Die politische Landschaft in Deutschland befindet sich in einer Phase tiefgreifender Veränderungen. Die aktuelle Forsa-Umfrage für das »RTL/ntv-Trendbarometer« zeigt, dass die AfD ihren Vorsprung vor der Union weiter ausbaut, während die Zufriedenheit mit Bundeskanzler Friedrich Merz einen weiteren Tiefpunkt erreicht. Gleichzeitig wächst der Druck auf die schwarz-rote Koalition, dringende Sozialreformen umzusetzen, wobei die Meinungen über Kürzungen im Sozialbereich gespalten sind. Die Daten zeichnen das Bild einer polarisierten Gesellschaft, die nach Lösungen sucht, aber wenig Vertrauen in die politischen Akteure hat.
AfD behauptet Spitzenposition, Union verliert
Die jüngsten Umfragen zeigen eine deutliche Verschiebung in den Parteipräferenzen. Die AfD bleibt stabil bei 27 Prozent und führt damit vor der Union, die einen Prozentpunkt verliert und bei 24 Prozent landet. Dies markiert den größten jemals von Forsa auf Bundesebene gemessenen Abstand zwischen den beiden Parteien, nämlich drei Prozentpunkte.

Grafik: HM »Quelle: ntv.de | Forsa«
Die SPD verharrt unverändert bei 13 Prozent, während die Grünen um einen Punkt auf 12 Prozent zulegen. Die Linke bleibt bei 11 Prozent, das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bei 4 Prozent, die FDP bei 3 Prozent und die sonstigen Parteien bei 6 Prozent. Der Anteil der Nichtwähler und Unentschlossenen liegt bei 22 Prozent, deutlich über dem Wert der letzten Bundestagswahl von 17,9 Prozent.
Würde heute gewählt, hätte die schwarz-rote Koalition keine Mehrheit mehr. »Andere Institute« wie INSA und YouGov messen einen geringeren Vorsprung der AfD von einem Prozentpunkt, während die Forschungsgruppe Wahlen beide Parteien gleichauf sieht und Allensbach der Union einen Vorsprung von drei Punkten zuschreibt.
Kompetenzzuschreibung: Wenig Vertrauen in die etablierten Parteien
Die Frage nach der politischen Kompetenz offenbart eine wachsende Skepsis in der Bevölkerung. Nur 18 Prozent der Befragten trauen der Union zu, die Probleme Deutschlands zu lösen, ein Rückgang um einen Prozentpunkt. Die SPD fällt von 8 auf 7 Prozent, während die AfD um zwei Punkte auf 15 Prozent zulegt. Die Grünen erreichen 6 Prozent, die Linke 4 Prozent.

Grafik: HM »Quelle: ntv.de | Forsa«
Besorgniserregend ist, dass 47 Prozent der Befragten keiner Partei politische Kompetenz zuschreiben. Diese Zahlen deuten auf ein tiefes Misstrauen gegenüber dem politischen System hin, das sich in einer zunehmenden Entfremdung zwischen Bürgern und Parteien widerspiegelt.
Historischer Tiefstand in der Zustimmung
Bundeskanzler Friedrich Merz kämpft mit einem massiven Vertrauensverlust. Nur noch 26 Prozent der Befragten sind mit seiner Arbeit zufrieden, ein Rückgang um zwei Prozentpunkte im Vergleich zur Vorwoche. Dies ist der niedrigste Wert seit seinem Amtsantritt. »Im Juni« lag Merz noch bei Werten um die 40 Prozent. 70 Prozent der Deutschen äußern Unzufriedenheit mit seiner Regierungsführung, darunter 95 Prozent der AfD-Anhänger.

Grafik: HM »Quelle: ntv.de | Forsa«

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Sozialreformen: Dringlichkeit ja, Kürzungen nein
Die Bundesregierung hat Reformen in den sozialen Sicherungssystemen angekündigt, vom Bürgergeld über die Rente bis hin zur Kranken- und Pflegeversicherung. Die Forsa-Umfrage zeigt, dass 54 Prozent der Befragten einen dringenden Reformbedarf sehen und eine schnelle Umsetzung im Herbst fordern. Nur 24 Prozent halten einen Aufschub bis zum nächsten Sommer für vertretbar und lediglich 9 Prozent plädieren für eine noch spätere Umsetzung. Besonders Anhänger der Union drängen auf zügige Reformen, aber auch 45 Prozent der Linken-Anhänger unterstützen eine schnelle Umsetzung.

Grafik: HM »Quelle: ntv.de | Forsa«
Die Meinungen über Kürzungen im Sozialbereich sind jedoch gespalten. Nur 41 Prozent der Befragten befürworten Einsparungen bei den sozialen Sicherungssystemen in den kommenden Jahren, während 51 Prozent gegen wesentliche Kürzungen sind. Anhänger von Union und AfD sprechen sich am häufigsten für Kürzungen aus, während Anhänger der Linken diese am seltensten befürworten. Diese Diskrepanz zeigt, dass die Bürger Reformen zwar wollen, aber nicht auf Kosten der sozialen Sicherheit.

Grafik: HM »Quelle: ntv.de | Forsa«
Eine Gesellschaft sucht Antworten
Die Umfrageergebnisse zeigen eine Gesellschaft, die nach Veränderung verlangt, aber wenig Vertrauen in die bestehenden politischen Kräfte hat. Die AfD scheint die einzige Alternative zu sein, während die Union und ihre Koalitionspartnerin SPD an Boden verlieren. Merz steht vor der Herausforderung, die Reformagenda voranzutreiben, ohne die soziale Sicherheit zu gefährden, die für viele Bürger zentral ist. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Regierung die Erwartungen erfüllen kann oder ob die politische Landschaft weiter auseinanderdriftet.
»Die Daten des RTL/ntv-Trendbarometers« basieren auf einer Befragung von 2502 Personen zwischen dem 23. und 29. September 2025, mit einer statistischen Fehlertoleranz von plus/minus 2,5 Prozentpunkten. Die Frage zur Reform der Sozialsysteme wurde mit 1003 Befragten am 26. und 29. September erhoben, mit einer Fehlertoleranz von plus/minus 3 Prozentpunkten.