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‪Annika Brockschmidt‬ / BlueSky

Saskia Ludwig und das verbotene Lächeln

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 ARD-Sommerinterview: Felix Banaszak
Wer mit dem politischen Gegner redet, wird zum Feind erklärt. Saskia Ludwig wird für ein paar Worte zur Persona non grata. „Unsere Demokratie“ nach Drehbuch.
Zusammengefasst

In einer Welt, in der ein höfliches Gespräch zur Staatsaffäre aufgeblasen wird, hat Saskia Ludwig, CDU-Bundestagsabgeordnete, einen unverzeihlichen Fehler begangen: Sie schüttelte Alice Weidel, der Vorsitzenden der AfD, die Hand und sie lächelte dabei. Dieses Vergehen, akribisch dokumentiert von der selbsternannten Gesinnungswächterin Annika Brockschmidt, löste einen Sturm der Empörung aus, der die deutsche Medienlandschaft und die sozialen Netzwerke durchtoste. Willkommen im Jahr 2025, wo ein Handschlag nicht mehr Ausdruck von Zivilisation, sondern ein politischer Sprengsatz ist.

Die Jagd auf die Kontaktschuld: Ein Schnappschuss als Beweismittel

Auf einer Veranstaltung des Mathias Corvinus Collegiums »(MCC) in Esztergom«, Ungarn, trafen sich Ludwig und Weidel. Das MCC, eine rechtskonservative Denkfabrik, die von der linken Blase gern als »Orbáns Kaderschmiede und als rechtspopulistisches Netzwerk« verteufelt wird, bot den Rahmen für diesen „Skandal“. Mit dem Vorgehen einer Paparazzi-Journalistin hielt Annika Brockschmidt den Moment fest: vier Handyfotos, penibel beschriftet wie ein Ermittlungsprotokoll. Ludwig und Weidel, lächelnd, im Gespräch – ein Fotoroman der Denunziation. Die Bilder landeten auf Bluesky, von Brockschmidts Telegrammstil kommentiert: „Ludwig und Weidel schütteln sich die Hand, sprechen 2x miteinander.“ Die Empörung war perfekt.

»Screenshot / Annika Brockschmidt / BlueSky Social«

Die Medien, von der „taz“ mit der Headline »Diskutieren bei einer Gruselshow in Ungarn« bis zum »Tagesspiegel«, stürzten sich auf die Geschichte, als hätten sie eine Blackbox der politischen Parallelwelt geöffnet.

Selbst der Deutschlandfunk berichtete mit der gebotenen Dramatik: „Hintergrund seien Bilder.“ Bilder, die nichts weiter zeigen als zwei Politikerinnen, die sich wie zivilisierte Menschen verhalten.

„Die Unionsfraktion im Bundestag geht offenbar auf Distanz zur CDU-Abgeordneten Saskia Ludwig aus Brandenburg. Hintergrund sind Bilder, die Ludwig mit AfD-Parteichefin Weidel bei einer Veranstaltung der rechtskonservativen ungarischen Denkfabrik MCC zeigen.“

»Deutschlandfunk«

Die Reaktion der Medien zeigt, wie tief die linke Blase in ihren eigenen Narrativen gefangen ist. Sogar »Plagiatsvorwürfe« gegen die Abgeordnete wurden genüsslich ausgewalzt, obwohl sie mit dem Handschlag nichts zu tun haben. Doch in der deutschen Öffentlichkeit genügt das, um eine Hexenjagd zu entfesseln. Die CDU-Fraktionsführung distanzierte sich umgehend von Ludwig. Ein Ritual der Reinwaschung, das an stalinistische Säuberungen erinnert – ohne jede Gleichsetzung, versteht sich.

Die Inquisition der Tugendwächter: Ein Händedruck als Todesurteil

»Die Hysterie um Saskia Ludwigs Handschlag« mit Alice Weidel erreicht neue Höhen der Absurdität, wenn selbst die CDU-Jugend und die Grüne Jugend in den Chor der Empörung einstimmen. Gregory Gosciniak, Chef des Jungen Sozialflügels der CDU Brandenburg, erklärt, Ludwig habe ihr „Vertretungsrecht endgültig verwirkt“, während Jakob Blasel von der Grünen Jugend ihren Ausschluss aus der Fraktion fordert und dass die „Brandmauer stehen muss“.

