Spanien hat Sonne satt und plötzlich keinen Strom mehr. Was wie ein schlechter Witz klingt, ist das Ergebnis eines energiepolitischen Drahtseilakts, der längst zur Überdehnung führte. Der massive Blackout, der gestern große Teile Spaniens, Portugals und sogar Frankreichs lahmlegte, ist kein atmosphärisches Kuriosum, sondern das logische Resultat eines Systems, das blind in den eigenen Kollaps marschiert, angetrieben von der ideologisch aufgeladenen „Energiewende“. Und Deutschland marschiert stramm hinterher.
Seit 13 Uhr blackout in Spanien auf der gesamten Halbinsel. pic.twitter.com/bgU4g1MUAn
— Vahrenholt (@FritzVahrenholt) April 28, 2025
Grüner Höhenflug mit Delle
»Am 16. April überschlug sich Spaniens Stromnetz« fast vor lauter Selbstzufriedenheit: Zum ersten Mal an einem Werktag konnte der gesamte Strombedarf des Festlands ausschließlich durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Windräder surrten, Solarpanels glühten und Wasserkraftwerke warfen sich in Pose – ein medienwirksames Triumphgeheul der „sauberen Energie“. Windkraft allein stemmte 256 Gigawattstunden, ganze 45,8 % der Gesamtproduktion. Die Solarkraft trug 151 GWh bei, genug um sich kräftig auf die grüne Schulter zu klopfen.
Fünf Tage später der nächste Tusch: Die Solarenergie knackte mit 20.120 Megawatt Momentanleistung einen neuen Rekord. 78,6 % des aktuellen Strombedarfs, eine echte Sonnenkrönung, die 61,5 % des Strommixes für sich beanspruchte. Jubel allenthalben.
Doch nur 12 Tage später folgte der Dämpfer – eine kühle Erinnerung daran, dass Euphorie allein kein stabiles Netz speist. Wer zu früh den Sekt öffnet, muss damit rechnen, dass ihm der Korken um die Ohren fliegt. Die Energiewende ist kein Sprint, sondern ein Drahtseilakt zwischen Traum und Technik.
Am 22. April 2025 vermeldet Spanien den ersten Wochentag mit 100% erneuerbaren Energien im nationalen Stromnetz.
— Dr. David Lütke (@DrLuetke) April 28, 2025
Am 28. April 2025 folgt ein gigantischer Stromausfall und die spanische Regierung schiebt es auf ein "seltenes atmosphärisches Phänomen"…#blackoutEurope pic.twitter.com/LHYx20nikP
Ein System unter Druck
Strom ist allerdings kein Zement, den man stapeln kann. Er muss exakt in dem Moment erzeugt werden, in dem er verbraucht wird. Zu viel oder zu wenig, und das empfindliche Gleichgewicht der Netzfrequenz, 50 Hertz, mit minimalem Spielraum, sind ins Wanken geraten. Genau das passierte in Spanien. 2024 wurden dort neue Photovoltaik- und Windkraftanlagen mit 7,3 Gigawatt (GW) ans Netz gebracht, die höchste jemals in einem Jahr installierte Menge. Ergebnis: 56,8 % des spanischen Stroms kamen aus erneuerbaren Quellen. Doch die Kehrseite: Viele dieser Anlagen sind nicht abschaltbar. Besonders mittags, wenn die Sonne am stärksten scheint, pumpen sie unbarmherzig Leistung ins Netz, oft mehr, als verbraucht oder exportiert werden kann.

Kurz vor dem Blackout war der Überschuss dramatisch: Spanische PV-Anlagen lieferten 28,6 % mehr Leistung als geplant. Konventionelle Kraftwerke wurden zwar heruntergefahren, aber sie können nicht komplett abgeschaltet werden. Sie sind essenziell für sogenannte Systemdienste, die die Frequenz stabil halten und kurzfristige Spannungsschwankungen ausgleichen. In Frankreich waren gleichzeitig 8,4 GW überschüssiger Strom im Netz, Italien konnte nur 3 GW abnehmen. Das Ergebnis: Ein Netz, das unter der Last der grünen Flut ächzte, bis es zusammenbrach.
Vor dem Netzausfall in Spanien stieg die Erzeugung von Erneuerbaren, insbesondere Solar, stärker an als der Bedarf pic.twitter.com/gN0xEF0puX
— Vahrenholt (@FritzVahrenholt) April 28, 2025
Der Blackout-Horror
Millionen Menschen in Spanien und Portugal saßen plötzlich ohne Strom da. Alle Kommunikationsnetze, Flughäfen und Hochgeschwindigkeitszüge kamen zum Erliegen. Auch Bargeld abheben, tanken oder einkaufen war nicht mehr möglich.
In der Nacht auf Dienstag kehrte der Strom zurück, und die Erleichterung war laut: Anwohner jubelten auf den Straßen, schrien „Siii!“ und sangen „Y Viva España“. »Red Eléctrica meldete«, dass 87 % der Versorgung wiederhergestellt seien, in »Portugal waren 95 % der Haushalte« wieder am Netz. Doch die Normalisierung könnte laut dem portugiesischen Netzbetreiber REN eine Woche dauern, da die Störung das gesamte europäische Verbundnetz erschütterte.
El suministro eléctrico se ha ido restableciendo en algunas zonas de Madrid tras más de nueve horas de apagón. Los vecinos lo han celebrado saliendo a los balcones a aplaudir. En el vídeo, Hortaleza y Legazpi
— EL PAÍS (@el_pais) April 28, 2025
🎥 Juan José Mateo | Pedro García https://t.co/ffOm9p9fqN pic.twitter.com/pZDat8pBiE
Die portugiesische Seite schob die Schuld auf Spanien: Extreme Temperaturschwankungen hätten „anomale Schwingungen“ in den Höchstspannungsleitungen ausgelöst, ein Phänomen namens „induzierte atmosphärische Vibration“.
