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Nancy Faeser Meme
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Deutschland Kurier / 𝕏

Urteil gegen Meme-Kritiker zeigt autoritäres Staatsverständnis

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Innenministerin Faeser nutzt die Justiz, um ein satirisches Meme zu ahnden. Die Meinungsfreiheit verliert vor Gericht und mit ihr ein Grundpfeiler der Demokratie. Der Rechtsstaat wird zur Karikatur seiner selbst
Zusammengefasst

Ein Meme im Netz, sieben Monate Haft auf Bewährung. Klingt nach einem schlechten Witz, ist aber die Realität in Deutschland anno 2025. »David Bendels«, Chefredakteur des »Deutschland-Kuriers«, wurde vom »Amtsgericht Bamberg« verurteilt, weil er auf 𝕏 ein bearbeitetes Foto von Bundesinnenministerin Nancy Faeser veröffentlichte. Auf diesem hält sie ein Schild mit den Worten „Ich hasse die Meinungsfreiheit“ in den Händen – ein satirischer Seitenhieb, der zwar plump sein mag, aber unübersehbar als Gag erkennbar ist.

»Deutschland Kurier / 𝕏«

Das Gericht sah darin eine „Verleumdung gegen Personen des politischen Lebens“ nach »§ 188 StGB« und forderte obendrein eine schriftliche Entschuldigung bei Faeser. Ein Urteil, das die gesamte Idee eines freien Rechtsstaats ad absurdum führt.

Die Innenministerin und ihr Kreuzzug

Nancy Faeser, SPD-Politikerin und bis Ende ihrer Amtszeit im Fokus solcher Debatten, bleibt eine Figur der Widersprüche. Im Februar 2024 drohte sie: „Diejenigen, die den Staat verhöhnen, müssen es mit einem starken Staat zu tun bekommen.“ Ein Satz, dem in Budapest oder Ankara applaudiert würde, hierzulande aber die Stirn runzeln lässt.

Ihr Feldzug gegen die sogenannten „Staatsdelegitimierer“ nahm in den letzten Jahren an Fahrt auf. Der Begriff wurde im Zuge der Proteste gegen die Grundrechtseinschränkungen während der Corona-Jahre etabliert. Ziel war es, dem Verfassungsschutz, einer Behörde unter der Leitung von Nancy Faeser, die Legitimation zu erteilen, Kritiker verfolgen zu lassen.

»Screenshot / Bundesamt für Verfassungsschutz«

Der vorläufige Höhepunkt dieses Vorgehens war das Verbot des Magazins »Compact« im Juli 2024. Diesen Akt kassierte das Bundesverwaltungsgericht später, da strafrechtliche Gründe fehlten. Eine Blamage, die Faeser nicht daran hinderte, weiter mit der Brechstange gegen Kritik vorzugehen. Die Razzia in der Compact-Redaktion, medienwirksam in Szene gesetzt, sprach Bände: Abschreckung statt Argumente.

»Screenshot / Tagesspiegel«

Nun haben wir das Meme-Urteil. Faeser selbst stellte im Mai 2024 den Strafantrag, nachdem Bendels’ Montage vom 28. Februar 2024 viral ging. Das Originalbild zeigte sie mit einem „We Remember“-Schild zum Holocaust-Gedenktag.

»BMI / 𝕏«

Die Bearbeitung des daran angelehnten Memes war so offensichtlich dilettantisch, dass selbst der technisch unbedarfteste Nutzer das Bild als Fälschung erkannte. Doch Satire schützt vor Strafe nicht, wenn die Staatsanwaltschaft Bamberg mitmischt.

Bamberg: Hochburg der Gesinnungsjustiz

Die Staatsanwaltschaft Bamberg, angeführt von Alexander Baum, hat sich einen Namen gemacht – allerdings keinen guten.

»Screenshot / Paul Brandenburg / Instagram«

Staatsanwalt Alexander Baum

Neben Bendels traf es den Rentner Stefan Niehoff, der ein satirisches Bild von Wirtschaftsminister Habeck mit dem Schriftzug „Schwachkopf PROFESSIONAL“ teilte. Eine Hausdurchsuchung, Beschlagnahmungen und Ermittlungen folgten – das alles nur wegen eines Memes.

»Screenshot / NIUS«

Oder nehmen wir den »Fall Christiane Göbel«, eigentlich »Pferdetrainerin« und bis 2020 unpolitisch, die zur Corona-Kritikerin wurde. Ihre maskenlose Demo löste 2020 eine Razzia aus. Laptops, Handys und sogar ein Attest wurden konfisziert, obwohl sie als Selbstständige von diesen Geräten abhängig war. Baum rechtfertigte die Härte mit bürokratischer Kälte: Kapazitäten für Einzelfallprüfungen fehlten.