„Der einzig richtige Schluss kann daher nur sein, für unsere Demokratie einzustehen und Saskia Ludwig aus der Fraktion zu werfen. Die Brandmauer muss stehen.“

»Jakob Blasel / tagesschau«

Ein zwangloses Gespräch auf einer Veranstaltung, die von Viktor Orbán bis Peter Thiel prominente Gäste anzog, wird zum Beweis für eine vermeintliche Rechtslastigkeit. Diese Überreaktion ist nicht nur lächerlich, sondern antidemokratisch: Sie straft den freien Meinungsaustausch, den Ludwig zu Recht als Kern der Demokratie verteidigt, mit politischer Exkommunikation.

Die inzwischen nicht mehr konservative CDU und ihre Fraktion im Bundestag knicken vor dem Druck einer extremen und realitätsfernen Linken erneut ein, beteuern den „Unvereinbarkeitsbeschluss“ und distanzieren sich von einer Abgeordneten, die es wagte, höflich zu sein.

„Frau Ludwig hat an der Veranstaltung nicht im Auftrag der Fraktion und ohne Wissen der Fraktionsführung teilgenommen. Der Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU gilt und schließt jede Zusammenarbeit mit der AfD aus. An diesen ist jedes CDU-Mitglied gebunden.“

»Sprecherin der Unionsfraktion / Tagesspiegel«

Solche reflexartigen Säuberungen zeigen, wie linke Politik jede vernünftige Debatte erstickt und die Demokratie in einen Würgegriff der Gesinnungskontrolle zwingt.

Die Brandmauer als Dogma: Wenn Höflichkeit zum Verrat wird

Die sogenannte „Brandmauer“ der CDU, ursprünglich als Abgrenzung zur AfD gedacht, erinnert mittlerweile eher an eine DDR-Mauer in Parteitags-Optik: Sie ist ein starrer Klotz aus Symbolpolitik, der mehr der eigenen Selbstvergewisserung dient als irgendeinem realen Schutz und längst zum absurden Monstrum mutiert ist. Sie verbietet nicht mehr nur politische Zusammenarbeit, echte demokratische Verhältnisse, sondern inzwischen auch jede Form von zwischenmenschlichem Kontakt.

Ein Handschlag, ein Lächeln, ein kurzer Smalltalk, all das wird als Tabubruch gebrandmarkt. SPD-Abgeordnete weigern sich bereits, mit AfD-Kollegen den Fahrstuhl zu betreten.

»Fatina Keilani / 𝕏«

Ludwig, die sich erdreistete, Weidel höflich zu begegnen, hat in den Augen der Gesinnungswächter die unsichtbare Linie überschritten. Die Botschaft ist klar: Wer mit den „Falschen“ spricht, riskiert die soziale Ächtung.

Dabei zeigt der Vorfall vor allem eines: Die Absurdität einer politischen Kultur, die Höflichkeit zur Bedrohung erklärt. Ludwig selbst sieht darin keinen Skandal. Gegenüber Nius, das »die Tagesschau in ihrem Artikel« als „rechtspopulistisch geltendes Onlineportal“ diffamiert, äußerte sie:

„Freier Meinungsaustausch ist ein zentrales Element einer demokratischen Gesellschaft. […] Deshalb war es für mich selbstverständlich, mich mit verschiedensten Besuchern auszutauschen, ohne Angst vor Repressionen haben zu müssen.“

»Saskia Ludwig / NIUS«

Weidel, ebenfalls unbeeindruckt, sprach von einem „entspannten Smalltalk unter Abgeordneten“ und bezeichnete die Empörung als Ausdruck einer „dauerempörten, intoleranten Gruppe“.

