Das „Quadrell“: Altparteien im Selbstgespräch, Weidel bleibt standhaft

Wahlkampfzeiten sind Hochzeiten der politischen Selbstinszenierung, und das „Quadrell“ war da keine Ausnahme. Vier Kanzlerkandidaten, die zwei Moderatoren Pinar Atalay und Günther Jauch, ein Format, das eher an eine mittelklassige Unterhaltungssendung als an eine politische Debatte erinnerte. Scholz (SPD), Habeck (Grüne), Merz (CDU) und Weidel (AfD) traten gegeneinander an, doch wer auf neue Erkenntnisse gehofft hatte, wurde enttäuscht. Die drei Altparteien demonstrierten beeindruckend, wie wenig Differenzen sie inhaltlich trennen. Der eigentliche Zweck des Abends? Eine symbolische Brandmauer gegen die AfD hochzuziehen, garniert mit reichlich moralischer Selbstbeweihräucherung.

„Das Quadrell – Kampf ums Kanzleramt von Merz, Scholz, Habeck und Weidel / RTL News YouTube“

Merz: Der Möchtegern-Macher ohne Konzept

Friedrich Merz gab sich als energischer Antreiber, doch hinter seinem polternden Auftreten verbarg sich inhaltliche Leere. Seine CDU schwankt zwischen zwei unvereinbaren Positionen: Sie will sich als Retterin der Wirtschaft inszenieren, während sie gleichzeitig an einer Koalition mit den Grünen festhält – jenen Grünen, deren ideologische wirtschaftspolitische Besessenheit genau die Wirtschaft stranguliert, die Merz angeblich schützen will.

Der Abend folgte einem vorhersehbaren Drehbuch: Merz äußerte sich empört über die Inkompetenz der Ampelregierung und ließ keine Gelegenheit aus, verbal auf Alice Weidel draufzuhauen – bloß keine Missverständnisse aufkommen lassen, um bloß nicht in die Nähe einer Koalitionsoption mit der AfD zu geraten. Doch sein eigentliches Meisterstück war die empörte Zurückweisung der Empfehlung von US-Vizepräsident J. D. Vance, doch einmal mit der AfD zu sprechen:

„Lasse mir nicht von US-Vize sagen, mit wem ich in Deutschland zu sprechen habe.“

„Friedrich Merz / RTL NTV“

Dabei wäre es für Merz vielleicht gar nicht so schlecht, wenn ihm mal jemand sagen würde, was er tun soll – denn außer wütendem Gestikulieren kam von ihm wieder einmal nichts. Die CDU wird weiterhin mit SPD und Grünen kungeln. Ein Neuanfang und einen echten Politikwechsel in der Migrationspolitik, den Merz suggeriert, ist unter diesen Bedingungen so realistisch wie ein Habeck mit Wirtschaftskompetenz. Die zentrale Frage blieb unbeantwortet: Was ist denn nun sein Programm? Was will er tatsächlich umsetzen? Die Antwort bleibt ebenso nebulös wie seine gesamte Strategie.

Liebe CDU-Wähler, die auf Veränderung hoffen:

Es wird KEINERLEI Veränderung in der Wirtschafts- oder Migrationspolitik geben. Ihr habt es alle gesehen und gehört.

Wer seine Stimme der CDU gibt, will ein "weiter so".

Wer AfD wählt, will Sicherheit für unsere Kinder.#Quadrell pic.twitter.com/x1g3S91fFM

— Sibel🌸 (@SibelMedi) February 17, 2025

Sibel / 𝕏

Das RTL-Quadriga-Interview hat alerdings unmissverständlich klargemacht: Friedrich Merz wird sich mit der vollen Rückendeckung von Rot-Grün kompromisslos in eine Eskalationsstrategie stürzen. Das Ziel ist offenkundig: die endgültige Abkehr von den USA und die bedingungslose Fortsetzung des Ukrainekriegs, ungeachtet der Konsequenzen. Dass dabei Deutschlands wirtschaftliche und sicherheitspolitische Grundlagen irreparabel geschädigt werden, ist ihnen entweder gleichgültig oder gar einkalkuliert. Die Skrupellosigkeit, mit der dieser Kurs verfolgt wird, offenbart eine politische Verantwortungslosigkeit von historischer Dimension.

Scholz: Die Amnesie in Person

Der Bundeskanzler zeigte sich gewohnt aalglatt. Seine Strategie: Erinnerungslücken und Verantwortungslosigkeit als staatsmännische Qualität verkaufen. Kritik prallt an ihm ab wie Wasser an einer beschichteten Pfanne. Ansonsten setzte Scholz auf seine bewährte Taktik: Vergessen, Ignorieren, Aussitzen. Seine politischen Versäumnisse? Die Schuld der anderen. Seine Regierungspolitik? Alternativlos. Die Kritik an der Ampel? Ein Angriff auf die Demokratie. Wer Scholz‘ Antworten auf Wirtschafts- und Migrationsfragen hörte, wurde das Gefühl nicht los, dass der Kanzler auf Autopilot läuft – und die Route führt direkt ins politische Nirvana.

