Früher – die Älteren werden sich noch erinnern – lebten wir in einem System, das sich zu Recht das Label „Pluralismus“ gab. Das bedeutet, es gab viele Stimmen und viele Sichtweisen, auch und gerne die, die unbequem waren. Wer eine andere Meinung hatte, durfte sie auch haben. Wer konservativ dachte, dachte eben konservativ, wer rechts war, der war nun mal rechts. Wie selbstverständlich – man machte sich darüber keine Gedanken – durften trotzdem alle mitspielen: im Fußballverein, beim Schützenfest, beim Skat-Abend und beim Kegelturnier. Klar gab es Streitpunkte, da Differenzen diese nun mal evozieren. Dennoch dachte niemand darüber nach, den Jochen aufgrund seiner rechten Meinung aus dem Fußballverein auszuschließen.
Das ist heute anders. Heute reicht es, das falsche Parteibuch zu besitzen, um verbannt zu werden. Willkommen in der Republik der ungesunden Haltung, die jeden Orthopäden auf den Plan rufen würde, diese krumme Wirbelsäule, die so verbogen und einseitig ist, therapeutisch zu kitten.
Jüngstes Beispiel dieser diskursiven Skoliose der gekrümmten Freiheit: Die TSG Hoffenheim will ein Mitglied aus dem Verein »ausschließen«. Nicht etwa wegen eines Fehlverhaltens oder Hooligan-Gewalt oder sonstiger Verstöße. Nein, die Person ist im Besitz eines Parteibuchs der AfD. Die Begründung des Clubs klingt wie aus dem Mund eines Apparatschiks des SED-Politbüros: „Schwerwiegend unvereinbar mit den Grundprinzipien des Vereins.“ Wer nicht woke-links genug ist, diese Kerngebiete der Ideologie ablehnt oder sogar bekämpfen mag, der muss leider gehen. So würden die Werte des Vereins – man fragt sich: welche? – „insbesondere den Einsatz für Demokratie, Menschenrechte, Toleranz und gesellschaftliche Vielfalt“ umfassen. Insbesondere wolle der Vereinsvorstand verhindern, „dass der Vereinsfrieden gefährdet oder das Ansehen des Vereins beschädigt wird“.
Woke leben die Lüge der Vielfalt in homogener Einheit
AfD-Funktionär Andreas Bauer hat jedenfalls schon juristischen Widerstand gegen das Vorgehen der Vereinsverantwortlichen angekündigt. Das muss diese „Toleranz“ und gesellschaftliche Vielfalt sein, von der alle sprechen – in der man nur so lange tolerant und vielfältig ist, wie es in das überschaubar kluge Bild der Identitätslinken passt. Es geht längst nicht mehr um Sport, sondern um Umerziehung, wenn sich Tugendterroristen aus Sinsheim zu einem totalitären Wächterrat aufspielen, der Meinungen in „werte“ und „unwerte“ Meinungen einteilt. Wer unwert ist, der muss leider gehen. „Wer unwert ist und wer nicht – das entscheide immer noch ich“, scheint die Devise zu sein.
Während Hoffenheim ein AfD-Mitglied ins Abseits stellt, freut sich der Konkurrenzverein VfB Stuttgart einen Keks, beim Christopher Street Day in Schwaben mitlaufen zu dürfen. Der Verein inszeniert sich als Pfuhl der Toleranz, als Hort der Diversität – was gelogen ist. Was man beim VfB unter „Vielfalt“ versteht, ist lediglich ein schmaler Streifen Regenbogenideologie, in der die Farbe Blau keinen Platz findet. Wer eine konservative oder sogar rechte Meinung äußert, ist raus. Wer für Familie, gegen Gendersprache oder für klassische Rollenbilder ist, wird aussortiert.
Oliver Gorus, Herausgeber des Debattenportals Der Sandwirt und ehemaliger VfB-Spieler, erinnert auf 𝕏 an andere Zeiten:
Als ich beim @VfB gespielt habe, war Mayer-Vorfelder Präsident und damals galt: Im Stadion sind wir alle VfB-Fans, von linksextrem bis rechtsextrem, alle Bevölkerungsgruppen, Ausländer, Glatzen, Schwule, egal. Politik hatte keinen Platz im Stadion. Dafür war es wirklich bunt. https://t.co/XLhtKlfb3T
— Oliver Gorus (@olivergorus) July 26, 2025
Damals war Fußball ein Ort, der verband. Heute ist er Bühne für politische Missionierung. Der CSD, bei dem der VfB mitläuft, ist längst keine Protestveranstaltung mehr, sondern ein unappetitlicher Anbiederungstanz der Berufshomosexuellen und ihrer Anhänger. Und natürlich sind sie kein bisschen vielfältig: Wer sich den Umzug ansieht, findet dort kaum Migranten, kaum klassische Familien, kaum Arbeiter – aber dafür halbnackte, bzw. unlängst in Berlin sogar ganz nackte, Männer, die ihre Unschönheit jedem präsentieren müssen. Drag Queens, deren Stil- und Pietätlosigkeit jede Toleranz sprengen dürfte. Die Veranstaltung ist so weiß wie Island, so homogen wie muslimische Parallelgesellschaften.
