Haintz.Media

Bild:
Viel Geld, wenig Taten
Quelle:
KI-Generiert

Der Koalitionsvertrag der leeren Versprechen

Bild:
Quelle:

Beitrag teilen:

Mehr aus der Kategorie:

Gewalt an Schulen
Merz' Migrationswende
Rauchmelderspione
Politik im Modus der Unverbindlichkeit. Die neue Regierung liefert kein Konzept, sondern einen Katalog unter Vorbehalt. Sozialer Aufbruch bleibt Kulisse, während wirtschaftliche Interessen als einziges Ziel durchgewunken werden.
Zusammengefasst

Der neue Koalitionsvertrag von Union und SPD steht, doch er steht nicht fest. Man hat sich rasch auf zahlreiche Maßnahmen verständigt, die die Freiheitsrechte der Bürger einschränken, doch ausgerechnet jene Punkte, die eine spürbare Entlastung für die Bevölkerung bringen könnten, bleiben vor allem eines: ungewiss.

Denn jede Maßnahme, von der Steuererleichterung bis zur Mütterrente, ist an eine Bedingung geknüpft: Geld muss da sein. Seite 51 spricht eine klare Sprache:

„Alle Maßnahmen des Koalitionsvertrages stehen unter Finanzierungsvorbehalt.“

»Koalitionsvertrag Union & SPD / BILD«

SPD-Chef Lars Klingbeil bestätigt: „Alles heißt alles.“ Es bleibt der Eindruck eines Vertragswerks, das sich nur umsetzen lässt, wenn der Wind günstig weht und das heißt: Wenn die Kassen wider Erwarten gefüllt sind.

Politische Wünsch-dir-was-Ökonomie

Die Betonung liegt auf wider Erwarten, denn das wirtschaftliche Umfeld ist alles andere als freundlich. Was passiert, wenn die Konjunktur doch wieder anspringt? Dann greift der Plan der CDU: Statt Gerechtigkeit oder sozialer Sicherheit gibt es ein Prioritätsprogramm mit einem einzigen Ziel – Wirtschaftswachstum.

Christian Haase, CDU-Chefhaushälter, formuliert es in einem Interview mit BILD offen:

„Vorfahrt für Wachstum und Beschäftigung ist in der aktuellen schlechten Wirtschaftssituation wichtig. […] Finanzielle Spielräume sollten daher zuerst für wirtschaftliche Impulse genutzt werden, die eine Wachstumsdynamik entfachen und zu mehr Beschäftigung führen.“

»Christian Haase / BILD«

Übersetzt: Wenn der Staat Geld übrig hat, fließt es in Projekte, die neue Jobs schaffen sollen, zumindest auf dem Papier.

Sozialpolitik auf der Streichliste

Alles andere fällt durchs Raster. Besonders die Sozialpolitik. CDU-Haushälter Andreas Mattfeldt will jeden Euro, der nicht in Wirtschaftsankurbelung fließt, in die Haushaltskonsolidierung lenken. Soziale Projekte? Nicht mit ihm. Wörtlich zu BILD:

„Um Gottes Willen. Da ist jede Grenze längst überschritten.“

»Andreas Mattfeldt / BILD«

Seine Angst vor sozialen Ausgaben ist offenbar größer als jede Sorge um die Lebensrealität der Menschen mit kleinen Einkommen.

Steuererleichterung als Nebelkerze

Im Koalitionsvertrag heißt es: Eine Senkung der Einkommensteuer für kleine und mittlere Einkommen sei geplant. Wann genau, wie genau, mit welchem Volumen? Kein Wort dazu.

»Screenshot / Koalitionsvertrag Union & SPD S.45 / BILD«

Und ob es überhaupt dazu kommt, steht ebenfalls nicht fest. CDU-Chef Friedrich Merz stellt klar:

„Wir hätten das in der Koalition mit den Sozialdemokraten gerne von Anfang an verabredet. Darüber hat es einen Dissens gegeben. Deswegen haben wir es offengelassen.“

»Friedrich Merz / WeLT«

Das Ergebnis: Eine Steuererleichterung auf Abruf – oder besser gesagt, ein Placebo für den Wahlkampf.