Weitere Fälle folgten, wie beispielsweise der von CSU-Mitglied »Stefan Düring«, der wegen eines „Order 66“-Postings gegen die Grünen ins Visier geriet – einem „Star Wars“-Zitat, das Baum als Bedrohung witterte. Zudem beschlagnahmte man einem Mann, der 2020 ein Hitler-Bild „zum Spaß“ in einer WhatsApp-Gruppe teilte, sein Handy, auf dem alle Erinnerungen an die Geburt seiner Tochter gespeichert waren. Baums Devise: Einziehung ist Standard, Rücksicht Nebensache. Bamberg mutiert unter seiner Ägide zur Hochburg einer Justiz, die politische Kritik als persönliche Beleidigung jagt.

Paragraph 188: Das Schwert der Empfindsamen

Was ursprünglich als Schutzschild gegen gezielte Hetze gedacht war, hat sich in der Praxis zu einem Instrument politischer Selbstimmunisierung entwickelt. Der im Zuge der Corona-Pandemie verschärfte Paragraph 188 des Strafgesetzbuches bietet Mandatsträgern einen rechtlichen Sonderstatus, der sie de facto vor öffentlicher Kritik abschirmen soll. HAINTZmedia hat darüber berichtet. Während der Ton in gesellschaftlichen Debatten rauer, aber notwendigerweise auch kritischer wird, scheint sich die politische Klasse in Deutschland zunehmend aus der Verantwortung stehlen zu wollen – mit juristischer Rückendeckung.

Seit der Novellierung des Paragraphen im Jahr 2021 drohen für politische Unmutsäußerungen, die das „öffentliche Wirken“ von Amtsträgern erschweren könnten, bis zu drei Jahre Haft. Damit wurde eine neue Kategorie des Strafrechts geschaffen, und zwar das „Privilegienbeleidigungsrecht“ für Politiker. Während der Normalbürger seine Würde selbst verteidigen muss, genügt bei Mandatsträgern mittlerweile der Hinweis auf angebliche Ehrverletzung, egal wie dünnhäutig oder ideologisch gefärbt die Auslegung ist.

»Screenshot / Dejure.Org«

Die Argumentation für diesen Schritt, der angeblich zum Schutz der Demokratie in die Wege geleitet worden ist, liest sich wie ein Manifest aus einem autoritär-futuristischen Drehbuch: Kritik wird zur Bedrohung stilisiert und die politische Bühne zur empfindsamen Komfortzone erklärt. Das Narrativ vom „Ehrenamt unter Beschuss“ dient dabei als moralischer Schutzschild, der missbrauchsanfällig, schwammig und beliebig interpretierbar ist.

In der Praxis hat sich dieser Paragraph zu einer juristischen Allzweckwaffe gegen unerwünschte Stimmen entwickelt. Ob satirische Memes, harmlose Filmzitate oder regierungskritische Beiträge – was der politischen Elite nicht passt, wird kriminalisiert. Dabei reicht mitunter bereits der Verdacht auf eine Beleidigung, um Hausdurchsuchungen zu rechtfertigen, selbst bei gesundheitlich vulnerablen Personen.

Wenn das Urteil die Anklage bestätigt

Ein Justizsystem, das Satire für strafbar hält, gibt seine Neutralität preis. Dass das Amtsgericht Bamberg ausgerechnet mit dem Argument, Faeser könne die Meinungsfreiheit nicht hassen, weil sie einen Amtseid geschworen habe, gegen Bendels entschied, zeigt die intellektuelle Bankrotterklärung der Urteilsbegründung.

„Wenn man für die Meinung, dass ‚Nancy Faeser die Meinungsfreiheit hasst‘ verurteilt wird und dies nur nach einer legitimierten Anzeige möglich ist, dann bestätigt dies nicht nur diese Meinung, sondern macht sie zur unbestreitbaren Tatsache.“

JB

Dadurch dass das Teilen einer eindeutig satirischen Bildmontage zu Haft führen kann, steht die Kernaussage des Memes nicht mehr nur im Raum, sondern das Urteil selbst gibt ihr unfreiwillige Bestätigung. In diesem System ist Kritik demnach keine Debatte mehr, sondern eine Straftat.

Ein Land am Scheideweg

Im Jahr 2025 droht Journalisten ein Gefängnisaufenthalt für Sarkasmus und Rentnern eine Razzia für einen geteilten Witz. Die Signalwirkung ist toxisch. Wer sich traut, Politiker aufs Korn zu nehmen, riskiert nicht nur seinen Ruf, sondern seine Freiheit. Faeser distanziert sich nicht von diesem Urteil. Solch ein Schweigen spricht Bände. Ihre Amtszeit hinterlässt ein Vermächtnis der Einschüchterung. Das Bundesverwaltungsgericht mochte „Compact“ retten, doch die Botschaft bleibt: Kritik ist unerwünscht.

