Das Jahr 2024 war in Deutschland, wirtschaftlich betrachtet, vor allem von schlechten Nachrichten geprägt. Umso erstaunlicher wirkt es, dass Wirtschaftsminister Habeck nicht nur Kanzler werden möchte, sondern auch mit der Bilanz seines Ressorts prahlt. Dies lässt sich lediglich dadurch erklären, dass der Mann, aus Lübeck in Schleswig-Holstein, häufig einen alternativen ökonomischen Wortschatz pflegt. So ist ein Unternehmen etwa nicht insolvent – es produziert einfach nicht mehr.
Dabei sieht die Lage alles andere als gut aus. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen stieg im Jahr 2024 auf 22.400 Fälle – der höchste Wert seit 2015. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhten sich die Insolvenzen damit um fast ein Viertel. So sieht es auch Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung: „Mit einiger Verzögerung schlagen die Krisen der vergangenen Jahre nun als Insolvenzen bei den Unternehmen durch. Der wirtschaftspolitische Stillstand und die rückläufige Innovationskraft haben den Wirtschaftsstandort Deutschland geschwächt. Daher rechnen wir 2025 mit einem weiteren Anstieg der Fälle. Damit könnten bald wieder Insolvenzzahlen nahe an den Höchstwerten der Jahre 2009 und 2010 in Sichtweite kommen, als über 32.000 Unternehmen in die Insolvenz gingen.“
Kaufhof, Depot und Esprit: Einzelhandel ist stark betroffen
Eines der prominentesten Beispiele für Insolvenzen war wohl Kaufhof. Es handelte sich nicht um die erste Insolvenz des Warenhauses. Seit August gehört der Konzern einem Konsortium, das vom Mannheimer Unternehmer Bernd Beetz und dem US-Investor Richard Baker geführt wird. Beetz’ Versprechen waren vollmundig: So sollte es eine „neue Unternehmenskultur“ geben, mit dem Ziel, „unsere Filialen attraktiver zu gestalten, Leistung stärker zu belohnen und die Zufriedenheit unserer Kunden zu steigern.“
Doch Experten sind skeptisch, ob der mittlerweile vierte Insolvenzplan das Unternehmen retten kann. „Im Textilbereich gibt es sehr viel Konkurrenz, beispielsweise C&A und Peek & Cloppenburg, denen es selbst nicht gut geht. Dazu kommen erfolgreiche Discounter wie KiK und Woolworth“, so Martin Fassnacht, Professor an der Wirtschaftshochschule WHU, im Gespräch mit tagesschau.de. „Um mit Onlinehandel Geld zu verdienen, muss man zuerst jahrelang investieren. Doch Galeria Kaufhof hat dafür kein Geld. Da hätte man vor vielen Jahren investieren müssen“, erklärt Fassnacht. Ein erfolgversprechendes Geschäftsmodell für den Warenhauskonzern sieht der Wirtschaftswissenschaftler nicht.
Auch die Deko-Handelskette Depot musste ein Insolvenzverfahren einleiten. Das Unternehmen plant die Schließung von jeder elften Filiale. Doch das könnte nicht das Ende der Fahnenstange sein. Konkret geht es um mindestens 27 Geschäfte, 17 Filialen sind bislang geschlossen. Auch in Österreich kommt es zu Schließungen – dort werden 20 von einst 49 Geschäften geschlossen. „Es gab keine Möglichkeit mehr, diese Filialen und Depot generell rentabel zu betreiben“, erklärte Geschäftsführer und Gründer-Enkel Christian Gries. Depot ist eine Tochterfirma der Gries Deco Company (GDC).
Reisebranche unter Beschuss
Es scheint, dass besonders der Einzelhandel unter der schlechten Wirtschaftslage leidet. Der Druck durch oftmals günstigere Online-Händler einerseits und die hohe Steuerlast andererseits zwingt immer mehr Firmen in die Knie. So musste auch der Modekonzern Esprit Insolvenz anmelden und rund 30 seiner 56 Geschäfte schließen. Doch hier gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer: Laut Tagesschau sollen die Filialen erst Ende Januar geschlossen werden, da noch genügend Waren vorhanden sind. Mit einem Teil der Mitarbeitenden hat sich Esprit auf einen längeren Verbleib geeinigt, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Dennoch wird die bisherige Firmenzentrale bis Ende November geräumt. Diese Entscheidung wirkt jedoch lediglich wie eine Verzögerung des Unvermeidlichen.
