zeigt auch, wie wenig Format Habeck mitbringt. Ein Kanzler muss in der Lage sein, sich jeder politischen Kraft argumentativ zu stellen. Doch anstatt diese Herausforderung anzunehmen, wählt Habeck den einfacheren Weg: Er bleibt still. Ein Politiker, der solche Auseinandersetzungen scheut, disqualifiziert sich schon im Vorfeld für die internationale Bühne, auf der Verhandlungen und Kompromisse zum Tagesgeschäft gehören.
Gefährliche Verzerrung durch ARD und ZDF
Die Reduktion des politischen Diskurses auf eine simplifizierte Show zwischen Scholz und Merz ist ein Armutszeugnis für die deutsche Medienlandschaft. Die öffentlich-rechtlichen Sender verspielen weiterhin ihre Glaubwürdigkeit. Was ARD und ZDF hier inszenieren, ist keine harmlose Programmplanung, sondern ein Verstoß gegen ihren verfassungsmäßigen Auftrag. Dabei sind die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gesetzlich verpflichtet, einen definierten Programmauftrag zu erfüllen, der spezifische Anforderungen an die Gestaltung ihres Gesamtangebots stellt. In der Umsetzung dieser Aufgabe sind sie angehalten, die Prinzipien der Objektivität und Unparteilichkeit in der Berichterstattung zu bewahren, eine breite Meinungsvielfalt zu fördern und die Ausgewogenheit ihrer Inhalte sicherzustellen.
Es bleibt die Frage, wie lange sich Zuschauer und Wähler diese Form der Bevormundung noch gefallen lassen.
In einer Zeit, in der Politik das Interesse weckt und Millionen vor die Bildschirme lockt, wäre es an der Zeit, echte Vielfalt zu zeigen. Doch stattdessen inszenieren ARD und ZDF eine Farce, die mehr über die Schwächen der Medienlandschaft aussagt als über die politische Realität. Dies ist ein Trauerspiel, das mit Gebühren finanziert wird und das die echte Demokratie langfristig beschädigt.