Rumäniens Präsidentschaftswahl endete mit einem überraschenden Sieg des proeuropäischen Kandidaten Nicușor Dan. Doch hinter den Kulissen zeigen sich deutliche Hinweise auf westliche Einflussnahme, strategische Mediennarrative und politische Manipulationen. Die Wahl geriet dabei zur Inszenierung geopolitischer Interessen. Wer hat gewählt, Rumänien oder Brüssel? Der Artikel hinterfragt die Narrative und Machtinteressen dieser vermeintlichen „demokratischen Entscheidung“.
Westliche Einflussnahme und „Telegram-Gate“
Die rumänische Präsidentschaftswahl vom 18. Mai fand nicht im politischen Vakuum statt, sondern unter intensiver Einwirkung westlicher Akteure – von EU-Politikern bis zu Geheimdiensten. Bereits im Vorfeld kursierten Berichte über Zensurversuche: Telegram-Gründer Pawel Durow enthüllte am Wahltag, dass eine westliche Regierung (offenbar Frankreich) sein Unternehmen aufgefordert habe, „konservative Stimmen in Rumänien“ »zum Schweigen zu bringen«. Durow lehnte ab und kritisierte den Widerspruch, Demokratie mit undemokratischen Mitteln schützen zu wollen: „Man kann nicht ‚die Demokratie verteidigen‘, indem man die Demokratie zerstört“. Die Affäre um Durow zeigt, wie weit der Wertewesten bereit war, einzugreifen, um den Wahlausgang zu beeinflussen. Frankreichs Regierung »dementierte zwar umgehend« die „völlig unbegründeten Behauptungen“ und pochte auf „Respekt für die rumänische Demokratie“, doch der Schaden war angerichtet. Dass ein EU-Staat versuchte, unliebsame Meinungen noch vor der Wahl zu unterdrücken, demaskiert die vielbeschworene Meinungsfreiheit – und zeigt, wem solche Maßnahmen nutzen.
Auch am Wahltag selbst orchestrierten die Behörden die Narrative. Als Telegram allen Nutzern in Rumänien Durows Botschaft weiterleitete, »erklärte Bukarest« prompt, dies sei Teil einer „Moskau-gestützten Desinformationskampagne“, die erneut versuche, die Wahlen zu beeinflussen. Das Außenministerium warnte vor angeblichen „Fake News“ und sprach von typischen „Kennzeichen russischer Einmischung“. Ironischerweise wurde so ein tatsächlicher Zensurversuch westlicher Geheimdienste sogleich als russische Desinformation umgedeutet. Der Westen nutzte den „Kampf gegen Einflussnahme“ damit gezielt als Vorwand, um seinerseits in den Informationsfluss einzugreifen – ganz nach dem Motto: Man ruft „Haltet den Dieb!“, um von eigenen Eingriffen abzulenken.
Das Etikett „pro-russisch“ als politische Waffe
Besonders auffällig war die gezielte Konstruktion des Labels „pro-russisch“ gegen den rechtsnationalen Kandidaten George Simion und dessen Umfeld. Schon der erste Durchgang der Wahl im November 2024 endete mit einem politischen Erdbeben: Der ultranationalistische Außenseiter Călin Georgescu »gewann überraschend« die erste Runde – ein Schock nicht nur für Bukarests Establishment, sondern auch für Brüssel und Washington. Georgescu galt als EU-skeptisch, sprach von Souveränität und lehnte Waffenlieferungen an Kiew ab. Prompt stufte man ihn als „prorussischen“ Gefährder ein. Präsident Klaus Johannis ließ »Geheimdienstinformationen« freigeben, laut denen tausende Fake-Accounts auf TikTok und Telegram im angeblichen Auftrag Moskaus Georgescus Sieg befördert hätten. Zwei Tage vor der geplanten Stichwahl unternahm Rumäniens Verfassungsgericht einen »beispiellosen Schritt«: Es annullierte die Wahl komplett, unter Verweis auf „glaubwürdige Hinweise“ auf russische Einmischung. Georgescus Kandidatur wurde vom Wahlbüro für ungültig erklärt – er habe „die Verpflichtung zur Verteidigung der Demokratie verletzt“, hieß es zur »Begründung«. Westliche Medien übernahmen diese Darstellung eins zu eins: Der „prorussische Kandidat“ Georgescu sei durch einen weitreichenden russischen Online-Propagandafeldzug nach oben gespült worden, weshalb seine Disqualifikation die Rettung der Demokratie sei. Dass eine »Mehrheit der Rumänen« (über 60 % laut IRES-Umfrage) die Annullierung der Wahl als falsch betrachtete, fand im westlichen Narrativ kaum Erwähnung.