Eintracht Frankfurt oder ab jetzt Zwietracht Frankfurt?
Es ist mir schleierhaft, dass ausgerechnet die woke-linke Bourgeoisie von Diversität spricht – während sie diese doch selbst gar nicht lebt, in Villenvierteln unter Gleichgesinnten aufgewachsen ist und ihre unmaßgebliche, blasierte Meinung im Biotop der Ähnlichbekloppten perpetuiert hat. Wer das nun alles kritisiert, der hat „kein Herz“. Die pseudo-moralische Umwertung der Gesellschaft ist längst so weit fortgeschritten, dass die neue Ausgrenzung mit Applaus geschieht. Die Medien berichten begeistert vom Engagement für „Vielfalt“ – und übergehen still, dass echte Pluralität systematisch zerstört wird. Einer, der diesen Kurs frühzeitig mitgetragen hat – Stichwort Fußball – ist Peter Fischer, langjähriger Präsident von Eintracht Frankfurt. Er sagte schon 2018, dass AfD-Mitglieder in seinem Verein nichts verloren hätten. Und er legte nach:
„Wer die AfD wählt, kann bei uns nicht Mitglied sein. Das passt nicht zu Werten wie Toleranz und Weltoffenheit.“
Peter Fischer / »Deutschlandfunk«
So klingt es, wenn autoritäres Denken sich mit warmen Worten tarnt. Was Fischer hier propagierte, war kein antifaschistischer Humanismus, sondern die schleichende Einführung einer links-woken politischen Säuberung im Namen der „Unsere Demokratie“. Der Widerspruch bleibt bis heute ungeklärt: Wieso dürfen Millionen Bürger eine Partei wählen – aber sollen in Vereinen, Universitäten oder Talkshows nicht existieren? Aus diesem Grunde – und auch, weil das Stadion selbst so schön mitten in der Gesellschaft steht –, sollte man als Wahl- oder autochthoner Frankfurter nur den FSV Frankfurt unterstützen und weniger die links-woke Eintracht, die nur für Zwietracht steht.
Der Wokismus ist länger austherapiert
Die Tatsache, dass Angehörige einer Partei mit Millionen Wählern in großen Teilen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen werden, bedeutet den Ausverkauf der Werte, die Linksliberale eigentlich feiern. Das hat Methode: Die Fußballvereine agieren inzwischen wie Inquisitionsgerichte: Wer nicht ins moralische Raster passt, wird exkommuniziert. Und die Presse? Applaudiert. Keine kritischen Fragen, keine Distanz. Stattdessen journalistische Lobhudelei im Stil eines sozialistischen Kampfblattes.
Das alles erinnert fatal an Zeiten, die wir eigentlich überwunden glaubten: an Systeme, in denen politische Zugehörigkeit über gesellschaftliche Teilhabe entschied. Wer damals die falsche Partei bevorzugte, verlor Job, Wohnung, Anerkennung. Heute verliert man das Vereinsheim und den Anschluss – und wird öffentlich als „Gefahr“ markiert. Die neuen Totalitären kommen weniger mit Uniform und Knüppel, sondern mit T-Shirts und PR-Strategie. Sie lächeln, während sie ausgrenzen. Sie sagen „Toleranz“, wenn sie meinen: Du darfst nicht dazugehören. Ihre Vielfalt ist eine Einheitsfront der intellektuellen Totalausfälle. Ihre Offenheit ist ein Hochsicherheitstrakt für Andersdenkende.
Die Demokratie ist in Gefahr – nicht von außen, sondern von innen. Wer abweichende Meinungen aufgrund einer ungesunden politischen Haltung systematisch ausschließt, legt die Axt an die Grundlagen der offenen Gesellschaft. Da kann auch der Orthopäde nicht mehr helfen – weil der Wokismus wohl längst austherapiert ist.