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Wer zahlt, wer profitiert?
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Das Bürgergeld: Ein Sozialsystem am Limit

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Immer mehr Leistungen, immer weniger Kontrolle. Das Bürgergeld driftet in eine Richtung, die mit dem ursprünglichen Konzept sozialer Absicherung nichts mehr zu tun hat. Der Preis dafür steigt täglich.
Zusammengefasst

Das Bürgergeld, Nachfolger von Hartz IV, polarisiert. Mit 5,5 Millionen Beziehern in Deutschland ist es ein zentraler Pfeiler des Sozialstaats und zugleich ein Brennpunkt politischer Kontroversen. Wer bezieht es? Wie wird es missbraucht? Droht dem System tatsächlich der Kollaps, wie Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger warnt? Gegenstand öffentlicher Debatten sind vor allem die Fakten, Widersprüche und politischen Deutungen rund um das Bürgergeld, einem System zwischen sozialer Absicherung und wachsendem Streitpunkt.

Anzahl der Leistungsempfänger von Arbeitslosengeld II bzw. Sozialgeld (Hartz IV) / Bürgergeld in Deutschland von 2005 bis 2025 (in Millionen)

»Screenshot / Statista«

Die Zahlenlage: Ein statistisches Minenfeld

Offiziell beziehen 5,52 Millionen Menschen Bürgergeld, doch die genaue Zusammensetzung der Beziehergruppe ist ein Rätsel, das weder die Bundesagentur für Arbeit noch das Statistische Bundesamt (Destatis) eindeutig lösen kann. Laut der Bundesagentur sind 48 Prozent der Bezieher Ausländer, also etwa 2,59 Millionen Menschen ohne deutschen Pass.

Anteil der ausländischen Leistungsempfänger von Arbeitslosengeld II bzw. Sozialgeld (Hartz IV) / Bürgergeld in Deutschland von 2005 bis 2025

»Screenshot / Statista«

Diese Zahl ist allerdings trügerisch. Ein Jobcenterchef aus Westdeutschland schätzt die Ausländerquote auf über 50 Prozent. Rechnet man frisch Eingebürgerte hinzu, seien zwei Drittel der Bezieher unqualifiziert, oft »ohne grundlegende Lese-, Schreib- oder Rechenkenntnisse.«

„Alles ist noch viel schlimmer!“

»Jobcenter-Chef / Der Status«

Laut »TICHYS EINBLICK« liefert »Destatis« eine andere Perspektive: Im Mikrozensus 2023 wurden nur 2,8 Millionen Bürgergeldbezieher erfasst, von denen 62 Prozent eine „Einwanderungsgeschichte“ haben. Das bedeutet, dass neben den 48 Prozent Ausländern weitere 14 Prozent deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund Bürgergeld beziehen. Insgesamt wären demnach weit über die Hälfte der Bezieher Migranten oder deren Nachkommen. In manchen Bundesländern wie Baden-Württemberg (74,4 Prozent) oder Hessen (76,9 Prozent) liegt der Migrantenanteil sogar noch höher.

»Screenshot / Destatis«

Doch »die Datenlage der Arbeitsagentur« ist brüchig. Die Bundesagentur erfasst nur erwerbsfähige Bezieher (3,97 Millionen), während über 1,6 Millionen nicht-erwerbsfähige Empfänger, darunter viele Kinder, statistisch im Dunkeln bleiben. Zudem beträgt die Ausschöpfungsquote bei Befragungen nur 70 Prozent, was 1,65 Millionen Bezieher betrifft, über deren Herkunft nichts bekannt ist. Hochrechnungen deuten darauf hin, dass der Migrantenanteil bis zu 80 Prozent betragen könnte. Selbst die Bundesagentur gibt zu, dass Angaben zum Migrationshintergrund „mit Vorsicht zu genießen“ seien, da sie freiwillig sind und oft verschwiegen oder verfälscht werden.