Die Eskalation juristischer Mittel gegen politische Gegner, die Aktivierung eines Paragraphen, der in einer freien Gesellschaft kaum zur Anwendung kommen dürfte, und das auffällige Verhalten einer Staatsanwaltschaft, die selektiv und einseitig verfolgt – das alles spricht nicht für einen gesunden demokratischen Rechtsstaat. Es zeigt ein System im autoritären Umbruch.

Bendels und seine Anwälte legen Rechtsmittel ein. „Wir werden das nicht hinnehmen“, sagt er – ein Funke Widerstand in einem System, das zunehmend autoritäre Züge trägt. Die Frage ist nicht, ob Faeser die Meinungsfreiheit hasst. Entscheidend ist, was ihre Taten verraten: Ein Grundrecht, das einst Machtkritik schützte, wird zum Spielball politischer Eitelkeiten. Wenn ein Meme zur Straftat wird, hat die Demokratie nicht mehr viel zu lachen.

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Janine Beicht

Janine Beicht ist gelernte Kommunikationsdesignerin, arbeitet aber seit 2020 im Gesundheits- und Sozialwesen. Als Aktivistin engagiert sie sich besonders auf dem Gebiet der Psychologie unter dem Aspekt der jeweiligen politischen Machtinteressen.

2 Antworten

  1. Ich sage das mal so: Der Mensch ist geht man von der Entstehungsgeschichte aus nichts anderes als ein Säugetier. Nun haben alle Spezies ihr eigenes „Habitat“ in welchen Sie ihre Bedürfnisse befriedigen. Welche Unterschiedlichen auf die Spezies zugeschnittenen Eigenschaften das sind, sieht man ja an den diversen Unterschieden von Säugetier zu Säugetier, immer möglichst an den Lebensraum angepasst. Da einige Menschen nun der Auffassung sind das andere Tiere und Pflanzen empfindungsunempfindlich sind. Wenn die nun auf andere Weise kommunizieren? Dazu kommt noch Erde, Wasser, Luft und Feuer. Dann mal viel Spaß , man weiß zwar warum Ebbe und Flut kommen, aber bei Erdbeben tappt die Menschheit noch im Dunkeln.

  2. Der Name Waschner fehlt. Habe ihn ergänzt in
    haintz.media/artikel/deutschland/digitale-zensoren-wie-die-bundesnetzagentur-die-meinungsfreiheit-gefaehrdet/#comment-1695

    @Scheibe
    Sehr guter Denkansatz auf der Metaebene.
    Problem:
    Nur sehr wenige Homo Sapiens der Gruppe Homo Rationalis sind an Meta…, am Denken, an Freiheit, Ehre, Würde, Respekt, _ ganzheitlicher _, langfristiger Gesundheit und Kommunikation interessiert.

    Wer es trotzdem versucht sie, die Zombies der Gruppe Homo Emotionalis, dazu zu motivieren und wieder ein respektierbarer Mensch zu werden (der sie als Kinder mal waren), der wird regelmäßig ihr Opfer durch den „politisch korrekten“, faulen, bequemen, feigen Beißreflex:

    „Entmenschlichung! Hetzealarm! Ich bin keine Ratte, keine Schabe, kein Pestvirus und kein Schädling! Und für filosofischen Kram habe ich keine Zeit, Klopapierlager muss aufgefüllt werden, dicke Füße, … Spinner! Rassist! Nazi!“ [1]

    „Aber ich kann Ihnen ganz ruhig, sachlich und faktisch korrekt beweisen, daß trotz Ihres humanoiden Erscheinungsbildes die Wirkungen und Konsequenzen Ihres Verhaltens in Tateinheit mit Ihren Artgenossen, also im großen (anonymen) Täterkollektiv der organisierten Verantwortungslosigkeit, sogar viel gefährlicher sind, als all die genannten Lebewesen. Der Paragraf für unterlassene Hilfeleistung muss unbedingt auf alle Lebensbereiche ausgedehnt werden. Wenn Sie wollen schreibe ich Ihnen kostenlos …“

    „Sie haben 30 Sekunden Zeit meinen Hausrechtbereich zu verlassen oder ich rufe die Antihass-, Antihetz- und Antibelästigungspolizei!“
    archive.is/ByTZT

    [1] https://www.derdritteblickwinkel.com/geist-materie/edward-dutton-und-sie-unterscheiden-sich-doch

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