Der Hurrikan Helene zog im September eine tödliche Spur über die Ostküste der USA. Das ganze Ausmaß der Katastrophe wird erst nach und nach ersichtlich und doch findet es kaum ein mediales Echo hierzulande.
Vierttödlichster Hurrikan der US-Geschichte
Der tropische Wirbelsturm Helene traf den Südosten der USA im September 2024 und entwickelte sich binnen Tagen zu einem Hurrikan der Kategorie 4 mit 225 km/h Windstärke. Im Gegensatz zum Kategorie-3-Hurrikan Katrina, der im Jahre 2005 in aller Munde war, traf er das Land noch heftiger und ist insgesamt der vierttödlichste Festlandhurrikan in der Geschichte der USA. Obwohl die amerikanischen Medien von über 200 gesicherten Opfern und zehnmal so vielen Vermissten sprechen, finden sich in den deutschen Medien seit Anfang Oktober kaum noch Berichte über die sich ausbreitende humanitäre Katastrophe.
Ein Pfad der Verwüstung
Das tödliche Ausmaß der Verwüstung, das der Hurrikan zurücklässt, erstreckt sich über Hunderte von Kilometern und betrifft Gebiete in sechs Bundesstaaten, wobei der Westen North Carolinas am stärksten betroffen ist. Nicht nur der Sturm, sondern auch sintflutartige Fluten rissen mit sich, was nicht niet- und nagelfest war. Massivste Regengüsse taten ihr Übriges, um ganze Kleinstädte und Landschaften unkenntlich zu machen.
Die Menschen, die nicht mit den Fluten weggespült wurden, waren und sind immer noch abgeschnitten von Nahrung und Energie, bangen um ihre Angehörigen und ihr nacktes Überleben.
Vorwürfe an die Katastrophenpolitik
Während 5500 Mitglieder der National Guard (einer paramilitärischen Hilfstruppe für Notfälle in den USA) in den Katastrophengebieten helfend tätig sind und Präsident Biden die Anzahl der entsendeten Soldaten noch einmal um 500 auf 1500 aufgestockt hat, wirft Trump Biden und Harris ein schlechtes Management der Katastrophe vor:
„Kamala and Sleepy Joe are universally being given POOR GRADES for the way that they are handling the Hurricane, especially in North Carolina,“ Trump charged in a social media post. „It is going down as the WORST & MOST INCOMPETENTLY MANAGED ‘STORM,’ AT THE FEDERAL LEVEL, EVER SEEN BEFORE.“
„Kamala [Harris] und Sleepy Joe [Biden] erhalten insgesamt schlechte Noten für die Art, wie sie mit dem Hurrikan umgehen, besonders in North Carolina“, klagte Trump sie in einem Beitrag in den sozialen Medien an: „Dieser Sturm wird als bundesweit am schlechtesten und inkompetentesten verwaltete Sturm aller Zeiten in die Geschichte eingehen.“
Donald Trump / FOXNEWS
Tatsächlich gab der Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas gegenüber Reportern zu, dass die in solchen Fällen beauftragte FEMA (Federal Emergency Management Agency/US-Agentur für Katastrophenschutz) keine „Mittel“ mehr für den Rest der Hurrikansaison habe, nachdem die Behörde seit Herbst mehr als 1,4 Milliarden Dollar ausgegeben habe, um der Migrantenkrise zu begegnen.
Seltsames Verständnis von Hilfeleistung – Behinderung statt Kooperation
Gerade angesichts der Tatsache, dass die FEMA massiv Ressourcen in die Versorgung illegaler Migranten steckt und wenig Kapazitäten hat, mutet es seltsam an, dass sich die Berichte von Blockaden und Verboten gegenüber privaten Hilfeleistungen mehren. Ganze Gebiete dürfen – auch zu Hilfszwecken – nicht mehr betreten werden. Bekannt geworden ist der Bericht eines Hilfspiloten, der eine dehydrierte Frau ausflog, seinen Sohn beim Ehemann zurückließ und dem die Behörden dann verboten, den Sohn nachzuholen. Er setzte sich darüber hinweg, wagte aber nicht, den Ehemann auch an Bord zu nehmen, da er sonst inhaftiert worden wäre.
