Nur noch zwei Wochen bis zum Anpfiff der Fußball-Europameisterschaft, die dieses Mal in Deutschland ausgerichtet wird. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Auch in diesem Jahr werden auf speziell eingerichteten Fanmeilen wieder Public Viewings stattfinden. Insgesamt werden laut Angaben der Bundesregierung 2,7 Millionen Fans in den Stadien erwartet, während auf den Fanmeilen in den Austragungsstädten Millionen von Menschen feiern werden.
Fußball und Nationalstolz: Turniere schaffen Gemeinschaftsgefühl
Fußballspiele sind von nationalem Überschwang nicht zu trennen, denn Fußball und nationale Identität sind eng miteinander verknüpft. Fußball ist ein Massenphänomen, das Menschen weltweit begeistert und verbindet. Besonders bei internationalen Turnieren entsteht ein starkes Wir-Gefühl, das einen erheblichen Einfluss auf das Nationalbewusstsein hat. Die gemeinsame Unterstützung der eigenen Mannschaft und das Mitfiebern bei den Spielen schweißt die Menschen zusammen und stärkt das Gefühl der nationalen Einheit.
Dieses Phänomen zeigt sich besonders eindrucksvoll während großer Turniere wie der Weltmeisterschaft oder der Europameisterschaft, wenn Fans auf den Straßen feiern und stolz ihre Landesfarben präsentieren. Holger Schramm, Professor für Medien- und Wirtschaftskommunikation an der Universität Würzburg, analysiert die ökonomischen Effekte großer Sportereignisse. Gegenüber Welt äußerte er, dass die Deutschen durch die Erfolge der Nationalmannschaft an Selbstbewusstsein gewinnen und sich wieder mehr zutrauen.
„In einer solch kollektiv euphorischen Stimmung bewerten Menschen alle Dinge in ihrem Umfeld und auch sich selbst viel positiver. Sie packen etwas an, an das Sie sich sonst nicht heranwagen, werden risikofreudiger und blicken nach vorne.“
Holger Schramm / Welt
Grüne: Mannschaftsunterstützung fördert nationalistisches Gedankengut
In der Geschichte wurde der Sport von Politikern oft als Plattform für politische Botschaften genutzt und mitunter auch missbraucht. Ein aktuelles Beispiel hierfür war das Aufsehen erregende politische Statement mit einer Regenbogenarmbinde während der Fußballweltmeisterschaft 2022. Auch in diesem Jahr werden erneut sportliche Großereignisse genutzt, um politische Botschaften zu senden.
Jamila Schäfer von Bündnis 90/Die Grünen ist der Ansicht, dass die Unterstützung der deutschen Nationalmannschaft oft zu nationalistischem Stolz führt. In einem Interview mit N-TV (Quelle Breaking News auf 𝕏) behauptet sie, dass wissenschaftliche Studien zeigen, wie dies rassistische Gewalt und nationalistische Tendenzen verstärken kann. Angesichts der aktuellen Situation sei das aus ihrer Sicht kritisch zu betrachten. Für sie sei eine Aufteilung von Manschaften nach dem Geburtsort der Spieler nicht nachvollziehbar.
„Natürlich kann man sich für eine Mannschaft freuen, aber man sollte eben diesen nationalen Bezug da irgendwie rausnehmen – und warum sollte man zum Beispiel nicht die DFB unterstützen mit einer Grünenfahne, also warum muss es die Deutschlandfahne sein?“
Jamila Schäfer N-TV
Kommentar
Gemäß den UEFA-Richtlinien ist es grundsätzlich untersagt, Sportveranstaltungen für nichtsportliche Kundgebungen zu nutzen. Der Sport sollte sich auf seine Kernkompetenz, nämlich den Sport, konzentrieren und sich aus politischen Angelegenheiten heraushalten. Zudem ist es bedauerlich, dass der Sport immer häufiger als Plattform für politische Botschaften genutzt wird. Diese Entwicklung gefährdet die Neutralität und Objektivität des Sports, welche eigentlich dazu dienen sollten, Menschen zu vereinen und nicht zu spalten. Dadurch geht ein neutrales und sachliches Umfeld verloren, auf dessen Terrain Menschen sich üblicherweise vereinen statt entzweien. Genau dieses verbindende Element ist entscheidend, um Spaltungen zu überbrücken.