SPD-Forderungen als Staffage

Die SPD hat sich in den Koalitionsverhandlungen ambitioniert gegeben: Ein Mindestlohn von 15 Euro bis 2026, Steuererhöhungen für Reiche – klingt nach Umverteilung.

Für die Mindestlohnforderung liefert man nur ein mathematisches Zielbild. Eine rechtliche Verpflichtung gibt es nicht. Merz stellt klar:

„Das haben wir so nicht verabredet. […] Wir haben verabredet, dass wir davon ausgehen, dass die Mindestlohnkommission in diese Richtung denkt. Es wird keinen gesetzlichen Automatismus geben.“

»Friedrich Merz / Frankfurter Rundschau«

Die Verantwortung schiebt er an die Mindestlohnkommission weiter, eine elegante Methode, wieder einmal nichts zu entscheiden.

Konsens ohne Konsequenz

Dieser Vertrag ist ein politisches Dokument der doppelten Böden. Man spricht von Steuerentlastung, aber nur, wenn die Kasse es hergibt. Man verspricht soziale Verbesserungen, aber nur, wenn es niemanden stört. Und man verweist auf Expertengremien, wenn man selbst keine Verantwortung übernehmen will. Ergebnis: Ein Regierungsprogramm, das alles verspricht und nichts garantiert.

Friedrich Merz hält es derzeit für durchaus plausibel, dass Beschäftigte am Ende seiner Amtszeit netto schlechter dastehen könnten, bedingt durch höhere Sozialabgaben und ausbleibende Steuererleichterungen. Dennoch sieht er die Regierung in der Pflicht, genau dieses Szenario abzuwenden und durch konkrete Maßnahmen sicherzustellen, dass die Bürger am Ende der Legislaturperiode tatsächlich spürbar besser dastehen als jetzt.

„Es wird unsere Aufgabe sein, diese Befürchtung zu zerstreuen und das Richtige zu tun, damit am Ende dieser Wahlperiode die Menschen sagen: Es geht uns besser als zu Beginn.“

»Friedrich Merz / WeLT«

Zwischen Wunschdenken und Wirklichkeit

Die Realität ist ernüchternd. Die Einkommensteuer soll gesenkt werden, vielleicht. Der Mindestlohn soll steigen, eventuell. Die Entlastung von Familien, das Elterngeld, die Mütterrente: Alles unter Vorbehalt. Wer heute wenig hat, kann sich auf morgen also nicht verlassen. Julian Reichelt fasst es zusammen:

»Julian Reichelt / 𝕏«

Politisches Fazit: Flexibel im Versprechen, rigide in der Umsetzung

Am Ende bleibt ein Vertrag, der vor allem eines enthält: Den politischen Reflex, jede echte Entlastung für die Bürger im Land zu vermeiden. Wenn Geld da ist, fließt es vorzugsweise in wirtschaftspolitische Maßnahmen mit ungewissem Nutzen. Für sozialpolitische Projekte fehlt der Wille. Da stellt sich die berechtigte Frage, wohin das milliardenschwere Paket eigentlich fließt, insbesondere, da am Ende die Bürgerinnen und Bürger dafür aufkommen müssen. Für sie selbst scheint es jedenfalls keinen erkennbaren Mehrwert zu bringen.

Der neue Koalitionsvertrag ist kein Plan für ein gerechteres Land, sondern ein Dokument politischer Machtabsicherung, das jetzt schon eine Farce ist, bevor er überhaupt begonnen hat.

Beitrag teilen:

Unterstützen Sie uns!

Helfen Sie mit, freien Journalismus zu erhalten

5

10

25

50

Picture of Janine Beicht

Janine Beicht

Janine Beicht ist gelernte Kommunikationsdesignerin, arbeitet aber seit 2020 im Gesundheits- und Sozialwesen. Als Aktivistin engagiert sie sich besonders auf dem Gebiet der Psychologie unter dem Aspekt der jeweiligen politischen Machtinteressen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige5
Heilnatura_NMN_Webshop_250423_frei
Heilnatura_Knoeterich_600x600
Heilnatura HeidelbeerExtrakt Webshop_17-10-23_800_1920x1920

Buch-Empfehlung

DasGeheimnisDerWeltstars