Olaf Scholz tritt auf, als wolle er sein Programm auf dem Trödelmarkt verkaufen. #quadrell pic.twitter.com/LP8MR1f9sr

— Armin MJ (@ArminMoJo) February 16, 2025

Armin MJ / 𝕏

Scholz` Lächeln maskenhaft, so authentisch wie ein aufgesetztes Lächeln beim Zahnarzt. Einzig in einem Quiz-Moment hat er brilliert: Als es darum ging, wie viele Beamte bis zur gesetzlichen Altersgrenze arbeiten, lag er als Einziger richtig. Jauch kommentierte süffisant: „Tja, da wären Sie eine Runde weiter, Herr Scholz.“ Und man fragt sich unweigerlich: Eine Runde weiter – aber wohin? In eine zweite Amtszeit, die noch blasser und uninspirierter ist als die erste?

Doch als es um den Ukraine-Krieg geht, ist Scholz plötzlich ein Mann klarer Worte. Er stellte klar, dass die Entscheidung über das Schicksal der Ukraine nicht ohne die Beteiligung der Ukrainer und Europäer getroffen werden dürfe, weder von den Russen noch von den Amerikanern.

„Das lassen wir nicht zu!“

„Olaf Scholz / RTL NTV“

Es geht hier eindeutig um ein angekratztes Ego. Amerika und Russland handeln also über das Schicksal der Ukraine, ohne Deutschland auch nur zu konsultieren. Als ob Berlin und Brüssel in den letzten zwei Jahren auch nur ansatzweise den Eindruck gemacht hätten, ernsthaft als Akteure in diesem Konflikt aufzutreten, geschweige denn einen tatsächlichen Frieden anzustreben oder gar Friedensgespräche voranzutreiben.

Habeck: Der Poet im Untergangsmodus

Robert Habeck, der sich gerne als „intellektueller Überflieger“ inszeniert, ist leider der lebende Beweis dafür, dass eine hohe Meinung von sich selbst nichts mit der Fähigkeit zu tun hat, Verantwortung zu übernehmen. Was uns als Wirtschaftsministerium verkauft wird, entpuppte sich als ein Paradebeispiel für Misswirtschaft.

Die Deutschen sollen nicht weinerlich werden, wenn sie in den Trümmern der deutschen Wirtschaft stehen, sagt der für die Trümmer verantwortliche Wirtschaftsminister #Habeck. #Quadrell #Bundestagswahl2025 pic.twitter.com/umEFsYecuG

— storymakers (@mz_storymakers) February 16, 2025

storymakers / 𝕏

Seine Energiepolitik? Ein wirtschaftliches Armageddon, das nicht nur nicht funktioniert, sondern uns direkt in die Stagnation führte. Seine Versuche, den Wähler von einer besseren Zukunft zu überzeugen, endeten in einer Phrase, die uns allen zeigt, wie wenig er zu sagen hat, wenn es um konkrete Antworten auf die von ihm selbst mitverschuldete Rezession geht.

„Zuversicht ist Arbeit an der Hoffnung“

„Robert Habeck / RTL NTV“

Wer immer noch glaubt, Habeck sei der brillante Redner, der er gerne vorgibt zu sein, wurde spätestens an diesem Abend eines Besseren belehrt. Was der Mann, der derzeit als Wirtschaftsminister agiert, ablieferte, war ein Desaster. Seine Aussagen klangen nicht nur hilflos, sie waren es. Seine Argumentation? Wirr, chaotisch und im Vergleich zu den wahren Herausforderungen der politischen Realität einfach völlig unbrauchbar. Seine Performance war so schwach, dass er nicht mal gegen Alice Weidel punkten konnte. Das allein ist eine Blamage – vor allem für einen Mann, der sich lange als der beste Kommunikator der deutschen Politik verkauft hat. Der Wahlkampf der Grünen ist ein Totalschaden.

Stattdessen fordert er dreist, dass die Bürger sich erklären müssen, warum es nicht gerechtfertigt ist, ihnen noch mehr abzuknöpfen. Diese Haltung spricht Bände – nicht nur über die Selbstverständlichkeit, mit der er den Steuerzahler schröpfen will, sondern auch über das verzerrte Weltbild eines Mannes, der anscheinend glaubt, das Wohl der Gesellschaft sei nur dann gesichert, wenn der Staat sich die Kassen füllt, auf Kosten derjenigen, die wirklich arbeiten. Ein unmissverständlicher Blick in die Denkweise eines Politikers, der in seiner eigenen Verantwortungslosigkeit den direkten Draht zum Volkswohl verloren hat.

