Die deutsche Rentenversicherung steht vor dem Abgrund. Immer weniger Beitragszahler finanzieren immer mehr Rentner, ein demografischer Wandel, der das System an seine Grenzen bringt. Doch das eigentliche Problem liegt nicht in der Bevölkerungsentwicklung, sondern in der jahrzehntelangen Misswirtschaft der Politik. Schätzungen zufolge wurden der Rentenkasse rund 1000 Milliarden Euro entzogen, um Wahlversprechen, Bürokratie und Sozialtransfers zu finanzieren, wie der Rentenexperte Fritz Teufel »in der Wirtschaftswoche« vorrechnet. »Während der Staat die Rentenbeiträge der Arbeitnehmer plündert«, sollen diese künftig länger arbeiten, um die Löcher zu stopfen. Warum wird nicht endlich die Politik zur Rechenschaft gezogen, die dieses Desaster verursacht hat?
Jährliche versicherungsfremde Leistungen seit 1957 – Teufel-Tabelle – Seite 1 u. 2


»Teufel-Tabelle / Aktion Demografische Gemeinschaft«
»Die Zahlen« sprechen eine klare Sprache: 2023 mussten über 950.000 Menschen in die Altersrente, verglichen mit 670.000 im Jahr 2010. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Beitragszahler drastisch, von sechs pro Rentner im Jahr 1960 auf nur noch zwei heute. Der Staat stopft die Lücken mit Steuergeldern: Allein 2024 »flossen 110 Milliarden Euro in die Rentenkasse«, doch das reicht nicht. Versicherungsfremde Leistungen, die eigentlich aus Steuern finanziert werden sollten, belasten die Rentenversicherung mit »einem jährlichen Defizit von etwa 42,1 Milliarden Euro«. Der Bundeszuschuss deckt diese Kosten bei Weitem nicht.
Der dreiste Griff in die Rentenkasse
»Seit 1957 plündert der Staat die Rentenkasse«, indem er versicherungsfremde Leistungen wie Entschädigungszahlungen, Wiedervereinigungskosten oder Sozialtransfers auf die Beitragszahler abwälzt. Konrad Adenauer leitete diesen Raubzug ein, indem er die kapitalgedeckte Rentenversicherung in ein Umlagesystem umwandelte und 14,5 Milliarden Gold-Mark für andere Zwecke umleitete. Seitdem wurden laut Schätzungen rund 812 Milliarden Euro direkt entnommen, mit Zinsen und Zinseszinsen summiert sich der Schaden auf über 950 Milliarden Euro. Optionsanleihen an Großkonzerne wie VW oder Siemens, Kriegsentschädigungen und die Finanzierung der Bundeswehr – all das wurde aus den Rentenbeiträgen der Arbeitnehmer bezahlt, ohne Rückzahlung.
„Rentenbeiträge sind keine Steuern. Damit sollten sie eigentlich auch nur für die Rente eingesetzt werden und nicht für allgemeine Zwecke. Dennoch greift der Bund seit Jahrzehnten auf Mittel der Deutschen Rentenversicherung (DRV) zu. Die absehbare Schieflage des Rentensystem ignoriert auch die neue Bundesregierung standhaft.“
»Wirtschaftswoche«
Besonders perfide: »Der Staat zwingt die Rentenversicherung«, Leistungen zu erbringen, die nicht durch Beiträge gedeckt sind, während die Bundeszuschüsse die Defizite nicht ausgleichen. Würden die 230 Milliarden Euro jährlicher versicherungsfremder Leistungen vollständig aus Steuern finanziert, könnten die Renten um über 40 Prozent steigen, ohne höhere Beiträge oder zusätzliche Steuergelder. Doch anstatt dieses Unrecht zu korrigieren, schieben Regierungen seit Jahrzehnten Reformen auf. »Angela Merkel ließ eine Rentenkommission tagen«, die nichts als heiße Luft produzierte. Sie selbst selbst formulierte einst den Kernsatz sozialer Gerechtigkeit und trat ihn dann mit Füßen:
„Menschen müssen im Alter eine verlässliche Rente haben, das ist unbestritten.“
»Angela Merkel / Ihre Vorsorge«
Olaf Scholz setzte diese Ignoranz fort. Die FDP forderte zwar, versicherungsfremde Leistungen auszugliedern, doch die Ampel-Regierung zeigte wenig Ambition, das System grundlegend zu sanieren, und auch die neue Regierung hat keine Lösungsansätze, sondern kreiert nur neue Schulden.