Das gesamte Ausmaß dieser humanitären Katastrophe kann noch gar nicht erfasst werden, da ganze Landesteile buchstäblich hinweggespült wurden und mit ihnen auch die Zufahrtswege. Neben dem allernötigsten zum Überleben fehlt den Menschen vielfach die Möglichkeit zur Kommunikation, kein Strom, kein Internet, Mobilfunkmasten sind mit den Schlammlawinen weggespült. Die North Carolona State Highway Patrol gibt an, dass Starlink der einzige Grund sei, warum sie überhaupt mit Menschen kommunizieren könnten. Umso verwunderlicher ist es, dass Elon Musk verwehrt wird, weitere Starlink-Terminals in die Katastrophengebiete zu bringen. Laut FEMA dürfen seine Helikopter diese nur einfliegen, wenn sie vorher namentlich angeben, wen sie dort treffen wolllen – ein unmögliches Verlangen, da die Menschen dort ja gerade nicht kommunizieren können.
Musk veröffentlicht auch auf der Plattform 𝕏 eine Nachricht von einem Space-X-Ingenieur, die er erhalten hat:
„Hey Elon, Update hier vor Ort in Asheville, NC. Wir haben zwei große Operationsbasen für Hubschrauber in Betrieb genommen, um Waren auszuteilen. Wir haben mehr als 300 Starlinks eingesetzt und das Ergebnis ist, dass es viele Leben gerettet hat.
Das große Problem ist aber, dass die FEMA aktiv Lieferungen blockiert und Güter und Dienstleistungen vor Ort beschlagnahmt und wegsperrt, um sie als ihre eigenen auszugeben. Es ist sehr real und beängstigend, wie sehr sie die Kontrolle übernommen haben, um Menschen vom Helfen abzuhalten. Wir haben jetzt eine Blockade bei den eingehenden neuen Starlinks, bis wir eine Begleitung durch die Feuerwehr bekommen, aber das wird vielleicht nicht genug sein.“
Elon Musk / 𝕏
Beängstigend nennt der Ingenieur das Verhalten der FEMA und es ist wirklich mehr als fragwürdig, warum eine Behörde, deren einziger Zweck das Helfen ist, eher den Eindruck erweckt, genau diese Hilfe blockieren zu wollen.
Auswirkungen auf den Wahlkampf
Im Fokus des US-Präsidentschaftswahlkampfes stehen stets die sogenannten Swing States. Damit sind die Staaten gemeint, in denen die Kandidaten der beiden großen Parteien (Republikaner und Demokraten) gleich gute Chancen auf einen Wahlsieg haben und von denen gesagt wird, dass sie die Präsidentschaftswahlen entscheiden können. Aus diesem Grund haben sowohl Kamala Harris als auch Donald Trump diese Staaten im Wahlkampf so häufig besucht. Der Hurrikan Helene hat zwei dieser sieben Swing States besonders hart getroffen.
Die bereits versendeten Briefwahlunterlagen sind zum Teil Opfer der Fluten geworden, ohne Internetzugang und auch ohne gültigen Ausweis ist eine Teilnahme an der Wahl erschwert, so dass die Bürger, die wählen möchten, eine Ausnahme aufgrund der Naturkatastrophenverordnung in Anspruch nehmen müssen. Die Wahl dürfte allerdings ihr kleinstes Problem sein angesichts dessen, dass viele nur noch das Hemd besitzen, dass sie am Leibe tragen.
Nächste Katastrophe schon da: Milton
Inmitten der mit dem Hurrikan Helene verbundenen Aufräumarbeiten, die sicherlich noch lange andauern werden, hat bereits der nächste Hurrikan – Milton – in Florida gewütet und für weitere Todesfälle und Verwüstung gesorgt. US-Präsident Biden hatte wegen der erwarteten neuen Katastrophe durch Milton eigens seinen für Oktober geplanten Besuch in Deutschland verschoben.