Unter dem Titel „Rights in motion: Embracing human rights for Europe’s future“ trafen sich im Wiener Rathaus diverse Delegierte aus dem Menschenrechtsbereich, Spitzenpolitiker auf EU- und nationaler Ebene, Vertreter der Zivilgesellschaft, NGOs und globale Unternehmensvertreter mit klingenden Jobbezeichnungen wie „Head of Narrative and Framing“ oder „Senior Council of Diversity & Inclusion“.
Haintz.media hat keine Kosten und Mühen gescheut und einen Berichterstatter eingeschleust, um zu lauschen, was die „Wichtigen und Mächtigen“ zum durchwegs aktuellen Thema Menschenrechte zu sagen haben.
Entspannte Atmosphäre unter Gleichgesinnten
Angekündigt war ein strenges Sicherheitskonzept unter Einbindung des Innenministeriums, der Polizei und des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung aufgrund der zahlreichen hochrangigen Vertreter. Zutritt sollte natürlich nur mit gültigem Ausweis gewährt werden, zudem sollte man genügend Zeit für die Sicherheitsüberprüfung einplanen.
Vor Ort war es dann, wie für Wien üblich, deutlich entspannter. Die Sicherheitskontrollen konnte man allein dadurch schon umgehen, dass man statt der Mitteltreppe die Seitentreppe nutzte. In den prunkvollen Räumen des Rathauses fühlte man sich zwischen den zahlreichen internationalen Gästen, die vereinzelt noch Masken trugen, wie auf einer Insel – einer Insel namens Wokistan.
Klima – das neue Menschenrecht Nr. 1?
Die Vorträge und Panels waren inhaltlich allesamt sehr ähnlich. Die Panel-Gäste bewarfen sich gegenseitig mit Worthülsen wie Klimawandel, soziale Gerechtigkeit, Inklusion, Klimakrise, Klimakatastrophe, Nachhaltigkeit, inklusive Klimamaßnahmen und anderen ähnlich gelagerten Wortkreationen.
Hätte man jedes Mal, wenn das Wort „Klima“ fiel, einen Shot getrunken, wäre man spätestens nach 10 Minuten tot vom Stuhl gefallen.
Ein Trinkspiel zum eigentlichen Thema – den Menschenrechten – hätte deutlich nüchterner geendet. Denn die kodifizierten Menschenrechte, die beispielsweise in der EMRK verankert sind, kamen so gut wie nicht vor. Zwischendurch konnte das Wort „Freiheit der Meinungsäußerung“ vernommen werden, selbstverständlich im Zusammenhang mit der Einschränkung der Meinungsfreiheit und der Verfolgung von Klimaaktivisten.
Die Bubble beglückwünschte sich gegenseitig für die herausragende Menschenrechtsarbeit, die jedoch die Universalität der Menschenrechte außer Acht ließ, da der Fokus ausschließlich auf marginalisierte Gruppen beschränkt war – zumindest die wenigen Male, in denen es tatsächlich um Menschenrechte ging und nicht nur um das Klima.
Nach einigen Sessions Klimaphrasendrescherei versprach das Nachmittagsbuffet eine kurze Erholung. Stilecht wurde selbstverständlich nur veganes und vegetarisches Essen bereitgestellt. Da überraschte es sogar, dass die Kaffeebar neben Hafermilch auch echte Kuhmilch zur Verfügung stellte.
Zukunftsvisionen dank künstlicher Intelligenz
Neben den Talks und Panels fand man in einem Durchgangsraum auch ein mediales Kunstprojekt. Auf einem Bildschirm wurden KI-generierte Zukunftsvisionen gezeigt. Eine Bildserie der Dystopie und eine Serie der Utopie. Für geübte Verschwörungspraktiker handelte es sich jedoch um zwei rein dystopische Versionen, endete die Utopie doch in der Bildung einer Eine-Welt-Regierung.
Die Dystopie – der Untergang der Menschheit
Die Dystopie beschreibt den Weg zum Ende der Menschheit. Kriege, Pandemien und Hungersnöte (die zufällig ab 2020 die Welt in eine Dauerkrise verwandeln), sowie zunehmend selbstschädigendes Verhalten bestimmen die Bilder. Schuld ist freilich die Überbevölkerung. Doch komischerweise bessert sich die Situation auch nicht, nachdem die Weltbevölkerung unter eine Milliarde fällt. Angstpropaganda auf hohem Niveau, anschaulich illustriert.
Die Utopie: In Wirklichkeit auch dystopisch
Die Utopie zeichnet den Weg zum Weltfrieden mit einer gehörigen Portion Ignoranz gegenüber den menschlichen, naturgegebenen Wesenszügen. Die Schattenseiten werden ausgeblendet. Denn vollständige Daten in einer Hand bedeutet totale Kontrolle. Eine Welt-Regierung wäre das Ende der Demokratie und könnte nicht bürgerferner sein. Partizipation und Freiheit würden in dieser Hochglanzwelt wohl auf der Strecke bleiben.
Gut gemeint ist das Gegenteil von gut
Das Gefühl, in den Räumlichkeiten einer Sekte gelandet zu sein, ließ sich nicht verleugnen. Offenkundig war, dass hochrangige Vertreter tatsächlich Anhänger dieses Narrativs waren. Völlig losgelöst von der realen Gesellschaft und den drängenden, ernsthaften, grund- und menschenrechtlichen Problemen. Eine Blase, die sich in ihrem Fokus und in den eigenen Meinungen ständig gegenseitig bestärkt und den Blick für das Wesentliche und das große Ganze schon lange verloren hat. Klar wurde auch: Sie glauben an das, was sie tun und sagen.
Unwillkürlich kommt einem da eine Passage aus dem Buch „Der Nutzmensch“ von Larken Rose in den Sinn. Die wachen Systemkritiker und erfahrenen Verschwörungspraktiker würden dazu neigen, die Mächtigen in ihrer Macht und Kompetenz zu überschätzen. Dem scheint eine gehörige Portion Wahrheit innezuwohnen, denn selbst bei diesem teuren und aufwendigen Event, das vom Zeitgeist getragen als papierloses Event konzipiert wurde, funktionierte über Stunden die Website, wo das Programm als einziges abrufbar war, nicht. So taumelten die Besucher von einer Session zur anderen, ohne genau zu wissen, wer auf der Bühne sprach oder um was es ging. Aus den narrativtreuen Phrasen, die von der Bühne schallten, war das eigentliche Thema in der Regel nicht abzuleiten.
Zum Abschluss des Tages gab es noch eine „Party“ bis 20 Uhr im überdachten Innenhof bei strömendem Regen und mäßigem Wein, um dem Netzwerken in der gleichdenkenden Meinungsblase zu frönen. Wir sind gespannt auf die hochdotierten EU-Projekte, die sich aus diesen Begegnungen ergeben, sofern sie jemals die Wahrnehmungsschwelle der Öffentlichkeit überschreiten.