Westliche Förderung von Georgescus Wahlerfolg 2024
Călin Georgescus kometenhafter Aufstieg zum rumänischen Präsidentschaftsfavoriten 2024 entpuppt sich bei näherem Hinsehen als inszeniertes Spiel westlicher Strippenzieher – nicht etwa als Kreml-Coup. Zwar stilisierten Mainstream-Medien den unabhängigen Kandidaten prompt zum „pro-russischen“ Schreckgespenst, doch »Recherchen enthüllen« auffällige Widersprüche: Georgescu hatte nach 1989 jahrelang mit vom Westen finanzierten Organisationen kooperiert – etwa mit der Soros-Stiftung, USAID und EU-Programmen –, also genau jenen „globalistischen“ Kreisen, die er im Wahlkampf lautstark verteufelte. Sein Social-Media-Triumph beruhte auf einer perfekt getimten TikTok-Kampagne, deren offiziell deklariertes Budget null betrug. Besonders pikant: Eine »Influencer-Aktion« unter dem Hashtag „Stabilität und Integrität“, die kurz vor der Wahl TikTok flutete, wurde zwar von der pro-westlichen Regierungspartei PNL bezahlt, doch zehntausende Fake-Accounts lenkten die daraus entstehenden Botschaften und Kommentare wie auf Kommando in Georgescus Richtung. Bis heute gibt es keine stichhaltigen Belege dafür, dass Moskau hinter dieser orchestrierten Kampagne stand – die Behörden präsentierten der Öffentlichkeit keinerlei belastbares Beweismaterial für eine russische Einmischung. Im Gegenteil: Rumäniens Öffentlichkeit und »investigative Medien« wiesen umgehend auf die eklatanten Widersprüche hin und stellten die „Kreml-Interferenz“ in Frage. Vieles deutet darauf hin, dass westlich orientierte Netzwerke – Geheimdienste, NGOs und begünstigende Medienkampagnen – Georgescus Aufstieg gezielt befeuert haben könnten, nur um ihn dann unter dem Vorwand einer angeblichen russischen Operation auszubremsen. Das Resultat ist ein paradoxes Narrativ: Ein Kandidat mit Rückendeckung aus westlichen Kreisen wurde als Moskaus Marionette gebrandmarkt – ein perfides Verwirrspiel, das die rumänische Demokratie im Jahr 2024 empfindlich ins Wanken bringen sollte.
Inszenierung eines „proeuropäischen Sieges“
Nach Georgescus erzwungenem Ausstieg George Simion – Vorsitzender der rechtsnationalen AUR-Partei – zum Sprecher der Protestwähler auf. »Simion übernahm Georgescus Agenda« und versprach gar, ihn im Falle eines Sieges zum Premier zu machen. Damit geriet auch Simion ins Fadenkreuz der „pro-russisch“-Kampagne. In westlichen und pro-westlichen Medien wurde er als anti-westlicher Agitator gebrandmarkt – ein „rumänischer Trump“ und Kreml-naher Nationalist, der Rumänien »vom proeuropäischen Kurs abbringen« könnte. Tatsächlich vertrat Simion stramm konservative, EU-kritische Positionen: Er forderte Entschädigungen für Rumäniens Unterstützung der Ukraine und stellte in Aussicht, künftige EU-Militärhilfen an Kiew zu blockieren. Doch anstatt diese inhaltlichen Differenzen demokratisch auszutragen, wurde Simion reflexhaft als Gefahr für die nationale Sicherheit und als Handlanger Moskaus dargestellt. Think-Tanks wie das »DFRLab erklärten« gar, „russlandtreue Netzwerke“ in Rumänien und Moldau würden Simion künstlich hochschreiben. Das Etikett „pro-russisch“ avancierte so zum politischen Totschlagargument – ein Narrativ, das missliebige Kandidaten diskreditieren sollte, anstatt sich mit den Gründen für deren Popularität auseinanderzusetzen.