Junge, das einzig Schräge ist Deine Annahme, MEIN GELD, was ich erarbeitet und versteuert habe, würde DIR gehören.

Mit welch einer Selbstverständlichkeit er es sagt😶

NEIN, ich MUSS Dir gar nix geben!
Hol weniger Leute rein, die in die Sozialsysteme wandern. Spar da!#Quadrell pic.twitter.com/NgLOSfJU3T

— Sibel🌸 (@SibelMedi) February 17, 2025

Sibel / 𝕏

Robert Habeck ist ein Mann, der in keiner Weise authentisch ist. Er mag sich als hochintelligent darstellen, doch hinter dieser Fassade steckt nichts anderes als das Kalkül eines Blender, der die eigene Ahnungslosigkeit geschickt hinter Floskeln verbirgt. Es fehlt ihm an Seriosität, an Vertrauen und vor allem an Respekt. Er ist das genaue Gegenteil von dem, was wir in einer funktionierenden Demokratie brauchen: Ein egomanischer Blender, der die politische Bühne vergiftet.

Weidel: Gegen alle und trotzdem nicht Letzte

Die TV-Debatte war erwartungsgemäß eine Anti-AfD-Koalition der übrigen Parteien. Doch Weidel spielte souverän in dieser feindseligen Männerrunde mit. Sie konterte Angriffe geschickt, blieb ruhig und brachte ihre Argumente klar auf den Punkt. Sie wusste genau, was sie tat und ließ sich von Scholz und Merz nicht aus der Fassung bringen. Während die anderen drei sich in ihrer Empörung über die AfD suhlten, blieb sie ruhig – eine Strategie, die ihr überraschend gute Werte einbrachte. Die Umfragen zeigen: Sie war an diesem Abend nicht die Schwächste, sondern zog mit Habeck gleich. Das allein ist ein Sieg für die AfD.

Wer kann da widersprechen? Ernsthaft – wer hat ein Problem damit, wenn die Bürger SELBST ENTSCHEIDEN dürfen? Und wie dreist ist diese Moderatorin, die ständig dazwischenquatscht? 😵‍💫 #Quadrell pic.twitter.com/XJeB5Raiyo

— Exeter (@binkeinnazi) February 16, 2025

Exeter / 𝕏

Besonders im Thema Ukraine-Krieg lieferte sie die einzige alternative Position. Ihr zentraler Punkt: Keine Waffen mehr an die Ukraine. Ein Standpunkt, den sie mit den neuesten Entwicklungen in den USA verknüpfte. Trump will mit Putin verhandeln? Nun, dann ist doch klar, dass Deutschland seine Strategie überdenken muss. Dass die Europäer – und insbesondere Scholz – darauf keine Antwort hatten, spielte ihr in die Karten.

„Diese Wahl ist eine Entscheidung über Krieg und Frieden.“

„Alice Weidel / RTL NTV“

Eine Aussage, die Scholz und vor allem Merz zu wütenden Reaktionen veranlasste.

„Gucken Sie sich die Bilder an, Frau Weidel, schauen Sie sich die Menschen in der Ukraine an. Wir sind nicht neutral, wir sind auf der Seite der Ukraine. Ihre Worte bestätigen mich darin, alles zu tun, um zu verhindern, dass Sie jemals politische Verantwortung in diesem Land… pic.twitter.com/k6ZFOPdAho

— Friedrich Merz (@_FriedrichMerz) February 16, 2025

Friedrich Merz / 𝕏

Fazit: Viel Lärm, wenig Substanz – und eine ungewollte Gewinnerin

Am Ende bleibt die Erkenntnis: Die etablierte Politik liefert weiterhin keine Antworten auf die drängenden Fragen dieses Landes. Merz versuchte sich als Bollwerk gegen Weidel, Scholz zelebrierte seine politische Demenz, Habeck versuchte, mit Worthülsen seine eigene Erfolglosigkeit zu kaschieren, und demontierte sich selbst und Weidel hielt dem inszenierten Dauerfeuer stand und marschierte unaufhaltsam weiter, während die anderen in ihrer Selbstgerechtigkeit versanken.

Das „Quadrell“ war keine Debatte – es war ein Lehrstück darüber, warum so viele Menschen sich von der etablierten Politik abwenden. Ein peinlicher Wahlkampf-Zirkus, in dem niemand gewinnen kann – außer denen, die das derzeitige System ablehnen.