„Aufgrund extremer Temperaturschwankungen im Landesinneren von Spanien kam es zu anomalen Schwingungen in den Höchstspannungsleitungen (400 KV), ein Phänomen, das als ‚induzierte atmosphärische Vibration‘ bekannt ist.“
»Energieunternehmen REN / ntv«
Diese Schwankungen führten zu Synchronisationsfehlern, die das Netz zum Erliegen brachten. Ein Cyberangriff? Negativ. Sowohl EU-Ratspräsident António Costa als auch Cybersicherheitsexperte Lukasz Olejnik schlossen das aus. Er warnte vor der Verbreitung unbegründeter Gerüchte. Ein Cyberangriff gelte als unwahrscheinlicher Auslöser.
Be careful with spreading unsubstantiated rumors during a difficult crisis. It does not help. Cyberattacks are an unlikely cause behind the power outage in Spain, as I say to @el_pais. There is no 'clear symptom' that would allow us to say with certainty that a blackout like this… pic.twitter.com/YehuR0Bekq
— Lukasz Olejnik (@lukOlejnik) April 28, 2025
Die Ursache liegt näher: Ein Stromsystem, das mit der grünen Überproduktion überfordert ist.
Die Energiewende
Während Spanien seine erneuerbaren Rekorde feierte, wurden die Schattenseiten verschwiegen. Die »Stilllegung des Kohlekraftwerks As Pontes« (1,4 GW) wurde als Fortschritt verkauft, aber sie hat die Flexibilität des Netzes geschwächt.

In Deutschland kennt man das Spiel längst: Wenn das Netz überläuft, wird der Strom notgedrungen ins Ausland abgeschoben, teilweise zu negativen Preisen. Das heißt: Deutschland zahlt, damit Nachbarländer den Überschuss überhaupt nehmen. Die PV-Lobby feiert trotzdem weiter. Das Problem ist hausgemacht und ideologisch gewollt.
»Seit Februar 2025 dürfen neue Photovoltaikanlagen« maximal 60 Prozent ihrer Leistung ins Netz einspeisen, es sei denn, sie verfügen über eine intelligente Steuerungseinheit. Kleinere Betreiber bis 100 kW dürfen ihren Strom nicht mehr verkaufen, sondern müssen ihn kostenlos abgeben. Größere Anlagen brauchen eine Börsenzulassung. Die Einspeisevergütung fällt bei negativen Preisen weg. Was früher als Goldgrube galt, wird jetzt zur unrentablen Stromschleuder.
„Die Solarstromeinspeisung übersteigt gerade im Sommer den Strombedarf. Diese „Solarspitzen“ verursachen eine starke Belastung der Stromnetze und manchmal sogar eine Überlastung.“
»Solaranlage Ratgeber«
Während Windräder kreiselnd Chaos stiften und Solaranlagen überhitzen, rückt die Atomkraft als letzte stabile Bank wieder ins Zentrum der Debatte. Im Februar forderte der spanische Kongress, die Abschaltung der Kernkraftwerke auszusetzen. Eine symbolische Forderung, aber mit Sprengkraft.
„Die Verteidigung unserer Souveränität bedeutet auch die Verteidigung der Energiesicherheit. Und auch hier müssen Entscheidungen getroffen werden […] die Abschaltung der Atomenergie ist ein großer strategischer Fehler.“
»Nunez Feijoo / NOVA.news«
Grüne Ideologie vs. harte Realität
Die Energiewende wird öffentlich als Allheilmittel propagiert, offenbart zunehmend systemische Risiken. Politische Entscheidungsträger feiern symbolträchtige Erfolge, während die Energieinfrastruktur an den Belastungsgrenzen operiert.
Kernkraftwerke, die eine verlässliche Grundlast gewährleisten könnten, werden pauschal abgelehnt, während die strukturelle Abhängigkeit von wetterabhängigen Energiequellen verharmlost wird, mit teils gravierenden Folgen, wie etwa großflächige Stromausfälle in Südeuropa zeigen. Dieses Spannungsverhältnis wurzelt in einer ideologisch geprägten Energiepolitik, die faktenbasierte Kritik delegitimiert und alternative Perspektiven ausblendet. Dennoch mehren sich Zeichen eines beginnenden Umdenkens: In mehreren europäischen Staaten wird die Kernenergie erneut in die energiepolitische Debatte eingebracht, und erste Schritte zur Regulierung der Netzeinspeisung sind erkennbar. Deutschland hingegen verharrt in seiner ideologischen Linie und riskiert, ungebremst in die nächste energiepolitische Krise zu steuern.
Der Blackout in Spanien ist kein Zufall, sondern ein Warnschuss. Die Energiewende, so wie sie aktuell umgesetzt wird, überfordert die Netze und gefährdet die Versorgungssicherheit.
Eine Antwort
Die nicht Abschaltbarkeit von Einspeisenden Solaranlagen ist falsch.
Jeder Stromerzeuger der an das offentliche Netz angeschlossen ist, muss zertifiziert sein und somit auch Vorgaben erfüllen die dafür sogar das beim ansteigen der Netzfrequenz zuerst die Leistung reduziert wird und/oder sogar die Anlage abgeschaltet wird.
Ohne diese Zertifizierung wird keine Gerät zugelassen um es an das öffentlich Netz anschzuschliessen.
_Vermutlich_ wird das auch in Spanien so sein und nicht nur in Deutschland.
Wäre schön, wenn man auch da etwas differenzieren würde. Das Spanien besonders grosse PV Farmen installiert hat, die von internationalen Investoren betrieben werden, wird gern übersehn.