Doch nicht nur der Einzelhandel hatte 2024 Probleme – auch die Reisebranche leidet unter der unzureichenden Politik von Robert Habeck. So musste der deutsche Reiseveranstalter We-Flytour GmbH Konkurs anmelden: „Die We-Flytour GmbH hat angekündigt, zu Beginn der Woche vom 25. November 2024 Insolvenz anzumelden. Alle noch nicht angetretenen Reisen mit Reisebeginn bis einschließlich 26. November wurden durch das Unternehmen storniert“, hieß es in einer Mitteilung auf der Seite des Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF). Nicht wenige Kunden waren enttäuscht: „Zudem sind von der drohenden Zahlungsunfähigkeit rund 1500 Reisende betroffen, die sich bereits in Urlaubsgebieten aufhalten, vorwiegend in der Türkei und in Ägypten.“
Auch der Büchermarkt ist betroffen
Lange war es absehbar: Auch der Buchhändler Weltbild konnte nicht gerettet werden. Das Unternehmen mit zeitweise 420 Filialen ist pleite. Alle 440 Angestellten erhielten im September ihre Kündigung. „Eine dauerhafte und nachhaltige Betriebsfortführung ist ohne frisches Kapital aufgrund der andauernden Verlustsituation nicht möglich“, resümierte Insolvenzverwalter Christian Plail. Vor allem die IT- und Marketingkosten waren viel zu hoch, um das Unternehmen in kurzer Zeit wieder flott zu machen.
Die Automobilbranche ist noch gar nicht mit einberechnet
Ob Einzelhandel, Reiseveranstalter oder Buchhändler: Die deutsche Wirtschaft ist krank. Dabei sind die drohenden Insolvenzen oder der Abbau von Arbeitsplätzen bei VW, Continental, SAP oder Bosch noch gar nicht berücksichtigt. Robert Habeck hat die schlechte Wirtschaftspolitik von Merkel nicht nur fortgeführt, sondern mit der „Abrissbirne“ noch verschärft. Es scheint, als würde im ewigen Kampf gegen den Klimawandel auch das „Gesundschrumpfen“ auf Kosten von Millionen Arbeitnehmern bewusst in Kauf genommen. Das neue Wirtschaftsvokabular von Habeck würde dies vermutlich so beschreiben: „Die deutsche Wirtschaft ist nicht krank, sie produziert nur weniger – für die Klimarettung.“
2 Antworten
@ dennoch verkündet Wirtschaftsminister Habeck erstaunlich positive Erfolge
nun, er hat doch RECHT! wenn mutmaßlich, z.b. ich ich als ein saboteur tätig wäre, der sich als wirtschaftsminister betiteln darf, einfach grandioser ERFOLG! mein AUFTRAGGEBER würde mich mit orden überhäufen.
Gestern im ÖRFernsehen: noch nie waren so viele Menschen beschäftigt. Merkwürdig: Insolvenzen, Produktionsverlagerungen nach außerhalb Deutschlands für die Großindustrie, „Mitarbeiter gesucht“ für den Einzelhandel und mittelständische Unternehmen – wie krank ist unsere Wirtschaft wirklich.
Als ehemaliger CEO weiß ich, dass Unternehmen auf morgen schauen müssen, um heute für morgen zu reagieren. Das wird auch kommuniziert.
Wir sind ideologisch getrieben in einem Jahrtausend-Umbruch, den es beim Wandel von Dampfkraft zu Verbrennungsmotorkraft einst gab. Dass die Auswirkungen heute viel gravierender sind, hat damit zu tun, dass zwischenzeitlich Millionen Produkte durch riesige Industrien mit Millionen Arbeitnehmern entstanden sind.
Ich frage mich, ob „Die Grenzen des Wachstums“ nicht doch eine über die Philosophie hinausgehende Berechtigung hat?
Würde ein Politiker offen dazu stehen, er würde nicht mehr lange im Amt sein.