Der „Boomer-Soli“: Ein Angriff auf die Leistungsträger
Inmitten dieses Chaos präsentiert »das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung« (DIW) eine neue Idee: den »Boomer-Soli«. Wohlhabende Rentner sollen eine Sonderabgabe auf ihre Alterseinkünfte zahlen, um die Rentenkasse zu entlasten. Die Einnahmen sollen in ein Sondervermögen fließen, das ausschließlich der Rentenversicherung zugutekommt.
Doch dieser Vorschlag ist ein Schlag ins Gesicht der Babyboomer, die über Jahrzehnte in die Rentenkasse eingezahlt haben. Viele verzichteten auf Gehalt zugunsten von Betriebsrenten oder arbeiteten über 40 Jahre in Vollzeit. Nun sollen ausgerechnet sie bestraft werden, weil der Staat es versäumt hat, die Rentenkasse zu schützen?
Das DIW, das mit Marcel Fratzscher eine SPD-nahe Agenda vertritt, ignoriert die Verantwortung der Politik. Statt die Plünderung der Rentenkasse anzuprangern, schürt der „Boomer-Soli“ Generationenkonflikte. Die junge Generation, die sich über hohe Beiträge und eine unsichere Rentenzukunft beklagt, wird gegen die ältere Generation ausgespielt. Dabei ist die Idee, wohlhabende Rentner zur Kasse zu bitten, weder neu noch gerecht. Sie verschleiert nur, dass der Staat die Rentenbeiträge über Jahrzehnte veruntreut hat. Mit gewohnter Selbstgerechtigkeit meldete sich Marcel Fratzscher auf 𝕏 zu Wort und verteidigte den geplanten „Boomer-Soli“ als Ausdruck von Solidarität, nicht etwa als Zumutung.
Der Boomer-#Soli ist keine Zumutung, sondern gelebte #Solidarität
— Marcel Fratzscher (@MFratzscher) July 25, 2025
Unser Vorschlag zum Boomer-Soli hat eine kontroverse und verzerrte Debatte ausgelöst. In diesen vier Punkten liegen die Kritiker falsch.
Meine neue Kolumne, mit @SBachTax :https://t.co/1Lee1HGajE
Altersarmut: Die Schande eines reichen Landes
»Die Folgen dieser Misswirtschaft« sind dramatisch. Im März 2025 waren 742.410 Rentner auf Grundsicherung angewiesen – ein Anstieg um 30,3 Prozent seit 2021. Altersarmut ist kein Randproblem mehr: 3,4 Millionen Rentner galten 2024 als arm, verglichen mit zwei Millionen im Jahr 2005. Besonders betroffen sind Frauen: 47 Prozent der Rentnerinnen erhalten weniger als 1000 Euro netto im Monat, 10,5 Prozent sogar nur 300 Euro oder weniger. Männer sind besser gestellt – 7,4 Prozent erhalten über 2400 Euro netto –, doch auch hier zeigt sich die Kluft: Nur 0,7 Prozent der Frauen erreichen diesen Höchstbereich.

»Die jüngste Rentenerhöhung von 3,74 Prozent« ändert wenig an dieser Misere. Die durchschnittliche Netto-Altersrente lag 2024 bei 1374 Euro für Männer und 1000 Euro für Frauen. Besonders langjährig Versicherte, die mit 63 abschlagsfrei in Rente gehen, profitieren mit Renten über 2100 Euro netto, doch sie sind die Ausnahme. Für die Mehrheit bleibt die Rente ein Armutszeugnis. Sahra Wagenknecht nennt es einen „Skandal“, dass immer mehr Rentner auf Sozialhilfe angewiesen sind. Doch wo bleibt die Empörung der Regierung? Sahra Wagenknecht (BSW) äußerte sich empört über diese Entwicklung:
„Es ist ein Skandal, dass immer mehr Rentner auf Sozialhilfe angewiesen sind. Altersarmut ist ein Megaproblem in unserem Land.“
»Sarah Wagenknecht / BILD«
Europa lacht über Deutschland: Renten im Vergleich
»Im europäischen Vergleich« schneidet Deutschland beschämend ab. Während deutsche Arbeitnehmer bis 67 schuften und im Schnitt 1000 bis 1374 Euro netto erhalten, genießen Rentner in Dänemark oder Norwegen deutlich höhere Renten. Dänemark koppelt das Rentenalter an die Lebenserwartung und hat es auf 70 erhöht – ohne nennenswerte Proteste. Norwegen finanziert eine Garantierente von etwa 1700 Euro monatlich aus einem 1,6 Billionen Euro schweren Fonds, gespeist aus Öleinnahmen. Auch die Schweiz und Österreich setzen auf Kapitaldeckung und verpflichten alle – einschließlich Beamte und Selbstständige – zu Rentenbeiträgen. In Deutschland hingegen dürfen sich Politiker und Beamte aus der Verantwortung stehlen, während die Rentenkasse geplündert wird.