»Grundsicherung für Arbeitsuchende in Zahlen / Arbeitsagentur 2023«

Diese Unschärfe ist kein Zufall, sondern ein politisches Versagen. Während die Regierung die Zahlen schönredet, bleibt die Frage offen: Wer finanziert mit seinen Steuern ein System, das Millionen Menschen unterstützt, deren Herkunft und Beitrag zur Gesellschaft unklar sind?

Migration und Bürgergeld: Ein heikles Geflecht

Die Debatte über den Migrantenanteil am Bürgergeld ist politisch aufgeladen. »Laut einem WeLT am Sonntag-Artikel« haben 63,5 Prozent der erwerbsfähigen Bezieher einen Migrationshintergrund, Tendenz steigend.

„Das Bürgergeld ist ein Migrantengeld. […] Dass zwei von drei erwerbsfähigen Beziehern eine aktuelle Zuwanderungsgeschichte haben, ist durch nichts mehr zu vermitteln. Sozialleistungen sind für Menschen da, die nicht arbeiten können und das Sozialsystem in aller Regel jahre-, wenn nicht jahrzehntelang selbst unterstützt haben. Der Bund hat dieses Jahr mehr als 37 Milliarden Euro für Bürgergeld veranschlagt, inklusive Miet- und Heizkosten. Wie viele Milliarden würde eine vernünftige Migrationspolitik einsparen und wie viel Gutes könnte man dafür tun?“

»Enxhi Seli-Zacharias / AfD«

Besonders auffällig ist die »Überrepräsentation bestimmter Nationalitäten«: 55,1 Prozent der in Deutschland lebenden Syrer, 65,6 Prozent der Ukrainer und 47,1 Prozent der Afghanen beziehen Bürgergeld, insgesamt 1,4 Millionen Menschen. Der Familiennachzug seit 2023 mit rund 131.000 Personen verstärkt diesen Trend.

»Die Tagesschau berichtet«, dass die Zahl ausländischer Kinder im Bürgergeldbezug von 365.000 (2015) auf 935.000 (2023) gestiegen ist, während die Zahl deutscher Kinder von 1,57 Millionen auf 1,03 Millionen sank. Fast die Hälfte der minderjährigen Bezieher hat inzwischen eine ausländische Staatsangehörigkeit. Dieser Wandel wird durch den Zuzug aus Ländern wie Syrien, Irak, Afghanistan und der Ukraine weiter befeuert.

Die schwarz-rote Koalition plant, das Bürgergeld in eine »Grundsicherung für Arbeitssuchende« umzuwandeln.

„Wir werden das bisherige Bürgergeldsystem neu gestalten, hin zu einer Grundsicherung für Arbeitssuchende. […] Für Menschen, die arbeiten können und wiederholt zumutbare Arbeit verweigern, wird ein vollständiger Leistungsentzug vorgenommen.“

»Friedrich Merz / SÜDKURIER«

CDU-Generalsekretär »Carsten Linnemann fordert eine Reform« „die sich gewaschen hat“, während die SPD zurückhaltender agiert.

„Wir haben in den ersten Tagen, Wochen und Monaten das Thema Migration sehr großgeschrieben und jetzt kommt das Thema Arbeit und Bürgergeld. Es wird ein Herbst, der sich gewaschen hat.“

»Carsten Linnemann / WeLT«

Arbeitsministerin »Bärbel Bas fordert« schärfere Sanktionen bei Pflichtverletzungen von Bürgergeld-Empfängern. Doch konkrete Antworten auf die Datenlücken bleiben aus. Statt Transparenz liefert die Regierung Ausflüchte.

Missbrauch: Organisierte Kriminalität im Sozialsystem

Das Bürgergeld ist nicht nur ein bürokratisches Monster, sondern auch ein Magnet für organisierten Missbrauch. 2024 wurden 421 Fälle von »bandenmäßigem Leistungsmissbrauch« gemeldet, fast doppelt so viele wie 2023 (229 Fälle). Bis Mai 2025 wurden bereits 195 Fälle mit 96 Strafanzeigen registriert. Besonders EU-Bürger aus Ländern wie Bulgarien oder Rumänien werden gezielt rekrutiert, in Minijobs geschleust und in maroden Immobilien zu Höchstmieten untergebracht. Die Drahtzieher kassieren oft als Vermieter doppelt ab, während die Bezieher Teile ihres Regelbedarfs abgeben müssen.