„Das war ein ganz entspannter Smalltalk unter Abgeordneten.“

»Alice Weidel / NIUS«

Ludwig: Ein anderes Verständnis von Demokratie

»Ludwigs Positionierung« geht über bloße Höflichkeit hinaus. Sie wagt es immer wieder, die Brandmauer grundsätzlich infrage zu stellen, insbesondere in Ostdeutschland, wo die AfD in manchen Regionen 20 bis 30 Prozent der Stimmen erreicht.

„Wenn über 50 Prozent Mitte-Rechts wählen, dann muss es auch eine Mitte-Rechts-Regierung geben für die Bürger.“

»Saskia Ludwig / ntv«

Annika Brockschmidt empörte sich in ihrem Thread über „anderes Verständnis von Demokratie“ im Osten. Dort stoße die radikale Ausgrenzung der AfD zunehmend auf Unverständnis.

»Screenshot / Annika Brockschmidt / BlueSky Social«

Dabei plädiert Ludwig lediglich für flexible Mehrheiten bei einzelnen Themen, auch wenn sie eine Koalition mit der AfD für die nächsten Jahre ausschließt. Diese Haltung ist kein Aufruf zur Kapitulation, sondern ein Plädoyer für Pragmatismus in einer polarisierten Gesellschaft.

Doch selbst dieser Ansatz ist für die Gesinnungswächter ein Sakrileg. SPD-Influencer Dario Schramm mokierte sich: „Eine CDU-Bundestagsabgeordnete verbringt ihre Sommerpause mit Alice Weidel“.

»Dario Schramm / 𝕏«

Grünen-Politiker Daniel Eliasson ging weiter: Die CDU sei mit demokratischen Fraktionen nicht koalitionsfähig.

»Daniel Eliasson / 𝕏«

Die Botschaft ist eindeutig: Wer die sogenannte Brandmauer nicht als heiliges Dogma akzeptiert, wird aus der „unsere demokratischen“ Gemeinschaft ausgeschlossen.

Eine (Unsere) Demokratie in der Geisterfahrt

Die neue Brandmauer, einst als Schutzwall gegen echten Extremismus verkauft, dient längst nur noch einem Zweck: der Ausgrenzung, Diffamierung und Zerstörung alles Nicht-Linken. Sie verbietet nicht nur Kooperationen, sondern jeglichen Austausch, selbst auf der Ebene grundlegender Höflichkeit. Wer sich nicht fügt, wird denunziert, isoliert, distanziert. Doch die Realität lässt sich nicht wegächten. In Ostdeutschland, wo die AfD stark ist, wird die Strategie der Ausgrenzung immer mehr Bürgern suspekt. Ludwig hat Recht, wenn sie sagt, dass ein guter Vorschlag nicht schlecht wird, nur weil die AfD ihn unterstützt. Und sie hat Recht, wenn sie die Brandmauer als das entlarvt, was sie inzwischen ist: ein Sprech-, Denk-, Demokratie- und Begegnungsverbot.

Die Empörung über einen Händedruck zeigt, wie infantil die politische Debatte in Deutschland geworden ist. Während die linke Blase sich in ihrer moralischen Selbstgerechtigkeit suhlt, wächst die Kluft zur Realität. Eine rechtskonservative Bewegung formiert sich in Europa, und weder mediale Denunziation noch Kontaktsperren werden sie aufhalten. Vielleicht ist es an der Zeit, dass die CDU, und mit ihr die gesamte politische Mitte, aufhört, vor den tatsächlich extremistischen und faschistoiden Gesinnungswächtern zu kuschen. Ein Handschlag ist kein Verrat. Er ist ein Zeichen von demokratischer Zivilisation. Und diese Form, so scheint es, ist in Deutschland 2025 ein rares Gut.

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Janine Beicht

Janine Beicht ist gelernte Kommunikationsdesignerin, arbeitet aber seit 2020 im Gesundheits- und Sozialwesen. Als Aktivistin engagiert sie sich besonders auf dem Gebiet der Psychologie unter dem Aspekt der jeweiligen politischen Machtinteressen.

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