Frankreich zeigt, wie es anders geht: Trotz eines niedrigeren Rentenalters von 64 liegt die Durchschnittsrente 250 Euro über der deutschen. Dafür investiert Frankreich 14 Prozent seines BIP in Renten, Deutschland nur 9 Prozent. Doch selbst diese großzügigen Systeme stoßen auf Kritik, weil sie Steuerzahler belasten. In Deutschland bleibt die Frage: Warum zahlen wir Milliarden an die EU, während unsere Rentner im Stich gelassen werden?

Generationenkonflikt: Die Mär von den „privilegierten“ Boomern
Die Debatte wird zusätzlich von einem künstlich geschürten Generationenkonflikt vergiftet. Die Generation Z beklagt, sie müsse länger arbeiten und höhere Beiträge zahlen, nur um im Alter mittellos dazustehen. Louisa Wagner arbeitet als kinderlose Marketingmanagerin in Bayern nur 32 Stunden pro Woche. Sie äußerte sie sich dazu bei »FOCUS«:
„Es gibt genügend Beispiele, die zeigen, dass es nicht allen, die arbeiten wollen, leicht gemacht wird. Stattdessen sollen diejenigen, die eigentlich nicht wollen, mehr arbeiten. Das ist irgendwie paradox. Ich gehöre zur zweiten Gruppe: Ich könnte zwar, will aber nicht. Ich arbeite Teilzeit und bin nicht bereit, auch nur eine Stunde mehr zu arbeiten.“
»Louisa Wagner / FOCUS«
Die Babyboomer hingegen hätten es »leichter« gehabt, heißt es. Doch diese Narrative ist nicht nur vereinfachend, sondern falsch. Die Boomer wuchsen in einer Zeit ohne Smartphones, Internet oder den heutigen Wohlstand auf. Viele erlebten Nachkriegsjahre oder die Unsicherheiten der Wiedervereinigung. Sie zahlten Jahrzehnte in ein System ein, das nun von der Politik ausgebeutet wird. Die Vorstellung, sie hätten ein sorgenfreies Leben geführt, ist ein Mythos, der die Verantwortung der Politik verschleiert.
Die Generation Z, die in einem nie dagewesenen Wohlstand aufgewachsen ist, hat durchaus Herausforderungen, hohe Mieten und unsichere Arbeitsmärkt. Doch ihre Klage über die „privilegierten“ Boomer ignoriert die Realität. Lange Selbstfindungsphasen, ausgedehnte Studiengänge und Teilzeitarbeit im Namen der Work-Life-Balance reduzieren die Beitragsjahre und verschärfen die Rentenkrise. Anstatt die Boomer zu dämonisieren, sollte die junge Generation die Politik hinterfragen, die das Rentensystem an die Wand fährt.
Lösungen? Fehlanzeige!
Die Politik schiebt das Problem vor sich her, während die Vorschläge immer dreister werden. Friedrich Merz’ „Aktivrente“, die Rentnern steuerfreie Zuverdienste bis 2000 Euro ermöglichen soll, klingt verlockend – ignoriert aber das Kernproblem: Die Rentenbeiträge wurden veruntreut.
Und während die CDU unter dem Slogan „Weil Leistung zählt“ wirbt, wird ausgerechnet die Lebensleistung der Rentner ignoriert. Wer jahrzehntelang gearbeitet, eingezahlt und verzichtet hat, soll nun im Alter wieder schuften, das ist kein Leistungsprinzip, das ist ein Orwellscher Widerspruch.

Der „Boomer-Soli“ spaltet die Gesellschaft weiter, anstatt die wahren Schuldigen, nämlich die Politik, zur Rechenschaft zu ziehen. Warum nicht endlich die versicherungsfremden Leistungen aus der Rentenkasse entfernen? Warum nicht alle Berufsgruppen, inklusive Beamter und Politiker, zu Rentenbeiträgen verpflichten, wie es in Österreich oder der Schweiz üblich ist? Und warum nicht einen Teil der Ausgaben für Migration, Rüstung oder Entwicklungshilfe in die Rentenkasse umleiten?
Die Rentenkrise ist kein Naturgesetz, sondern das Ergebnis politischer Fehlentscheidungen. Solange die Politik die Rentenkasse als Selbstbedienungsladen missbraucht, wird sich nichts ändern. Es ist Zeit, dass die Bürger aufhören, sich gegeneinander ausspielen zu lassen, und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Die Rentenbeiträge gehören den Arbeitnehmern – nicht den Politikern.