Am 14.10. hielt der Kulturreichsschriftumssekretär der Bundesregierung, Wolfram Weimer, auf der Frankfurter Buchmesse »eine erstaunliche Rede«. „Amerikanische und chinesische Tech-Giganten trainieren ihre KI-Systeme mit Milliarden von Werken, ohne die Einwilligung der Urheber einzuholen, geschweige denn, ihnen auch nur einen Cent zu zahlen“, so der ehemalige Journalist. Und weiter: „Die Welt der Literatur, die Welt der Bücher hat sich durch KI bereits jetzt dramatisch verändert.“ Haintz.media kommentierte diesen unfassbaren Unsinn bereits.
Wenige Tage später recherchierte der Journalist Alexander Wallasch, dass „The European“, ein Debattenmagazin der Weimer Media Group, systematisch mehr als Tausend Texte offenkundig widerrechtlich übernommen hat, während sie die Urheber, ohne sie zu fragen, sogar als Autoren von „The European“ angeführte, darunter Alice Weidel, Brad Pitt oder Papst Franziskus.
Den himmelschreienden Widerspruch zwischen der moralinsauren Rede von Weimer auf der Frankfurter Buchmesse und dem Geschäftsgebaren von „The European“, offenkundig geistiges Eigentum zu klauen, muss der Gründer des Magazins Cicero mit sich ausmachen. Aber ein Friedrich Merz, der einen mutmaßlich lügenden „Staatsminister beim Bundeskanzler und Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien“ anstellt, muss sich die Frage stellen, welche Werte er überhaupt noch vertritt.
Wolfram Weimer hat nichts mit Wolfram Weimer zu tun
Die Reaktion vom ZDF auf die Enthüllungen der Weimer-Plagiats-Gruppe wirkt wie ein kernpeinlicher Versuch der Entschuldigung. Das klingt im lieblichen Mainz, wo man so schön singt und noch mehr lacht, dann so
„The European nennt sich selbst ein ‚kuratiertes Debattenmagazin‘ und gehört zur Weimer Media Group, die Weimer mitbegründet hat. Nachdem er das Amt des Kulturstaatsministers übernahm, wurde seine Frau Christiane Goetz-Weimer Geschäftsführerin. Wolfram Weimer ist aber nach wie vor zu 50 Prozent Gesellschafter, worin die Organisation LobbyControl einen Interessenkonflikt sieht.“
In einer früheren Form dieses Artikels hieß es: ‚Wolfram Weimer hat mit der Weimer Media Group formal nichts mehr zu tun.‘“ Wolfram Weimer hat also mit Wolfram Weimer nichts zu tun. So denkt es sich im staatlich alimentierten Zweiten Deutschen Rundfunk.
Mein Fazit: Der Kulturstaatsminister ist nicht länger tragbar. Er muss gehen, er kann nicht länger dieses Amt ausführen. Jemand, der solche moralischen Ansprüche propagiert, gleichzeitig dieselben Ansprüche gar nicht erfüllt, ist moralisch und technisch untauglich, dieses Land zu repräsentieren. Und nur, weil jemand den Unterschied zwischen Horst und Gustav Mahler kennt, ist er noch nicht kulturell informiert. Wolfram Weimer muss zurücktreten, um weiteren Schaden für dieses Deutschland abzuwenden. Tut er es nicht, dann sind auch Bundeskanzler Friedrich Merz und jeder in der Bundesregierung Mitverantwortliche.