Nach der Stichwahl inszenierten westliche Politiker und Medien den Ausgang einhellig als triumphalen Sieg Europas. Der unabhängige Kandidat Nicușor Dan, ehemaliger Bürgerrechtler und Bürgermeister von Bukarest, hatte mit rund 54 % der Stimmen »deutlich gewonnen« – ein Ergebnis, das im Inland wie im Ausland Überraschung auslöste, galt doch Simion nach dem ersten Wahlgang als Favorit. Die Erleichterung westlicher Hauptstädte war mit Händen zu greifen. EU-Parlamentschefin »Roberta Metsola jubelte«, sie freue sich auf die Zusammenarbeit für ein „stärkeres und sichereres Europa“ unter Präsident Dan. Kommissionspräsidentin Ursula »von der Leyen lobte« die „massive Beteiligung des rumänischen Volkes“ und nannte Dans Wahlsieg ein Votum für dessen Reform- und Europakurs (sinngemäß zitiert). Frankreichs Präsident Emmanuel »Macron erklärte« in einem auf Rumänisch verfassten Glückwunsch „trotz zahlreicher Manipulationsversuche haben die Rumänen sich an diesem Abend für Demokratie, Rechtsstaat und die Europäische Union entschieden“. Selbst der ukrainische Präsident Wolodymyr »Selenskyj gratulierte« und begrüßte, dass Rumänien ein „zuverlässiger Partner“ bleibe. Die Botschaft all dieser Stimmen war eindeutig: Hier hat die prowestliche Seite einen wichtigen Kampf gewonnen, und Rumänien bleibt fest im geopolitischen „Team West“.
Die mediale Rahmung folgte dem gleichen Drehbuch. »Politico titulierte«: „Pro-EU-Moderater gewinnt überraschend rumänische Präsidentschaft“, während »The Guardian« Dan als „pro-westlichen Unabhängigen“ feierte, der einen „Anti-West-Kandidaten“ besiegt habe. Viele Berichte stilisierten die Wahl gar zu einer historischen Wegscheide: Ost gegen West, Demokratie gegen Autoritarismus. So kommentierte das serbische Portal »Nova.rs«: „Die wichtigste Botschaft dieser Wahl ist Russlands Niederlage“, denn Dans Erfolg sende „ein klares Signal bis nach Moskau“, dass der russische Einfluss empfindlich geschwächt worden sei.
Überall dieselben Bilder: Jubelnde Anhänger Dans »schwenkten EU-Fahnen« neben rumänischen Trikoloren, als habe Rumänien soeben ein Referendum über seine geopolitische Ausrichtung abgehalten. Der Wahlsieg wurde als Triumph westlicher Werte inszeniert, als Beweis dafür, dass die „schweigende Mehrheit“ proeuropäisch und vernunftbegabt gestimmt habe – im Gegensatz zur lauten, verführten Minderheit der „Kreml-Freunde“. Dieser Siegesschampus übertünchte jedoch so manches schale Detail des Wahlprozesses.
