Ein Beitrag von Kevin Eßer.
Die Regierung klopft sich selbst auf die Schulter, die Konzernchefs nicken höflich und an der Börse tanzen die Kurse, als hätte Deutschland gerade das Wirtschaftswunder neu erfunden. Doch beim genaueren Hinsehen fällt das Kartenhaus in sich zusammen. Nur ein Bruchteil dieses Geldes ist überhaupt neu. Der Rest war längst eingeplant, längst beschlossen, längst passiert. Der Kanzler lächelt, das Blitzlicht flackert und die Illusion wird zur Nachricht.
Währenddessen schreiben die öffentlichen Haushalte Jahr für Jahr neue Rekorde, allerdings nicht im Sinne der Leistung, sondern im Volumen ihrer Defizite. 118 Milliarden Euro Minus allein im Jahr 2024, eine Zahl, die man in Brüssel gerade noch schönrechnen kann. Und selbst das nur mit buchhalterischer Akrobatik, die jeden mittelständischen Betrieb sofort in die Insolvenz treiben würde. Denn was offiziell gemeldet wird, ist nur die halbe Wahrheit. Die wahre Schuldenlast liegt in den Schatten. In Sondertöpfen, Nebenhaushalten, Fonds mit wohlklingenden Namen, deren einziger Zweck es ist, Schulden zu verstecken, ohne sie zu verschweigen.
Das Geld ist längst ausgegeben, bevor es überhaupt verbucht ist. 100 Milliarden für die Bundeswehr, Hunderte Milliarden für den sogenannten Klima- und Transformationsfonds, Absicherungen für Banken, Bürgschaften für Energiekonzerne, Garantien für die EU. Milliarden über Milliarden, die sich nicht in der Bilanz finden, aber in jeder Rechnung des Steuerzahlers auftauchen. Rechnet man ehrlich, liegt die deutsche Staatsverschuldung nicht bei 62 Prozent des BIP, sondern eher bei 78. Der Rest ist Kosmetik.
Wir machen uns gerne über Amerika lustig, über deren Schuldenorgien, über deren 37 Billionen Dollar. Doch während wir lachen, schaufeln wir in aller Stille unser wirtschaftliches Grab. Seit der Jahrtausendwende hat sich die deutsche Schuldenlast nahezu verdoppelt, trotz aller Sparfloskeln, Schuldenbremsen und Haushaltsdisziplin. Das Einzige, was hier gebremst wurde, ist der Realitätskontakt. Und je mehr private Investoren abspringen, desto stärker springt der Staat ein. Er pumpt, was das Konto hergibt, notfalls auch ohne Deckung. Und wenn gar nichts mehr geht, wird die EZB zum Mülleimer der Republik, kauft den giftigen Rest auf, nennt es Stabilität und vernebelt damit die Systemfrage.
Trügerisches Blendwerk
Gleichzeitig läuft das Schauspiel weiter. Gipfel, Konferenzen, Investitionsrunden, mal mit Kanzler, mal mit Wirtschaftsminister, aber immer mit Kameras. Was dabei entsteht, sind keine Lösungen, sondern Bilder. Bilder, auf denen etwas stark aussieht, was längst schwach ist. Der sogenannte Deutschlandpakt ist ein PR-Kostüm, das über die bleichen Knochen einer abgewirtschafteten Volkswirtschaft gezogen wurde. Die echten Probleme – Energiepreise, Steuerlast, Bürokratie, Fachkräftemangel, kaputte Infrastruktur – werden nicht bekämpft, sondern beschwiegen. Dafür gibt es neue Worthülsen wie Deutschlandtempo, Transformationsturbo, Zukunftsoffensive. Wörter ohne Wirkung, Politmüll mit Lackschicht.
Konzerne vs. Schaffende
Und während die Konzerne brav das Kanzlerfoto liefern und die Börse die versprochene Rendite schon einpreist, steht der Mittelstand wieder draußen. Kein Platz am Tisch, keine Entlastung, keine Stimme. Er trägt die Wirtschaft, stellt Ausbildungsplätze, erfindet täglich Neues, doch politisch zählt nur, wer laut ist, groß ist oder als systemrelevant gilt. Der Rest zahlt. Und zahlt. Und zahlt.
Der Strompreis ist astronomisch hoch, die Abgabenquote europäisch nahezu konkurrenzlos und der bürokratische Wahnsinn lässt sich inzwischen nur noch mit Unternehmensberatern, Geduld und Sedierung überstehen. Wer heute in Deutschland investiert, tut es aus Trotz, Notwendigkeit oder aus Unwissen. Immer mehr sagen deshalb „Danke“, aber: „Nein danke!“ Die Standortentscheidung fällt gegen Deutschland, aus Vernunft, nicht aus Illoyalität.
Und doch, die Börse jubelt. Denn das Spiel ist nicht Realität, es ist Erwartung. Solange die Geschichte gut klingt, steigen die Kurse. Solange der Staat bezahlt, spielt die Musik. Und wer zahlt den DJ? Richtig, du. Mit deinen Steuern, deinen Schulden, deiner Zukunft.
Was wir hier sehen, ist keine Wende, sondern eine Simulation davon. Eine Illusion von Aufbruch, finanziert mit der Substanz derer, die nichts zu sagen haben. Der Kapitalstock wird abgebrannt, die Infrastruktur zerfällt, die Schulden werden vergemeinschaftet, alles im Namen von Transformation, Gerechtigkeit und globaler Verantwortung. Doch am Ende bleibt nur die Fassade, eine hohle Phrase der Politik. Nur ein Satz, den keiner mehr weglächeln kann. Made for Germany.
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Kevin Eßer ist ein deutscher Wirtschaftsliberaler und politisch aktiv. Er engagiert sich sowohl in der WerteUnion als auch in der Atlas-Initiative. In seinen Beiträgen möchte er komplexe Zusammenhänge aus freiheitlicher Perspektive überparteilich verständlich machen.