Diese Fälle konzentrieren sich auf Städte wie Duisburg oder Gelsenkirchen, wo günstiger Wohnraum Missbrauch erleichtert. Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) sprach schon im Juni von »mafiösen Strukturen«, und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) verspricht, diese abzustellen.

„Wir haben es hier zum Teil mit mafiösen Strukturen des sozialen Missbrauchs zu tun. Wir werden das abstellen.“

»Friedrich Merz / WeLT«

Die Zahlen basieren nur auf den 300 gemeinsam von Bund und Kommunen betriebenen Jobcentern; die 104 rein kommunalen Jobcenter bleiben außen vor. Die Bundesregierung räumt zudem eine „hohe Dunkelziffer“ ein, was die tatsächliche Dimension des Problems verschleiert.

„Allerdings basiert die Auswertung nur auf Daten aus 300 gemeinsamen Jobcentern – kommunale Träger (104 Jobcenter) sind nicht einbezogen. Die tatsächliche Zahl der Fälle dürfte also noch deutlich höher liegen. Die Bundesregierung räumt selbst eine ‚hohe Dunkelziffer‘ ein.“

»BILD«

Arbeitsvermittlung: Ein System in der Sackgasse

Die Jobcenter versagen nicht nur bei der Transparenz, sondern auch bei der Arbeitsvermittlung, die ihre Kernaufgabe darstellt. Nur 4,9 Prozent aller Jobwechsel werden von der Bundesagentur für Arbeit initiiert, ein historischer Tiefststand. Der bereits genannte Jobcenterchef kritisiert die Strukturen scharf: Anstatt Firmen bei der Qualifizierung von Mitarbeitern zu unterstützen, werden Arbeitslose und neue Stellenanforderungen getrennt bearbeitet. Wenn ein Unternehmen 500 Stellen abbaut, aber 200 qualifizierte Mitarbeiter sucht, könnte Weiterbildung Entlassungen verhindern. Doch die Bundesagentur agiert wie eine Behörde „für Arbeitslose“, nicht für Arbeit.

Von den 7,5 Millionen Kunden der Jobcenter sind zwei Drittel (4,5 Millionen) gering oder gar nicht qualifiziert. Dem stehen nur 600.000 offene Stellen gegenüber, davon gerade 80.000 Helferjobs – ein Verhältnis von 50 Bewerbern pro Stelle. Ohne massive Investitionen in Bildung und Qualifizierung bleibt die Vermittlung ein „Fass ohne Boden“, wie der Jobcenterchef klagt.

„Mehr als 50 Prozent unserer Kunden haben keinen deutschen Pass. Rechnet man die frisch Eingebürgerten dazu, sind zwei Drittel unserer Kundschaft unqualifiziert, viele können kaum lesen, schreiben oder rechnen – für uns ein Fass ohne Boden.“

»Jobcenter-Chef / BILD«

Die Deutschen haben eine klare Haltung zum Bürgergeld. Laut einer »INSA-Umfrage für BILD« lehnen 57 Prozent eine Erhöhung der Regelsätze ab, die seit 2023 von 449 Euro auf 563 Euro gestiegen sind. 31 Prozent fordern sogar eine Senkung, 26 Prozent wollen die Höhe beibehalten, nur ein Drittel unterstützt eine Anpassung. Zudem fordern 73 Prozent härtere Sanktionen für Bezieher, die Termine versäumen oder Jobangebote ablehnen. Seit März 2024 können Jobcenter das Bürgergeld bei nachhaltiger Arbeitsverweigerung für zwei Monate streichen, aber solche Sanktionen bleiben selten.

