Volkswagen macht das, was man bei deutschen Unternehmen guten Gewissens als Trend beschreiben kann: Es entlässt Mitarbeiter. Nur sechs Jahre nach Produktionsbeginn verlieren rund 700 Beschäftigte in einem Werk im ostchinesischen Nanjing ihren Job. Die offizielle Begründung lautet, der Absatz von E-Autos bleibe hinter den Erwartungen zurück. »Laut ZDF« habe VW den Markt „neu bewertet“. Doch die nüchterne Meldung verschleiert die eigentliche Malaise: Nicht der chinesische Markt ist das Problem, sondern die politischen Vorgaben, die deutsche Hersteller dahingehend motivierten, auf das falsche Pferd zu setzen. Was nun in China kollabiert, ist das denklogische Endprodukt einer in Berlin entworfenen Industriepolitik – zuerst grün, jetzt schwarz-rot weitergeführt.
Der Schwenk auf Elektromobilität kam natürlich nicht aus dem Markt, er kam aus dem Ministerium. Die Ampelregierung – namentlich das Wirtschafts- und Umweltressort unter Desasterminister Robert Habeck – hat mit nie dagewesener Geschwindigkeit eine Deindustrialisierung eingeleitet, die man den Bürgern allen Ernstes als „Transformation“ verkaufte. Subventionen für E-Autos, staatlich forcierter Umbau der Ladeinfrastruktur, steuerliche Vorteile, Strafzahlungen für Verbrenner – all das hat nicht dazu geführt, dass der Kunde überzeugt wurde. Er wurde gelenkt, und die Konzerne liefen unter dem Druck grüner Politik mit. Volkswagen ging voran, während Friedrich Merz vom Prinzip her diese verheerende Politik fortführt.
VW scheitert an der Wirklichkeit
Die frühere VW-Spitze unter Herbert Diess machte sich zum Erfüllungsgehilfen einer suizidalen politischen Ideologie. Dass der Konzern in der Folge dieser grünen Planwirtschaft Marktanteile verlor, Produktionsprobleme bekam und intern mit massiven Umstrukturierungen zu kämpfen hatte, war der Preis einer Strategie, die auf politische Anerkennung setzte anstatt auf marktwirtschaftliche Robustheit. Robert Habeck wollte dies so, denn wirtschaftliches Schrumpfen gehört zur Kernthese grüner Klimapolitik. Es ist ein Preis, den die schwarz-rote Regierung zumindest in Kauf nimmt. Der Endeffekt ist freilich identisch, nämlich Wohlstandsverlust.
Besonders absurd wird das Ganze mit Blick auf China, den wichtigsten Absatzmarkt des Konzerns. Dort verkauft VW »jedes dritte Fahrzeug«. Doch die chinesischen Kunden lassen sich von westlichen Moralnarrativen kaum beeindrucken. Im Gegenteil: Die Nachfrage nach Verbrennern ist nach wie vor stabil, gerade im Mittelklasse-Segment. Während Peking zwar den heimischen E-Auto-Markt stützt – vor allem zugunsten chinesischer Anbieter wie BYD – trifft VW im offenen Wettbewerb auf knallharte Realität. Und diese zeigt, dass E-Mobilität in China keine deutsche Exportchance ist, sondern eine strategische Sackgasse.
Dass nun das Werk in Nanjing geschlossen wird, ist nicht nur ein betriebswirtschaftlicher Rückzug. Es ist eine späte Quittung für eine falsche grüne Weichenstellung. Diese Weichen wurden in Berlin gestellt, und zwar mit einer massiven staatlichen Verzerrung des Automarkts. Was als Klimaschutz begann, endete in industriepolitischer sowie willfähriger Selbstverzwergung. Der Versuch, eine globale Technologiewende von Deutschland aus zu orchestrieren, scheitert – wie so oft bei wokelinken Projekten – an der Wirklichkeit.
Deutschland setzt auf eine unbeliebte Technologie
Wer nun auf eine politische Kurskorrektur hofft, wird enttäuscht. Mit der neuen schwarz-roten Bundesregierung unter Friedrich Merz hat sich zwar die Rhetorik geändert, nicht aber die Richtung. Unter dem Deckmantel der Standortförderung werden weiter Steuergelder in bestimmte Technologien gelenkt, unter anderem in die Elektromobilität. Die zentralen Paradigmen der Ampel bleiben bestehen: Subvention statt Wettbewerb, Plan statt Markt und Inkompetenz statt ökonomischer Vernunft.
Von echter Technologieoffenheit ist weiterhin nichts zu sehen. Synthetische Kraftstoffe, Wasserstofflösungen oder die Optimierung effizienter Verbrennungsmotoren spielen in der Förderlogik des Bundes kaum eine Rolle. Wer batterieelektrisch plant, bekommt Unterstützung. Wer Alternativen sucht, darf – wenn überhaupt – Pilotprojekte einreichen. So wird ein ganzer Industriezweig, der im Übrigen trotz aller politischer Gegenmaßnahmen den wichtigsten deutschen Industriezweig ausmacht, in die politisch gewünschte Richtung gelenkt – koste es, was es wolle.
Genau das ist es, was nicht nur finanziell, sondern auch strategisch geschieht. Während chinesische Autobauer mit Wettbewerbsvorteilen in ihren Heimatmärkten gestärkt werden, setzt die deutsche Industrie auf eine Technologie, die der Kunde nunmal nicht möchte – weder in China noch zunehmend in Deutschland. Die jüngsten Einbrüche bei den E-Auto-Zulassungen im Inland sprechen eine klare Sprache. Das Scheitern in China ist dabei nur die vorgezogene Variante eines Trends, der auch im eigenen Land sichtbar wird.
Wie lange will sich die Bevölkerung das noch gefallen lassen?
Volkswagen, einst Symbol deutscher Ingenieurskunst, wird auf diese Weise zum Opfer eines Systems, das politische Zielerreichung über unternehmerische Vernunft stellt. Dass jetzt ein Werk in Nanjing geschlossen wird, ist keine betriebliche Einzelmaßnahme. Es ist die logische Konsequenz eines kollektiven Irrwegs, der vom Kanzleramt über Ministerien bis in die Konzernetagen reicht.
Am Ende bleibt die nüchterne ZDF-Meldung über die Schließung des Werks fast zynisch in ihrer Kürze. Hinter ihr verbirgt sich nicht nur eine Personalmaßnahme, sondern eine industriepolitische Bankrotterklärung. Das Werk in Nanjing war gebaut worden, um mit der Elektrowende global Maßstäbe zu setzen. Es endet als Symbol für deutsche Selbstüberschätzung – und für eine Politik, die lieber wünscht, als wirtschaftet. So bleibt die Werkschließung in Ostchina ein weiterer Sargnagel, der am Ende Wohlstandsverlust in Deutschland zur Folge hat. Die Frage muss gestattet sein, wie lange sich die deutsche Bevölkerung diesen politisch evozierten Raubbau am eigenen Land noch gefallen lassen möchte.