Schweigen zu Unregelmäßigkeiten und demokratischer Substanz
Während westliche Stimmen den „proeuropäischen Sieg“ bejubelten, blieb es auffallend still um Vorwürfe von Wahlunregelmäßigkeiten. George Simions Lager meldete bereits am Wahlwochenende Bedenken: In der Republik Moldau (wo viele rumänische Staatsbürger leben) würden »organisierte Wählertransporte« stattfinden, um Dan Stimmen zuzutreiben. „Wahl-Tourismus“ nannte Simion dies und forderte Moldaus Präsidentin Maia Sandu auf, illegale Einflussnahme zu stoppen. Seine Partei AUR »behauptete«, die moldauische Regierungspartei PAS habe „200.000 Stimmen für Nicușor Dan versprochen“. Rumäniens Wahlbehörde (AEP) und das Außenministerium reagierten umgehend, »dementierten« sämtliche Unregelmäßigkeiten und verurteilten Simions Aussagen als „falsche Behauptungen, die das Vertrauen untergraben“. In einem »harschen Kommuniqué« war von „gravierenden und flagranten Manipulationsversuchen“ die Rede – deutlicher konnte man Simion nicht als Aufwiegler brandmarken. Westliche Medien griffen diese Darstellung weitgehend unkritisch auf und stellten Simions Warnungen als schlechte »Verlierer-Rhetorik im Trump-Stil« dar. Fundierte Nachprüfungen der Vorwürfe blieben aus; das Narrativ der sauberen Wahl sollte offenkundig nicht gestört werden.
Doch die demokratische Substanz dieser Wahl hatte bereits zuvor erheblich gelitten. Die Annullierung des ersten Wahlgangs – ein in der EU beispielloser Vorgang – stellte einen drastischen Eingriff in den souveränen Willensbildungsprozess dar. Über Nacht wurden eine Million Stimmen entwertet und ein Kandidat für immer von der politischen Bühne verbannt, basierend auf nachrichtendienstlichen Mutmaßungen. Westliche Offizielle, die sonst weltweit Wahlbeobachtung und Rechtsstaatlichkeit einfordern, bewahrten dazu ein auffälliges Schweigen. Kein lautes Bekenntnis zur Wählerentscheidung oder Kritik am harten Durchgreifen – im Gegenteil: Rumäniens Regierungschef »begrüßte die Annullierung« als „einzig richtige Maßnahme“, und westliche Partner zeigten sich erleichtert. Hier wurden offenbar demokratische Prinzipien dem größeren geopolitischen Ziel geopfert, einen als gefährlich eingestuften Kandidaten zu verhindern. Der Preis für den „Erfolg“ war eine tiefe Polarisierung: Weite Teile der rumänischen Gesellschaft fühlen sich um ihre Stimme gebracht und sehen die Demokratie als Fassade. Simion sprach nach seiner Niederlage von einem »„gestohlenen Sieg“« und rief – bislang vergeblich – zu Protest auf. Doch selbst wenn keine Massenproteste folgen, bleibt ein Eindruck zurück: Die Spielregeln wurden unterwegs geändert, um das gewünschte Resultat zu erzielen.
Wenn Geopolitik Demokratie simuliert
Die Präsidentschaftswahl in Rumänien 2025 endete auf dem Papier mit einem klaren Votum für den prowestlichen Kurs. Doch dieses Ergebnis war nicht ein Ausdruck freier demokratischer Willensbildung, sondern das Produkt gezielter Narrativ-Steuerung und Eingriffe hinter den Kulissen. Profitiert haben davon die etablierte prowestliche Elite in Rumänien und ihre Förderer in Brüssel, Paris und Washington – sie konnten einen unangenehmen Machtwechsel abwenden und das Land auf Linie halten. Verloren hat aber auch die Glaubwürdigkeit des simulierten demokratischen Prozesses. Wenn Desinformationsvorwürfe instrumentalisiert werden, um Opposition zu diskreditieren, wenn eine Wahl annulliert wird, weil das „falsche“ Ergebnis droht, und wenn Zensur hinter verschlossenen Türen als Mittel der Wahl gilt, dann wird klar: Wir leben in einer gelenkten Demokratie.
Man muss für George Simions politischen Kurs keine Sympathie hegen, um diese Entwicklung alarmierend zu finden. Ein „proeuropäischer Sieg“, der durch undemokratische Mittel, Lug und Betrug erkauft wird, stellt einen Pyrrhussieg für die westliche Werte-Demokratie dar. Rumänien steht nun zwar fest an der Seite der EU und NATO, doch der Umgang mit dieser Wahl Brüssels bestätigt, wie so oft: Im Zweifel zählen geopolitische Interessen mehr als der freie Wille der Wähler.