»Grafik KI-Generiert / Datenquelle / BILD / INSA«

Der Sozialstaat vor dem Kollaps?

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger warnt eindringlich:

„Wenn unser Sozialstaat kollabiert, dann nützt es keinem. Und er wird kollabieren, wenn wir so weitermachen.“

»Rainer Dulger / FOCUS«

Die Verwaltungskosten der Sozialkassen belaufen sich auf 25 Milliarden Euro jährlich – ein „Verpulvern“ von Ressourcen durch ineffiziente Strukturen. Dulger fordert eine Senkung der Sozialabgaben auf unter 40 Prozent, da die aktuelle Belastung einen „massiven Nettoklau“ bei Beschäftigten darstelle. Ohne Strukturreformen, Digitalisierung und KI-Einsatz sieht er die Stabilität des Systems gefährdet.

„Wir können uns nicht mehr alles leisten, was wir uns wünschen. Da ist viel Raum für Verbesserungen. Wir verpulvern viel Geld für Ineffizienzen. […] Ich erwarte, dass die Kommission so schnell wie möglich konkrete Punkte vorlegt, wie man die Sozialversicherungen reformieren und verbessern kann. […] Wir müssen weg von den hohen Lohnzusatzkosten. Wir brauchen deshalb dringend ausgabensenkende Strukturreformen.“

»Rainer Dulger / FOCUS«

Besonders brisant ist die wachsende Entfremdung der arbeitenden Bevölkerung. Viele Steuerzahler fühlen sich ungerecht behandelt, wenn Bezieher, die nie gearbeitet oder eingezahlt haben, ähnlich gut leben.

„Ich weiß nicht, wie lange unsere Demokratie das noch aushält, bevor einige hier die Systemfrage stellen.“

»Rainer Dulger / WeLT«

Ein treffsicherer Sozialstaat könnte die politische Mitte stärken und extremistischen Tendenzen entgegenwirken.

Einen anderen Ansatz äußert Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), die längere Arbeitszeiten und eine realistische Auseinandersetzung mit dem demografischen Wandel fordert. Ihre Kritik, dass Deutsche nur zwei Drittel ihres Lebens arbeiten, stößt jedoch auf Widerstand, etwa vom sozialen Flügel der CDU und von Grünen-Politikerin Ricarda Lang.

„Der demographische Wandel und die weiter steigende Lebenserwartung machen es unumgänglich: Die Lebensarbeitszeit muss steigen. […] Es kann jedenfalls auf Dauer nicht gut gehen, dass wir nur zwei Drittel unseres Erwachsenenlebens arbeiten und ein Drittel in Rente verbringen.“

»Katherina Reiche / Frankfurter Allgemeine«

Ein System unter Druck

Das Bürgergeld steht vor einer Zerreißprobe. Die unklare Datenlage, der organisierte Missbrauch und die mangelnde Vermittlung in Arbeit nähren Zweifel an der Nachhaltigkeit des Systems. Während Arbeitgeber und Bürger Reformen fordern, bleibt die Politik zögerlich und verschleiert unliebsame Wahrheiten. Der Sozialstaat, einst ein Symbol der Solidarität, droht zur Belastung für die arbeitende Bevölkerung zu werden. Ohne radikale Reformen, von der Absenkung der Sozialabgaben bis zur Bekämpfung von Missbrauch, könnte Dulgers Warnung Realität werden: ein Kollaps, der nicht nur das Sozialsystem, sondern auch das Vertrauen in das gesamte System erschüttert. Es ist Zeit, dass die Regierung die Karten auf den Tisch legt – oder die Bürger werden es irgendwann selbst tun.

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Janine Beicht

Janine Beicht ist gelernte Kommunikationsdesignerin, arbeitet aber seit 2020 im Gesundheits- und Sozialwesen. Als Aktivistin engagiert sie sich besonders auf dem Gebiet der Psychologie unter dem Aspekt der jeweiligen politischen Machtinteressen.

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