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Wir sind weit von einer humanistischen Gesellschaft entfernt

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Dr. Markus Krall vergleicht Gaza mit Singapur und übersieht die komplexen geopolitischen, historischen und sozialen Realitäten. Ein solches vereinfachtes Denken verstärkt Vorurteile und Entmenschlichung.
Zusammengefasst

Ein Kommentar von Daria Szmelter

In einem 𝕏-Post vom 26.11.24 vergleicht Dr. Krall Gaza hypothetisch mit Singapur und impliziert, dass der Gazastreifen – wären dort Chinesen ansässig – sich zu einem wohlhabenden, modernen und funktionierenden Stadtstaat entwickelt hätte.

@Markus_Krall / 𝕏

Seine Aussage „Aber Gaza wird nun mal nicht von Chinesen bewohnt“ suggeriert, dass die Bewohner Gazas aufgrund ihrer kulturellen oder sozialen Eigenschaften nicht in der Lage wären, ähnliche Fortschritte wie in Singapur zu erzielen. Dies beinhaltet eine negative Wertung der Bewohner Gazas und eine Überhöhung der mutmaßlichen Eigenschaften von Chinesen. Sein Kommentar reduziert komplexe gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Gegebenheiten auf vermeintliche kulturelle Unterschiede, was ich persönlich als vereinfachend und äußerst diskriminierend ansehe.

Der Vergleich vernachlässigt externe Einflüsse wie die geopolitische Lage, den israelisch-palästinensischen Konflikt, die Blockade des Gazastreifens und historische Entwicklungen, die maßgeblich zur aktuellen Situation in Gaza beitragen. 

Der 𝕏-Post von Dr. Markus Krall ist ein erschreckendes Beispiel dafür, inwieweit wir als Gesellschaft noch von einem humanistischen und friedlichen Miteinander entfernt sind. Dass ein solcher Beitrag über 2.000 Likes erhält, verdeutlicht, wie tief Vorurteile und Abwertungen in unser Denken eingebettet sind – selbst bei Menschen, die sich als kritisch oder „aufgewacht“ verstehen.

Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich klarstellen, dass es mir nicht darum geht, Dr. Markus Krall grundsätzlich Werte wie Empathie und Menschlichkeit abzusprechen. Im Gegenteil, er hat in der Widerstandsbewegung gegen staatliche Übergriffigkeit einen wesentlichen Beitrag geleistet, der viele inspiriert hat. Meine Kritik richtet sich jedoch darauf, dass diese Werte in seinem Tweet offenbar nicht universell angewandt werden, sondern für bestimmte Gruppen von Menschen scheinbar nicht gelten. Ebenso möchte ich betonen, dass es in den Diskussionen zum Gaza-Israel-Konflikt weitaus schlimmere und unverhohlen hasserfüllte Tweets gibt, denen ich bewusst keine Aufmerksamkeit schenken möchte.

Ebenso möchte ich darauf hinweisen, dass der 𝕏-Post zwar von vielen geliket wurde, jedoch auch auf kritische Stimmen gestoßen ist:

Songül Schlürscheid / 𝕏

Wege zum Frieden

Dr. Daniele Ganser, Historiker und Friedensforscher, hat den wichtigen Gedanken der Menschheitsfamilie geprägt, der uns daran erinnert, dass wir alle, unabhängig von Herkunft, Religion oder politischen Überzeugungen, Teil einer globalen Gemeinschaft sind. Dieser Gedanke steht im krassen Gegensatz zu dem, was der Tweet vermittelt: Anstatt den unermesslichen Wert jedes menschlichen Lebens anerkennen, werden Menschen im Gazastreifen herabgewürdigt und pauschal als unfähig dargestellt. Diese Abwertung, gepaart mit der Überhöhung anderer Bevölkerungsgruppen, reproduziert genau jene Spaltung, die Konflikte aufrechterhält und die Menschheitsfamilie als Vision einer friedlichen Welt untergräbt.

Solche Aussagen führen dazu, dass Menschen in „wertvoll“ und „wertlos“ kategorisiert werden – ein Denken, das tief in kolonialistischen, rassistischen und menschenfeindlichen Ideologien verwurzelt ist. Es ist besonders verstörend, dass diese Denkweise auch unter denjenigen Anklang findet, die sich gegen „die Eliten“ stellen wollen. Wer zwischen „guten“ und „schlechten“ zivilen Opfern unterscheidet, unterstützt unbewusst genau das tödliche Spiel jener Machtstrukturen, die Krieg, Ungerechtigkeit und Spaltung fördern, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen.

Dr. Daniele Ganser erinnert uns daran, dass der Weg zu einer friedlichen Welt nur über die Anerkennung der Würde jedes einzelnen Menschen führt. Wer diesen Gedanken wirklich verstanden hat, wird sich nicht an der Verbreitung von Vorurteilen oder der Entmenschlichung ganzer Bevölkerungsgruppen beteiligen. Stattdessen sollte unser Fokus darauf liegen, Brücken zu bauen und uns solidarisch für das Leben und das Wohlergehen aller einzusetzen. Eigentlich sollte Dr. Markus Krall, der sich in seiner Personenbeschreibung bei 𝕏 als Christ bezeichnet, der Gedanke der Menschheitsfamilie nicht fremd sein.

Derartige Tweets sind ein Mahnmal dafür, wie dringend wir als Gesellschaft an einem Umdenken arbeiten müssen. Wenn wir eine Welt schaffen wollen, die auf Respekt, Mitgefühl und Nächstenliebe basiert, müssen wir den Gedanken der Menschheitsfamilie als universelles Prinzip in den Mittelpunkt rücken – und jede Form der Entmenschlichung klar zurückweisen.

Deborah Feldman hat dies treffend auf den Punkt gebracht:

„Ich bin der festen Überzeugung, dass es nur eine legitime Lehre aus dem Holocaust gibt, und das ist die absolute und bedingungslose Verteidigung der Menschenrechte für alle. Punkt.“

Deborah Feldman / ZDF heute / facebook

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Eine Antwort

  1. Der Krieg NATO-Imperium gegen „Rest“ der Welt eskaliert im Tagestakt.
    Der Wirtschaftskonkurrent Europa soll offensichtlich verdampft werden und der deutsche EU-Kern zuerst.
    Wie recht sie doch bis jetzt hat, die Barbara Lerner Spectre mit „Europe will not survive“. Faszinierend, diese synergistischen Zufälle immer wieder.

    Dr. Daniele Ganser:
    über Zwang zum Ausziehen und Schlafen unter der Brücke (seine Frau ist dazu bereit) und über Mut, Liebe, Wahrheit und die Masse der Lügen von „ganz weit oben“ im Gespräch mit Simo Azzaoui, 28.10.2024 (Upload später), Länge 1:27:46.
    Ich empfehle das Video außerhalb der Wohnung und außerhalb des Internets doppelt und gut zu sichern:
    https://www.youtube.com/watch?v=Exm_W8JCYXg

    Wie und womit gestalten Sie sich Ihren morgigen Tag?

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